Mit der Schnur wärst du immer auf der sicheren Seite. Ein Zuviel an Tragkraft hat noch nie geschadet, ein Zuwenig schon oft.
Den Satz kann man ja wohl kaum stehenlassen, geschweige denn unterschreiben. Du unterschlägst einfach die Nachteile von Schnüren mit hoher Tragkraft, die notwendigerweise einen größeren Durchmesser haben, als solche mit weniger Tragkraft.
Der 1. und wichtigste Nachteil ist die Größe und das Gewicht der Rolle, die Du für die gewünschte Angeltiefe benötigst. Der Schnurdurchmesser geht quadratisch in die Schnurfassung der Rolle ein. Von einer 0,25mm dicken Schnur gehen 1,44 mal soviel Schnur auf die gleiche Rolle wie bei einer Schnur von 0,3mm Durchmesser. Bei einer Schnur von 0,4mm und 28Kg Tragkraft ist es schon ca. das 2,56-fache. Also bei einer Rolle mit einer Schnurfassung von 400m/0,3mm Durchmesser gehen 576m einem Durchmesser von 0,25mm drauf (bei 400m/0,4 bereits 1024m/0,25). Das spielt insbesondere eine Rolle, wenn man tief angeln oder eine Angelrolle auch etwas universeller anwenden will, also gelegentlich auch mal 200m tief, aber eben dafür keine extra schwerere Rolle vorhalten willl.
Der zweite Nachteil ist der Wasserwiderstand der Schnur. Hier geht der Durchmesser zwar nur linear ein, aber dennoch bezahlt man mit höheren Ködergewichten, größerem Schnurbogen und deshalb auch mit schlechterer Köderführung. Das spielt umso mehr eine Rolle, je tiefer man angelt.
Ich würde diese Nachteile nicht in Kauf nehmen, wenn ich nicht muss.
Die benötigte Tragkraft wird weder von der Größe noch Gewicht des an der Angel hängenden Fisches bestimmt, sondern nur und ausschließlich von der maximal möglichen Bremskraft. In Norwegen so 5 bis 6Kg. Allerdings muss man dabei beachten, dass die Bremskraft umso mehr zunimmt, je mehr der Durchmesser der Schnurpackung abnimmt, weil die restliche Schnur bereits draußen ist. Hier kann man einen Sicherheitsfaktor von 2 einplanen (die doppelte Bremskraft wird erreicht, wenn der Durchmesser der Schnurpackung auf die Hälfte abgesunken ist, wobei dann ca, 85% der Schnur draußen sind), obwohl auch dieser hohe Faktor ein Overkill ist, weil 12Kg Bremskraft zu halten, wohl die meisten überfordert, weswegen sie in dieser Situation ganz instinktiv die Bremse runter regeln werden.
Sodann braucht man einen weiteren Sicherheitsfaktor für den Knoten zum Vorfach. Mit einem PR Knoten hat man wohl nie mehr als 10% Tragkraftverlust. Um sich dann auch noch gegen die Tatsache abzusichern, dass die Tragkraft einer Schnur auch innerhalb einer Spule schwanken kann, werden weitere 10% erforderlich.
In Summe macht das einen Faktor von ca. 2,5. Die benötigte Tragkraft ist also maximal 6Kg * 2,5 = 15Kg, also eine PE3 oder typische 30lb Schnur mit 0,3mm Durchmesser. Diesen Faktor braucht man allerdings nur, wenn man Sicherheitsfanatiker ist. Real reicht schon eine PE2 mit typisch 0,25mm Durchmesser, und zwar für jeden Fisch, der in Norwegen herum schwimmt.
Gegen was, Heinzi, willst Du Dich mit den zusätzlichen Kilos Tragkraft überhaupt absichern? Diese Frage musst Du mal beantworten.
Denn wie in diesem Thread bereits mehrfach thematisiert, hilft eine dickere Multifile Schnur nicht gegen Abriss bei Bodenkontakt, denn selbst nur unter der Spannung der Bremskraft von 6Kg wird sie so empfindlich, dass selbst wenn sie nur auf Sand reiben würde, ein Abriss fällig ist. Genauso wenig hilft sie gegen Kräfteschocks, also wenn ein Fisch bei voller Fahrt einsteigt, denn dafür ist ihre Dehnung viel zu gering. Gegen beides hilft nur ein längeres monofiles Vorfach.
Was könntest Du noch anführen?
Gruß Dieter