Lachsangeln Vancouver Island, BC

Haha, schoen von Dir zu lesen, Guenter! War Spass mit Euch! Ja, ein grosser Teil von BC ist noch wirkliche Wildnis und daher schwer zugaengig. Sonst waere es auch schnell nicht mehr "wild". Wenn man das seinem Urlaubsschwerpunkt machen will, muss man schon gut planen und vorher erkunden. Es gibt Hardcore-Wildniserkunder die sich vom Wasserflugzeug mit Kayak or Kanus einfliegen lassen.
Und ja, Uferangler haben es hier schwer. Aber Dominik hat kuerzlich gezeigt das es geht. Aber er ist auch eine andere Liga Uferangler als die meisten. Hoffe er meldet sich nochmal.
 
6.7. – 8.7. 2024; Nootka Sound

Es hatte mich schon das ganze Jahr geaergert, dass ich fuer dieses Jahr keinen Nootka-Sound Trip gebucht hatte. Es schien einfach nicht in den Kalender reinzupassen. Ich musste schon letztes Jahr ganz ohne Nootka auskommen; einer meiner Happy Places. Und dann ergab sich letztes Wochenende ploetzlich doch die Moeglichkeit in dem ich den Montag freibekam. Und fast schon unglaublicherweise konnten meine beiden Soehne auch ein langes Wochenende dafuer freimachen. Das passiert immer seltener und wird daher umso kostbarer wenn man mal beide Jungs zusammen mit auf’s Boot bekommt. Ich rief gleich das Critter Cove Resort im Nootka Sound an und die hatten noch ein paar rustikale Zimmer auf ihrer Schwimm-Lodge frei. Critter Cove is guenstig mitten im Nootka Sound gelegen und daher keine lange Fahrt von den beliebten Angelstellen weg. Ausserdem sind sie voll fuer Angler, die ihr eigenes Boot mitbringen, ausgestattet. Sogar mit Restaurant.

So fuhren wir noch Freitag nach der Arbeit los, mit Katerstimmung nach dem Deutschland-EM Aus. In Gold River, am Ende des Asphalts, uebernachteten wir in einem Motel um dann frueh zur Slipanlage zu fahren. Leider konnten wir nicht richtig frueh los weil die Bootsrampe, im Fluss gelegen, noch zu niedrigen Wasserstand hatte. Erst ab 10:00 Uhr war der Fluss mit einsetzender Fluss navigierbar. Mein Motor tickte trotzdem einmal kurz am Grund auf – aber wir waren sehr langsam und es war auch nur momentan und so war nichts beschaedigt. Das Auto und Anhaenger blieben auf dem eingezaeunten und bewachten Parkplatz, der zur Slipanlage dazugehoerte.

Dann duesten wir los und nach 45 Minuten waren wir am Resort. Dort ging alles wie geschmiert und nach 1h Auspacken und Einweisung konnten wir schon zum Angeln auslaufen. Die Berichte der angetroffenen Gaeste waren vielversprechend und dementsprechend waren wir erwartungsfroh aufgeregt. Die Lachse waren noch alle vor der offenen Kueste. Das waren die Lachsstaemme die nach Sueden, nach Kalifornien, Oregon, Washington und Sued-BC zogen. Die lokalen Chinook- und Cohostaemme wuerden erst gegen Ende Juli hier auftauchen und dann in den langen Nootka Fjord einziehen. Dann konnte man fast direkt vor dem Resort mit dem Angeln anfangen. Aber dann wurde es auch voll hier und man muss fuer diese Hauptsaison lange im Voraus buchen und auch ordentlich in die Tasche greifen.

Die Fahrt bis vor die offene Kueste war von Critter Cove nur 25 Minuten; im Vergleich zu 45 Minuten vom Moutcha Bay Resort, wo wir sonst immer gelandet waren. Am Leuchtturm angekommen, wurden wir von einer kurzfrequentigen Duenung empfangen. Befischbar aber nicht gemuetlich. Alex fuehlte sich gleich unwohl und wuerde morgen unbedingt eine Reisetablette einwerfen. Wir setzten zwei Ruten an den Downriggern ein; einen schlangen Blinker und eine Flash Fly. Dann zogen wir die Koeder zwischen den Untiefen und Riffen hier vor der Kueste herum. Es waren sicher noch 20 andere Boote unterwegs aber das verteilte sich hier gut. Es dauerte eine ganze Weile bis der erste Biss kam. Alex hatte sich mittlerweile schon in der Koje unter Deck eingerichtet. Die Flash Fly Rute ruckte ploetzlich los und Ricardo sprang wie ein Besessener dazu. Endlich! Er hieb an und die Rute blieb krumm. Und schon surrte auch Schnur von der Rolle. Na also! Ging doch. Ricardo genoss den Drill; das war sein erster Lachs dieses Jahr. Ich hielt uns mit den Wellen um das Boot so ruhig wie moeglich zu halten und Alex kam auch aus seiner Hoehle und schnappte sich den Kescher. Der Fisch war sportlich und es dauerte eine ganze Weile bis wir den ersten Blick darauf bekamen. Kein Riese aber ein schoener Teener Chinook. Das war ein Anfang. Die beiden Jungs waren erfahren und machten das alles klasse. Ich schaute stolz vom Fahrersitz aus auf meine Schule. Alex sackte den Fisch bald in den Kescher ein und der erste Fang kam an Bord. Wir klatschten uns ab und versorgten den Fisch schnell um gleich da wieder anzuknuepfen.

Nicht lange danach ruckte wieder die selbe Rute hart an und loeste auch gleich den Clip aus aber Ricardo wollte Alex den naechsten Biss ueberlassen und Alex war nicht darauf gefasst und bis die beiden sich geeinigt hatten, war der Fischkontakt leider weg. Dann war wieder eine Weile Ruhe. Das war erstaunlich denn in der Vergangenheit hatten wir hier vor der offenen Kueste mit all dem vorhandenen Futter immer Unmengen Kleinlachs vor Ort. Ich war ja gar nicht boese von den Kleinlachsen verschont zu bleiben, aber komisch war das schon. Ich schleppte uns nun an der Scharkante bei ca. 40m Tiefe entlang und Alex hatte seinen Blinker in Bodennaehe platziert. Ploetzlich riss es die Blinkerrute hart zurueck und gleich aus dem Clip raus. Alex schnappte sich die Rute und schlug hart an und wohl in etwas Schweres. Langsam aber stetig lief Schnur von der Rolle, die Rute war vollkrumm. Ich fragte ob er Leben fuehlte und ja, er haette ein oder zwei Kopfstoesse gespuert. Das sah nach Butt aus!

Ricardo holte schnell die andere Rute ein und ich schaltete auf Standgas aber noch im Gang um etwas die Richtung halten zu koennen. Das nahm Alex ein bisschen den Druck von der Rute und nun gewann er stetig Schnur zurueck. Hin und wieder wippte die Rute mal gewichtig aber mehr als ein oder zwei Meter Schnur verlor er jetzt nicht mehr. Ich war mir fast sicher: Heilbutt. Es sei denn ein quer gehakter Lachs. Wir starrten gespannt auf die Wasseroberflaeche wo wir das Auftauchen vermuteten. Dann erschien ein brauner Schatten hinter dem Flasher ca. 10m hinter dem Boot. Jupp, Butt, und kein Schlechter! Alex’ personal best fuer Heilbutt war 15 Pfund und der hier war groesser. Das spornte ihn an und er wollte jetzt nichts falsch machen. Ruhig brachte er den Butt ans Boot. Einmal fing er kurz an zu toben als Alex ihm fuer einen Moment das Maul aus dem Wasser gezogen hatte. Er hing knapp vorne im Maul – das musste jetzt schnell gehen. Ich hatte die Harpune fertig und rammte ihm die Spitze hinter dem Kiemendeckel durch und zog die Harpune wieder heraus woraufhin die Spitze auf der Unterseite haengenblieb und den Butt somit fest an das Harpunenseil vertaeute. Jetzt fing der vielleicht 20 pfuendige Butt an zu toben und raste wie bekloppt paar Male voll an das Boot aussen ran. Er wollte wohl unser Boot versenken!

Bald war Ruhe und ich vertaeute ihn durch Maul und Kiemen und hievte ihn an Bord. Klasse! Ein Butti fuer Mutti, meinte Alex lachend. Heilbutt war der gefragteste Fisch in der heimischen Kueche. Wir freuten uns und nachdem wir den Fang versorgt hatten, gingen wir wieder motiviert in Angelmodus. Aber es blieb ruhig. Gegen Abend zogen wir eine Schleife durch eine Bucht am Strand. Hier war es nur 10-20m tief und wir liessen die Koeder weiter hinter dem Boot laufen um die Scheuchwirkung des Bootes zu beruecksichtigen. Da rappelte wieder die Blinkerrute los – Ricardo war zuerst dran und er hatte wohl einen kraeftigen Gegner. Aber ein Lachs war das wohl auch nicht. Ein guter Lingcod tauchte hinter dem Boot auf. Schau mal an, da muessen also auch Steine und Felsbrocken in dieser sonst sandig-kiesigen Bucht herumliegen. Obwohl der Ling gut massig war (65 cm Mindestmass), beschlossen wir ihn wieder freizulassen. Alex half Ricardo und hielt ihn nochmal kurz in die Kamera. Dann schoss der Bursche schnell wieder zum Grund. Trotz geduldigem Versuchen unsererseits bekamen wir keine weiteren Bisse. Als wir einpackten, machten wir uns Mut fuer morgen. Wir hatten ja was gefangen aber da war noch viel Luft nach oben. Und morgen sollte es fast keinen Wind geben.

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7.7. 2024, Nootka

Heute war unser einziger voller Tag und den wollten wir voll ausnutzen. Wir standen 4:30 auf und nach einem Fruehstueck donnerten wir bei herrlichem Sonnenaufgang den Fjord hinaus. Es war wirklich windstill aber ruhig war das Wasser trotzdem nicht. Man konnte besser vorankommen als gestern aber gegen die Wellen fahren war trotzdem unbequehm. Was machen die bloss dort drueben in Japan das es hier trotz keinem Wind noch so herumschwappt!? Alex hatte eine Tablette eingeworfen und war dadurch noch extra muede und hatte sich gleich ein Schlafnest unter Deck gemacht. Ricardo und ich beschlossen weit nach Nord-West bis zum Beano Creek zu fahren. So weit kommt man nur an ruhigen Tagen. Dort gibt es eine schoene Bucht mit Kelpguertel und einer Untiefe in der Mitte wo man immer schoen Kreise drumherum schleppen kann. Die Untiefe zieht allerlei Futter an und die Lachse kommen hier gerne vorbei um mal hier und da zuzuschnappen. Wir hatten die Stelle mit 2 anderen Booten fuer uns alleine. Schnell waren wieder 2 Ruten im Einsatz. Jetzt musste es doch mal rappeln! Aber es dauerte ca. 1h bis der erste Biss kam. Aus dem Nichts riss es ploetzlich wie verueckt an der Flash Fly Rute. Ricardo sass gleich daneben und parierte sofort. Ein paar schoene Fluchten und dann blitzte es silbern hinter dem Boot auf. Ein ca. 10-12 Pfuender. Knapp gehakt; wir beschlossen den wieder freizulassen. Da kommt bestimmt noch Groesseres. Ich wollte auch maximal nur 3-4 Lachse mitnehmen.

Ein Nachbarboot hatte jetzt etwas weiter draussen einen Fisch dran und ich schleppte in die Richtung. Da ruckte wieder die Rute auf Ricardo’s Seite los und Ricardo schaute mich fragend an und ich winkte ab. So schnappte er sich wieder die Rute und war wieder in einen sportlichen Drill verwickelt. Ich hatte die zweite Rute erstmal noch dringelassen und war langsam weitergefahren. Da ruckte auch die zweite Rute los und ich griff sie mir, hieb an und rief “Fish On!”. Doppelbiss! Aber bald stellte sich heraus das mein Fisch eine andere Klasse war – leider eine untere Gewichtsklasse. Ich brachte einen halbwuechsigen Kupfer-Felsenbarsch ans Boot waehrend Ricardo noch lustvoll drillte. Dann kam auch sein Fisch heran – wieder so ein Chinook in der unteren Teenerklasse. Durfte auch wieder wegsaussen. Wenn das mal kein Fehler war. Dann schleppten wir vielleicht 2h ohne weiteren Fischkontakt weiter. Das war seltsam ruhig. Ich bemerkte, das das Wasser ungewoehnlich truebe war. Das konnte nicht gut fuer die auf Sicht raubenden Lachse sein. Nahe am Gezeitenwechsel zog ich unsere Bahn etwas weiter raus, ueber vielleicht 30m tiefen Wasser. Alex war jetzt endlich wach und kam heraus.

Wir quatschten gerade mal wieder ueber das unglueckliche EM-Aus fuer Deutschland als die Blinkerrute vor Alex’ Nase wie wild nach hinten gerissen wurden. Sofort schrie die Rolle foermlich auf. Wow, was fuer ein Biss! Der Fisch musste schon mit 50 km/h angerauscht gekommen sein und hatte in voller Fahrt den Koeder mitgenommen! Alex bekam kaum die Rute aus dem Halter, so gross war der Zug nach hinten. War das der Grosse? Ricardo und ich raeumten das Deck auf und entfernten alle moeglichen Hindernisse fuer eine erfolgreiche Landung. Nach der ersten rasanten Flucht schien der Fisch allerdings ausgepowert oder sparte sich die Energie fuer spaeter. Langsam brachte Alex den Gegner naeher. Dann sahen wir das erste Mal die Schwanzflosse auftauchen. Kein Monster aber der Groesste des Tripps bisher. Ich sagte das natuerlich auch laut zu Alex, der mich daraufhin strafend ansah weil er diesen extra Druck nicht mag. Ricardo und ich lachten uns an. Der Chinook sass nun stur 2m tief neben dem Boot. Ich sagte Alex das der nochmal Energie ablassen muss sonst geht die Landung schief. Ein so frischer Lachs neben dem Boot is ein Rezept fuer ein Desaster. Ich nahm den Kescher und platschte einmal hart auf die Wasseroberflaeche ueber dem Lachs und jetzt ging nochmal die Post ab. Er raste wieder davon und Alex liess ihn ziehen. Das ging noch ein paar Minuten hin und her und zweimal schraubte sich der Lachs noch voll aus dem Wasser. Hoffentlich blieb er dran!

Als er dann endlich muede schien, zerrte Alex den Fisch, auf Knien stehend, nahe zum Boot wo ich ihn mit dem Kescher erreichte. Geschafft! Gewonnen! Ein schoener vielleicht 18 Pfuender kam an Bord. Feine Sache. Und was fuer ein Hammerbiss! Vielleicht ging jetzt die richtige Beisszeit los? Leider nein. Wir drehten etliche Runden in der Gegend und hatten keinerlei Fischkontakt mehr. Wir registrierten paar Mal kurze Rucke an den Leinen und fanden Schleimspuren an Flasher und/oder Koeder nachher. Quallen. Und die Truebheit hatte weiter zugenommen. Das sah wie eine Algenbluete aus. Wir setzten nach Sued-Osten um wo mehrere Boote die Wash Rock Gegend bearbeiteten. Dort war das Wasser noch trueber – man konnte kaum noch einen Meter tief sehen. Braune Algenstuecke klebten an der Angelschnur fest. Das konnte nichts Gutes heissen. Das Meer war nun wie ausgestorben. Kaum noch Futterwolken auf den Echo und Stunden ohne Biss. Nicht mal ein einziger Kleinlachs/Shaker. Das war bedenklich. Wir schleppten nun ein Koeder wieder grundnah und ploetzlich riss es wieder gewaltig an der tiefen Rute.

Ricardo setzte den Haken in etwas Schweres, meinte er, und gab mir die Rute. Ja, es war schwer aber kaempfen tat es nicht wirklich. Das fuehlte sich wie ein Butt an der noch nicht gemerkt hatte, dass er gehakt ist. Stueck fuer Stueck pumpte ich den Gegener hoch. Durch das truebe Wasser konnten wir erst erkennen was es war, als der Fisch 10m hinter dem Boot die Oberflaeche erreichte; tatsaechlich, ein kleiner Butt! Ich brachte den Butt, der nur knapp hing, vorsichtig bis neben das Boot wo ihn Alex mit dem Gaff erwartete. Zack, gegafft und dann ueber die Bordwand gezerrt. Super! Der zweite Butti fuer Mutti! Wir freuten uns ueber diesen schoenen Fang.

Wir schleppten noch 1-2h ohne jeden Fischkontakt weiter. Wir hoerten den anderen Booten ueber Funk zu – gleiche Story, wie ausgestorben. Keiner fing mehr Lachse. Das musste was mit den Wasserbedingungen zu tun haben. Es lag gerade eine aussergewoehnliche Hitzewelle ueber der Westkueste; unten in Kalifornien hatten sie Temperaturen ueber 40 Grad und auch hier war es ueber 30. Vielleicht hatte das diese Algenbluete ausgeloest. Als Sichtjaeger moegen Lachse kein truebes Wasser und zogen daher vielleicht weiter raus oder tiefer oder frassen einfach nicht. Schade! Hatte ich hier in Nootka auch noch nicht so erlebt. Vor Jahren weiter suedlich, im Barkley Sound, vor Bamfield, hatten wir schon mal so ein Event. Das dauerte einige Wochen und versaute vielen Anglern die Saison.

So beschlossen wir, vorerst das Lachsangeln abzubrechen und etwas auf Riffische zu pilken. Ich suchte uns ein paar flache Kanten und Untiefen in 20m Tiefe und die zweite Stelle war ein Volltreffer. Alex liess runter – Rute krumm. Ricardo kam unten an – Rute krumm. Beide Fische nahmen sogar etwas Schnur; das mussten Lingcods sein. Zwei massige aber nicht sonderlich grosse Lings kamen hoch und wir beschlossen die wieder freizulassen. Wenn wir einen von einem Meter fingen, wuerden wir einen mitnehmen. Aber diese 70 cm Lings durften noch weiterwachsen. Lings erleiden auch kein Barotrauma und ueberleben C&R wunderbar sofern sie nicht tief oder in den Kiemen gehakt waren. So schnell wie die Jungs die Koeder runterliessen, fingen sie weitere Lings. Sie wurden nun immer kleiner und waren am Ende der Drift schon untermassig. Aber die beiden mussten wohl an die 10 Lings von dieser Kante hochgeholt haben. Ein produktives Revier. Und die Algenbluete machte den Lings wohl nicht so viel aus wie den Lachsen. Davon ermutigt, schlug ich vor zu den uns bekannten Grossfischstellen am Fjordausgang zu fahren. Die erste Stelle was eine kiesige Untiefe in etwa 30 m Tiefe mit 40plus m ringsherum. Diese Stelle war nur auf der detailierten Navionics Karte eingetragen und daher nicht sehr bekannt und befischt. Dort hatten wir das letzte Mal vor 3 Jahren viele Heilbutte, Rochen und auch Lings beim Pilken gefangen. Eine Sternstunde des Pilkens.

Es war nun zu der Duenung auch noch etwas Nachmittagwind aufgekommen und diese Stelle war leider sehr den Elementen ausgesetzt. Wir versuchten zwei Driften aber es war schwer am Grund zu bleiben. Ich half mit Motorkraft etwas nach aber so richtig gut befischen liess sich die Stelle heute nicht. Die Jungs bekamen auch keinen Biss und so fuhren wir bald weiter an eine uns bekannte Grosslingstelle. Dort gab es eine sehr steile Felskante, ein bisschen wellengeschuetzt, an der aeussersten Schaereninsel. Alex montierte einen Monstertwister und Ricardo hatte seinen 300g Lieblingspilker. Beides wurde mit einem kleinen Lachshautfetzen garniert um ein bisschen Geruchsverlockung hinzuzufuegen. Ich stoppte das Boot bei 35m und die Jungs liessen runter. Schnell drifteten wir auf ueber 50m runter wo man kaum noch Bodenkontakt bekam. Wir machten diese Drift 2 oder 3 Mal und dann hatte ich mich auf die Bedingungen eingestellt und wir bekamen jetzt eine nahezu perfekte Drift ueber und entlang der Kante hin. Da! Alex’ Rute wurde nach unten gerissen. Fish on! Heftige Kopfstoesse liessen erahnen, dass das ein guter Fisch war. “Keine Schnur lassen bis Du den Kerl von seiner Hoehle weggezerrt hast”, hatten wir Alex vorher noch mal eingeblaeut. Hier, bei der schnellen Drift ins Tiefe, brauchte man nur ein paar Sekunden festhalten und schon war mal in 10m tieferes Wasser abgedriftet. Alex versuchte zu pumpen aber jetzt verlor er erstmal ein Stueck Schnur. Das musste ein richtig guter Ling sein! Jetzt pumpte er aechzend seinen Gegner hoch. Wir blickten schon gespannt ins Wasser. Jetzt gab der Fisch nochmal Gas und dann passierte es… Widerstand weg! Waaass? Koeder, alles weg. Ich inspizierte das zerrissene Vorfach. Durchgescheuert. Wahrscheinlich an den Zaehnen. Der musste den grossen Koeder voll inhaliert haben und dann das 80# Monovorfach zwischen den Zaehnen gehabt haben. Oder es war schon vorher an Felskanten angekratzt worden. Sehr, sehr schade!

Wir machten die Drift nun noch etliche Male. Was uns nun auch auffiel, war, dass wir keine Felsenbarsche fingen. Keinen einzigen! Normalerweise hatten wir hier sonst Dutzende als Beifang. Sehr komisch. Dann wurde ploetzlich Ricardo laut und stand mit vollkrummer Rute da. Na also! Auch er kaempfte nun mit etwas Gewichtigem. Die kraeftige Heilbuttrute war maximal gebogen und er stoehnte auf als der Ling Schnur nehmen wollte. Noch nicht, halt fest! Er hievte den Fisch schon ein paar Meter hoch aber dann kam der Gegenangriff und die Rolle sang kurz… und dann war dieser Spass auch schon wieder vorbei. Ausgestiegen. Mist! So ein Pech aber auch heute! Wir versuchten es noch eine paar Mal, fuhren dann zu einer nahen anderen Topstelle, die aber auch nicht produzierte, und kamen dann nochmal zur Kante zurueck. Vielleicht hatten sich die zwei grossen Lings schon beruhigt und waren fuer eine weitere Attacke bereit. Nach paar Versuchen rief Alex ploetzlich, Fish on! Aha! Und wieder war seine Rute bis zum Bersten gespannt. Diesmal aber keine Kopfstoesse – nur sauschwer, meinte er. Aber es kam langsam hoch. Wir waren gespannt. Alex war Muckibuden trainiert und konnte Einiges stemmen aber das hier war selbst an seiner Grenze. Aber er gab nicht auf und hievte, was auch immer, Zentimeter um Zentimeter, hoch. Etwas braunes, langes tauchte auf. Hae? Ein fettes Schiffstau mit allerlei Meeresbewuchs kam hoch. Wow. Wir zogen das fette Tau mal rein um zu sehen ob vielleicht eine Schatztruhe am anderen Ende dran war. Leider nicht. Nur ein vielleicht 30m langes Tau von mindestens 5 cm Durchmesser. Kein Wunder das das schwer war! Mit gemeinsamen Gelaechter und Kopfschuetteln packten wir dann ein und fuhren zum Resort zurueck.

Nach einer Pause und einem Grillabendessen fuhren wir nochmal zu einer Sonnenuntergangstour vor die Kueste. Das Wasser war immer noch braun und trueb und so blieben unsere Hoffnungen gedaempft. Es war ein herrlicher Sommerabend aber wir konnten in 2h keinen Lachsbiss erzwingen.

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8.7. 2024; Nootka

Wieder ziemlich frueh raus; heute war unser letzter Morgen. Wir wollten noch bis 10 Uhr angeln und dann die schon vor der Huette gepackten und gestapelten Sachen auf’s Boot packen und zurueck nach Gold River fahren. Die Erwartungen waren gering nach unserer gestrigen Erfahrung. Und das sollte sich auch bestaetigen. Wir konnten machen was wir wollten, kein Lachs war da oder wollte beissen. Wir sahen nicht ein anderes Boot beim Keschern oder Drillen. Ueber Funk kam auch keine einzige Fangmeldung. Wie verhext oder veralgt. Wir fuhren dann noch mal zur Lingkante aber auch dort herrschte Beissruhe. Wir erkundeten auf dem Weg zurueck in dem Fjord noch ein paar neue potenzielle Stellen und Ricardo fing wenigstens noch einen Greenling um den kompletten Schneidertag zu verhindern. Dann war Schluss. Auf der langen aber schoenen Rueckfahrt durch die Fjordwelt liessen wir nochmal Revue passieren. Das war schon das enttaeuschendste Fangergebnis das wir je in Nootka erlebt hatten. Aber wir hatten trotzdem zwei ordentliche Lachse und zwei Butte im Gepaeck. Im Nachhinein haette man sicher die zwei wieder freigelassenen mittleren Chinooks von Ricardo auch noch mitnehmen sollen, aber um die mitgebrachte Beute ging es ja gar nicht wirklich. Ich habe ja noch meine Maennertour nach Bamfield im August bei der ich die Truhe fuellen kann. Aber ueber mehr Action an den Ruten haetten wir uns schon gefreut. Aber ich muss sagen, trotz der zaehen Angelei, habe ich einfach das Zusammensein mit meinen beiden Prachtburschen genossen. Die beiden sind wirklich feine fast-erwachsene Kerle geworden, auf die wir als Eltern richtig stolz sein koennen. Und auf so einer Angeltour ist man nicht Vater und Soehne, sondern eher einfach Angelkumpels, und auf dieser Ebene verstehen wir uns blendend und haben eine richtig schoene Zeit miteinander gehabt.

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Na, Ihr scheint ja auch ganz ordentliches Wetter auf der Insel zu haben, wenn ich schaue, so zwischen 22 und 25 Grad, mehr Sonne als Wolken.

Ok, kein Vergleich zum Interior mit knapp 40 Grad und keiner einzigen Wolke am Himmel. 🫣

Das scheint sich aber derzeit von Nevada bis hier oben zu ziehen.
 
Das war dann trotzdem eine tolle gemeinsame Zeit mit deinenJungs,sehr wertvoll und bleibt in Erinnerung. Danke für die Erlebnisse und. tolle Bilder.
Gruß Uwe
 
Hallo zusammen,

hier mein Bericht zum Uferangeln auf Vancouver Island. Auch ich möchte mich recht Herzlich für die Gastfreundschaft von Christoph bedanken. Der Tag hat super viel Spaß gebracht und bei gutem Wetter inklusive Sonnenbrand konnten wir ein paar gute Fische landen. Hierzu hat Christoph schon berichtet.

Nun möchte ich meine Erfahrungen beim Uferangeln auf Vancouver Island teilen und ein paar Tipps geben.
Meine Ausrüstung, die ich dabei hatte, waren eine Daiwa BG 4000 mit 0,16er geflochtener Schnur. Als Vorfach habe ich in der Regel 0,40-0,50er Fluorcarbon verwendet, da Lingcods doch sehr scharfe Zähne besitzen.
Rute: 2,7 Meter oder länger mit 20-80 Gramm Wurfgewicht. (Gerne auch bis 100/120) da die Lingcods beim Biss gerne Richtung Höhle flüchten.
Eine Meerforellenrute mit 40 Gramm Wurfgewicht ist zu schwach! Dies mag ab August vom Strand auf Lachs ausreichen, jedoch nicht vom Angelpier oder von Felsen.
Köder:
- Buzzbomb in 2,5 -3 inch für Rockfish, Barsch und Lachs
- Zzinger für Rockfisch, Barsch und lachs
- Gummifisch 10-12 cm am Offset Haken für Rockfish ggf. Lachs. (ich habe diese mit 28 Gramm Bulletweight am Texasrig geangelt, für den Discovery Pier benötigt man hier jedoch 60-80 Gramm)
- schlanke Pilker in 70-100 Gramm für den Campbell Discovery Pier. Ich hatte keine dabei. Jedoch wurde mir im Campbell Angelladen ein Pilker in Sandaal Form empfohlen. Die wissen dort genau, was zurzeit am Pier fängt.
Haken:
- 2/0er EInzelhaken. Kann auch gerne etwas Stabiler/Langschenklig sein. Das macht den Lachsen/Rockfish in der Regel nichts.
- Passende Offset Haken fürs Rockfishing, da es hier eine große Hängergefahr gibt.

Angelspots:
Zuallererst teile ich euch hier meine Angelspots, die ich recherchiert habe. Alle bis auf die direkt in Victoria habe ich erfolgreich befischt:

Laut meinen Recherchen gibt es bei Vancouver Island keinen Fisch, den man einfach so vom Strand fangen lässt, außer die Lachse ziehen ab ca. Anfang August nah am Ufer entlang. Alle anderen Fische wie Rockfish, Lingcod und Greenling benötigen Struktur wie Felsen und Tang. Deshalb würde ich immer Angelspots suchen, die diese Strukturen bieten, da hier auch Lachse vorbeiziehen.

So wie ich das gehört habe kann man am Campbell Discovery Fishing Pier immer alle möglichen Fische fangen. Die Herausforderung hier ist die starke Strömung und der 7 Meter hohe Pier. Hier werden in der Regel 70-100 Gramm schwere schlanke Pilker oder Speedjigs verwendet, um überhaupt in Grundnähe zu kommen und um Kontakt mit dem Köder zu haben, da ich hier ziemlich starken Wind hatte. Hier konnte ich Lingcods, Greenlings, Rockfish und Lachse fangen. Das Vorgehen war ganz einfach: ich habe entgegen der Strömung geworfen (Das muss auch garnicht weit sein, da die Lachse direkt am Pier vorbeiziehen), bei gespannter Schnur Grundkontakt suchen und dann Jiggen wie vom Boot. Der köder Treibt dann an einem vorbei bis er hinter einem ist. Dann das ganze wiederholen.
Beim großer Lachse habe ich es am Pier mehrmals erlebt, dass diese zwischen die Stempen flüchten und dann abreißen. Hier muss ordentlich druck aufgebaut werden, damit man dies verhindert. Am Pier liegen Spundwandkesser zum Fische landen aus. Hier wird einem von den anderen Anglern gerne geholfen.
Das Eis am Pier ist auch gut 😅

Falls ihr noch Fragen habt, dann könnt ihr diese gerne stellen.
Hier ein paar Fangfotos
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Danke fuer die klasse Tipps! Du, jetzt hast Du mich richtig heiss gemacht und muss das auch mal wieder vom Ufer und Pier probieren! Dickes Petri zu Deinen tollen Faengen! Aber den Drill des Chinooks am Pier erzaehlst Du uns noch mal im Detail wenn Du wieder etwas Zeit hast! 🤩
 
20.7. 2024; East Sooke

Letztes Wochenende war wiedermal ein Forumsmitglied in der Naehe und natuerlich hatten wir uns zum gemeinsamen Angeln verabredet. Ich hoffte auf einen windarmen Tag am Samstag so dass wir freie Wahl an Angelplatz und Methode hatten. Heilbutt war ausser Frage – es herrschten grosse Gezeiten und damit starke Stroemung. Leider sah der Wind solala aus und ich traute mich nicht ganz weit westlich zu fahren. Im Nachhinein haette ich es versuchen sollen aber hinterher ist man immer schlauer. So plante ich eine etwas sichere Tour in East Sooke wo man sich auch in einigen geschuetzten Buchten verstecken kann.

Ich holte Axel an dem Victoria RV Park ab wo er mit seiner Familie campte und dann fuhren wir im Sonnenaufgang zur Cheanuh Marina in East Sooke. Dort war an der Bootsrampe schon ziemlicher Betrieb aber nach einer Viertelstunde oder so waren wir dann auf dem Wasser. Wir liessen noch kurz die Krabbenfalle in der Beecher Bay ein und fingen dann noch in der Bucht mit dem Schleppen an. Hier kann man in einer 40m tiefen Rinne schon in unmittelbarer Naehe zur Marina Lachse, meist Chinooks, fangen – wenn sie denn da waren. Das kommt immer ein bisschen auf die Gezeit und Futterangebot an. Wir zogen 2 Runden durch die Bucht, hatten einen kurzen Anfasser, der aber nicht haengenblieb. Axel uebte sich an den ungewoehnten Downriggern und den Moochingrollen. Ruckzuck hatte er das Geraet aber im Griff. Dann fuhren wir raus auf die offene Juan de Fuca Strasse. Dort war es etwas rauer und auch fing bei Beachey Head der Nebel an. Ich wollte eigentlich gleich bis zur Trap Shack Bucht fahren, die sich bei Ebbe gut befischen laesst und auch ruhigeres Wasser bot. Aber Axel sah direkt vor dem Beachey Head Felsen ein Boot im Drill und so hielten wir dort an und setzten beide Ruten wieder ein. Eine Rute hatte eine Flash Fly zu bieten, die andere einen schlanken Coho-Killer Blinker.

Und schon ruckelte die Blinkerrute los und Axel war im Drill. Der Fisch schien aber kein Riese und so kam er schnell an’s Boot. Sah nach einem halbstarken Coho aus – und als ich erkannte, dass er markiert war, also keine Fettflosse mehr hatte, hob ich den 3-4 Pfuender ins Boot und gratulierte Axel zu seinem ersten Lachs. Der war zwar kein Riese aber als Markierter zum Behalten freigegeben und schon mal eine Mahlzeit fuer die Familie. Spaeter erkannte ich dann das es eigentlich ein kleinerer Chinook war – der aber hier auch legal war. Nun hofften wir auf was Groesseres. Das Beissen hielt an und die Ruten waren staendig in Bewegung aber wir fingen jetzt nur noch Klein-Chinook, die wir alle wieder vom Haken abschuettelten. Nach einer Weile hatten wir genug und ich fuhr uns zur Trap Shack Bucht. Dort war das Wasser schoen ruhig. Leider das Angeln aber auch. Der Nebel zog hier mal zu und dann wieder auf und hinterliess ein schoenes Lichtspiel ueber dem Wald und dem Wasser. Wir erfreuten uns an einem schicken Nebelbogen – im Gegensatz zu einem Regenbogen. Dann bekamen wir ein paar zaghafte Bisse die sich als kleinere Felsenbarsche entpuppten. Als Axel den ersten hochholte und dann wieder freiliess, schwamm der nicht schnell genug in die Tiefe und ploetzlich rauschte ein Adler an uns vorbei und griff sich den Barsch keine 5m hinter dem Boot. Woaah. Da waren wir nicht darauf gefasst gewesen. Nicht lange danach brachte ich nochmal einen gleichen Felsenbarsch ans Boot und als ich ihn freiliess, schaute ich mich schon aufmerksam um – besonders zum Wald am Ufer zu. Und trotzdem war der Adler wieder ploetzlich da und schnappte sich auch diesen Barsch. Wieder hatte Axel keine Chance gehabt seine Kamera zu betaetigen.

Aber mit Lachs ging hier rein gar nichts. Wir versuchten weiter draussen, dicht vor dem Ufer… auch auf den anderen Booten sah es ruhig aus und der Funk brachte auch keine aufregenden Neuigkeiten. Es hatte nun schon auf Flut umgeschaltet und bevor die Stroemung richtig loslegen wuerde, schlug ich vor ein bisschen zu pilken. Zwischen Beachey Head and Trap Shack war zwar nicht gerade als Pilkrevier bekannt, aber vielleicht lag ja gerade darin unsere Chance einen fetten Lingcod oder paar schoene Felsenbarsche zu erwischen. Ich suchte uns ein paar Riffe und felsige Untiefen heraus. Aber es war eine schwierige Angelei denn mit Wind und Stroemung war die Drift ziemlich rasant und wir hatten schnell einige Koederverluste zu verzeichnen. Axel fing 2 oder 3 Greenlinge aber ansonsten liess sich heute hier kein Riffraeuber ueberlisten. Nach einer Weile packten wir das Pilkzeug zusammen und fuhren wieder zum Lachsschleppen diesmal vor Secretary Island. Dort schaukelten schon ein paar Boote in dem ziemlich heftigen Gezeitenstrudel um diese Insel und ueber den Unterwasser-Felsriffen, die hier diese Stroemungsverwerfungen verursachten. Ausser den Angelbooten tauchten auch ploetzlich 4 oder 5 Whale Watching Boote auf. Auch diese duempelten hier herum – und sicher nicht um den Anglern zuzugucken. Hier mussten irgendwo im Nebel Wale sein. Wir schauten uns eine Weile um aber mussten das Schauspiel wohl gerade verpasst haben denn bald zogen die Walbeschauer weiter. Wahrscheinlich ein oder mehrere Buckelwale die jetzt abgetaucht waren. Man konnte im Nebel aber auch nicht weit umherschauen.

So wendeten wir uns wieder der Angelei zu. Ich setzte uns in ca. 70m Wassertiefe vielleicht 300m vor die Insel mit der Nase in die Flutstroemung. Ein Koeder bei ca. 15m und einer bei 20m. Und im Nu zuckte die flache Rute los und Axel meinte der waere ein bisschen besser als die frueheren Shaker. Ein mittlerer Coho kam ans Boot. Ein kurzer Blick, jupp, markiert! Ich flippte den Lachs am Vorfach ins Boot und Axel machte die Fischluke auf. Gleiche Groesse wie der kleinere Chinook vorher. Wuerde zum Abendmahl fast reichen. Und nun ging es Schlag auf Schlag. Alle paar Minuten rappelte eine oder ein paar Mal sogar beide Ruten gleichzeitig los. Aber es waren alles die kleinere Klasse. Ein paar unmarkierte Cohos hatten vielleicht knapp 60cm und 4 Pfund aber die meisten waren so um die 50cm. Ein paar Baby-Chinooks waren auch mit reingemischt, aber meistens war es Coho. Es zog wohl gerade ein ganzer Schwarm hier durch. Da Lachse meist mit ihrer eigenen Generation aus dem selben Fluss zusammen ziehen, war die Wahrscheinlichkeit eines viel groesseren Cohos jetzt nicht sehr hoch es sei denn dieser Schwarm eines bestimmten Baches oder Flusses hatte sich einem anderen Schwarm mit grosswuechsigen Genen angeschlossen. Passiert auch, aber nicht oft.

Ich machte sogar noch eine dritte Rute fertig, nur mit einem Blinker ohne Alles vielleicht 15m hinter dem Boot an der Oberflaeche geschleppt. Die Bisse an dieser Rute waren brutal und rasant weil kein Flasher, kein Downrigger und kein Gewicht im Wege waren und man einen direkten Draht zum Fisch hatte. Einmal wurde diese Rute wieder brutal im Rutenhalter runtergerissen und die Rolle gab aechzend Schnur frei. Axel schnappte sich die Rute und schon sahen wir wie ein Coho an der Oberflaeche tobte und sich auch aus dem Wasser schraubte. Bei diesem wilden Spiel hatte sich der Fisch komplett in die Schnur eingewickelt und kam nun rueckwaerts ans Boot. Wir sahen die Schwanzflosse aus dem Wasser ragen und der sah etwas groesser aus. Aber wie das eben so ist mit dem groessten Fisch des Tages – der geht immer verloren! Irgendwie wickelte der Coho sich wieder frei und liess uns mit dem leeren Blinker zurueck. Wir fingen noch mehrere markierte Cohos und behielten noch einen Zwilling der vorherigen. Damit war unser Tageslimit an Coho und Chinook voll. Ab jetzt waere es nur noch C&R. Es war eine kurzweilige Angelei und Axel hatte Spass daran. Er bediente nun schon das Geraet wie ein Veteran. Aber ich wollte ihn gerne nochmal an einen Gross-Chinook anketten oder ihm ein paar andere Fischarten zeigen.

Wenn ich nach Westen schaute, sah dass Wasser glatt aus. Und so schlug ich Axel ploetzlich vor vielleicht doch noch bis zu meiner neugefundenen Pilkstelle vor Sheringham Point zu brettern. Er war ok damit. So packten wir nach vielleicht 15 gehakten Cohos zusammen und ich nahm Fahrt Richtung west auf. Aber schnell stellte sich heraus, dass das Bild des ruhigen Wassers truegerisch gewesen war und es wurde eine ungemuetliche, haemmernde und langsame Fahrt. Nach einer halben Stunde und Anzeichen leichtem Nierenschaedens waren wir nur halb wo ich haette sein wollen. So brach ich dieses Unterfangen ab und wir machten am Otter Point Halt und packten wieder die Lachsruten aus. Vielleicht klappte es ja hier noch mit einem Grosslachs. Waehrend wir an den Klippen und dem Strand entlangschleppten, konnten wir Schaumkronen von Westen her kommen sehen. Gut das wir nicht weitergefahren waren. Aber auch hier wurde es bald ungemuetlich und auch die Lachse waren wohl nicht am Ort. Nach 2 oder 3 Runden an dieser beruehmten Stelle liess ich die Flut uns um die Ecke ziehen wo wir dann etwas wellengeschuetzt das Geraet wieder einpackten. Dann fuhren wir die lange Strecke, aber diesmal mit den Wellen, wieder zurueck.

Am Beachey Head packten wir nochmal aus und schleppten praktisch bis vor die Marina. Wir hakten noch 2 oder 3 Cohos – wieder die gleiche Groesse wie den ganzen Tag. An der Rinne vor der Marina wo wir den Tag vor Stunden angefangen hatten, machten wir dann endlich Schluss und gaben auf. Es sollte einfach nicht mehr gehen heute. Wir hatten wirklich alles probiert und auch keine Unannehmlichkeiten gescheut. Die Krabbenfalle hatte zwar Bewohner aber leider nur Weiber und der eine Kerl war noch untermassig. Aber wir hatten trotz des unterdurchschnittlichen Fanges einen wunderschoenen Tag zusammen. Wir haben uns blendend verstanden und einige persoenliche Gemeinsamkeiten entdeckt. Das wird hoffentlich nicht unser letztes Treffen sein und ich werde mal noch bewusst einen grossen Chinook fuer Axel im Wasser lassen – fuer spaeter! Waehrend ich das hier schreibe, wird mir durch die Nachrichten bewusste, dass Axel und Familie mit die letzten Menschen gewesen sind, die den alten Ort Jasper im Jasper National Park noch gesehen und besucht haben. Der Ort steht gerade voll in Flammen. Die diesjaehrige Waldbrandsaison ist wieder katastrophal. Wer Kanada nochmal bewaldet und gruen sehen will, sollte nicht mehr allzulange warten. Und kommt nicht von Mitte Juli bis Ende August wenn Ihr durch das Innere von BC reisen wollt.

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Traumhafte Bilder und ein toller Bericht, vielen Dank dafür. Kanada ist einfach ein wunderschönes "Fleckchen" Erde.
 
hier mein Bericht zum Uferangeln auf Vancouver Island.
Hey - vielen Dank. viel zu spät erst gesehen! Toll, dass mal jemand was zum Uferangeln schreibt.
Vor etlichen Jahren war ich mal beruflich in Victoria und hatte einen Kurzurlaub nach Port Renfrew (Port San Juan) drangehängt. Ein Bootstrip auf Coho, King und Heilbutt war nicht schlecht, aber natürlich wollte ich auch mal vom Ufer probieren. Wie du schon geschrieben hast, ist das Ufer generell schwierig (da läuft z.B. der Juan de Fuca Trail entlang, man sieht viel Wildlife, aber kommt kaum an geeignete Spots ran).
Eine nettere Location war da der kleine Hafen von Port Renfrew, an dem auch diverse Angelboote anlegen. Ich gleich mal Köder organisiert (Lachsauge und Heilbuttherz - oder umgekehrt) und an der leichten Grundmontage raus. Als erstes eine Chimäre/Seekatze (Vorsicht mit dem Giftstachel), dann nach Monsterdrill und haarsträubendem Herumgeklettere am Pier einen Nagelrochen.
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Ich würde da auf jeden Fall gerne noch mal hin, Land und Leute sind wirklich prima, problemlos mit Leihauto zu bereisen. Gerade Lingcod reizt mich schon sehr... muss mal wegen der kleineren Platten/Flounder noch recherchieren. Allerdings bin ich eben vor allem Uferangler... da hört sich das mit dem Campbell Pier schon mal sehr gut an. Gibts denn sonst keine Spots in der Stadt, wo man direkter ans Wasser kommt?
 
Doch, es gibt in und um Victoria schon einige Stellen wo man was vom Ufer fangen kann. Es gibt Einheimische ohne Boot die sich darin spezialisiert haben und die Stellen und Muster navh Jahren gut kennen. Als Neuling ist das nicht ganz einfach, Erfolg oft mit viel Glueck und viel Materialverlust verbunden. Hier mal paar Stellen von denen ich weiss:
1) Sidney Pier; wird viel von Krabbenfaengern benutzt aber es wurden auch schon Lachse gehakt

2) Ten Mile Point im Stadtteil Saanich; bei Fluthochstand und morgens oder abends Coho, Chinook, Felsenbarsch und Greenling (habe dort selber schon Coho gefangen)

3) Uplands Golfcourse; Chinook, Coho, da gibt es eine zugaengige Klippe irgendwo an diesem Course, weiss nicht genau wo, war noch nie da, hoere nur hin und wieder Fangberichte.

4)Victoria Breakwater -die grosse Mole vor Downtown, alle Lachsarten, Lingcod, Felsenbarsch, Greenling, Oktopus; nicht einfach zu befischen weil Kelpguertel davor, viele Haenger aber immer wieder von Anglern frequentiert. Der Vater eines guten Freundes hatte dort vor vielen Jahren einen 30kg Lingcod gefangen den ihm ein Bootsangler endlich vor dem Kelpguertel gekeschert hatte weil er ihn nicht durchgekriegt hatte.

5) Beachey Head, East Sooke Park; alle Lachsarten, kleinere Lings und Felsenbarsche, Greenling
Oft von Anglern besucht, 30-60 Min hinwandern und auf gefaehrlichen Klipoen herumturnen.

6) Otter Point, alle Lachsarten, Felsenbarsche, gut zugaengig, oft von Anglern besucht.

7) Port Renfrew; San Juan Flussmuendung, Coho im Sept/Oct, Searun Cutthroat Trout ganzjaehrig bei Flut, gut zugaengig, im Herbst viele Angler
 
28.7. 2024; Sooke

Mein Arbeitskollege Joe hat eine 12 jaehrige Tochter die total fischverrueckt ist. Eigentlich nicht nur Fisch sondern auch auf Froesche und allerlei Ueber-und Unterwasserleben steht. Sie fragt ihn wohl staendig ob sie wieder mit ihrem kleinen Schlauchboot zu einem lokalen See fahren koennten wo sie dann stundenlang schnorchelt und angelt. Joe weiss gar nichts damit anzufangen weil er vom Angeln und Gewaesserkunde keinen Schimmer hat. Er muss sie ja auch nur stundenlang herumrudern. Letztes Jahr hatte ich die beiden mal mit auf’s Meer mitgenommen, als die Pinks zogen, und Lea hatte richtig Geschmack auf’s Lachsangeln bekommen. Joe fragte daher kuerzlich mal an ob es mal wieder machbar waere. So verabredeten wir uns fuer eine Tour am Sonntag. Die Windvorhersage sah noch am Samstag klasse aus und ich nahm mir vor Lea mal das Pilken zu zeigen. Meine neue Stelle vor dem Leuchtturm waere ein Riesenspass fuer sie mit all den verschiedenen Felsenbarscharten und vielleicht dem einen oder anderen ordentlichen Lingcod. Leider aenderte sich die Windvorhersage uebernacht betraechtlich so dass ich dieses Unterfangen gar nicht mehr gross erwaehnte. Erstmal sehen wie es da draussen wirklich aussah.

Wir slippten an der Sunny Shores Marina, auch um meine beste Krabbenstelle zu erproben, und um dann Moeglichkeiten nach sowohl West also auch Ost zu haben. Es bliess schon im Sooke Fjord ordentlich und als wir nach 15 Minuten vor Secretary Island ankamen, empfing uns eine ungemuetliche Wackelei. Wie eine Waschmaschine wirbelte das Wasser hier vor der Insel und um die Untiefen herum. Aber wir sahen schon beim Aufbauen der Ruten wie andere Boot um uns herum fingen. Sah nach kleineren Cohos aus. Als wir die Ruten endlich im Wasser hatten, dauerte es auch nicht lange bis die ersten Bisse kamen. Ein Mini-Coho, ein paar verpasste Bisse und dann hatte Joe mal einen etwas besseren Coho dran. Als er ihn am Boot hatte, begutachtete ich ihn und fand ihn markiert. Er war wohl noch nicht mal 50 cm lang aber wir hatten 3 Lizenzen und konnten 6 markierte Cohos behalten wenn wir wollten. Lea versorgte den Fisch absolut fachgerecht. Die beiden fingen noch ein paar kleinere Cohos, aber es war nichts mehr fuer die Fischkiste dabei. Lea hatte das Geraet voll im Griff und auch Joe fuchste sich in die Schlepproutine rein und schien auch richtig Spass am Angeln zu haben.

Ich hoffte wir wuerden mal auf einen grossen Chinook treffen und die beiden koennten mal einen richtigen Grossfischdrill erleben. Passiert schon mal vor Secretary Island obwohl das eher ein Coho/Pink Revier war. Als die Flutstroemung nachliess, legten sich auch die Wellen und es wurde richtig angenehm. Leider waren jetzt aber auch die Lachse weg. Als wir eine halbe Stunde keinen Biss mehr verzeichneten und auch die anderen Boote ohne Action blieben, brachen wir hier ab. Ich fuhr uns zur Trap Shack Bucht, welches sich bei Ebbe gut befischt und meistens auch Lachse hielt. Besonders die grossen Chinooks auf dem Weg zum Fraser River oder Puget Sound verbrachten hier in der langsamen Kehrstroemung gerne die Ebbe. Wir hatten einen Koeder in 20 und einen in 15m Tiefe, Der flache bekam zuerst einen Biss und Lea kaempfte mit einem brauchbaren Coho. Der war schon so um die 60 cm und die bootsnahe Inspektion ergab: markiert! Der durfte auch mit. Lea war stolz auf ihren Fang und versorgte ihn auch wieder gut. Dann sah ich ploetzlich wie die tiefere Rute runterriss, aus dem Clip sprang und dann tief wippte. Lea war dabei aber bekam die Rute nicht aus dem Halter. Joe sprang dazu, bekam die Rute heraus und hieb nochmal kraeftig an. Die Rute war vollkrumm – ich wusste schon was los war – das war Grosslachs! Der Fisch wollte gerade Schnur nehmen aber Joe war sich nicht sicher ob die Schnur noch im Clip war und ruckte immer wieder an. Ich rief: “Schnur ist schon frei, Du bist am Fisch!” aber da war es schon zu spaet und die Rute wurde schlapp. Weg war er. Mist! Ich ging mit den beiden nochmal das Grosslachszenario durch. Alles klar! Halbe Stunde spaeter ruckte die eine Rute hart an, loeste sofort aus und zog sich stramm. Ich rief: “Big Fish!”. Joe schnappte sich die Rute noch vor seiner Tochter. Er kam wohl langsam auf den Geschmack? Der Fisch stuermte sofort zur Oberflaeche und tobte und waelzte sich – flupp, Haken raus und Spuk vorbei. Das war ein fettes Schwein gewesen! Schade!

Nach ein paar kleinen Shakers wurde es schliesslich ruhig. Ich zog die Kreise nun etwas weiter und an dem O’Brian Riff vorbei. Ich kam aber etwas zu dicht an diese Untiefe heran und die tiefere Rute holperte schon am Grund. Ich wollte schnell den Downrigger hochholen um einen Haenger zu verhindern, da wippte die Rute ploetzlich los. Das musste Fisch sein! Ich rief Lea hinzu und sie nahm die Rute und drillte irgendwas an das Boot. Es entpuppte sich als ein guter Kupfer-Felsenbarsch den wir auch fuer die beiden mitnahmen. So hatten wir ja schon ein oder zwei Familienmahlzeiten im Boot. Als wir mal wieder einen Minilachs freiliessen, war der vom Drill etwas erschoepft und tauchte nicht gleich ab. Ich wusste was jetzt kam und sah letztlich auch wie der Adler aufstieg und einen Kreis ueber uns zog um dann blitzschnell runterzustossen und den Babylachs tatsaechlich noch zu erwischen. Ausruhen gibt’s in der Natur nicht; zumindest wenn man klein ist. Lea freute sich ueber das Schauspiel. Wir bekamen aber noch mehr geboten: zwei oder dreimal sahen wir Delfine auftauchen und in der Bucht nach Futter suchen. Und dann sahen wir ploetzlich weiter draussen ein Whale Watching Boot stehen bleiben; zwei weitere gesellten sich bald dazu und schienen eine Weile einfach herumzutreiben. Wir suchten das Wasser nach Fontaenen oder Walflossen ab. Ich dachte erst es waere ein Buckelwal der wahrscheinlich abgetaucht war und die Touris auf dessen Wiederauftauchen warteten. Aber dann sahen Lea und ich die grosse Schwertflosse eines Orcas auftauchen. Komischerweise schien es nur ein Einzelner zu sein. Das ist ungewoehnlich. Vielleicht hatten wir die anderen einfach verpasst – es war schon 200m oder so entfernt.

Als wir keine weiteren Bisse verzeichneten, was auch an der Anwesenheit von Orcas liegen konnte, fuhr ich uns zum Otter Point. Ich hatten gehofft wir wuerden es bis zum Leuchtturm und meiner Pilkstelle schaffen, aber es war schon ziemlich wellig und wir hatten nach 20 Minuten Fahrt genug davon und machten lieber am Otter Point nochmal die Lachsruten scharf. Die beiden bedienten das Geraet nun schon ziemlich selbststaendig und ich liess sie die Koeder wieder bei 20 und 15m einsetzen. Kaum hatte Lea ihren Rute fertig und sich hingesetzt, riss es hammerhart an der Rute vor ihrer Nase. Die Rute zog schon hart nach hinten und die Rolle gab widerwillig Schnur frei als Lea versuchte die Rute aufzunehmen. Aber die Rute war so unter Spannung, dass sie es einfach nicht schaffte waehrend der Fisch bestimmt schon 50m wegstuermt war. Joe half ihr und uebernahm gleich die Rute. Die Rolle raste nur so und aus irgendeinem Instinkt wollte Joe die Flucht abbremsen und versuchte die Rolle zu stoppen. Die Rute wurde zum Bersten gespannt, die Schnur sang vor Spannung und der Fisch kam zur Oberflaeche und wir sahen kurz eine riesige Schwanzflosse auftauchen und zuschlagen, ein gewaltiger Schwall und ein haessliches Geraeusch von reissender Schnur – Vorfach durch. Pffff, das war zum Heulen. Das haette ein Tyee werden koennen; auf den warte ich schon seit Jahren und ausgerechnet heute musste er beissen. Wir haetten ihn ja eh wieder freigelassen aber ich haette ihn so gerne im Kescher gehabt und mal gestreichelt.

Joe und Lea waren jetzt aufgekratzt ob des Erlebnisses und Joe staunte immer wieder wie ein Fisch soviel Kraft haben konnte. Ihm war gar nicht bewusst wie selten so eine Chance sich heutzutage bot. Naja, das war ne Geschichte fuer die Lagerfeuer; “The big one that got away!”. Wir drehten noch ein paar Runden und sahen auch andere Boote drillen und keschern. Beisszeit am Otter Point! Wiedereinmal ruckelte die Rute auf Joe’s Seite leicht los und ich deutete darauf mit “Shaker”. Joe griff nach der Rute und wollte schnell einholen. Aber irgendwie ging das wohl nicht so einfach. Ich hoerte paar Mal die Rolle singen und Joe schien Schwierigkeiten zu haben. Endlich fragte ich was los sei und er meinte das das wohl gar kein kleiner Fisch sein koenne. Ha, jetzt wurde ich etwas aufmerksamer und tatsaechlich riss der Fisch mehrmals Schnur von der Rolle. Joe machte es diesmal gut und liess ihn immer wieder abziehen um dann wieder Schnur zu gewinnen. Lea stand schon am Bootsrand und wollte sehen was Papa da drillte. Ich machte mal vorsichtshalber den Kescher fertig. Dann sahen wir einen mittleren Chinook neben dem Boot auftauchen. Hey, klasse! Ich sackte ihn bald im Kescher ein und nachdem wir ihn kurz bestaunt und fotographiert hatten, schoss er wieder in die Tiefe. War so um die 10 Pfund, geschaetzt. Das war dann doch noch ein versoehnlicher Abschluss des Angeltages. Dann packten wir ein. Die Krabbenfalle gab eine grosse Krabbe her, die ich gerne fuer mich mitnahm. Der Wind hatte bis zum Ende noch besser mitgespielt als der Bericht zu vermuten lassen hatte. Am Schlachttisch spielte Lea noch mit den Robben und hatte so einen wirklich tierreichen Tag auf dem Wasser gehabt. Daher ein voller Erfolg. Wenn die mal kein Meeresbiologe oder so wird! Und bei mir war wieder die Hoffnung auf einen weiteren Tyee fuer mich aufgekommen. Noch gab es sie!

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Wieder ein toller Bericht vom jenseits des großen Teiches .... Vielen Dank dafür. .....
 
Danke für deine tollen Berichte. Bei Lea hat wohl das Angelfieber voll zugeschlagen.
 
Klasse Berichte, du schreibst sehr für den Leser, als ob er selbst dabei wäre.👍

Es wäre aber gut, wenn du nicht immer in so großen Blöcken schreiben würdest, mit einem kleinen Absatz ab und zu liest es sich leichter.

Nachdem Axel jetzt bei dir war und von eurer Tour geschwärmt hat, erweckt ein Angelurlaub mal in Kanada nun auch mein Interesse, gestärkt auch durch deine interessanten Berichte....

Danke für die "fast" Liveschalten...

Grüße aus deiner alten Heimat,

Jens
 
4.8. 2024; East Sooke

Mal nu rein kurzer Nachbericht heute – fahre bald los nach Bamfield am Barkley Sound! Angeblich sollen dort die Chinookies huepfen! Hoffentlich laesst der Wind mal nach….

Letztes Wochenende hatte bin ich mit meinem “Kleinen”, Alex, und seinem guten Freund Wyatt hier vor Sooke raus. Wyatt hat vor 1 oder 2 Jahren das Angeln richtig entdeckt und ist nun immer auf den lokalen Seen auf Fischjagd. Aber Meeresangeln kannte er so noch nicht. Und so wollte ich ihn mal mit auf Lachstour nehmen. Chinooks sind jetzt hier vor Victoria und Sooke offen und so war auch viel los auf dem Wasser. Allerdings war es wieder ganz schoen schaukelig und ich konnte nicht das ganze Programm liefern. Wir versuchten es morgens bei Ebbe an der Trap Shack – mit 20 anderen Booten. Kurz vor dem Gezeitenwechsel fing eine gute Beisszeit an. Wir sahen erst einige andere Boote in Action treten bis dann endlich eine unserer Ruten losruckte. Wyatt war instruiert und war schnell dabei und wir sahen wie sich die Rute gut verbog. Das war Grosslachs! Er nahm kurz Schnur aber drehte dann schnell Richtung Boot; was mir lieb war, weil wir so Zeit gewannen aus der Flotille herauszuschippern. Leider war Wyatt etwas zu vorsichtig im Drill und der Fisch bekam wohl etwas Luft zum Kopfschuetteln und der Haken kam los bevor wir noch was von ihm zu sehen bekamen. Schade. Aber Wyatt war nun heiss und ich ermutigte ihn nach naechste Mal agressiver zu drillen.

Eine Viertelstunde spaeter rappelte wieder die gleiche Rute los und diesmal war Wyatt voll konzentriert und hart an der Kurbel. Nach einem kurzen aber heftigen Kampf schoepfte Alex einen schoenen 15 Pfuender ins Netz. Wyatt war auf Wolke 7. Wir hofften auf mehr weil um uns herum noch weiter gefangen wurde aber irgendwie verschmaehten jetzt die Lachse unsere Koeder. Wir zogen weiter raus und tiefer und flacher. Ein paar kleinere Shaker schnappten noch zu und dann noch ein ordentlicher Coho der aber leider wild und damit unmarkiert war. Aber auch ein Umsetzen zum Otter Point half nicht mehr und so blieb es bei einem Keeper. Hatte trotzdem Spass gemacht – immer wieder klasse einen Neuling an einen Lachs zu kriegen! Dafuer war die Krabbenfalle mal wieder besser gefuellt! Bis bald und dann mit dem Bamfield Bericht!

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10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound

Tag 1

So, unser jaehrlicher Maennertrip stand an; diesmal stand wieder Bamfield am Barkley Sound an der Westkueste auf dem Programm. Wir waren diesmal 15 Angler inclusive 2 Vater-Sohn Kombos. Keiner meiner Soehne konnte sich leider freimachen und auch Jerrod konnte seinen Sohn Demario diesmal nicht mitbringen. So lud ich einen ehemaligen Arbeitskollegen zu Dave und mir auf’s Boot ein. 3 Angler sind auf meinem Boot Idealbesetzung. Ian ist ein Vollblutangler mit eigenem Kleinboot. Er befischt die Kueste von Victoria bis Port Renfrew seit Jahren intensiv, Allerdings hat eine wachsende Familie zu Hause die Angelei etwas beschraenkt und so war er total heiss auf einen mehrtaegigen Angel-Exklusivtrip mit uns. Die Wahl war wieder auf Bamfield gefallen weil wir letzten Sommer zur gleichen Zeit so fantastisches Lachsangeln erlebt hatten. Und das neue Bamfield Inn Resort bot uns schicke Zimmer und nun sogar einen eigenen Dock an. Ausserdem war das neue Restaurant im Resort fertig – und gleich mal vorab – absolut feine Kueche! Nicht ganz billig aber fuer diese Qualitaet und Auswahl – vollkommen ok.

Glenn und Jason mit ihren Teenagern hatten sich 2 Tage einen Guide gebucht. Waehrend wir anderen 11 uns auf 4 Kleinboote aufteilten. Die andere Neuigkeit dieses Jahr war, dass man nun auf einer asphaltierten Strasse von Port Alberni nach Bamfield fahren kann. Das war bis letzten Winter eine furchtbare Schotterpiste, die ich niemals mit meinem Bootsanhaenger gefahren waere. So mussten wir in der Vergangenheit immer in Port Alberni slippen, Auto und Anhaenger dort lassen und 1,5 h nach Bamfield per Boot fahren. Eine idyllische Fahrt den Port Alberni Fjord und dann den Barkley Sound hinaus; allerdings wird der Fjord ab Mittag immer ungemuetlich rau. Diese logistische Huerde kann man sich jetzt sparen und direkt bis Bamfield fahren und dort slippen. Spart auch eine Menge Sprit. Allerdings, und das ist die traurige Kehrseite, ist es nun vorbei mit dem abgelegenen Westkuesten Charme von old Bamfield. Es hatte bis jetzt immer noch diesen gemuetlichen, etwas muffigen aber liebenswerten Fischerdorfcharme. Damit ist es nun vorbei; die Touristenschwaerme, und viele Deutsche mit Womo dabei, ueberfallen jetzt regelrecht dieses idyllische Westkuestendorf. Ich kann mir schon die teuren Hotels und Schickeria-Wellnessresorts an den noch unbebauten Straenden vorstellen – es wird ein naechstes Tofino – falls Ihr schon mal da wart im Sommer, wisst Ihr was ich meine. Nun ja, so bleibt eben nichts wie es mal war.

Nachdem wir unsere Raeume und die Kuehlschraenke bezogen hatten, ging es zum ersten abendlichen Anangeln hinaus. Jerrod, der seit seinem Umzug von Victoria nach Nanaimo schon fast in Bamfield lebt und erst kurz zuvor hier angeln war, schlug Kirby Island zum Anangeln vor; wind-und duenungsgeschuetzt und angeblich voll mit Lachs. Ueber solche Aussagen wie die letzte muss ich immer schmunzeln. Wir haben da so ein paar absolut aberglaeubige Kumpels in unseren Reihen, die meinen weil im Juli bei Kirby gut gefangen wurde, so muss das auch jetzt eine absolute Topstelle sein. Mein Freund Dave ist auch so einer. Was die dabei gern vergessen, ist, das Lachse Wanderfische sind und auf ihrem Weg zu den Laichgruenden ueberall nur kurz Halt machen – wenn ueberhaupt. Oft rauschen sie einfach nur durch. Die Lachse von gestern an einer Stelle sind heute schon Kilometer weiter. Man kann nur auf einen neuen Schwall von Lachsen hoffen. Und die beissen vielleicht viel lieber auf ganz andere Koeder als die gestern. Das ist was das Lachsangeln die ultimative Herausforderung macht: man faengt jeden Tag, sogar bei jeder Gezeit wieder von Neuem an zu suchen. Es gibt paar Grundregeln und Bedingungen den man folgen kann und die gewisse Muster an einer Stelle bilden, aber kein Tag ist wie ein anderer. Damit tun sich viele schwer.

Als wir zwei Schleppruten an den Downriggern fertig machten, bemerkten wir wie trueb das Wasser war. Braunalgen! Baehh, die hatten mir schon vor paar Wochen einen Strich durch meinen Nootkatrip gemacht! Die kommen oft mit warmen Stroemungen und viel Sonnenschein. Tatsaechlich zeigte das Thermometer am Echo hier 17,5 Grad. An anderen Stellen im Barkley Sound war die Wassertemperatur zwischen 12 und 14 Grad – viel angenehmer fuer Lachse. Darauf werden wir achten muessen die naechsten Tage, dachte ich. Das war viel wichtiger als wo vor 4 Wochen gut gefangen wurde. Da wir nur ca. 2h fuer das Anangeln Zeit hatten bis zu unserer Restaurantreservierung, blieben wir bei Kirby. So eine Algenbluete, besonders eine so dichte, nimmt sich selber das Licht und es stand zu vermuten, dass in mehreren Metern Tiefe die Truebheit nachliess. Lachse sind Sichtraeuber und vermeiden wenn moeglich truebes Wasser. Daher vermuteten wir die Lachse tiefer als ueblich; wenn ueberhaupt welche hier waren. Ian setzte seinen Flash Fly Koeder auf 27m Tiefe waehrend Dave es bei 15-20m versuchte. Wir schleppten dicht an den Klippen und Felsinseln dieser Schaerenkette vorbei. Es waren noch 3 oder 4 andere Boote hier unterwegs, auch Carl und Brad auf Brad’s schickem Grady White Boot.

Wir sahen einmal Carl aufspringen und einen halbstarken Lachs zum Boot drillen. Der Fisch schuettelte allerdings den Haken bevor Brad ihn keschern konnte. Es waren also Fische hier. Zwei Shaker (Lachsbabies) schnappten mal nach unseren Koedern aber ansonsten blieb es ruhig. Wir waren schon auf der letzten Schleife zurueck Richtung Resort als ploetzlich Ian’s Rute anruckte und sofort ausloeste. Das musste was Besseres sein! Und tatsaechlich vermeldete Ian nach dem Anschlag guten Widerstand. Na also! Dave zog flugs seine Rute ein und ich drehte den Motor zurueck und raeumte die Downriggerkabel aus dem Weg.

Ian’s Fisch machte aber kein besonderes Spektakel – legte nicht einmal eine richtige Flucht hin. Vielleicht wegen des warmen Wassers hier? Das machte allerdings die Landung spannend weil der vielleicht 15 pfuendige Lachs noch voller Energie nun dicht neben und um das Boot tobte. Ian musste von einer Bootsseite zu anderen immer wieder diesen kraftvollen Spurts parieren waehrend Dave mit dem Kescher einfach nicht zum Zuge kam. Dabei sahen wir wie der Lachs immer wieder den Kopf hin und herschuettelte um den Haken loszuwerden. Oje, ob das gut geht!?

Dann machte Ian Ernst und zog den tobenden Fisch mit aller Gewalt Richtung Boot und Dave sackte ihn ein. Jawoll! Der Anfang war gemacht! Wir klatschten uns ab und packten dann halbwegs zufrieden ein. Ian hatte heute Abend von allen 4 Booten den einzigen grossen Lachs gefangen. Aber morgen mussten wir eine Stelle mit kaltem und klaren Wasser finden, dabei waren wir uns alle einig. Jerrod liess seine Draehte zu den lokalen Guides heiss laufen und das Wort war Austin und Cree – am anderen Ende des Barkley Sounds. Hoffentlich liess der Wind diese weite Tour zu. Spaeter im Restaurant ging es schon hoch her und die beiden Vaeter haetten mal besser den Fuss vom Pedal genommen denn ihr Guide nahm sie am naechten Tag 25 Meilen offshore mit. Und das Meer hatte ueberhaupt kein Erbarmen mit angefackelten Landratten!

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10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound

Tag 2

Als unsere Flotille Richtung Nordwesten aufbrach um die mittige Inselkette im Barkley Sound in ca. 15 km Entfernung zu erreichen, bretterten Glenn und Jason mit ihren Soehnen auf dem Guide Boot zur Big Bank offshore. Mir tat schon nach den 15 km inshore der Ruecken weh; es herrschte heute eine haessliche kurzfrequentige Duenung mit knapp metrigen Windwellen schraeg darueber. Das Meer war eine einzige Waschmaschinenspuelung und ich konnte kaum mehr als 30 km/h fahren und musste staendig das Gas hoch und runterdrehen. Einfach nur haesslich! Endlich an den aeussersten Inseln angekommen, waren wir wenigstens im Schatten der Duenung. Aber die Windwellen kamen hier voll rein und prallten von den Klippen zurueck und machten das Wasser auch hier sehr unruhig. Aber es mussten wohl Lachse hier sein denn es schleppten mit Sicherheit um die 50 Boote in der generellen Gegend. Grosskampftag. Wir sahen auch viele Guideboote, die ihren Kunden wohl nicht die letzte gute Niere herauspoltern wollten indem sie bei solchen Bedingunen offshore fuhren. Eine weise Entscheidung fand ich. Glenn und Jason’s Boot fingen zwar ihr Limit an Heilbutt und auch einige Lachse offshore aber alle reiherten sich die Kehle wund. Dafuer wollte ich keine $1500 zahlen!

Ich steuerte zuerst und Dave und Ian machten ihre Ruten klar. Hier bei diesem Bootsbetrieb musste einer staendig am Steuer aufpassen. Die meisten Boote folgten einem klassischem Muster das besagt: “rechte Rute zum Ufer”. Damit fuhr eine dichte Flotte synchron eine entgegen-dem-Uhrzeigersinn gerichtete Schleife mit den Booten rechts dicht an Land und die Boote links weiter draussen wieder zurueck. Das funktioniert ganz gut damit jeder mal eine Passage dicht vor den Klippen bekam und das machte die Bootsbewegungen berechenbar. Natuerlich gab es immer wieder Idioten die das entweder nicht verstanden oder absichtlich ignorierten und damit fuer brenzliche Situationen sorgten. Besonders interessant wurde es immer wenn ein Boot im Drill war. Hier musste der Skipper mit Feingefuehl dicht am Fisch bleiben und dabei versuchen den Drill nach aussen zu verlagern. Da war immer auch Ruecksicht der anderen Boote noetig – was aber normalerweise kein Problem war weil ja jeder hoffte dann auch so nachsichtig behandelt zu werden.

Und Lachse waren vor Ort. Wasser war kalt und klar hier. Dave angelte mit Koederfisch und das war wohl gefragt heute. Der erste Biss an Dave’s Rute liess nicht lange auf sich warten und Dave genoss seinen ersten Grosslachsdrill dieses Jahr. Ein ca. 15 Pfuender kam an Bord. Jetzt war ich mal dran und Dave steuerte. Ich fischte meine Flash Fly und bekam bald einen guten Biss der allerdings nicht haengen blieb. Ich machte daraufhin auch einen Koederfisch dran und bald schon ruckte meine Rute wieder los und loeste auch gleich aus; Anschlag sass und ab ging die Post! Der Fisch machte ordentlich Alarm und nahm auch gut Schnur. Die umliegenden Boote machten brav Platz und so konnte ich einen etwa 12 pfuendigen Chinook sicher landen. Klasse!

Jetzt durfte Dave wieder ran und Dave war on fire. Nicht lange und seine Rute riss wild nach hinten und er stuerzte hinzu und war am Fisch. Nach 2 guten Fluchten war der Lachs dann bald muede und Dave hievte ihn Richtung Boot wo Ian mit dem Kescher wartete und ihn versenkte. Wieder so ein 14-15 Pfuender. Damit hatte Dave ja schon sein Chinook-Tageslimit. Aber es sollte ja auch gute Cohos geben.

Ian stellte jetzt auch auf Koederfisch um. Aber jetzt war erstmal Beisspause. Wir versuchten es mal um die letzte Schaerenklippe herum zur Aussenseite zu kommen – hoffnungslos. Dort kam dann wieder die brutale Duenung um die Ecke gebrettert und kollidierte mit den Windwellen – nicht befischbar heute! Auch Brad in seinem groesseren und schwereren Grady White versuchte es und kam mit dem Schwanz eingezogen schnell wieder zurueck. So schleppten wir tiefer in den Sound und liessen den Grossteil der Flotte hinter uns. Schoen mal ein bisschen Platz zu haben! Und da riss es ploetzlich Ian’s Rute zurueck und er war an einem guten Fisch. Dave und ich raeumten das Deck um Ian allen Platz zu geben und er hatte den halben Sound um seinen Fisch in Ruhe auszudrillen. Aber sein Lachs kaempfte wieder komisch und kam aehnlich wie gestern Abend noch ziemlich gruen zum Boot wo er dann ploetzlich verrueckt spielte. Leider ging das diesmal nicht so gut aus wie gestern und der Haken kam ihm bald entgegengeflogen. Schade, denn der hatte groesser ausgesehen als alle zuvor.

Schnell waren die Ruten wieder bekoedert und im Wasser und wir zogen nun Schleife um Schleife um die Bisstelle, Nach einiger Zeit war es dann wieder Dave’s Rute die abzog. Diesmal blieb allerdings auch Dave zweiter Sieger – der Fisch blieb kaum 10 Sekunden lang haengen. Wir verbuchten noch einige Fehlbisse – irgendwie waren die Lachse jetzt vorsichtiger und knapperten nur. Als wir wieder Richtung offenes Meer zogen, kamen wir nun in einen Schwarm kleinerer Chinooks – alle so 3-5 Pfund. Beim Ersten dachten wir schon wir haetten einen Cohoschwarm gefunden aber es waren unreife Fresslachse der Chinookgattung.

Wir sahen einen der Topguides dieser Gegend und folgten ihm eine Weile. Er fuhr eine ungewoehnliche und aggressive Linie durch die vielen Untiefen und Unterwasserriffe. Vielleicht konnte man hier noch einen neuen Trick lernen? Aber das waere uns beinahe teuer zu stehen gekommen; Dave war am Steuer und bewunderte laut eine Pyramide an Futterfisch auf dem Echo. Sah wie ein Zuckerhut aus. Wir hatten unsere Koeder auf 20 und 25m Tiefe, das Echodisplay zeigte immer noch 35m Tiefe an aber ploetzlich polterte meine Rute und mein Downrigger los. Erst dachte ich Fisch aber als ich den Downrigger festhaengen und wieder losreissen sah, wusste ich das war Grundkontakt. Ich schrie “Downriggers hoch!” und Ian stuerzte nun auch zu seiner Seite wo der Rigger nun auch schwer ruckte. Ich dachte nur: “bleib nicht haengen bitte, bitte….” waehrend der automatische Einzug schwer arbeitete. Mit riesem Schwein bekamen wir nicht nur beide Downriggergewichte und Geraet sondern auch beide Koedersysteme wieder komplett zurueck.

Pffff, das war Riesenglueck! Dave starrte entgeistert auf den Plotter und das Echo. Da war ein total unmarkiertes Riff das aus dem Nichts auf 15m hochkam. War superklein und keine Andeutung davon auf der Navionics Karte. Da es so ploetzlich und steil wie ein Obelisk hochkam, hatte selbst das Echo Probleme mit der Erkennungssoftware – es hatte weiterhin die Umgebungstiefe angezeigt und das Riff als Futterschwarm gedeutet. Wow. Sofort setzten wir eine Markierung auf dem Plotter.

Nach einiger Zeit uebernahm ich mal wieder das Steuer und liess Dave angeln. Und der war in Form und hatte bald wieder einen gute Biss der diesmal haengenblieb. Waehrend er einen sportlichen Lachs drillte, witzelte ich herum das Dave den Fisch sowieso wieder freilassen muesste weil er ja schon sein Tageslimit in der Box hatten. Ian war verbluefft ueber Dave’s Fangrate im Vergleich zu uns zweien aber ich erklaerte ihm dass das auf jedem Trip das Gleiche war; Dave hatte einen Tag an dem er heisser Angelgott war und dann wurde er immer kalt. Wir lachten und alberten herum waehrend Dave seinen Drill genoss. Dann versenkte Ian den Lachs im Kescher und Dave bot Ian diesen Lachs an. Ian nahm gerne an. Damit hatten wir 4 gute Chinooks in der Box wovon Dave 3 auf die Schuppen gelegt hatte. In Anbetracht des zunehmenden Windes und einer langen Rueckfahrt beschlossen wir den Rueckzug anzutreten und lieber noch ein paar Runden im Windschutz bei Kirby zu drehen. Es wurde wirklich wieder eine nierenpruegelnde Fahrt. Endlich erreichten wir die geschuetzte Seite der Schaerenkette. Hier drehten wir ein paar Runden in ruhigem Wasser. Was fuer eine Erholung! Leider waren nur ein paar Shakerschwaerme hier vor Ort. Aber wir bekamen eine coole Naturshow geboten. Ein Buckelwal trieb sich dicht unter Land zwischen den Klippen herum um kam etliche Male mit offenem Maul nach oben geschossen. Wahrscheinlich waren da Heringsschwaerme in den Felsluecken.

Schwer auf der Kamera einzufangen aber das Schauspiel unterhielt uns lange praechtig. Und dann zeigte Dave ploetzlich vor das Boot. Da tauchte ein Seeloewe mit einem grossen Oktopus im Maul auf. Der Oktopus hatte seine 8 Fangarme um den Kopf des Seeloewen gewickelt und liess sich nicht so einfach herunterschlucken. Aber der Seeloewe machte das wohl nicht zum ersten Mal und warf seinen Kopf immer wieder hin und her und bekam so die Arme des Oktopus los und zeriss ihn schliesslich. Wow, Kampf der Giganten!

Leider liessen sich hier aber keine Lachse finden oder ueberlisten und so packten wir endlich ein und brachten unseren Fisch zum Schlachttisch. Wir alle wackelten noch den ganzen Abend lang und die Offshore Gruppe musste erstmal wieder ihre leeren Maegen fuellen. Der Wind sollte morgen etwas nachlassen aber es sollte immer noch schaukelig werden. Erst am Dienstag und Mittwoch sah es nach Kaiserwetter aus.

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Danke für den tollen Bericht von jenseits des großen Teiches, immer wieder gern zulesen. Auch tolle Fotos. :a020::applaus:
Gruß Uwe
 
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