Lachsangeln Vancouver Island, BC

Haha, schoen von Dir zu lesen, Guenter! War Spass mit Euch! Ja, ein grosser Teil von BC ist noch wirkliche Wildnis und daher schwer zugaengig. Sonst waere es auch schnell nicht mehr "wild". Wenn man das seinem Urlaubsschwerpunkt machen will, muss man schon gut planen und vorher erkunden. Es gibt Hardcore-Wildniserkunder die sich vom Wasserflugzeug mit Kayak or Kanus einfliegen lassen.
Und ja, Uferangler haben es hier schwer. Aber Dominik hat kuerzlich gezeigt das es geht. Aber er ist auch eine andere Liga Uferangler als die meisten. Hoffe er meldet sich nochmal.
 
6.7. – 8.7. 2024; Nootka Sound

Es hatte mich schon das ganze Jahr geaergert, dass ich fuer dieses Jahr keinen Nootka-Sound Trip gebucht hatte. Es schien einfach nicht in den Kalender reinzupassen. Ich musste schon letztes Jahr ganz ohne Nootka auskommen; einer meiner Happy Places. Und dann ergab sich letztes Wochenende ploetzlich doch die Moeglichkeit in dem ich den Montag freibekam. Und fast schon unglaublicherweise konnten meine beiden Soehne auch ein langes Wochenende dafuer freimachen. Das passiert immer seltener und wird daher umso kostbarer wenn man mal beide Jungs zusammen mit auf’s Boot bekommt. Ich rief gleich das Critter Cove Resort im Nootka Sound an und die hatten noch ein paar rustikale Zimmer auf ihrer Schwimm-Lodge frei. Critter Cove is guenstig mitten im Nootka Sound gelegen und daher keine lange Fahrt von den beliebten Angelstellen weg. Ausserdem sind sie voll fuer Angler, die ihr eigenes Boot mitbringen, ausgestattet. Sogar mit Restaurant.

So fuhren wir noch Freitag nach der Arbeit los, mit Katerstimmung nach dem Deutschland-EM Aus. In Gold River, am Ende des Asphalts, uebernachteten wir in einem Motel um dann frueh zur Slipanlage zu fahren. Leider konnten wir nicht richtig frueh los weil die Bootsrampe, im Fluss gelegen, noch zu niedrigen Wasserstand hatte. Erst ab 10:00 Uhr war der Fluss mit einsetzender Fluss navigierbar. Mein Motor tickte trotzdem einmal kurz am Grund auf – aber wir waren sehr langsam und es war auch nur momentan und so war nichts beschaedigt. Das Auto und Anhaenger blieben auf dem eingezaeunten und bewachten Parkplatz, der zur Slipanlage dazugehoerte.

Dann duesten wir los und nach 45 Minuten waren wir am Resort. Dort ging alles wie geschmiert und nach 1h Auspacken und Einweisung konnten wir schon zum Angeln auslaufen. Die Berichte der angetroffenen Gaeste waren vielversprechend und dementsprechend waren wir erwartungsfroh aufgeregt. Die Lachse waren noch alle vor der offenen Kueste. Das waren die Lachsstaemme die nach Sueden, nach Kalifornien, Oregon, Washington und Sued-BC zogen. Die lokalen Chinook- und Cohostaemme wuerden erst gegen Ende Juli hier auftauchen und dann in den langen Nootka Fjord einziehen. Dann konnte man fast direkt vor dem Resort mit dem Angeln anfangen. Aber dann wurde es auch voll hier und man muss fuer diese Hauptsaison lange im Voraus buchen und auch ordentlich in die Tasche greifen.

Die Fahrt bis vor die offene Kueste war von Critter Cove nur 25 Minuten; im Vergleich zu 45 Minuten vom Moutcha Bay Resort, wo wir sonst immer gelandet waren. Am Leuchtturm angekommen, wurden wir von einer kurzfrequentigen Duenung empfangen. Befischbar aber nicht gemuetlich. Alex fuehlte sich gleich unwohl und wuerde morgen unbedingt eine Reisetablette einwerfen. Wir setzten zwei Ruten an den Downriggern ein; einen schlangen Blinker und eine Flash Fly. Dann zogen wir die Koeder zwischen den Untiefen und Riffen hier vor der Kueste herum. Es waren sicher noch 20 andere Boote unterwegs aber das verteilte sich hier gut. Es dauerte eine ganze Weile bis der erste Biss kam. Alex hatte sich mittlerweile schon in der Koje unter Deck eingerichtet. Die Flash Fly Rute ruckte ploetzlich los und Ricardo sprang wie ein Besessener dazu. Endlich! Er hieb an und die Rute blieb krumm. Und schon surrte auch Schnur von der Rolle. Na also! Ging doch. Ricardo genoss den Drill; das war sein erster Lachs dieses Jahr. Ich hielt uns mit den Wellen um das Boot so ruhig wie moeglich zu halten und Alex kam auch aus seiner Hoehle und schnappte sich den Kescher. Der Fisch war sportlich und es dauerte eine ganze Weile bis wir den ersten Blick darauf bekamen. Kein Riese aber ein schoener Teener Chinook. Das war ein Anfang. Die beiden Jungs waren erfahren und machten das alles klasse. Ich schaute stolz vom Fahrersitz aus auf meine Schule. Alex sackte den Fisch bald in den Kescher ein und der erste Fang kam an Bord. Wir klatschten uns ab und versorgten den Fisch schnell um gleich da wieder anzuknuepfen.

Nicht lange danach ruckte wieder die selbe Rute hart an und loeste auch gleich den Clip aus aber Ricardo wollte Alex den naechsten Biss ueberlassen und Alex war nicht darauf gefasst und bis die beiden sich geeinigt hatten, war der Fischkontakt leider weg. Dann war wieder eine Weile Ruhe. Das war erstaunlich denn in der Vergangenheit hatten wir hier vor der offenen Kueste mit all dem vorhandenen Futter immer Unmengen Kleinlachs vor Ort. Ich war ja gar nicht boese von den Kleinlachsen verschont zu bleiben, aber komisch war das schon. Ich schleppte uns nun an der Scharkante bei ca. 40m Tiefe entlang und Alex hatte seinen Blinker in Bodennaehe platziert. Ploetzlich riss es die Blinkerrute hart zurueck und gleich aus dem Clip raus. Alex schnappte sich die Rute und schlug hart an und wohl in etwas Schweres. Langsam aber stetig lief Schnur von der Rolle, die Rute war vollkrumm. Ich fragte ob er Leben fuehlte und ja, er haette ein oder zwei Kopfstoesse gespuert. Das sah nach Butt aus!

Ricardo holte schnell die andere Rute ein und ich schaltete auf Standgas aber noch im Gang um etwas die Richtung halten zu koennen. Das nahm Alex ein bisschen den Druck von der Rute und nun gewann er stetig Schnur zurueck. Hin und wieder wippte die Rute mal gewichtig aber mehr als ein oder zwei Meter Schnur verlor er jetzt nicht mehr. Ich war mir fast sicher: Heilbutt. Es sei denn ein quer gehakter Lachs. Wir starrten gespannt auf die Wasseroberflaeche wo wir das Auftauchen vermuteten. Dann erschien ein brauner Schatten hinter dem Flasher ca. 10m hinter dem Boot. Jupp, Butt, und kein Schlechter! Alex’ personal best fuer Heilbutt war 15 Pfund und der hier war groesser. Das spornte ihn an und er wollte jetzt nichts falsch machen. Ruhig brachte er den Butt ans Boot. Einmal fing er kurz an zu toben als Alex ihm fuer einen Moment das Maul aus dem Wasser gezogen hatte. Er hing knapp vorne im Maul – das musste jetzt schnell gehen. Ich hatte die Harpune fertig und rammte ihm die Spitze hinter dem Kiemendeckel durch und zog die Harpune wieder heraus woraufhin die Spitze auf der Unterseite haengenblieb und den Butt somit fest an das Harpunenseil vertaeute. Jetzt fing der vielleicht 20 pfuendige Butt an zu toben und raste wie bekloppt paar Male voll an das Boot aussen ran. Er wollte wohl unser Boot versenken!

Bald war Ruhe und ich vertaeute ihn durch Maul und Kiemen und hievte ihn an Bord. Klasse! Ein Butti fuer Mutti, meinte Alex lachend. Heilbutt war der gefragteste Fisch in der heimischen Kueche. Wir freuten uns und nachdem wir den Fang versorgt hatten, gingen wir wieder motiviert in Angelmodus. Aber es blieb ruhig. Gegen Abend zogen wir eine Schleife durch eine Bucht am Strand. Hier war es nur 10-20m tief und wir liessen die Koeder weiter hinter dem Boot laufen um die Scheuchwirkung des Bootes zu beruecksichtigen. Da rappelte wieder die Blinkerrute los – Ricardo war zuerst dran und er hatte wohl einen kraeftigen Gegner. Aber ein Lachs war das wohl auch nicht. Ein guter Lingcod tauchte hinter dem Boot auf. Schau mal an, da muessen also auch Steine und Felsbrocken in dieser sonst sandig-kiesigen Bucht herumliegen. Obwohl der Ling gut massig war (65 cm Mindestmass), beschlossen wir ihn wieder freizulassen. Alex half Ricardo und hielt ihn nochmal kurz in die Kamera. Dann schoss der Bursche schnell wieder zum Grund. Trotz geduldigem Versuchen unsererseits bekamen wir keine weiteren Bisse. Als wir einpackten, machten wir uns Mut fuer morgen. Wir hatten ja was gefangen aber da war noch viel Luft nach oben. Und morgen sollte es fast keinen Wind geben.

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7.7. 2024, Nootka

Heute war unser einziger voller Tag und den wollten wir voll ausnutzen. Wir standen 4:30 auf und nach einem Fruehstueck donnerten wir bei herrlichem Sonnenaufgang den Fjord hinaus. Es war wirklich windstill aber ruhig war das Wasser trotzdem nicht. Man konnte besser vorankommen als gestern aber gegen die Wellen fahren war trotzdem unbequehm. Was machen die bloss dort drueben in Japan das es hier trotz keinem Wind noch so herumschwappt!? Alex hatte eine Tablette eingeworfen und war dadurch noch extra muede und hatte sich gleich ein Schlafnest unter Deck gemacht. Ricardo und ich beschlossen weit nach Nord-West bis zum Beano Creek zu fahren. So weit kommt man nur an ruhigen Tagen. Dort gibt es eine schoene Bucht mit Kelpguertel und einer Untiefe in der Mitte wo man immer schoen Kreise drumherum schleppen kann. Die Untiefe zieht allerlei Futter an und die Lachse kommen hier gerne vorbei um mal hier und da zuzuschnappen. Wir hatten die Stelle mit 2 anderen Booten fuer uns alleine. Schnell waren wieder 2 Ruten im Einsatz. Jetzt musste es doch mal rappeln! Aber es dauerte ca. 1h bis der erste Biss kam. Aus dem Nichts riss es ploetzlich wie verueckt an der Flash Fly Rute. Ricardo sass gleich daneben und parierte sofort. Ein paar schoene Fluchten und dann blitzte es silbern hinter dem Boot auf. Ein ca. 10-12 Pfuender. Knapp gehakt; wir beschlossen den wieder freizulassen. Da kommt bestimmt noch Groesseres. Ich wollte auch maximal nur 3-4 Lachse mitnehmen.

Ein Nachbarboot hatte jetzt etwas weiter draussen einen Fisch dran und ich schleppte in die Richtung. Da ruckte wieder die Rute auf Ricardo’s Seite los und Ricardo schaute mich fragend an und ich winkte ab. So schnappte er sich wieder die Rute und war wieder in einen sportlichen Drill verwickelt. Ich hatte die zweite Rute erstmal noch dringelassen und war langsam weitergefahren. Da ruckte auch die zweite Rute los und ich griff sie mir, hieb an und rief “Fish On!”. Doppelbiss! Aber bald stellte sich heraus das mein Fisch eine andere Klasse war – leider eine untere Gewichtsklasse. Ich brachte einen halbwuechsigen Kupfer-Felsenbarsch ans Boot waehrend Ricardo noch lustvoll drillte. Dann kam auch sein Fisch heran – wieder so ein Chinook in der unteren Teenerklasse. Durfte auch wieder wegsaussen. Wenn das mal kein Fehler war. Dann schleppten wir vielleicht 2h ohne weiteren Fischkontakt weiter. Das war seltsam ruhig. Ich bemerkte, das das Wasser ungewoehnlich truebe war. Das konnte nicht gut fuer die auf Sicht raubenden Lachse sein. Nahe am Gezeitenwechsel zog ich unsere Bahn etwas weiter raus, ueber vielleicht 30m tiefen Wasser. Alex war jetzt endlich wach und kam heraus.

Wir quatschten gerade mal wieder ueber das unglueckliche EM-Aus fuer Deutschland als die Blinkerrute vor Alex’ Nase wie wild nach hinten gerissen wurden. Sofort schrie die Rolle foermlich auf. Wow, was fuer ein Biss! Der Fisch musste schon mit 50 km/h angerauscht gekommen sein und hatte in voller Fahrt den Koeder mitgenommen! Alex bekam kaum die Rute aus dem Halter, so gross war der Zug nach hinten. War das der Grosse? Ricardo und ich raeumten das Deck auf und entfernten alle moeglichen Hindernisse fuer eine erfolgreiche Landung. Nach der ersten rasanten Flucht schien der Fisch allerdings ausgepowert oder sparte sich die Energie fuer spaeter. Langsam brachte Alex den Gegner naeher. Dann sahen wir das erste Mal die Schwanzflosse auftauchen. Kein Monster aber der Groesste des Tripps bisher. Ich sagte das natuerlich auch laut zu Alex, der mich daraufhin strafend ansah weil er diesen extra Druck nicht mag. Ricardo und ich lachten uns an. Der Chinook sass nun stur 2m tief neben dem Boot. Ich sagte Alex das der nochmal Energie ablassen muss sonst geht die Landung schief. Ein so frischer Lachs neben dem Boot is ein Rezept fuer ein Desaster. Ich nahm den Kescher und platschte einmal hart auf die Wasseroberflaeche ueber dem Lachs und jetzt ging nochmal die Post ab. Er raste wieder davon und Alex liess ihn ziehen. Das ging noch ein paar Minuten hin und her und zweimal schraubte sich der Lachs noch voll aus dem Wasser. Hoffentlich blieb er dran!

Als er dann endlich muede schien, zerrte Alex den Fisch, auf Knien stehend, nahe zum Boot wo ich ihn mit dem Kescher erreichte. Geschafft! Gewonnen! Ein schoener vielleicht 18 Pfuender kam an Bord. Feine Sache. Und was fuer ein Hammerbiss! Vielleicht ging jetzt die richtige Beisszeit los? Leider nein. Wir drehten etliche Runden in der Gegend und hatten keinerlei Fischkontakt mehr. Wir registrierten paar Mal kurze Rucke an den Leinen und fanden Schleimspuren an Flasher und/oder Koeder nachher. Quallen. Und die Truebheit hatte weiter zugenommen. Das sah wie eine Algenbluete aus. Wir setzten nach Sued-Osten um wo mehrere Boote die Wash Rock Gegend bearbeiteten. Dort war das Wasser noch trueber – man konnte kaum noch einen Meter tief sehen. Braune Algenstuecke klebten an der Angelschnur fest. Das konnte nichts Gutes heissen. Das Meer war nun wie ausgestorben. Kaum noch Futterwolken auf den Echo und Stunden ohne Biss. Nicht mal ein einziger Kleinlachs/Shaker. Das war bedenklich. Wir schleppten nun ein Koeder wieder grundnah und ploetzlich riss es wieder gewaltig an der tiefen Rute.

Ricardo setzte den Haken in etwas Schweres, meinte er, und gab mir die Rute. Ja, es war schwer aber kaempfen tat es nicht wirklich. Das fuehlte sich wie ein Butt an der noch nicht gemerkt hatte, dass er gehakt ist. Stueck fuer Stueck pumpte ich den Gegener hoch. Durch das truebe Wasser konnten wir erst erkennen was es war, als der Fisch 10m hinter dem Boot die Oberflaeche erreichte; tatsaechlich, ein kleiner Butt! Ich brachte den Butt, der nur knapp hing, vorsichtig bis neben das Boot wo ihn Alex mit dem Gaff erwartete. Zack, gegafft und dann ueber die Bordwand gezerrt. Super! Der zweite Butti fuer Mutti! Wir freuten uns ueber diesen schoenen Fang.

Wir schleppten noch 1-2h ohne jeden Fischkontakt weiter. Wir hoerten den anderen Booten ueber Funk zu – gleiche Story, wie ausgestorben. Keiner fing mehr Lachse. Das musste was mit den Wasserbedingungen zu tun haben. Es lag gerade eine aussergewoehnliche Hitzewelle ueber der Westkueste; unten in Kalifornien hatten sie Temperaturen ueber 40 Grad und auch hier war es ueber 30. Vielleicht hatte das diese Algenbluete ausgeloest. Als Sichtjaeger moegen Lachse kein truebes Wasser und zogen daher vielleicht weiter raus oder tiefer oder frassen einfach nicht. Schade! Hatte ich hier in Nootka auch noch nicht so erlebt. Vor Jahren weiter suedlich, im Barkley Sound, vor Bamfield, hatten wir schon mal so ein Event. Das dauerte einige Wochen und versaute vielen Anglern die Saison.

So beschlossen wir, vorerst das Lachsangeln abzubrechen und etwas auf Riffische zu pilken. Ich suchte uns ein paar flache Kanten und Untiefen in 20m Tiefe und die zweite Stelle war ein Volltreffer. Alex liess runter – Rute krumm. Ricardo kam unten an – Rute krumm. Beide Fische nahmen sogar etwas Schnur; das mussten Lingcods sein. Zwei massige aber nicht sonderlich grosse Lings kamen hoch und wir beschlossen die wieder freizulassen. Wenn wir einen von einem Meter fingen, wuerden wir einen mitnehmen. Aber diese 70 cm Lings durften noch weiterwachsen. Lings erleiden auch kein Barotrauma und ueberleben C&R wunderbar sofern sie nicht tief oder in den Kiemen gehakt waren. So schnell wie die Jungs die Koeder runterliessen, fingen sie weitere Lings. Sie wurden nun immer kleiner und waren am Ende der Drift schon untermassig. Aber die beiden mussten wohl an die 10 Lings von dieser Kante hochgeholt haben. Ein produktives Revier. Und die Algenbluete machte den Lings wohl nicht so viel aus wie den Lachsen. Davon ermutigt, schlug ich vor zu den uns bekannten Grossfischstellen am Fjordausgang zu fahren. Die erste Stelle was eine kiesige Untiefe in etwa 30 m Tiefe mit 40plus m ringsherum. Diese Stelle war nur auf der detailierten Navionics Karte eingetragen und daher nicht sehr bekannt und befischt. Dort hatten wir das letzte Mal vor 3 Jahren viele Heilbutte, Rochen und auch Lings beim Pilken gefangen. Eine Sternstunde des Pilkens.

Es war nun zu der Duenung auch noch etwas Nachmittagwind aufgekommen und diese Stelle war leider sehr den Elementen ausgesetzt. Wir versuchten zwei Driften aber es war schwer am Grund zu bleiben. Ich half mit Motorkraft etwas nach aber so richtig gut befischen liess sich die Stelle heute nicht. Die Jungs bekamen auch keinen Biss und so fuhren wir bald weiter an eine uns bekannte Grosslingstelle. Dort gab es eine sehr steile Felskante, ein bisschen wellengeschuetzt, an der aeussersten Schaereninsel. Alex montierte einen Monstertwister und Ricardo hatte seinen 300g Lieblingspilker. Beides wurde mit einem kleinen Lachshautfetzen garniert um ein bisschen Geruchsverlockung hinzuzufuegen. Ich stoppte das Boot bei 35m und die Jungs liessen runter. Schnell drifteten wir auf ueber 50m runter wo man kaum noch Bodenkontakt bekam. Wir machten diese Drift 2 oder 3 Mal und dann hatte ich mich auf die Bedingungen eingestellt und wir bekamen jetzt eine nahezu perfekte Drift ueber und entlang der Kante hin. Da! Alex’ Rute wurde nach unten gerissen. Fish on! Heftige Kopfstoesse liessen erahnen, dass das ein guter Fisch war. “Keine Schnur lassen bis Du den Kerl von seiner Hoehle weggezerrt hast”, hatten wir Alex vorher noch mal eingeblaeut. Hier, bei der schnellen Drift ins Tiefe, brauchte man nur ein paar Sekunden festhalten und schon war mal in 10m tieferes Wasser abgedriftet. Alex versuchte zu pumpen aber jetzt verlor er erstmal ein Stueck Schnur. Das musste ein richtig guter Ling sein! Jetzt pumpte er aechzend seinen Gegner hoch. Wir blickten schon gespannt ins Wasser. Jetzt gab der Fisch nochmal Gas und dann passierte es… Widerstand weg! Waaass? Koeder, alles weg. Ich inspizierte das zerrissene Vorfach. Durchgescheuert. Wahrscheinlich an den Zaehnen. Der musste den grossen Koeder voll inhaliert haben und dann das 80# Monovorfach zwischen den Zaehnen gehabt haben. Oder es war schon vorher an Felskanten angekratzt worden. Sehr, sehr schade!

Wir machten die Drift nun noch etliche Male. Was uns nun auch auffiel, war, dass wir keine Felsenbarsche fingen. Keinen einzigen! Normalerweise hatten wir hier sonst Dutzende als Beifang. Sehr komisch. Dann wurde ploetzlich Ricardo laut und stand mit vollkrummer Rute da. Na also! Auch er kaempfte nun mit etwas Gewichtigem. Die kraeftige Heilbuttrute war maximal gebogen und er stoehnte auf als der Ling Schnur nehmen wollte. Noch nicht, halt fest! Er hievte den Fisch schon ein paar Meter hoch aber dann kam der Gegenangriff und die Rolle sang kurz… und dann war dieser Spass auch schon wieder vorbei. Ausgestiegen. Mist! So ein Pech aber auch heute! Wir versuchten es noch eine paar Mal, fuhren dann zu einer nahen anderen Topstelle, die aber auch nicht produzierte, und kamen dann nochmal zur Kante zurueck. Vielleicht hatten sich die zwei grossen Lings schon beruhigt und waren fuer eine weitere Attacke bereit. Nach paar Versuchen rief Alex ploetzlich, Fish on! Aha! Und wieder war seine Rute bis zum Bersten gespannt. Diesmal aber keine Kopfstoesse – nur sauschwer, meinte er. Aber es kam langsam hoch. Wir waren gespannt. Alex war Muckibuden trainiert und konnte Einiges stemmen aber das hier war selbst an seiner Grenze. Aber er gab nicht auf und hievte, was auch immer, Zentimeter um Zentimeter, hoch. Etwas braunes, langes tauchte auf. Hae? Ein fettes Schiffstau mit allerlei Meeresbewuchs kam hoch. Wow. Wir zogen das fette Tau mal rein um zu sehen ob vielleicht eine Schatztruhe am anderen Ende dran war. Leider nicht. Nur ein vielleicht 30m langes Tau von mindestens 5 cm Durchmesser. Kein Wunder das das schwer war! Mit gemeinsamen Gelaechter und Kopfschuetteln packten wir dann ein und fuhren zum Resort zurueck.

Nach einer Pause und einem Grillabendessen fuhren wir nochmal zu einer Sonnenuntergangstour vor die Kueste. Das Wasser war immer noch braun und trueb und so blieben unsere Hoffnungen gedaempft. Es war ein herrlicher Sommerabend aber wir konnten in 2h keinen Lachsbiss erzwingen.

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8.7. 2024; Nootka

Wieder ziemlich frueh raus; heute war unser letzter Morgen. Wir wollten noch bis 10 Uhr angeln und dann die schon vor der Huette gepackten und gestapelten Sachen auf’s Boot packen und zurueck nach Gold River fahren. Die Erwartungen waren gering nach unserer gestrigen Erfahrung. Und das sollte sich auch bestaetigen. Wir konnten machen was wir wollten, kein Lachs war da oder wollte beissen. Wir sahen nicht ein anderes Boot beim Keschern oder Drillen. Ueber Funk kam auch keine einzige Fangmeldung. Wie verhext oder veralgt. Wir fuhren dann noch mal zur Lingkante aber auch dort herrschte Beissruhe. Wir erkundeten auf dem Weg zurueck in dem Fjord noch ein paar neue potenzielle Stellen und Ricardo fing wenigstens noch einen Greenling um den kompletten Schneidertag zu verhindern. Dann war Schluss. Auf der langen aber schoenen Rueckfahrt durch die Fjordwelt liessen wir nochmal Revue passieren. Das war schon das enttaeuschendste Fangergebnis das wir je in Nootka erlebt hatten. Aber wir hatten trotzdem zwei ordentliche Lachse und zwei Butte im Gepaeck. Im Nachhinein haette man sicher die zwei wieder freigelassenen mittleren Chinooks von Ricardo auch noch mitnehmen sollen, aber um die mitgebrachte Beute ging es ja gar nicht wirklich. Ich habe ja noch meine Maennertour nach Bamfield im August bei der ich die Truhe fuellen kann. Aber ueber mehr Action an den Ruten haetten wir uns schon gefreut. Aber ich muss sagen, trotz der zaehen Angelei, habe ich einfach das Zusammensein mit meinen beiden Prachtburschen genossen. Die beiden sind wirklich feine fast-erwachsene Kerle geworden, auf die wir als Eltern richtig stolz sein koennen. Und auf so einer Angeltour ist man nicht Vater und Soehne, sondern eher einfach Angelkumpels, und auf dieser Ebene verstehen wir uns blendend und haben eine richtig schoene Zeit miteinander gehabt.

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Na, Ihr scheint ja auch ganz ordentliches Wetter auf der Insel zu haben, wenn ich schaue, so zwischen 22 und 25 Grad, mehr Sonne als Wolken.

Ok, kein Vergleich zum Interior mit knapp 40 Grad und keiner einzigen Wolke am Himmel. 🫣

Das scheint sich aber derzeit von Nevada bis hier oben zu ziehen.
 
Das war dann trotzdem eine tolle gemeinsame Zeit mit deinenJungs,sehr wertvoll und bleibt in Erinnerung. Danke für die Erlebnisse und. tolle Bilder.
Gruß Uwe
 
Hallo zusammen,

hier mein Bericht zum Uferangeln auf Vancouver Island. Auch ich möchte mich recht Herzlich für die Gastfreundschaft von Christoph bedanken. Der Tag hat super viel Spaß gebracht und bei gutem Wetter inklusive Sonnenbrand konnten wir ein paar gute Fische landen. Hierzu hat Christoph schon berichtet.

Nun möchte ich meine Erfahrungen beim Uferangeln auf Vancouver Island teilen und ein paar Tipps geben.
Meine Ausrüstung, die ich dabei hatte, waren eine Daiwa BG 4000 mit 0,16er geflochtener Schnur. Als Vorfach habe ich in der Regel 0,40-0,50er Fluorcarbon verwendet, da Lingcods doch sehr scharfe Zähne besitzen.
Rute: 2,7 Meter oder länger mit 20-80 Gramm Wurfgewicht. (Gerne auch bis 100/120) da die Lingcods beim Biss gerne Richtung Höhle flüchten.
Eine Meerforellenrute mit 40 Gramm Wurfgewicht ist zu schwach! Dies mag ab August vom Strand auf Lachs ausreichen, jedoch nicht vom Angelpier oder von Felsen.
Köder:
- Buzzbomb in 2,5 -3 inch für Rockfish, Barsch und Lachs
- Zzinger für Rockfisch, Barsch und lachs
- Gummifisch 10-12 cm am Offset Haken für Rockfish ggf. Lachs. (ich habe diese mit 28 Gramm Bulletweight am Texasrig geangelt, für den Discovery Pier benötigt man hier jedoch 60-80 Gramm)
- schlanke Pilker in 70-100 Gramm für den Campbell Discovery Pier. Ich hatte keine dabei. Jedoch wurde mir im Campbell Angelladen ein Pilker in Sandaal Form empfohlen. Die wissen dort genau, was zurzeit am Pier fängt.
Haken:
- 2/0er EInzelhaken. Kann auch gerne etwas Stabiler/Langschenklig sein. Das macht den Lachsen/Rockfish in der Regel nichts.
- Passende Offset Haken fürs Rockfishing, da es hier eine große Hängergefahr gibt.

Angelspots:
Zuallererst teile ich euch hier meine Angelspots, die ich recherchiert habe. Alle bis auf die direkt in Victoria habe ich erfolgreich befischt:

Laut meinen Recherchen gibt es bei Vancouver Island keinen Fisch, den man einfach so vom Strand fangen lässt, außer die Lachse ziehen ab ca. Anfang August nah am Ufer entlang. Alle anderen Fische wie Rockfish, Lingcod und Greenling benötigen Struktur wie Felsen und Tang. Deshalb würde ich immer Angelspots suchen, die diese Strukturen bieten, da hier auch Lachse vorbeiziehen.

So wie ich das gehört habe kann man am Campbell Discovery Fishing Pier immer alle möglichen Fische fangen. Die Herausforderung hier ist die starke Strömung und der 7 Meter hohe Pier. Hier werden in der Regel 70-100 Gramm schwere schlanke Pilker oder Speedjigs verwendet, um überhaupt in Grundnähe zu kommen und um Kontakt mit dem Köder zu haben, da ich hier ziemlich starken Wind hatte. Hier konnte ich Lingcods, Greenlings, Rockfish und Lachse fangen. Das Vorgehen war ganz einfach: ich habe entgegen der Strömung geworfen (Das muss auch garnicht weit sein, da die Lachse direkt am Pier vorbeiziehen), bei gespannter Schnur Grundkontakt suchen und dann Jiggen wie vom Boot. Der köder Treibt dann an einem vorbei bis er hinter einem ist. Dann das ganze wiederholen.
Beim großer Lachse habe ich es am Pier mehrmals erlebt, dass diese zwischen die Stempen flüchten und dann abreißen. Hier muss ordentlich druck aufgebaut werden, damit man dies verhindert. Am Pier liegen Spundwandkesser zum Fische landen aus. Hier wird einem von den anderen Anglern gerne geholfen.
Das Eis am Pier ist auch gut 😅

Falls ihr noch Fragen habt, dann könnt ihr diese gerne stellen.
Hier ein paar Fangfotos
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Danke fuer die klasse Tipps! Du, jetzt hast Du mich richtig heiss gemacht und muss das auch mal wieder vom Ufer und Pier probieren! Dickes Petri zu Deinen tollen Faengen! Aber den Drill des Chinooks am Pier erzaehlst Du uns noch mal im Detail wenn Du wieder etwas Zeit hast! 🤩
 
20.7. 2024; East Sooke

Letztes Wochenende war wiedermal ein Forumsmitglied in der Naehe und natuerlich hatten wir uns zum gemeinsamen Angeln verabredet. Ich hoffte auf einen windarmen Tag am Samstag so dass wir freie Wahl an Angelplatz und Methode hatten. Heilbutt war ausser Frage – es herrschten grosse Gezeiten und damit starke Stroemung. Leider sah der Wind solala aus und ich traute mich nicht ganz weit westlich zu fahren. Im Nachhinein haette ich es versuchen sollen aber hinterher ist man immer schlauer. So plante ich eine etwas sichere Tour in East Sooke wo man sich auch in einigen geschuetzten Buchten verstecken kann.

Ich holte Axel an dem Victoria RV Park ab wo er mit seiner Familie campte und dann fuhren wir im Sonnenaufgang zur Cheanuh Marina in East Sooke. Dort war an der Bootsrampe schon ziemlicher Betrieb aber nach einer Viertelstunde oder so waren wir dann auf dem Wasser. Wir liessen noch kurz die Krabbenfalle in der Beecher Bay ein und fingen dann noch in der Bucht mit dem Schleppen an. Hier kann man in einer 40m tiefen Rinne schon in unmittelbarer Naehe zur Marina Lachse, meist Chinooks, fangen – wenn sie denn da waren. Das kommt immer ein bisschen auf die Gezeit und Futterangebot an. Wir zogen 2 Runden durch die Bucht, hatten einen kurzen Anfasser, der aber nicht haengenblieb. Axel uebte sich an den ungewoehnten Downriggern und den Moochingrollen. Ruckzuck hatte er das Geraet aber im Griff. Dann fuhren wir raus auf die offene Juan de Fuca Strasse. Dort war es etwas rauer und auch fing bei Beachey Head der Nebel an. Ich wollte eigentlich gleich bis zur Trap Shack Bucht fahren, die sich bei Ebbe gut befischen laesst und auch ruhigeres Wasser bot. Aber Axel sah direkt vor dem Beachey Head Felsen ein Boot im Drill und so hielten wir dort an und setzten beide Ruten wieder ein. Eine Rute hatte eine Flash Fly zu bieten, die andere einen schlanken Coho-Killer Blinker.

Und schon ruckelte die Blinkerrute los und Axel war im Drill. Der Fisch schien aber kein Riese und so kam er schnell an’s Boot. Sah nach einem halbstarken Coho aus – und als ich erkannte, dass er markiert war, also keine Fettflosse mehr hatte, hob ich den 3-4 Pfuender ins Boot und gratulierte Axel zu seinem ersten Lachs. Der war zwar kein Riese aber als Markierter zum Behalten freigegeben und schon mal eine Mahlzeit fuer die Familie. Spaeter erkannte ich dann das es eigentlich ein kleinerer Chinook war – der aber hier auch legal war. Nun hofften wir auf was Groesseres. Das Beissen hielt an und die Ruten waren staendig in Bewegung aber wir fingen jetzt nur noch Klein-Chinook, die wir alle wieder vom Haken abschuettelten. Nach einer Weile hatten wir genug und ich fuhr uns zur Trap Shack Bucht. Dort war das Wasser schoen ruhig. Leider das Angeln aber auch. Der Nebel zog hier mal zu und dann wieder auf und hinterliess ein schoenes Lichtspiel ueber dem Wald und dem Wasser. Wir erfreuten uns an einem schicken Nebelbogen – im Gegensatz zu einem Regenbogen. Dann bekamen wir ein paar zaghafte Bisse die sich als kleinere Felsenbarsche entpuppten. Als Axel den ersten hochholte und dann wieder freiliess, schwamm der nicht schnell genug in die Tiefe und ploetzlich rauschte ein Adler an uns vorbei und griff sich den Barsch keine 5m hinter dem Boot. Woaah. Da waren wir nicht darauf gefasst gewesen. Nicht lange danach brachte ich nochmal einen gleichen Felsenbarsch ans Boot und als ich ihn freiliess, schaute ich mich schon aufmerksam um – besonders zum Wald am Ufer zu. Und trotzdem war der Adler wieder ploetzlich da und schnappte sich auch diesen Barsch. Wieder hatte Axel keine Chance gehabt seine Kamera zu betaetigen.

Aber mit Lachs ging hier rein gar nichts. Wir versuchten weiter draussen, dicht vor dem Ufer… auch auf den anderen Booten sah es ruhig aus und der Funk brachte auch keine aufregenden Neuigkeiten. Es hatte nun schon auf Flut umgeschaltet und bevor die Stroemung richtig loslegen wuerde, schlug ich vor ein bisschen zu pilken. Zwischen Beachey Head and Trap Shack war zwar nicht gerade als Pilkrevier bekannt, aber vielleicht lag ja gerade darin unsere Chance einen fetten Lingcod oder paar schoene Felsenbarsche zu erwischen. Ich suchte uns ein paar Riffe und felsige Untiefen heraus. Aber es war eine schwierige Angelei denn mit Wind und Stroemung war die Drift ziemlich rasant und wir hatten schnell einige Koederverluste zu verzeichnen. Axel fing 2 oder 3 Greenlinge aber ansonsten liess sich heute hier kein Riffraeuber ueberlisten. Nach einer Weile packten wir das Pilkzeug zusammen und fuhren wieder zum Lachsschleppen diesmal vor Secretary Island. Dort schaukelten schon ein paar Boote in dem ziemlich heftigen Gezeitenstrudel um diese Insel und ueber den Unterwasser-Felsriffen, die hier diese Stroemungsverwerfungen verursachten. Ausser den Angelbooten tauchten auch ploetzlich 4 oder 5 Whale Watching Boote auf. Auch diese duempelten hier herum – und sicher nicht um den Anglern zuzugucken. Hier mussten irgendwo im Nebel Wale sein. Wir schauten uns eine Weile um aber mussten das Schauspiel wohl gerade verpasst haben denn bald zogen die Walbeschauer weiter. Wahrscheinlich ein oder mehrere Buckelwale die jetzt abgetaucht waren. Man konnte im Nebel aber auch nicht weit umherschauen.

So wendeten wir uns wieder der Angelei zu. Ich setzte uns in ca. 70m Wassertiefe vielleicht 300m vor die Insel mit der Nase in die Flutstroemung. Ein Koeder bei ca. 15m und einer bei 20m. Und im Nu zuckte die flache Rute los und Axel meinte der waere ein bisschen besser als die frueheren Shaker. Ein mittlerer Coho kam ans Boot. Ein kurzer Blick, jupp, markiert! Ich flippte den Lachs am Vorfach ins Boot und Axel machte die Fischluke auf. Gleiche Groesse wie der kleinere Chinook vorher. Wuerde zum Abendmahl fast reichen. Und nun ging es Schlag auf Schlag. Alle paar Minuten rappelte eine oder ein paar Mal sogar beide Ruten gleichzeitig los. Aber es waren alles die kleinere Klasse. Ein paar unmarkierte Cohos hatten vielleicht knapp 60cm und 4 Pfund aber die meisten waren so um die 50cm. Ein paar Baby-Chinooks waren auch mit reingemischt, aber meistens war es Coho. Es zog wohl gerade ein ganzer Schwarm hier durch. Da Lachse meist mit ihrer eigenen Generation aus dem selben Fluss zusammen ziehen, war die Wahrscheinlichkeit eines viel groesseren Cohos jetzt nicht sehr hoch es sei denn dieser Schwarm eines bestimmten Baches oder Flusses hatte sich einem anderen Schwarm mit grosswuechsigen Genen angeschlossen. Passiert auch, aber nicht oft.

Ich machte sogar noch eine dritte Rute fertig, nur mit einem Blinker ohne Alles vielleicht 15m hinter dem Boot an der Oberflaeche geschleppt. Die Bisse an dieser Rute waren brutal und rasant weil kein Flasher, kein Downrigger und kein Gewicht im Wege waren und man einen direkten Draht zum Fisch hatte. Einmal wurde diese Rute wieder brutal im Rutenhalter runtergerissen und die Rolle gab aechzend Schnur frei. Axel schnappte sich die Rute und schon sahen wir wie ein Coho an der Oberflaeche tobte und sich auch aus dem Wasser schraubte. Bei diesem wilden Spiel hatte sich der Fisch komplett in die Schnur eingewickelt und kam nun rueckwaerts ans Boot. Wir sahen die Schwanzflosse aus dem Wasser ragen und der sah etwas groesser aus. Aber wie das eben so ist mit dem groessten Fisch des Tages – der geht immer verloren! Irgendwie wickelte der Coho sich wieder frei und liess uns mit dem leeren Blinker zurueck. Wir fingen noch mehrere markierte Cohos und behielten noch einen Zwilling der vorherigen. Damit war unser Tageslimit an Coho und Chinook voll. Ab jetzt waere es nur noch C&R. Es war eine kurzweilige Angelei und Axel hatte Spass daran. Er bediente nun schon das Geraet wie ein Veteran. Aber ich wollte ihn gerne nochmal an einen Gross-Chinook anketten oder ihm ein paar andere Fischarten zeigen.

Wenn ich nach Westen schaute, sah dass Wasser glatt aus. Und so schlug ich Axel ploetzlich vor vielleicht doch noch bis zu meiner neugefundenen Pilkstelle vor Sheringham Point zu brettern. Er war ok damit. So packten wir nach vielleicht 15 gehakten Cohos zusammen und ich nahm Fahrt Richtung west auf. Aber schnell stellte sich heraus, dass das Bild des ruhigen Wassers truegerisch gewesen war und es wurde eine ungemuetliche, haemmernde und langsame Fahrt. Nach einer halben Stunde und Anzeichen leichtem Nierenschaedens waren wir nur halb wo ich haette sein wollen. So brach ich dieses Unterfangen ab und wir machten am Otter Point Halt und packten wieder die Lachsruten aus. Vielleicht klappte es ja hier noch mit einem Grosslachs. Waehrend wir an den Klippen und dem Strand entlangschleppten, konnten wir Schaumkronen von Westen her kommen sehen. Gut das wir nicht weitergefahren waren. Aber auch hier wurde es bald ungemuetlich und auch die Lachse waren wohl nicht am Ort. Nach 2 oder 3 Runden an dieser beruehmten Stelle liess ich die Flut uns um die Ecke ziehen wo wir dann etwas wellengeschuetzt das Geraet wieder einpackten. Dann fuhren wir die lange Strecke, aber diesmal mit den Wellen, wieder zurueck.

Am Beachey Head packten wir nochmal aus und schleppten praktisch bis vor die Marina. Wir hakten noch 2 oder 3 Cohos – wieder die gleiche Groesse wie den ganzen Tag. An der Rinne vor der Marina wo wir den Tag vor Stunden angefangen hatten, machten wir dann endlich Schluss und gaben auf. Es sollte einfach nicht mehr gehen heute. Wir hatten wirklich alles probiert und auch keine Unannehmlichkeiten gescheut. Die Krabbenfalle hatte zwar Bewohner aber leider nur Weiber und der eine Kerl war noch untermassig. Aber wir hatten trotz des unterdurchschnittlichen Fanges einen wunderschoenen Tag zusammen. Wir haben uns blendend verstanden und einige persoenliche Gemeinsamkeiten entdeckt. Das wird hoffentlich nicht unser letztes Treffen sein und ich werde mal noch bewusst einen grossen Chinook fuer Axel im Wasser lassen – fuer spaeter! Waehrend ich das hier schreibe, wird mir durch die Nachrichten bewusste, dass Axel und Familie mit die letzten Menschen gewesen sind, die den alten Ort Jasper im Jasper National Park noch gesehen und besucht haben. Der Ort steht gerade voll in Flammen. Die diesjaehrige Waldbrandsaison ist wieder katastrophal. Wer Kanada nochmal bewaldet und gruen sehen will, sollte nicht mehr allzulange warten. Und kommt nicht von Mitte Juli bis Ende August wenn Ihr durch das Innere von BC reisen wollt.

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Traumhafte Bilder und ein toller Bericht, vielen Dank dafür. Kanada ist einfach ein wunderschönes "Fleckchen" Erde.
 
hier mein Bericht zum Uferangeln auf Vancouver Island.
Hey - vielen Dank. viel zu spät erst gesehen! Toll, dass mal jemand was zum Uferangeln schreibt.
Vor etlichen Jahren war ich mal beruflich in Victoria und hatte einen Kurzurlaub nach Port Renfrew (Port San Juan) drangehängt. Ein Bootstrip auf Coho, King und Heilbutt war nicht schlecht, aber natürlich wollte ich auch mal vom Ufer probieren. Wie du schon geschrieben hast, ist das Ufer generell schwierig (da läuft z.B. der Juan de Fuca Trail entlang, man sieht viel Wildlife, aber kommt kaum an geeignete Spots ran).
Eine nettere Location war da der kleine Hafen von Port Renfrew, an dem auch diverse Angelboote anlegen. Ich gleich mal Köder organisiert (Lachsauge und Heilbuttherz - oder umgekehrt) und an der leichten Grundmontage raus. Als erstes eine Chimäre/Seekatze (Vorsicht mit dem Giftstachel), dann nach Monsterdrill und haarsträubendem Herumgeklettere am Pier einen Nagelrochen.
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Ich würde da auf jeden Fall gerne noch mal hin, Land und Leute sind wirklich prima, problemlos mit Leihauto zu bereisen. Gerade Lingcod reizt mich schon sehr... muss mal wegen der kleineren Platten/Flounder noch recherchieren. Allerdings bin ich eben vor allem Uferangler... da hört sich das mit dem Campbell Pier schon mal sehr gut an. Gibts denn sonst keine Spots in der Stadt, wo man direkter ans Wasser kommt?
 
Doch, es gibt in und um Victoria schon einige Stellen wo man was vom Ufer fangen kann. Es gibt Einheimische ohne Boot die sich darin spezialisiert haben und die Stellen und Muster navh Jahren gut kennen. Als Neuling ist das nicht ganz einfach, Erfolg oft mit viel Glueck und viel Materialverlust verbunden. Hier mal paar Stellen von denen ich weiss:
1) Sidney Pier; wird viel von Krabbenfaengern benutzt aber es wurden auch schon Lachse gehakt

2) Ten Mile Point im Stadtteil Saanich; bei Fluthochstand und morgens oder abends Coho, Chinook, Felsenbarsch und Greenling (habe dort selber schon Coho gefangen)

3) Uplands Golfcourse; Chinook, Coho, da gibt es eine zugaengige Klippe irgendwo an diesem Course, weiss nicht genau wo, war noch nie da, hoere nur hin und wieder Fangberichte.

4)Victoria Breakwater -die grosse Mole vor Downtown, alle Lachsarten, Lingcod, Felsenbarsch, Greenling, Oktopus; nicht einfach zu befischen weil Kelpguertel davor, viele Haenger aber immer wieder von Anglern frequentiert. Der Vater eines guten Freundes hatte dort vor vielen Jahren einen 30kg Lingcod gefangen den ihm ein Bootsangler endlich vor dem Kelpguertel gekeschert hatte weil er ihn nicht durchgekriegt hatte.

5) Beachey Head, East Sooke Park; alle Lachsarten, kleinere Lings und Felsenbarsche, Greenling
Oft von Anglern besucht, 30-60 Min hinwandern und auf gefaehrlichen Klipoen herumturnen.

6) Otter Point, alle Lachsarten, Felsenbarsche, gut zugaengig, oft von Anglern besucht.

7) Port Renfrew; San Juan Flussmuendung, Coho im Sept/Oct, Searun Cutthroat Trout ganzjaehrig bei Flut, gut zugaengig, im Herbst viele Angler
 
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