Lachs (Wildfang oder Aquakultur)

AW: Lachs (Wildfang oder Aquakultur)

@Smolt und Sunde: Danke für eure Postings:daumen:

Ich habe auch noch eine Frage: Wie sieht es mit C&R bei Lachsen aus? Kann man einen 5-10kg Lachs keschern/abhaken und releasen, ohne das der gute Fisch dann stirbt?

In der Praxis müßtet ihr das was zu sagen können, danke schön :]
 
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Ich bin derzeit auf einem "Service" Boot für Zuchtanlagen unterwegs. Unser Hauptaufgaben sind es, die Anlagen Ringe und Netze zu reinigen. Lachse entläusen und Anlagen zu desinfizieren. Dabei sind wir von Romsdal bis hoch am Namsos tätig.

Eigentlich beschäftigen uns den gesamten Tag mit der Vermeidung der Krankheits und Virus übertragung.

Ich möchte ein Beispiel geben. Der schnellste Weg von Kristiansund nach Namsos ist durch die Trondheimsleia. Da wir aber von einer "Virus" Zone in die andere Wechseln müssen wir 2 Tage mit unserem boot in Karantene liegen. Also fahren wir durch den Ramsøyfjord um dann durch den Frøyfjord an eine Slipp Anlage zu gelangen wo unser Kat auch von unten Desinfiziert werden kann. Dabei gibt es aber wieder nicht den direkten Weg (durch den Kvenvaer Sund) da auch eine Lachsfarm da existiert an der wir zu nah vorbei kommen. Also kämpfen wir uns bei 18 m/s richtung Titran um dann in den frøyfjord abbiegen zu können. Das ganze Manöver mit Desinfizierung und Fahrtzeit hat extra gute 3 Tage gedauert bevor wir wieder produktiv werden konnten. In 3 Tagen spülen wir etwa 10 Ringe. Ein Ring bringt der Firma etwa 40000,- NOK. Wior haben also auf Grund der Krankheitsübertragungsverhütung etwa 400000,- NOK miese gemacht was in etwa 60.000,- € entspricht...

Vorgeschrieben wird dies vom Staat der es auch kontroliert ;)

Wir haben gerade gestern zur Bootsübergabe an die Gegenschicht den Test gemacht. Auf unserem boot, bei 3 Abklatschproben fanden wir nach der Desinfizierung und Reinigung 40 Bakterien und Viren. Die Gegenprobe unsere Hände nach dem Normalen Waschen brachte 600 Bakterien und Viren ;)

Es wird also von den Firmen, den Farmbetreibern und vom Staat einiges Unternommen um Krankheiten etc so gut wie möglich einzudämmen und damit auch das Miljø zu schützen...

Gruss Andy
 
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Ok.
Dann versuche ich die Fragen mal so gut wie möglich zu beantworten. Obwohls teilweise etwas komplex werden kann. Fange mal mit dem Futter an.

Heutzutage kan man prinzipiell in der Lachzucht mit einem Futterquotient von 1,1 rechnen. Das bedeutet also, um 1kg Lachs zu produzieren braucht man 1,1 kg Futter (Pellets).

SKRETTING (Futtermittelfirma) gibt an, dass ihr Futter durchschnittlich 14,7% Fischöl und 31,8% Fischmehl enthält.
Um 1kg Fischöl zu gewinnen braucht man 12,5 kg Fisch. Das ist natürlich abhängig von der verwendeten Fischart und der Fangsaison. 8% sind dabei aber wohl ein realistischer Durchschnittswert.

Für die Herstellung von 1kg Fischmehl bedarf es 4,39 kg Fisch.


Um die Frage zu klären wieviel Wildfisch man nun braucht um 1 kg Lachs zu produzieren ist es sinnvoll die Sache in Bezug auf verwendetes Fischöl und Fischmehl im Futter erstmal getrennt zu betrachten.


Zuerst also die Berechnung in Bezug auf Fischöl (….hoffe jetzt wirds nicht zu verwirrend :)):

1.) 1 kg Lachs x 1,1 kg Futter /kg Lachs = 1,1 kg Futter (…..notwendige Futtermenge für 1 kg Lachs)

2.) 1,1 kg Futter x 0,147 kg Fischöl / kg Futter = 0,162 kg Fischöl (……notwendige Fischölmenge für 1 kg Lachs)

3.) 0,162 kg Fischöl x 12,5 kg Fisch / kg Fischöl = 2,02 kg Fisch (…..notwendige Menge Futterfisch für 1 kg Lachs)

Also braucht man heute für die Produktion von 1 kg Lachs mit Futter das einen Fischölgehalt von ca. 15 % enthält 2,02 kg Futterfisch.



Als nächstes die Berechnung in Bezug auf Fischmehl:

1.) 1,1 kg Futter x 0,318 kg Fischmehl / kg Futter = 0,35 kg Fischmehl (….notwendige Menge Fischmehl für 1 kg Lachs. )

2.) 0,35 kg Fischmehl x 4,39 kg Fisch / kg Fischmehl = 1,54 kg Fisch. (….notwendige Menge Futterfisch für 1 kg Lachs)


Letztendlich bedeutet dies, man braucht heute 2,02 kg Futterfisch um den Bedarf an Fischöl für 1 kg Lachs zu decken. Und 1,54 kg Futterfisch um den Bedarf an Fischmehl im Futter für 1 kg Lachs zu decken. Was viele dabei vergessen ist, dass man aus dem Futterfisch sowohl Fischöl als auch Fischmehl gewinnt. Somit liegt die Menge an verbrauchten Wildfisch eben nicht bei 3,5 kg sondern bei ca. 2 kg.

Es ist bereits abzusehen das in der Zukunft der Anteil an Fischöl durch Substitution mit pflanzlichen ölen noch weiter runter geht, so dass man in der Praxis sich sich einem Wert von 1,5 kg Futterfisch für die Produktion von 1 kg Lachs annähern wird.

Vergleicht man diesbezüglich nun z.B.die Futterverwertung von Wildlachsen zu Zuchtlachsen, so liegt die Menge des gefressenen Fisches beim Wildlachs um das 5-10 Fache höher als beim Zuchtlachs.

Wenn man noch etwas weiter in die Materie einsteigen will, am besten mal auf den Seiten der FAO und der grossen Futtermittelhersteller etwas stöbern.

@Ickeforelle und Klotzfisch: Schreibe etwas später noch was zu den anderen Fragen brauche aber erstmal ne kleine Pause. :)

Gruss
smolt
 
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Vergleicht man diesbezüglich nun z.B.die Futterverwertung von Wildlachsen zu Zuchtlachsen, so liegt die Menge des gefressenen Fisches beim Wildlachs um das 5-10 Fache höher als beim Zuchtlachs

Ist klar, da der Wildlachs sein Futter über große Strecken erjagen muss und dabei seinen Energieverlust mit decken muss. Bei Käfighaltung ist es halt etwas anders da der Lachs räumlich begrenzt auf sein Futter wartet.

Das ist der kleine feine Unterschied zwischen Mast/Zucht und Wildlachs. :D
 
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:) stimmt das ist einer der feinen Unterschiede.
Wie der sich dann tatsächlich auf den Geschmack auswirkt, wage ich nicht zu beurteilen, hatte schon guten und schlechten Wild- bzw. Zuchtlachs.
Die Vorstellung des freiaufwachsenden Wildfisches, der die Stromschnellen hochschwimmt, spielt bei der Beurteilung (unterbewusst) sicher eine nicht zu unterschätzende Rolle.:) Mir schmeckt natürlich selbst gefangener Fisch auch immer am besten. :D
 
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Hallo Smolt, ich verfolge die ganze Diskussion schon ne weile sehr interessiert und bin echt begeistert, das hier mal jemand vom Fach etwas zu so einem schwierigen Thema schreibt. Ich weiß nicht ob man das beziffern kann, aber gibt es sowas wie ne Recyclingquote beim Fischfutter? Damit meine ich die Menge an Fischabfällen und Beifang, die sowieso bei der kommerziellen Fischerei anfällt und somit bei der Berechnung der entnommenen Fischmenge zur Futterherstellung keine Rolle spielen dürfte?

Hoffe habe mich einigermaße verständlich ausgedrückt. Leider ist die ganze Diskussion in den Medien zu diesem Thema sehr sehr lobbyistisch und man kann manchmal nicht wirklich unterscheiden welche Daten und Fakten da nun wie hin und her geschoben werden. Erst galt die Aquakultur als Allheilmittel und nun wird sie von manchen Medien ja gerade zu verteufelt.
 
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Ich möchte einmal ein dickes Lob an die in diesem hoch interessanten Threed mitwirkenden Personen aussprechen,...besonders aber ein dickes Lob an Smolt und Sund für ihre sehr sachlichen Beiträge.:daumen:

Freue mich schon auf die Fortsetzung und bin gespannt auf die Beantwortung der gestellten Fragen.:)
 
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Hei Smolt,
Danke Dir für die Antwort, klingt besser als das was man ja teilweise aus den Medien erfährt.
Und ich glaube auch das die Futtermittelindustrie ja auch den kompletten (Futter)Fisch verwertet, also nicht viel Abfall entsteht.
Logisch spielt die Vorstellung eines Lachses der den Wasserfall springt eine Rolle bei den Kunden.
Und ich esse auch am liebsten selbst gefangenden Lachs. Obwohl ich bei den ausgebücksten Zuchtlachse die man immer wieder an die Fliege bekommt kaum einen Unterschied vom Geschmack zum Wildlachs feststellen kann. Nur an der Körperform und Flossen sind sie zuerkennen. Diesen Sommer war ein Zuchtlachs von 7,5kg am Åelva dabei der hat genauso stark gekæmpft wie die Wildlachse nur das diese gerne die Stromschnellen und Wasserfälle rauf und runter schiessen im Drill und die Zuchtlachse meistens doch an einer Stelle/Bereich bleiben und da den Kampf/Drill sich stellen.
Aber wie schon gesagt geschmacklich kaum ein Unterschied, sprærche aber nur von Zuchtlachsen die ich im Fluss gefangen habe.

PS. wenn du mal wieder auf Solund bist und Dirk, Sascha triffst grüsse sie mal bitte von mir.
Weisst du ob Sascha noch bei Solund Verft ist, habe seine Tel.nr. verlegt. :-)

Gruß Sascha
 
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Die ganze Sache ist vielschichtig. Ich bin kein Experte, aber werde doch immer wieder mit der Aquakultur konfrontiert.

Dabei ist viel Geld und Einfluss im Spiel, aber das ist natürlich in der Schweine-, Rinder- und Geflügelzucht nicht anders.
Ich esse auch Zuchtlachs und schließe mich der Meinung an das er schmackhaft ist (wenn vernünftig verarbeitet). Das nun manche Norweger behaupten der Fisch sei nicht essbar beruht wohl eher auf Fakten aus vergangenen Jahrzehnten..... wenn die betreffenden Personen gleichzeitig Huhn und Schwein verzehren kann man sich ja denken wie fundiert diese Aussagen sind.

Der Export aus der Aquakultur in Norwegen liegt mittlerweile doppelt so hoch wie aus der Fischerei, die wirtschaftliche Abhängigkeit hier an der Küste ist enorm.... wenn die Lachsindustrie mal ins schleudern kommt, dann wird es für manche Regionen in Mittelnorwegen düster aussehen (solange bis Alternativen gefunden sind).

Ich sehe es schon etwas skeptisch, wie die Unternehmen hier schon an den Schulen als Gönner und Sponsoren auftreten - die Einflussnahme ist schon erheblich, dazu arbeitet dann auch noch aus jeder Familie jemand bei Marine Harvest, Salmar und den anderen.
Ich will das natürlich nicht pauschal schlecht machen, allerdings bleibt zu hoffen das auf dieser Schiene die politische Einflussnahme nicht noch größer wird.

Ich sehe die Lachszucht dabei nicht negativer als jede andere Massentierhaltung.
 
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Klasse dass jetzt noch ein paar verschiedene Meinungen und Ansichten zum Thema gepostet werden.
Macht, glaube ganz gut deutlich wie Komplex das Thema eigentlich ist. :daumen:



Ich muss natürlich auch nochmal auf das Posting von J.FK. eingehen welches doch irgendwie wiedermal sehr bezeichnend ist:

Hallo NAF,

kennt jemand von Euch die Stadt Chimbote.. ?
... vorab, kaufe und esse auch keine Grillhähnchen mehr !

http://jungle-world.com/artikel/2009/49/39916.html

Ich denke ganz allgemein haben wir in Deutschland das Glück global gesehen im Paradies zu leben.


In dem hier geposteten Link wird mal wieder deutlich wie leider die Information über Aquakultur und Fischerei heute im deutschsprachigen Raum oft aussieht. Oft werden wirkliche Probleme angesprochen und mit einer Reihe von Aussagen, die einfach nicht stimmen bzw. längst veraltet sind gemischt. Am Ende nimmt keiner mehr die Sachen ernst (ausser vielleicht die völlig überzeugten sogenannten Umweltlobbyisten) und die wirklichen Probleme rücken aus dem Focus.
In diesem Falle ein Artikel von "Jungle World" (...hab ich vorher noch nie gehört aber egal).


Hier mal ein Zitat aus dem Artikel:

"....Vor allem in den Lachsfarmen kann man kaum mehr darauf verzichten. Fünf Kilo Mehl ergeben ein Kilo Zuchtlachs, lautet die Faustregel. Aus Sicht der Ernährungsexperten der FAO, der UN-Orga*nisation für Ernährung und Landwirtschaft, ist das eine maßlose Verschwendung, denn nicht nur in Peru leiden viele Menschen unter Proteinmangel......"

Ich bin mir natürlich darüber im Klaren das User K.FK. meine vorigen Postings aufgrund meiner Befangenheit nicht liest, hätter er es aber getan, wäre ihm wohl selbst aufgefallen das an der Aussage "5kg Fischmehl ergeben 1 kg Lachs" irgendentwas nicht stimmen kann. Jedem der auch nur in entferntester Weise etwas Kontakt zur Fischzucht hat weiss das dies schlichtweg Falsch ist. Man schmeisst nicht 5 kg Fischmehl (auch nicht in Form von Pellets) ins Wasser um nur 1 kg Lachs rauszubekommen. Auch ökonomisch gesehen, wäre es wohl ziemlich unrentabel. Die Preise für Fischmehl lagen im September 2012 bei ca. 11 NOK/kg. Würde also bedeuten wenn ich 5 kg bräuchte um 1 kg Lachs zu produzieren müsste ich 55 NOK dafür auf den Tisch legen. Stellt sich die Frage wie es da sein kann, dass der Preis für ein kg Lachs heute bei ca. 28 NOK/kg liegt? :rolleyes: ..und trotzdem verdienen irgendwie alle.

Dass die FAO sich so drastisch ausdrückt, und die Produktion von Fischmehl und Fischöl und deren Verfütterung in der Aquakultur eine eine masslose Verschwendung verurteilt, glaube ich nicht ganz.
Immerhin werden zur Fischmehl/-öl-produktion in den seltensten Fällen Fische verwendet, die Normalerweise dem menschlichen Verzehr dienen. Hering mal ausgenommen, der wird nur verwendet bei exttrem starker natürlicher (über-)produktion.

Direkt in die Lachsproduktion gehen heute laut IFFO (International Fishmeal and Fishoil Organisation) gerade mal 18% der weltweit produzierten Menge Fischmehl. Der Rest geht in die Fütterung von Schweinen und Hühnche. Ob deren Produktion in Bezug auf die Energibilanz und den Ökologischen Fingerabdruck, den sie hinterlässt im Vergleich zur Aquakultur, okologischer ist, wage ich und viele andere stark zu bezweifeln. (...gibts auch ne Menge Literatur drüber, das jetzt auch noch aufzunehmen, würde aber etwas zuweit gehen). :)

...bis dahin

Viele Grüsse
smolt
 
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Denke das KEINE Massentierhaltung der Umwelt zuträglich ist, darauf können sich alle hier einigen.

In der Lachszucht hat sich seit den 1980ern viel verändert. Niemand möchte etwas verschwenden und so ist man mittlerweile vom selbst gemischten Futter mit viel Antibiotika zu pellets in "Lebensmittelqualität" gekommen.... UW Kamera kontrollieren die Futteraufnahme, die Käfige sind im Winter beleuchtet damit die Fische fressen, moderne Futterautomaten, usw.

Allerdings darf man auch nicht vergessen wie sich die Betreiber z.B. dagegen wehren das unter den Käfigen gefilmt wird und immer wieder kommt es zu Seuchen.
However, es ist wichtig sich eine Meinung zu solchen Themen zu bilden und auch legitim als Verbraucher durch Konsumverhalten den Markt zu beeinflussen.

Ich muss Smolt jedenfalls zustimmen das sich der WWF in Norwegen (und wohl auch international) doch ziemlich verkauft hat und nicht die beste Referenz ist .... auch dazu gab es mal eine interessante Doku im deutschen Fernsehen.
 
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Naja, ganz so sehe ich es mit dem WWF nicht. Ich finde wie gesagt den Weg eines Dialogs zwischen Umweltorganisationen, die zurecht bestehen und deren Aufgabe es sein sollte bestehenden Produktionsformen zu hinterfragen und zu kritisieren, mit den Produzenten eigentlich absolut richtig. Ob sich der WWF "verkauft hat" kann ich nicht beurteilen, die Idee des "Salmon Aquaculture Dialogue" finde ich aber prinzipiell nicht schlecht.

btw.:
Das Licht in den Netzkäfigen im Winter dient hauptsächlich dazu die Fische nicht geschlechtsreif werden zu lassen, das man nebenbei etwas Füttern könnte ist nur ein kleiner Nebeneffekt.
Das Einsetzen der Geschlechtsreife wird vorwiegend hormonell gesteuert, was wiederum von der Tagslänge (Wechsel zwischen Sommer und Winter) abhängt. Man gaukelt den Fischen also vor es ist immer Sommer (24 h Licht) und der Fisch wird nicht geschlechtsreif und das Fleisch bleibt schön knackig rot und fest ;)
 
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Hallo Smolt, ich verfolge die ganze Diskussion schon ne weile sehr interessiert und bin echt begeistert, das hier mal jemand vom Fach etwas zu so einem schwierigen Thema schreibt. Ich weiß nicht ob man das beziffern kann, aber gibt es sowas wie ne Recyclingquote beim Fischfutter? Damit meine ich die Menge an Fischabfällen und Beifang, die sowieso bei der kommerziellen Fischerei anfällt und somit bei der Berechnung der entnommenen Fischmenge zur Futterherstellung keine Rolle spielen dürfte?
.....

Ob Beifang für die Fischmehlherstellung verwendet wird ist mir nicht bekannt. Beifang ist ja eigentlich unerwünschter Fang und sollte somit nicht kommerziell genutzt werden.

Was Schlachteabfälle angeht, habe ich irgendwo mal gelesen, dass man Mittlerweile ca. 20% des gesammt Fischmehls aus Schlachteabfällen herstellt.
Bei dem Fischfutter was wir kaufen werden ca. 3,5 % des verwendeten Fischmehls aus Schlachteabfällen hergestellt. Ich denke mal da Spielt die Qualität des Fischmehls eine ziemlich grosse Rolle, weshalb man eher direkt auf Fischmehl der einzelnen Fischarten zurückgreift.
 
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@Smolt und Sunde: Danke für eure Postings:daumen:

Ich habe auch noch eine Frage: Wie sieht es mit C&R bei Lachsen aus? Kann man einen 5-10kg Lachs keschern/abhaken und releasen, ohne das der gute Fisch dann stirbt?

In der Praxis müßtet ihr das was zu sagen können, danke schön :]

Hei Klotzfisch,

C&R habe ich bei Lachsen noch nicht ausprobiert. Erstens bin ich zu blöd regelmässig welche zu fangen und zweitens landen sie, wenn ich mal einen erwische, doch in der Pfanne. :)

Generell würde ich aber sagen, dass Lachse schon ne ganze Menge abkönnen was das Handtieren angeht. Auf jeden Fall sind sie nicht so empfendlich wie andere Salmoniden.

Bei Bachforellen und Saiblingen hat man öfter das Problem das sie bei Stress schnell anfangen aus den Kiemen zu bluten.
Bei Regenbogenforellen erlebt man immer wieder, dass wenn die Fische gestresst sind das Herz regelrecht platzt. Ursache dafür ist die erhöte Blutzirkulation.
Was Lachse angeht, habe ich solche heftigen Stressreaktionen noch nicht gesehen.
 
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Was ist denn an der Aussage eines Betreibers dran das 70% des Futters durch geht ohne zu verwerten. Ja so ist es mir erzählt worden nur 30 % des eingebrachten Futters landet bei den Lachsen. Deshalb ist ja auch so gut Fisch um die Netze zu fangen besonders Sei hält sich da gütig dran.
Dann relativiert sich das mit den 1,1 kg Futer für 1 Kg LAchsgewicht schon wieder in eine andere Richtung.
Ich bin kein Betreiber oder auch Gegner, ich lebe nur mit den Anlagen.
 
AW: Lachs (Wildfang oder Aquakultur)

Also wenn Leute so wirtschaften dass 70 % des Futters durchgehen ohne gefressen zu werden, würde sich die ganze Sache nicht rentieren. Dies würde ja in der Praxis bedeuten ich bräuchte ca. 3mal so viel Futter wie normalerweise. Also anstelle von 1 kg Futter für ein kg Lachs 3 kg. Bei einem Futterpreis von 9 NOK/kg macht das also 27 NOK nur fürs Futter. Wie bereits geschrieben liegt der Lachspreis momentan bei 28 NOK/kg. Die Rechnung würde also nicht aufgehen.
Es hat sich, wie Tauchproject schrieb, sehr viel in der Produktion geändert, vorwiegend was die Technologie angeht. Jedes nicht gefressene Pellet welches durch die Käfige geht ist "bares Geld", welches man einfach so ins Wasser schmeisst.


....man unterscheidet beim Futterquotienten übrigens zwischen biologischem FQ und ökonomischem FQ. Der biologische Futterquotient gibt die Menge an Futter an, die man tatsächlich bräuchte um 1 kg zu produzieren wenn alles Futter im Fisch landet. Dieser FQ liegt teilweise unter 1,0.
Der ökonomische FQ enthält dazu, auch die Menge Futter die nicht gefressen wird oder die Menge die von Fischen gefressen wurde, die während der Produktion sterben. Deshalb liegt diese FQ etwas höher. Heutzutage, wie bereits geschrieben bei ca. 1,1-1,15.
 
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Ich kann sagen, das gerade durch die Futterautomaten, die in Intervallen Futter verstreuen, kein Pelet durch kommt bis zum Netzboden ;) Wir sind mit "Unterwasserhochdruckreinigungsgeräten" (R.O.N.C) unterwegs und entfernen algen usw. von den Netzten. Diese dinger haben ne recht gute Unterwasser Cam an Board und man kann die Lachse auch beim Fressen beobachten... Die Lachse die unten im Schwarm schwimmen, sind meist die, die am wenigsten bekommen :]

Medizin wird zunehmend durch natürliche Möglichkeiten erstetzt. So sind zum Beispiel in jedem Ring hunderte Lippfische und Seehasen im Einsatz. Diese fressen kräftig - so sie wollen - die Lachsläuse. Eine Entlausung mit Chemie hingegen kostet unmengen an Geld und birgt die Gefahr das der Lachs nicht mehr genug Sauerstoff bekommt. Selbstr Stunden nach einer "Entlausung" kann ein Massensterben einsetzten aufgrund des Stresses dem der Fisch ausgesetzt ist. Also Ökonomisch gesehen wird man versuchen dies möglichst gering zu halten ;)
 
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@AndyBln
Wusste gar nicht das du auch mit Zuchtlachsen rummachst. Haben ja anscheinend sogar noch mehr Leute hier damit zu tun wie ich annahm. :)





Ich dachte ich gehe auch noch mal kurz auf die Fragen zu den ausgebrochenen Lachsen ein.

......

2. Wie verhält es sich jetzt wirklich mit den Zuchtlachsen die ausgebüchst sind. Im Namsen und anderen Flüssen ist ja der Prozentsatz von gefangenen Farmlachsen sehr gestiegen. Obwohl es ja immer heisst das sie sich nicht vorpflanzen können, wird immer wieder beobachtet das sie die Wildlachs die ja kleiner sind beim gleichen Alter verdrängen und voll am Laichgeschäft sich beteiligen.
Was ja nur zwei Schlussfolgerungen zulässt.
a. sie sind unfruchtbar, verdrängen aber den Wildlachs im Laichgeschäft.
b. sie sind fruchtbar und der Wildlachs vermischt sich mit Farmlachs.
Beides heisst für mich das der genetische Stamm der einzelnen Wildlachse dahingeht, oder?

Also dass die ausgebrochene Zuchtlachse unfruchtbar sind, stimmt nicht. Sie könnten sich durchaus mit am Laichgeschäft der Wildlachse beteiligen. Also können die entflohenden Fische durchaus die Wildlachsstämme beeinflussen.

Ob das Genpotential in den Wildflüssen durch entkommene Zuchtlachse tatsächlich nachhaltig "geschwächt" oder etwa sogar erweitert wird, kann man diskutieren. Natürliche "Irrläufer" die ihrerseits genetisches Material in andere Lachsstämme mitbringen, gab es schon immer und sind für die Populationen wichtig.

Habe neulich erst eine Studie gelesen aus der hervorging das die Wildlachsstämme den "Druck" durch ausgebrochen Zuchtlachse besser "verkraften" als bisher vermutet. Nach einigen Generationen hat sich in den meisten untersuchten Flüssen wieder der Wildlachsstamm durchgesetzt. Eben weil sie besser an die Bedingungen dort angepasst waren.



......
Auch das Argument was Lisbeth Berg-Hansen und auch Signar Berg-Hansen am Åelva erzählten das die Zuchtlachse sich nur an die Wildlachs im Fjord dran hängen und alleine nicht den Fluss finden würden weil sie ja da nicht geboren sind.
Aber das Wasser der Smoltanlagen kommt doch auch aus den gleichen Regionen und Bachläufen wie die Lachsflüsse selbst, oder??
......

Meine Meinung ist, dass es einfach vom Zeitpunkt abhängt wann die Lachse ausgebrochen sind. Während als Smolts abgehauene Fische eher direkt das Süsswasser in dem sie aufgewachsen aufsuchen, gehen als Mastfisch abgehauene Fische in alle möglichen Süsswassereinläufe die es ihnen ermöglichen aufzusteigen.

Smoltanlagen dürfen, soweit mir bekannt, eigentlich nicht an lachsführenden Gewässereinzugsgebieten gebaut werden. Kommen dort mittlerweile doch Lachse vor, handelt es sich mit ziemlich grosser Sicherheit um einen Stamm der sich aus zurückgekehrten Ausbrechern aufgebaut hat.


Grundsätzlich ist es einfach Kacke wenn Fische abhauen. Das eine sind natürlich die möglichen ökologischen Auswirkungen, auf der anderen Seite entstehen durch Ausbrüche auch relativ hohe Kosten für die Züchter. Mittlerweile gibt es in Norwegen auch ziemlich empfindliche Strafen für die Betriebsleiter wenn ihnen grobe Fahrlässigkeit bei einem Ausbruch nachgewiesen wird. Kann theoretisch sogar bis zur Gefängnisstrafe gehen, obwohl ich das in der Wirklichkeit bisher noch nicht gesehen habe.


off topic:
@Sascha
Leider bin ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf Solund gewesen, kann dir also auch nicht genau sagen wie`s den Jungs dort so geht.
Habe letzten herbst nur mal das Auto von Dirk in Matre stehen sehen, er kann anscheinend immernoch nicht die Finger von den Lachsen dort lassen. :)

Viele Grüsse
smolt
 
AW: Lachs (Wildfang oder Aquakultur)

Die Sache mit den Lippfischen hat aber eigentlich den Hintergrund, das die Lachsläuse gegen alle auf dem Markt befindlichen chemischen Käulen weitgehend immun sind.
Deshalb klammert man sich an die Hoffnung das Problem mit Putzerfischen lösen zu können, mit denen der Bedarf aber nicht gedeckt werden kann.
 
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