AW: Lachs (Wildfang oder Aquakultur)
PD-ist echt eine Plage. Besonders wenn man sich mal überlegt, dass ein Konzern (Merck) das Patent für diesen Virus hat, und damit jeglich weitere Entwicklung von Impfstoffen gegen die Krankheit. untersagt. Momentan gibt es nur einen einzigen Impfstoff gegen PD auf dem Markt und dieser kommt, wie sollte es anders sein, von einer Tochtergesellschaft des grossen Pharma-konzerns Merck. Dieser Impfstoff wurde seit Jahren nicht weiterentwickelt und ist in seiner Wirkung sehr begrenzt. So kommt es vor, dass trotz Impfung in einzelnen Gruppen der von uns ausgeliefrerten Fische, bis zu 30 % an PD sterben.
:(
Aber nochmal zu den Lachsläusen:
Lachsläuse gibt es wahrscheinlich schon solange wie es Lachse auf der Erde gibt. Das Problem mit ihnen, welches man heute erlebt, ist aber meiner Meinung nach ganz klar in der Vergangenheit hausgemacht.
Weder gab es vor 10 Jahren Vorschriften in welchen Zeiträumen und in welcher Form Entlausungen stattfinden sollten, noch wurde wirklich streng vorgeschrieben bei welcher Anzahl Läusen pro Fisch behandelt werden sollte. Kontrollen über den tatsächlichen Behandlungseffekt wurden, glaube ich, auch eher sporadisch ausgeführt. (…das hat sich heute übrigens völlig verändert.)
Damals waren schon verschiedene Mittel im Einsatz, die hauptsächlich entweder als Bad z.B. Salmosan vet. (Azamethiphos) und Hydrogen peroksid (H2O2) oder in Form von Futterkuren Releeze vet. (Diflubenzuron) und Ektobann vet. (Teflubenzuron) angewendet wurden. Diese Mittel funktionierten alle irgendwie aber auch nicht richtig. Besonders die Bäder, waren sehr heikel in der Anwendung und führten oft zu ziemlichen Verlusten, entweder durch Überdosierung oder entstanden Sauerstoffmangel. Die Oralenkuren liessen sich dagegen sehr gut verabreichen, hatten aber oft nicht den gewünscheten Effekt, da diese Mittel nicht alle Lebensstadien der Lachsläuse abtöteten. Releeze und Ektoban wirkt z.b. nicht gegen bereits geschlechtsreife Läuse.
Irgendwann kam dann Slice (Emamectin benzoat) auf den Markt, ein Mittel das sich oral mit dem Futter verabreichen lies und Anfangs eine sehr gute Wirkung gegen alle Stadien der Lachsläuse hatte.
Dies führte letztendlich dazu, dass nun über Jahre hinweg eigentlich nur noch Slice zur Behandlung eingesetzt wurde und dies ohne Koordinierung für Behandlungen in einem bestimmten Gebiet usw.
Letztendlich war das Resultat die Resistenzentwicklung mit der man es heute zu tun hat.
Was man jetzt versucht, ist teilweise wieder mit den alten Mitteln abwechselnd zu behandeln oder auch mit neuen Mittel die auf den Markt gekommen sind z.B. AlphaMax (Deltametrin) und Betamax (Cypermetrin) wobei der Behandlungseffekt grundsätzlich sehr unterschiedlich ausfällt und bei den ”Fischschonenden” Methoden (orale Verabreichung) absolut nicht zufriedenstellend ist.
Die Behandlungen werden nun von staatlicher Seite koordiniert und überwacht, es gibt festgelegte Grenzen was die Anzahl von Lachsläusen betrifft wann behandelt werden muss, zu dem zeitlich vorgeschrieben ”Gemeinschaftsentlausungen” für ein ganzes Gebiet (z.B. im Frühling bevor die Wildlachssmolts ins Meer abwandern) und Brachlegungszonen, was bedeutet dass über einen bestimmten Zeitraum in einem abgegrenzten Gebiet keine Fische in den Anlagen stehen dürfen mit dem Ziel die Lachslauspopulation zu dezimieren.
Der Einsatz von Lippfischen ist wohl eher der Versuch die Anzahl der Lachsläuse pro Fisch möglichst unter dem Niveau zu halten bei dem die vorgeschrieben Entlausungen stattfinden müssen. Der Effekt von diesen Fischen ist ziemlich unterschiedlich. Das Problem ist wohl, dass nicht alle Fische tatsächlich auch die Läuse fressen. Bei unserem Nachbarn hatte von 10 Lippfischen nur einer Lachsläuse im Magen, dieser eine war dafür aber extreme vollgefressen.
Ich halte den Einsatz von Lippfischen eigentlich für eine gute Idee, so wie es jetzt abläuft, die Fische irgendwo zu fangen, sie dann in die Netzkäfige zu bringen und sie dann entweder sterben zu lassen oder einfach wieder frei zulassen, aus ökologischer doch für ziemlich fraglich. Mal sehen wielange der Bestand das mitmacht?
Man hat jetzt aber wohl auch schon angefangen Lippfische in Gefangenschaft zu vermeheren und Aufzuziehen.
Habe im Anhang nochmal einen Report vom Havforskningsinstitutet über Umweltauswirkungen der norwegischen Aquakultur rangehängt. Leider mal wieder nur auf norwegisch, aber trotzdem sehr kritisch und interessant, wie ich finde.
Besonders der Punkt, dass der Eintrag von Nährstoff mit einem relativ geringen Risiko was negative Eutrophierung betrifft eingestufft wird, hat mich etwas überrascht. Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass aufgrund der extremen Wassermengen und des ständigen Wasseraustauschs die Exkremente der Fische tatsächlich keine grössere Rolle für das Ökosystem spielen.
Viele Grüsse
smolt:)