Lachs (Wildfang oder Aquakultur)

AW: Lachs (Wildfang oder Aquakultur)

@smolt, eigendlich stecke ich gar nicht all zu tief in der Materie drinn, gehe eben nur einem Job nach, der für mich ein Traum darstellt. Ich habe die Möglichkeit bekommen, die Mittelnorwegische Küste etwas zu bereisen auf einem Boot und ganz nebenbei ist es eben ein Serviceboot für Anlagenbetreiber :D

Ich weiss, das viele die hier lesen und hier in Norwegen leben wesentlich mehr mit den Lachsen zu tun haben / hatten, wie man zu glauben mag :]

@Andrè
takk for sist :]
Wenn die läuse aber Chemie resistent sind, warum wird chemie mit den gefahren eingesetzt? Habt Ihr nicht entlaust?
 
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@Andy
i like måte.
Jo, die entlausen hier ständig, aber das Ergebniss läßt sehr zu wünschen übrig.
Wenn die Gefahr wiklich so groß ist, das die Viecher umkippen, versteht ich auch nicht, warum das ständig gemacht wird.
Oder sind mittlerweile neue Mittel auf´m Markt?
 
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@Smolt: Danke für die Infos, besonders die Sache mit dem Licht und der Geschlechtsreife war mir nicht bekannt - wieder was gelernt!

Die Lachslausproblematik ist eben etwas das man schlecht in den Griff bekommt. Aktuell ist hier wieder einer der Kutter unterwegs um Wildlachse in der Namsfjordmündung zu fangen und zu untersuchen wie stark sie befallen sind.

Es ist offenbar so, dass die Zuchtanlagen ein Paradies für die Läuse sind - eines der Hauptprobleme ist, dass die Lachse nicht ins Süßwasser ausweichen können (z.B. die oberste Wasserschicht in vielen Fjorden) wo die Parasiten offenabr nicht überleben können.....
So ist dann die Population der Lachsläuse explodiert und auch Wildfische werden vermehrt befallen.

Entlaust wurde/wird in den Käfigen mit Chemie, indem eine Plane um den Käfig bezogen wird und dann behandelt.... heute wohl aber mehr durch Abpumpen der Fische in ein Schiff und dann chemische Keule in den Tanks und zurück in den Käfig..... was für Zeug zum Einsatz kommt kann ich nicht sagen, bzw. wieviel davon im Gewebe des Fisches verbleibt.

Meines Wissens sterben dabei immer wieder tonneweise Fische. Die Sache die ich vor drei Jahren selbst erlebt habe, hatte ich ja schon geschrieben.

Tja, dann kamen die Lippfische und manch ein Fischer hat sich eine goldene Nase verdient. Wieweit aber wirklich erfolgreich ist auch fraglich - hier jedenfalls will man die kleinen Lippfische (bergnebb/Klippbarsch) kaum noch haben. Die großen (berggylt/gefleckter Lippfisch) gibt es aber hier nicht so häufig.
Dann wurde aus Südnorwegen "importiert" und man fand heraus das die Fisch das Klima nicht so richtig abkönnen und nun versucht man sich mit Seehasen.

Hierbei sollte man nicht vergessen das es nach außen natürlich gut aussieht solch "symbiotische/ökologische" Lösungen zu finden - der tatsächliche Erfolg ist m.M. nach nur teilweise von Bedeutung.

Ich hatte vor einigen Monaten einen Unternehmer/Erfinder aus der Region bei einem Seminar getroffen, der an irgendeiner Behandlung mit elektischem Strom arbeitet - scheint aber bisher auch keine Lösung zu sein, jedenfalls habe ich noch nichts weiter davon gehört.

Nun noch kurz zum Futter: Ich habe schon öfter direkt an den Käfigen geangelt - mit Genehmigung der Betreiber!!!!
Jedenfalls steht dort viel Fisch und Köhler, Makrele, Dorsch und Schellfisch sind voll mit Pellets, die kotzen einem manchmal regelrecht das Boot mit der braunen Pampe voll. Auch weisen besonders Köhler stark vergrößerte Lebern auf, wie man es von Zuchtlachsen kennt.
Es muss also schon noch einiges an Futter durchfallen und natürlich belastet die Biomasse an Fisch das Gewässer mit den Exkrementen. Manchmal sind die Sichweiten noch einige hundert Meter von den Käfigen eingetrübt und "flockig".

Auch hier sehe ich das Ganze relativ, denn die Landwirte hier haben ja auch einige Bäche auf dem Gewissen durch Dünger und Gülle.
Da haben wir es wieder das Problem: Ich müsste also auch auf Milch und Rindfleisch verzichten!
 
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Moin Sven!
Tja, dann kamen die Lippfische und manch ein Fischer hat sich eine goldene Nase verdient. Wieweit aber wirklich erfolgreich ist auch fraglich - hier jedenfalls will man die kleinen Lippfische (bergnebb/Klippbarsch) kaum noch haben. Die großen (berggylt/gefleckter Lippfisch) gibt es aber hier nicht so häufig.

Das wird daran liegen das die echte Goldgruben sind. Kaum sind die an die Anlagenbetreiber verkauft, schwimmen die wieder aus den Netzen raus.
Setzt man dann die Lippfischfallen in Anlagennähe, kann man den Fisch mehrmals fangen. Bei uns bis zu 8 mal!:D
Is´n geiles Geschäft! Allerdings nicht für den Anlagenbetreiber...;<


Hierbei sollte man nicht vergessen das es nach außen natürlich gut aussieht solch "symbiotische/ökologische" Lösungen zu finden - der tatsächliche Erfolg ist m.M. nach nur teilweise von Bedeutung.

Ich glaube auch der ganze Aufwand nur betrieben wird, weil es politisch gut rüber kommt. Man tut was...:rolleyes:

PS:
Aktuell ist hier wieder einer der Kutter unterwegs um Wildlachse in der Namsfjordmündung zu fangen und zu untersuchen wie stark sie befallen sind.

Ist das ein blau-weißer Stahlkahn, ca. 20m lang?
Und endet seine Nummer mit R?
 
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PS:


Ist das ein blau-weißer Stahlkahn, ca. 20m lang?
Und endet seine Nummer mit R?


Das wird er sein, Beschreibung passt und aus Rörvik kommt er auch. Ist unser Nachbar, der normal eine Muschelfarm betreibt.

Ich kann die Lippfische verstehen, so mit zigtausenden Lachsen im selben Knast....

Aktueller Zeitungsbericht Namdals Avisa: PD Virus bei einer Lachsfarm auf Vikna nachgewiesen. 4.600 Tonnen Lachs müssen wohl entsorgt werden und es bleibt zu hoffen das es nicht auch andere Farmen trifft (hier sind 76 Arbeitsplätze betroffen).
 
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PD-ist echt eine Plage. Besonders wenn man sich mal überlegt, dass ein Konzern (Merck) das Patent für diesen Virus hat, und damit jeglich weitere Entwicklung von Impfstoffen gegen die Krankheit. untersagt. Momentan gibt es nur einen einzigen Impfstoff gegen PD auf dem Markt und dieser kommt, wie sollte es anders sein, von einer Tochtergesellschaft des grossen Pharma-konzerns Merck. Dieser Impfstoff wurde seit Jahren nicht weiterentwickelt und ist in seiner Wirkung sehr begrenzt. So kommt es vor, dass trotz Impfung in einzelnen Gruppen der von uns ausgeliefrerten Fische, bis zu 30 % an PD sterben.
:(



Aber nochmal zu den Lachsläusen:

Lachsläuse gibt es wahrscheinlich schon solange wie es Lachse auf der Erde gibt. Das Problem mit ihnen, welches man heute erlebt, ist aber meiner Meinung nach ganz klar in der Vergangenheit hausgemacht.

Weder gab es vor 10 Jahren Vorschriften in welchen Zeiträumen und in welcher Form Entlausungen stattfinden sollten, noch wurde wirklich streng vorgeschrieben bei welcher Anzahl Läusen pro Fisch behandelt werden sollte. Kontrollen über den tatsächlichen Behandlungseffekt wurden, glaube ich, auch eher sporadisch ausgeführt. (…das hat sich heute übrigens völlig verändert.)

Damals waren schon verschiedene Mittel im Einsatz, die hauptsächlich entweder als Bad z.B. Salmosan vet. (Azamethiphos) und Hydrogen peroksid (H2O2) oder in Form von Futterkuren Releeze vet. (Diflubenzuron) und Ektobann vet. (Teflubenzuron) angewendet wurden. Diese Mittel funktionierten alle irgendwie aber auch nicht richtig. Besonders die Bäder, waren sehr heikel in der Anwendung und führten oft zu ziemlichen Verlusten, entweder durch Überdosierung oder entstanden Sauerstoffmangel. Die Oralenkuren liessen sich dagegen sehr gut verabreichen, hatten aber oft nicht den gewünscheten Effekt, da diese Mittel nicht alle Lebensstadien der Lachsläuse abtöteten. Releeze und Ektoban wirkt z.b. nicht gegen bereits geschlechtsreife Läuse.

Irgendwann kam dann Slice (Emamectin benzoat) auf den Markt, ein Mittel das sich oral mit dem Futter verabreichen lies und Anfangs eine sehr gute Wirkung gegen alle Stadien der Lachsläuse hatte.
Dies führte letztendlich dazu, dass nun über Jahre hinweg eigentlich nur noch Slice zur Behandlung eingesetzt wurde und dies ohne Koordinierung für Behandlungen in einem bestimmten Gebiet usw.
Letztendlich war das Resultat die Resistenzentwicklung mit der man es heute zu tun hat.

Was man jetzt versucht, ist teilweise wieder mit den alten Mitteln abwechselnd zu behandeln oder auch mit neuen Mittel die auf den Markt gekommen sind z.B. AlphaMax (Deltametrin) und Betamax (Cypermetrin) wobei der Behandlungseffekt grundsätzlich sehr unterschiedlich ausfällt und bei den ”Fischschonenden” Methoden (orale Verabreichung) absolut nicht zufriedenstellend ist.

Die Behandlungen werden nun von staatlicher Seite koordiniert und überwacht, es gibt festgelegte Grenzen was die Anzahl von Lachsläusen betrifft wann behandelt werden muss, zu dem zeitlich vorgeschrieben ”Gemeinschaftsentlausungen” für ein ganzes Gebiet (z.B. im Frühling bevor die Wildlachssmolts ins Meer abwandern) und Brachlegungszonen, was bedeutet dass über einen bestimmten Zeitraum in einem abgegrenzten Gebiet keine Fische in den Anlagen stehen dürfen mit dem Ziel die Lachslauspopulation zu dezimieren.

Der Einsatz von Lippfischen ist wohl eher der Versuch die Anzahl der Lachsläuse pro Fisch möglichst unter dem Niveau zu halten bei dem die vorgeschrieben Entlausungen stattfinden müssen. Der Effekt von diesen Fischen ist ziemlich unterschiedlich. Das Problem ist wohl, dass nicht alle Fische tatsächlich auch die Läuse fressen. Bei unserem Nachbarn hatte von 10 Lippfischen nur einer Lachsläuse im Magen, dieser eine war dafür aber extreme vollgefressen.
Ich halte den Einsatz von Lippfischen eigentlich für eine gute Idee, so wie es jetzt abläuft, die Fische irgendwo zu fangen, sie dann in die Netzkäfige zu bringen und sie dann entweder sterben zu lassen oder einfach wieder frei zulassen, aus ökologischer doch für ziemlich fraglich. Mal sehen wielange der Bestand das mitmacht?
Man hat jetzt aber wohl auch schon angefangen Lippfische in Gefangenschaft zu vermeheren und Aufzuziehen.



Habe im Anhang nochmal einen Report vom Havforskningsinstitutet über Umweltauswirkungen der norwegischen Aquakultur rangehängt. Leider mal wieder nur auf norwegisch, aber trotzdem sehr kritisch und interessant, wie ich finde.
Besonders der Punkt, dass der Eintrag von Nährstoff mit einem relativ geringen Risiko was negative Eutrophierung betrifft eingestufft wird, hat mich etwas überrascht. Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass aufgrund der extremen Wassermengen und des ständigen Wasseraustauschs die Exkremente der Fische tatsächlich keine grössere Rolle für das Ökosystem spielen.

Viele Grüsse
smolt:)
 
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Vielen Dank für die Infos (mal wieder)!

Habe gerade nochmal geschaut wegen der Doku über den WWF - Titel war/ist "Pakt mit dem Panda" leider gab es wohl eine einstweilige Verfügung gegen die ARD Doku, die dann aber wieder vom Gericht aufgehoben wurde. Trotzdem ist der Film leider online nicht zu finden (oder ich bin zu blöd dazu).

Jedenfalls ist der Macher der Doku Wilfried Huismann, der auch "Lachsfieber" produziert hat.
 
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@smolt
Ich finde die Idee, Putzerfische gegen die Lachsläuse einzusetzten (als Ersatz für Chemie), eigentlich auch gut. Aber wenn ich dann sehe was mit den Lippfischen bei Sortierungen etc. passiert...
Da kommen die dann alle zwischen die "Räder" und nur die weingsten überleben solche Prozeduren.

@Sven
Da haben wir uns mit dem Boot mißverstanden.
Ich vergass das ihr ja schon NT seid, ich meinte aber ST...
Ich habe nämlich vor einiger Zeit mit nem Fischer aus´m Nachbardorf gequatscht. Der hatte auch nen Auftrag abgefasst bei euch vorm Namsen.
Kann aber sein das er schon fertig ist.
 
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