Paternoster - Unwesen

alfnie

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12 Februar 2004
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Moin,

ich hörte heute zufällig Teile eines Gespräches zwischen ein paar gerade einigen Wuselkram filetierenden Petri-Jüngern mit. Der Wuselkram, sprich: viel zu kleine Fische, regt mich schon lange nicht mehr auf; es ist halt ein Naturgesetz, das der Teufel in der Not Fliegen frisst. Obwohl ich das bestimmt nicht so toll finde, kann ich das aber doch zumindest irgendwie nachvollziehen und verstehen.

In dem Gespräch ging's ganz beiläufig darum, wieviele "Systeme" + Pilker der eine oder der andere bisher "verheizt" hatte. Der eine hatte nach knapp einer Woche Urlaub angeblich nur noch drei von zehn mitgebrachten Paternoster-Systemen, hatte demnach also schon sieben "verheizt" und machte sich Sorgen darüber, wie er mit dem Rest auskommen sollte. Der andere hatte "reichlich auf Lager" und auch bisher "nur" erst fünf verloren. Der Dritte im Bunde hatte auch schon "so einiges verballert", machte sich aber darüber keine grossen Gedanken, weil er "garantiert genug" dabei hat.

Sowas muss in den Ohren eines jeden Gerätehändlers natürlich wie himmlisches Harfenspiel klingen. Mir dagegen kommt da immer noch die Galle hoch, obwohl ich das Lied schon seit Jahren nicht mehr hören mag.

Es ist immer die gleiche Leier: Paternoster mit fünf-sechs-sieben Fliegen an viel zu dünner Schnur und mit viel zu kurzen Abständen zwischen den Fliegen werden in Richtung Grund abgelassen. Von Leuten, die durchweg alle gerne ihren "Traumfisch" an die Angel bekommen würden, wenn man denn schon mal ganz nach Norwegen gereist ist und die deutschen Makrelen fanden diese Systeme ja auch ganz toll und soviele Fliegen wie möglich kann ja bestimmt nicht schaden. Einzeln und serienweise kommen dann Fischlein in's Boot und vereinzelt auch mal ein solider Fisch. Irgendwann mal gibt's dann mal etwas was der Angler oben an der Rute nur als einen kurzen kleinen Ruck registriert, wenn überhaupt, und das halbe oder das ganze Paternoster samt Pilker ist plötzlich futsch. Grosses Stirnrunzeln & Kopfgekratze und saftige Flüche in Richtung Paternoster-Produzent: "Das Sch...ding war doch ganz neu ! Wie kann das denn einfach so abreissen !? Nagelneue fünfziger Schnur !"

Unterm dem Boot zerfetzen derweil zwei-drei-vier solide Köhler gerade die Reste des System's und versuchen wie irre die Haken abzuschütteln. Die, bei denen der Haken sperrig sitzt, werden qualvoll verludern. Wieviele schöne Fische jedes Jahr auf diese Weise elend in Norwegens Gewässern verludern ... es dürften Tausende und Abertausende sein. Wievielen Paternoster-Benutzern jedes Jahr schöne Fische entgehen, von denen sie meist noch nicht einmal etwas ahnen ... es dürften Tausende und Abertausende sein.

Oben auf dem Boot knüpft der Norwegen-Neuling ein neues System an, das zwei Minuten später auch gleich wieder futsch ist, weil der Schwarm Grossköhler immer noch unterm Boot jagt. Wieder Kopfgekratze und zornesrote Flüche in Richtung Gerätehändler ... und qualvoll verendende Fische.

Aber woher auch soll der, der noch nie die Kraft eines zB 5 kg oder 10 kg - Köhlers erfahren hat, wissen, das schon zwei bloss umbei 3 kg Köhler, die aus gegenläufigen Richtungen in's Makrelen-Paternoster oder den Dorschfliegen-Weihnachtsbaum rasen, 50-er Schnur problemlos sprengen ... was man oben bloss als einen kleinen Ruck registriert. Zwei 10 kg-Köhler fetzen ein Makrelen-Paternoster aus dem Stand auseinander, wie zwei Elefanten eine Wäscheleine.

Wenn ich für meinen Teil es auf kapitale Köhler abgesehen hätte (will meine Frau aber nicht in der Küche haben), würde ich ja alles mögliche dranhängen, aber eines der marktüblichen Paternoster ganz bestimmt nicht. Vielleicht mal einen einzelnen Aufhänger min. 1 m über dem Hauptköder. Aber nicht in der Absicht, zwei Kapitale auf einen Streich zu landen, sondern wegen des Neid-Effekts auf beissfaule Fische.

Wer er aber unbedingt trotzdem mit vielen Aufhängern an die Sache Grossköhler rangehen will, sollte zumindest min. 80-er Schnur verwenden, mit mindestens einem Meter Abstand zwischen den Aufhängern. Finde ich. Das verbessert die Chance, Kapitale auch zu landen, ungemein. Und erspart vielen schönen Fischen ein elendes Ende.
 
Moin Herr exNordfriese, ich kann deinen Ärger nachvollziehen. Seit Jahren fische ich aus diesem Grunde "pur" oder mit max. einem 12/0 er Makk. Obwohl ich das wahnsinnige Glück hatte, beim Köderbesorgen (wir standen über einem Heringsschwarm) 4 Köhler auf meine Goldhäkchen einstiegen und ich diese eine viertel Stunde drillen durfte. Wir konnten alle 4 Köhler landen, die ein Gesamtgewicht von 26 kg hatten (5 + 5,5 +7 + 8,5 kg). Unvergeßlich, aber von allen Experten bezweifelt, aber unter Zeugen gefangen. Ich hatte das Glück, dass alle 4 Fische in Formation schwimmen wollten ! (Vorfach: 30iger Mono und 10er Geflochtene als Hauptschnur)
Und da man Glück nicht überstrapazieren darf, wird jetzt nur noch mit 2 Goldhaken geangelt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@alfnie
Seh ich auch so, 1 Springer oberhalb vom Pilker ist das auch schon das Maximum. Sellbstgeknüpft, dann weiß ich das es hält.
Auf Köhler nur ohne Beifänger, das macht auch den meisten Spaß.
Gruß Blenni
 
Morgen,
richtig ! ich benütze äusserst selten handelsübliche Vorfächer und zwar lediglich zur Köderbesorgung im Makrelenschwarm.
Ansonsten pilke ich mit selbstgebundenen stabilen Vorfächern mit Maximal zwei (!) Beifängern. Treffe ich einen Schwarm Köhler an, fische ich Pilker solo.
Der Beifänger (unten Twister, oben Gummimakk) bringt eben den einen oder anderen Dorsch...

Gruss Kopyto
 
moin,
wenn die gier größer ist als der verstand wirds teuer und wie alfnie schon sagt die verendenden fische...ist wirklich schade drum. ich verstehe auch nicht wie man mit naturköder und zwei drillingen fischen kann ( an einem filet) es kann immer mal passieren das ein wirbel oder knoten den geist aufgibt auch wenn es eigentlich nicht passieren darf! wenn doch möchte ich nicht der fisch sein der mit zwei drillingen im schlund langsam zu grunde geht.
zum paternoster:
auch die gefahr die von so einem mind. 2 langem getüddel ausgeht ist nicht zu verachten, wie viele angler haben schon bekanntschaft mit den vielen haken gemacht die so ein ding haben kann. die obersten fünf haken oder den ersten paternostermeter mit der hand über die bordwand gehieft und plötzlich gibt der fisch der unter dem paternoster am pilker hängt nochmal gas - wo jetzt wohl die oberen fünf haken sind....
 
Hi Alfnie,

Du sprichst mir aus der Seele. :baby: :baby: :baby:
 
Welch wahren Worte von Dir. Als ich das erste mal in Norwegen war, angelten wir öfter mal mit solchen Montagen, ist es oft vorgekommen, dass ich beim Landen der Fische mich selber gehakt habe. Aber dann hat sich sehr schnell der Verstand eingeschaltet. Bei mir nur noch: Ein Drilling und wenn überhaupt ein Beifänger, zumal es auch kräftemäßig bei mir schon hapern würde, mich mit mehreren Köhlern oder Dorschen abkämpfen zu müssen. Mit den Jahren lernt man immer mehr dazu und wird immer sensibler mit dem Fisch und der Entnahme der Fische umgehen.
 
Recht haste Alfnie :baby:

Ich habe am Roms einmal einen guten
Seelachs gefangen, der hatte noch ne
Makrelenfliege im Maul. Einen anderen
fing ich, der hatte noch ein halbes
Heringsvorfach im Schlund.
Diese beiden sind zumindest nicht qual-
voll verreckt.
Ich setze Beiköder ganz selten ein.
Und dann auch nur einen.
 
So wahr - und so schøn zu lesen, dass noch mehr Leute das so sehen. :baby:

Ich selbst habe nur einmal eine Montage mit zwei Beifængern gefischt. Die Strafe folgte auf dem Fusse: zwei gute Køhler haben gebissen und ein stattlicher Schellfisch bekam Haken Nr. 3 ins Auge. :(
Ich konnte zwar alle drei anlanden (niemand an Bord war darueber so erstaunt wie ich selbst), aber seitdem fische ich maximal einen, meistens aber ganz ohne Beifænger. Mir geht es nicht um die Anzahl der gefangenen Fische, sondern um das Erlebnis des Angelns. Und wie KirstenS schon anmerkte lernt man da als Frau auch ganz schnell seine kræftemæssigen Limits kennen.
KirstenS schrieb:
Mit den Jahren lernt man immer mehr dazu und wird immer sensibler mit dem Fisch und der Entnahme der Fische umgehen.
Auf die meisten Leute trifft das wohl zu, aber leider nicht auf alle. :(
 
Nett von Euch, das Ihr hier so einige "unterstützende" Kommentare druntergehängt habt !

Tut gut zu wissen, dass ich mit meiner Meinung zu dem Thema nicht als 'verschrobener' Aussenseiter dastehe !
 
ne alfnie, das machste nicht.

Wenn ich gezielt auf Köhler fische, habe ich nur den Pilker dran. Bei einer 30ger monofilen wäre sonst bestimmt der Abriß vorgeplant, falls 2 Fische einsteigen sollten. Beim pilken auf andere Fischarten habe ich dann max. 2 Beifänger.
 
alfnie schrieb:
Nett von Euch, das Ihr hier so einige "unterstützende" Kommentare druntergehängt habt !

Tut gut zu wissen, dass ich mit meiner Meinung zu dem Thema nicht als 'verschrobener' Aussenseiter dastehe !

Da hast du aber die falschen Befürchtungen gehabt! Ich bin der Meinung das Leute die mit dem Makrelenvorfach auf irgendwas das grøsser als 1-2kg ist angeln "verschrobene" Aussenseiter sind! Rate den Leuten immer davon ab die Dinger für mehr als Køderfischfang au benutzen - das bringt nur ihnen schlechtere Fänge!

Btw.: Hast die neuen Paternoster von Sølvkroken mit 2 10/0er Haken gesehen - die werde ich demnächst testen! Sehen aus als ob die ein paar grøssere Fische abkønnen!
 
Recht haste Alfnie,

obwohl ich eingestehen muss das ich auch am Anfang mit solchen " Tannenbäumen " geangelt habe.

Bei mir setzte aber nach und nach auch die Erkenntnis ein, das man
sich nur auf seine eigenen gebundenen Vorfächer verlassen sollte.
Und wenn ein Vorfach trotzdem reist, weiss man ja wenn man die Schuld geben kann.


Mfg


Bremer / Christian
 
Ich oute mich mal als Angler der auch mit 6!!! Beifängern fischt.

Allerdings ist mein Vorfach dann 12m lang und auf mindestens 1.0 gebunden.:]
 
Lengalenga schrieb:
Ich oute mich mal als Angler der auch mit 6!!! Beifängern fischt.

Allerdings ist mein Vorfach dann 12m lang und auf mindestens 1.0 gebunden.:]
Ja klasse, ok dann oute ich mich auch....ich fische mit 10 Beifängern und mit einem 20 m langen 1,2 mm Vorfach....allerdings nur auf Indianer oder wie heißen die Roten der tieferen Gefilden......?
 
stekus schrieb:
Ich glaube nicht das alfnie da das Rotbarschfischen gemeint hat!
Ich auch nicht.......habe mein Statement zu Tannenbäumen schon abgegeben......
 
Wer als "Newby" loszieht, und sich vorher keine Informationen einholt,
ist für mich ein >>>Looser
Er loost nicht nur Material, sondern auch Fische...

Da gebe ich alfnie recht...

Ich persönlich habe durch Erfahrung gelernt:
DREI Beifänger sind mehr als genug !
Ich trenne meine gekauften Vorfächer meist in der Mitte durch
und so habe ich alle Vorteile auf meiner Seite...

Alfnie, Deine Sichtweise leuchtet mir ein und ich werde 2007
meine Angelweise speziell darauf ausrichten.

Gruß
Heiko
 
Alfnie - so isses!!!
Ich glaube allerdings, daß die überwiegende Anzahl der hier lesenden Naffen
das genauso sieht. Einige haben beim ersten mal vielleicht auch die gekaufte
"Ostseemontage" mit 4 Gummimakks eingesetzt (ich zum Beispiel) und sind dann
ganz schnell umgestiegen. Wenn ich angele, freue ich mich auf den Drill
eines, maximal zweier Fische, zur Köderbeschaffung dürfen es auch
mal mehr als eine Anbissstelle sein.
 
Also wenn wenig geht nutze ich das lange Vorfach auch auf Köhler.;)

Übrigens Abrisse hatte ich noch nicht.8)
 
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