Nun bleibt noch das Problem mit den glatten und runden Schnüren, wie die von Josby, zu klären. Gibt es auch dafür eine Verbindungsmöglichkeit, die eine näherungsweise 100%ige Tragkraft sichert? Die Antwort heißt ja und die Methode ist der Bimini Twist in Verbindung mit einem WOL, in der das Verbindungsstück ein kurzes Stück Hollow ist. Auf der einen Seite wird in die Hollow ein Loop eingespleißt und auf der andern Seite die Mono. Anschließend wird der Loop des Bimini und der Loop der Hollow ineinander verschränkt eingehakt.
Der Bimini gilt als schwierig zu binden. Das stimmt aber nicht, man muss nur den Bogen heraus haben und ein paar Dinge beachten, dann geht das schneller als jeder andere Knoten.
Man sollte jedoch sich ein kleines Tool basteln, dann kann man auf jede Akrobatik verzichten:
Zwei Rundhölzer, eine Holzlatte, zwei Holzschrauben und eine Schraubzwinge. Das kriegt jeder hin. Das linke Rundholz wird wieder mit einem Stück doppelten Klebeband versehen. Um das rechte Rundholz wird der Loop des Twists eingehangen, das andere Ende der Schnur wird mit ein paar Windungen am linken Rundholz befestigt. Wie der Bimini Twist im Prinzip funktioniert, entnehme man dem Internet.
Zunächst fertigt man den Twist freihändig und befestigt man ihn dann, wie beschreiben, an den beiden Rundhölzern.
Man sollte im Hinterkopf haben, das der Bimini sehr straff gebunden werden muss, sonst hat man wieder das Problem mit dem Durchrutschen beim Verwenden einer glatten Schnur. Deshalb folgende Hinweise zu den einzelnen Schritten im Bild:
Die Ausgangslage ist ganz oben dargestellt. Das Ende B hält man mit der linken Hand. Ist einem der Loop zu groß, kann man den Twist mit dem Zeigefinger in Richtung A verschieben. Dann erfolgt das Verdichten des Twists, in dem man unter dem Winkel wie dargestellt in Richtung B zieht, bis es nicht oder nur sehr schwer weitergeht.
Jetzt folgt der entscheidende Schritt, der darüber entscheidet, ob der Twist durchrutschen kann. Man macht folgendes gleichzeitig. Man hält mit der linken Hand das Schnurende in ungefähr dem Winkel, wie dargestellt und zieht gleichzeitig nach rechts und ganz leicht nach unten, damit sich die Schnur unter Spannung und eng über den Twist legt. Gleichzeitig drückt man mit dem Zeigefinger der rechten Hand in Richtung B bis es nicht mehr weiter geht. Das Zusammenspiel muss man ein bisschen üben.
In der dritten Zeile sieht man das Ergebnis. Der Twist ist viel kürzer geworden und eine zusätzliche Lage Schnur hat sich über ihn gelegt. Jetzt ist der Twist noch nicht gesichert und wenn man lose lassen würde, würde sich das Ganze wieder entwuseln. Man packt jetzt zusätzlich mit der rechten Hand das lose Ende und hält es unter Spannung. Dann kann die linke Hand loslassen und so umgreifen, dass man mit Daumen und Zeigefinger am Ende des Twists packt und zusammendrückt, so dass der Twist sich nicht aufrollen kann.
Nun hat man die rechte Hand frei, und macht damit einen halben Schlag um die eine Seite des Loops und zieht den Schlag fest. Jetzt ist die Gefahr des Aufrollens gebannt und man macht das gleiche mit der anderen Seite des Loops.
Die letzte Zeile zeigt dann das Bind des Abschlussknotens, der dann festgezogen werden muss. Fertig
Das ganze geht leichter, wenn man die Multifile anfeuchtet (ruhig ordentlich). Dann lassen sich inbesondere die Knoten besser binden, aber auch der Twist lässt sich besser verdichten.
Die Ergebnisse:
Josby #1, gemessene durchschnittliche Tragkraft 11,3 Kg, Tragkraft Loop gemittelt über 8 Versuche 11 Kg (minimaler gemessener Wert 10,3 Kg)
Josby #2, gemessene durchschnittliche Tragkraft 17,4 Kg, Tragkraft Loop gemittelt über 8 Versuche 16,8 Kg (minimaler gemessener Wert 15,6 Kg)
Warum die ganze Akribie? Es geht darum mit möglichst dünnen Schnüren Fischen zu können ohne auf ausreichende Bremskräfte verzichten zu müssen.
Dünne Schnüre haben folgende Vorteile:
- besseres Köderspiel, insbesondere beim slow jigging wichtig (Absinkphase)
- leichtere Köder, um trotzdem auf Tiefe zu kommen. Insbesondere wichtig beim tiefen Naturköderangeln.
- Verwendung kleinerer Rollen bei gleicher Schnurfassung möglich
Eine für Norwegen ausreichende Bremskraft ergibt sich aus folgender Überlegung:
Für einen Heilbutt brauche ich eine Bremskraft von 5Kg, gelegentlich für kürzere Momente auch etwas mehr. Ist der Radius der Schnurpackung um die Hälfte gesunken (dann sind rund 70% der Schnur draußen), dann steigt die Kraft, die notwendig ist, um die Bremse zu überwinden, auf 10Kg.
Nicht das ich nicht bereit wäre, die Bremse zurückzunehmen, aber wie das so ist im Eifer des Gefechts wird das verspätet gesehen/gefühlt. Jedenfalls möchte ich sicher sein, dass die Schnur diese 10Kg gesichert schafft. Bei 11 bis 12 Kg durchschnittliche lineare Tragkraft darf ergo die Knotenfestigkeit nicht unter 10 Kg sinken, aber gesichert. D.h das Verbindungsverfahren darf keine großen Ausreißer nach unten zulassen.
Klar bleiben Restunsicherheiten wie z.B. Schwachstellen in der Schnur oder ein Knoten der unbemerkt in die Hose gegangen ist, aber das ist selten und sowieso unvermeidlich.
Der Bimini zu binden - wenn man es kann - geht schneller als der PR und das Spleißen eines Loop und das Einspleißen der Mono ist unkompliziert und dauert auch nicht lange. Letzteres mache ich vor dem Urlaub einschließlich einer Reserve.
Auf dem Boot binde ich nie. Ich habe eine gewisse Redundanz bei meinen Combos. Fällt eine aus, geht die Welt nicht unter und für den Notfall habe ich meine noKnots. Am Abend wird es dann gerichtet.
Gruß Dieter