16.11. 2025; Sooke
Ich habe noch einen Bericht nachzuholen; sozusagen als Jahresabschluss! Leider war ich einige Wochen ausser Gefecht gesetzt durch eine ekelige Fussballverletzung. Sonst haette ich vielleicht nochmal bei den Winterlachsen zugeschlagen, denn es sind definitiv einige hungrig vor Ort.
Am Sonntag den 16.11. konnte ich das schon mal erproben. Es war eine Solotour und auch nicht zu lange weil der Wind auffrischen sollte. Aber ich wollte das Boot nochmal bewegen und beschloss es wieder vor Sooke und um den Otter Point herum zu probieren. Die Marinas und Slipanlagen waren schon vereinsamt und so bekam ich auch am spaeten Morgen ohne Probleme einen der wenigen Anhaengerparkplaetze an der Prestige Hotel Slipanlage. Von dort war der Anfahrtsweg zum Otter Point am kuerzesten. Dann bretterte ich ueber die noch leicht bewegte See und kam 20 Minuten spaeter an. Erst drehte ich eine Runde direkt vor der herausragenden Felsnase des Otter Pointes. Das hatte ja vor kurzem auch noch mit Natalie und Max geklappt. Aber heute war hier wohl keiner zu Hause. Auch ein anderes Boot hatte keinerlei Anfasser.
Und so schleppte ich langsam um die Spitze herum nach Osten. Dort wollte ich gerade wegen vielem Kraut und Treibgut abbrechen und umsetzen als ploetzlich eine Menge interessanter Signale auf dem Echo auftauchten. So arbeitete ich mich durch’s Kraut durch und hatte auch zwei Bisse. Leider nur Kleinlachs der entweder schon beim Einholen abfiel oder schnell abgeschuettelt wurde. Aber ein Lebenszeichen. Zwei andere Boote gesellten sich dazu und wir bearbeiteten die Gegend hinter der Gezeitenlinie und dem Treibgut in 30-40 m Wassertiefe. Das war so die typische Tiefe in der die Winterlachse nach Hering und Sandaal am Boden herumsuchten. Aber es biss nur hin und wieder mal ein Minilachs. Nach einer Weile drehte ich ab ins tiefere Wasser. Bei 50 m war auch nichts. Vor Verzweiflung driftete ich in 60 m Tiefe ab und siehe da, da kamen ploetzlich gute Echos.
Als ich ueber einen grossen Stein oder aehnliche Grundstruktur kam, tauchten wieder gute Signale auf. 20 Sekunden spaeter ruckte die eine Blinkerrute los. Der war besser! Es dauerte eine Weile bei der Tiefe aber endlich hatte ich meinen Widersacher in Sichtweite. Kein richtig Grosser aber wohl in Keeper-Groesse. Als ich ihn neben dem Boot hatte, wollte ich ihn erst erloesen weil er doch nur so knapp 50 cm war, aber er pumpte Blut aus dem Maul und so wuppte ich ihn kurzentschlossen ins Boot. Wenigsten was. Und vielleicht ging ja noch mehr!?
Waehrend des Drills und Landung war ich noch tiefer vom Kurs abgetrieben. Und so drehte ich um und kaempfte mich gegen die Stroemung wieder zum Fangplatz zurueck. Aber auch hier sah ich viel Betrieb am Boden und machte sicher, dass beide Koeder in Grundnaehe herumtaumelten. Und ploetzlich ging es Schlag auf Schlag. Biss an der einen Rute und waehrend ich etwas Kleines einholte, zog die andere ab. Der fuehlte sich besser an und so liess ich die erste wieder liegen und holte erst den Fisch ein. Der ging aber vor Sichtung verloren. Der andere war untermassig. Schnell brachte ich beide Rute wieder auf Tiefe. Ich hatte noch kaum die letzte Rute losgelassen als wieder eine losruckte. Wieder so ein gerade Massiger. Der war aber unversehrt und so hakte ich ihn schnell ab. Kaum fertig, sah ich die andere Rute heftig wuppen. Mann, das artete ja in Arbeit aus. Trotz der kalten Temperaturen und dem auffrischendem Wind, wurde mir warm. Der Fisch war richtig gut und nahm sogar Schnur. Ich drehte den Schleppmotor runter um wenig extra Druck zu haben.
Nach einer Weile hatte ich ihn oben aber noch weit hinter dem Boot. Er schlug dort wild um sich und ich drillte ihn weich um ihm nicht den Haken auszureissen. Aber das ist auch ein Risiko und ich bekam die Quittung – bei einer dieser Sperenzien kam der Haken ploetzlich los und der Fisch verschwand kurz vor dem Kescher in die gruene Tiefe. Mist! Aber jetzt wusste ich das auch bessere Kaliber hier waren.
Die anderen beiden Boote wurden auf mich aufmerksam und einer funkte rueber ob ich was fangen wuerde. Ich machte keinen Hehl daraus – ich hatte kein Problem die Anderen auch an der Action teilhaben zu lassen. Und so kam erst das eine, und als die auch anfingen zu fangen, dann auch bald das Zweite herueber. Ich war schon fast in 70m Tiefe aber es kamen immer noch Bisse. Einige konnte ich nicht verwerten, ein paar Kleine liess ich wieder los. Ich verbuchte einige weitere Doppelbisse. Und dann schlug ploetzlich wieder ein Groesserer ein. Das merkte man gleich nach dem Anschlag, dass da mehr Gewicht dahinter sass.
Aber der nahm kaum Schnur und so war ich etwas unsicher – vielleicht hing noch viel Kraut mit dran? Oder ein Mini-Heilbutt? War ja alles ziemlich sandig-kiesig hier. Dann hatte ich einen Blick auf den Fang und es war ein richtig guter Lachs! Aber der war noch richtig gruen und hatte keinerlei Energie verbraucht im Drill – der wuerde gleich an kurzer Schnur explodieren! So, anders als vorhin als ich den anderen Grossen zu weich gedrillt hatte, nahm ich den hier nun hart ran und zerrte ihn erbarmungslos zum Kescher. Kurz vor dem Kescher wurde dem Fisch wohl klar was hier Sache war und er wollte ausbuechsen. Aber ich liess nicht nach und mit nahezu berstender Rute schob ich den Kescher unter ein schaumschlagendes und wuetendes Etwas. Ich musste den Kescher mit beiden Haenden festhalten sonst waere der Lachs wohl noch damit weggeschwommen! Aber ich hatte ihn! Ein toller Winterlachs – mit ueber 10 Pfund Mitte November, ein ziemlich stattliches Exemplar.
Damit war ich am Tageslimit. Ich schleppte noch mit der anderen Rute ein Stueck weiter waehrend ich die andere wegpackte und fing doch tatsaechlich noch einen brauchbaren Chinook den ich gerne gegen den kleineren Ersten ausgetauscht haette. Geht natuerlich nicht. Dann war Schluss. Zufrieden und ziemlich erschoepft von der non-stop Action der letzten Stunde machte ich mich auf den Heimweg.
Das zeigte mal wieder dass es sich lohnt auch mal ungewoehnliche Dinge zu probieren; die typsiche flachere Zone war unproduktiv und ein bisschen Eingebung und ein bisschen Glueck haben mich dann ueber einen hungrige Lachsschwarm im tieferen Wasser stolpern lassen. Wenn ich auch das Schleppen im Flachen dem im Tiefen bevorzuge, so moechte ich so ein Erlebnis doch niemals missen.
Euch allen ein schoenes Weihnachtsfest und moege der alte rote Mann Euch feine, fischige Dinge bringen!

