Lachsangeln Vancouver Island, BC

der Chinook sieht ja aus wie ne Mopsforelle - was fressen die denn hauptsächlich bei Euch?
Auf dem langen Zug durch den Nordpazifik kommen Chinooks und die anderen 4 Lachsarten mit einer ganzen Reihe von verschiedenen Futterarten in Kontakt. Krill ist fuer die heranwachsenden Lachse von groesster Bedeutung. Ausgewachsense Chinooks jagen dann aber hauptsaechlich Hering, Sardinenarten, Squids oder Sandaale. Haengt ein bisschen von der Region ab was vorhanden ist. Hier vor der Suedinsel ueberwiegen Sandaale und Babyheringe. An der Westkueste offshore meist ausgewachsene Heringe oder Sardinenartige. Ufernah an der Westkueste gibt es zeitweise auch grosse Squidaufkommen. Daher sind Koedervorlieben regional verschieden.
 
Auf dem langen Zug durch den Nordpazifik kommen Chinooks und die anderen 4 Lachsarten mit einer ganzen Reihe von verschiedenen Futterarten in Kontakt. Krill ist fuer die heranwachsenden Lachse von groesster Bedeutung. Ausgewachsense Chinooks jagen dann aber hauptsaechlich Hering, Sardinenarten, Squids oder Sandaale. Haengt ein bisschen von der Region ab was vorhanden ist. Hier vor der Suedinsel ueberwiegen Sandaale und Babyheringe. An der Westkueste offshore meist ausgewachsene Heringe oder Sardinenartige. Ufernah an der Westkueste gibt es zeitweise auch grosse Squidaufkommen. Daher sind Koedervorlieben regional verschieden.
Ich seh schon. Reichlich fettes Futter. :biglaugh:

Gibt’s denn bei Euch keine Probleme zwischen den einzelnen Lachsarten untereinander?

Ich frage nur weil ich so viele FB-Videos bekomme wo in Norwegen versucht wird die buckligen abzufischen, damit die atlantischen nicht verdrängt werden.

Schönes Wochenende
Sepp
 
Ne interessante Frage, Sepp. Ich sehe das so: im Pazifik gibt es schon seit Jahrtausenden die bekannten 6 Lachsarten plus Steelheadforelle (manche Wissenschaftler zaehlen Steelheads zu den Lachsen wegen dem sehr aehnlichen Lebenslauf). Wer sich jetzt wundert, dass ich 6 Lachsarten sage, viele wissen nicht das es in Japan und Kamschatka einen Cherry oder Masu Salmon gibt, den es auf der amerikanischen Seite nicht gibt.
Jedenfalls haben sich die verschiedenen Lachsarten ueber lange Zeit miteinander eingespielt und arrangiert. Um sich nicht gehenseitig beim Laichen zu stoeren oder die Eier anderer wieder auszubuddeln, ziehen verschiedene Lachsarten zu unterschiedlichen Zeiten und benutzen andere Flussabschnitte. Da gibt es natuerlich auch Ueberschneidungen; zeitlich wie raeumlich, aber im Grossen und Ganzen gehen sie sich aus dem Wege. So ziehen in vielen Fluessen die Rotlachse zuerst ein. Dann entweder Chinook oder Pinks und wenn es beide Arten gibt im Fluss dann geht eine Art zuerst. Dann Coho und dann Chum - obwohl es Fluesse gibt da gehen die Chum vor den Cohos. Die Chum laichen gleich ganz unten im Fluss, manchmal sogar im Brackwasser. Chinook suchen sich Laichplaetze im Hauptstrom weiter hoch. Die Pinks bleiben auch oft im Hauptstrom aber laichen an Stellen mit kleinerem Kies. Cohos laichen in den kleinsten und abgelegensten Nebenbaechen und Sockeye laichen in einem See oder in kleinen Zufluessen zu einem See.

Somit teilen sich die 5 Lachsarten den Suesswasserlebensraum gut untereinander auf. Auch die Abwanderung der Junglachse verlaeuft verschieden um sich nicht ins Gehege zu kommen: Chum und Pinks sind Nestfluechter und die Bruetling ziehen sofort nach der Dottersackverzehrung ins Meer. Chinook haben 2 Unterarten: eine sind Nestfluechter und ziehen als Brut im ersten Sommer ins Meer, die andere Unterart bleibt ein Jahr im Fluss und zieht im 2. Sommer als Smolt ins Meer. Coho bleiben mindesten ein Jahr im Fluss. Sockeye bleiben meist 2 Jahre als Junglachs im See bevor sie ins Meer abwandern.
Im Meer selber hat jede Lachsart eine andere Wanderroute allerdings hat auch fast jeder Flusstamm seine eigene Wanderroute. So ziehen Sooke River Chinooks bis in den Golf von Alaska und zurueck waehrenddessen die Chinooks des nahen Cowichan Rivers groesstenteils in der BC eigenen Georgia Strait bleiben und dort umherwandern. Rotlachse ziehen mit am weitesten offshore und von BC bis zur Beringstrasse oder fast rueber bis Japan. Pinks gehen auch weit offshore. Chinooks und auch viele Cohostaemme bleiben kuestennah auf der Reise von BC (oder USA) nach Alaska.

Der Atlantische Lachs dagegen musste sich den Lebensraum immer nur mit der Meerforelle teilen. Und die kommen ja auch gut nebeneinander klar - auch ueber Jahrtausende eingespielt. Kommen jetzt Pinks nach Europa ist das wie eine Vikingerinvasion in Paris. Kulturen kollidieren und der Staerkere verdraengt den Schwaecheren. Vielleicht, nach vielen Generationen, bildet sich ein neues Verhaeltnis zwischen atl. Lachs und Pink aber vielleicht schubst der Pink den schon angeschlagenen atlantischen Lachs in die Geschichtsbuecher.
 
Ne interessante Frage, Sepp. Ich sehe das so: im Pazifik gibt es schon seit Jahrtausenden die bekannten 6 Lachsarten plus Steelheadforelle (manche Wissenschaftler zaehlen Steelheads zu den Lachsen wegen dem sehr aehnlichen Lebenslauf). Wer sich jetzt wundert, dass ich 6 Lachsarten sage, viele wissen nicht das es in Japan und Kamschatka einen Cherry oder Masu Salmon gibt, den es auf der amerikanischen Seite nicht gibt.
Jedenfalls haben sich die verschiedenen Lachsarten ueber lange Zeit miteinander eingespielt und arrangiert. Um sich nicht gehenseitig beim Laichen zu stoeren oder die Eier anderer wieder auszubuddeln, ziehen verschiedene Lachsarten zu unterschiedlichen Zeiten und benutzen andere Flussabschnitte. Da gibt es natuerlich auch Ueberschneidungen; zeitlich wie raeumlich, aber im Grossen und Ganzen gehen sie sich aus dem Wege. So ziehen in vielen Fluessen die Rotlachse zuerst ein. Dann entweder Chinook oder Pinks und wenn es beide Arten gibt im Fluss dann geht eine Art zuerst. Dann Coho und dann Chum - obwohl es Fluesse gibt da gehen die Chum vor den Cohos. Die Chum laichen gleich ganz unten im Fluss, manchmal sogar im Brackwasser. Chinook suchen sich Laichplaetze im Hauptstrom weiter hoch. Die Pinks bleiben auch oft im Hauptstrom aber laichen an Stellen mit kleinerem Kies. Cohos laichen in den kleinsten und abgelegensten Nebenbaechen und Sockeye laichen in einem See oder in kleinen Zufluessen zu einem See.

Somit teilen sich die 5 Lachsarten den Suesswasserlebensraum gut untereinander auf. Auch die Abwanderung der Junglachse verlaeuft verschieden um sich nicht ins Gehege zu kommen: Chum und Pinks sind Nestfluechter und die Bruetling ziehen sofort nach der Dottersackverzehrung ins Meer. Chinook haben 2 Unterarten: eine sind Nestfluechter und ziehen als Brut im ersten Sommer ins Meer, die andere Unterart bleibt ein Jahr im Fluss und zieht im 2. Sommer als Smolt ins Meer. Coho bleiben mindesten ein Jahr im Fluss. Sockeye bleiben meist 2 Jahre als Junglachs im See bevor sie ins Meer abwandern.
Im Meer selber hat jede Lachsart eine andere Wanderroute allerdings hat auch fast jeder Flusstamm seine eigene Wanderroute. So ziehen Sooke River Chinooks bis in den Golf von Alaska und zurueck waehrenddessen die Chinooks des nahen Cowichan Rivers groesstenteils in der BC eigenen Georgia Strait bleiben und dort umherwandern. Rotlachse ziehen mit am weitesten offshore und von BC bis zur Beringstrasse oder fast rueber bis Japan. Pinks gehen auch weit offshore. Chinooks und auch viele Cohostaemme bleiben kuestennah auf der Reise von BC (oder USA) nach Alaska.

Der Atlantische Lachs dagegen musste sich den Lebensraum immer nur mit der Meerforelle teilen. Und die kommen ja auch gut nebeneinander klar - auch ueber Jahrtausende eingespielt. Kommen jetzt Pinks nach Europa ist das wie eine Vikingerinvasion in Paris. Kulturen kollidieren und der Staerkere verdraengt den Schwaecheren. Vielleicht, nach vielen Generationen, bildet sich ein neues Verhaeltnis zwischen atl. Lachs und Pink aber vielleicht schubst der Pink den schon angeschlagenen atlantischen Lachs in die Geschichtsbuecher.

Super Einblicke. Dankeschön!

Wenn die Pinkies nicht an ein bestimmtes Gewässer gebunden sind, sondern in egal welchem Süßwasser ablaichen können, werden wohl alle Bemühungen den Bestand zu unterdrücken ins Leere Laufen. Ansonsten sind wohl Unterstützungsmaßnahmen für den atlantischen Lachs sinnvoller und sollten eher noch verstärkt werden.

Gegen die Natur kann der Mensch (zum Glück) dann doch nicht immer was ausrichten.
 
Vielen Dank für die abermals tollen Berichte.
Es wird tatsächlich interessant, wie der atlantische Lachs auf die Buckellachsinvasion reagiert. Vielleicht gibt es ja eine Coexistenz. In den ungeraden Jahren dominiert der Pink und in den Geraden der Salmo. Im Endeffekt konkurrieren die beiden ja „nur“ um die Laichgründe. Nahrungskonkurrenten sind sie ja sicher nicht.
Mein one day fishing trip rückt immer näher und ich hätte da noch eine Frage an @ cohosalmon: brauche ich wie in Norwegen einen Trockenanzug? Wenn nein was würdest du um die Jahreszeit für Klamotten empfehlen?
 
Super Einblicke. Dankeschön!

Wenn die Pinkies nicht an ein bestimmtes Gewässer gebunden sind, sondern in egal welchem Süßwasser ablaichen können, werden wohl alle Bemühungen den Bestand zu unterdrücken ins Leere Laufen. Ansonsten sind wohl Unterstützungsmaßnahmen für den atlantischen Lachs sinnvoller und sollten eher noch verstärkt werden.

Gegen die Natur kann der Mensch (zum Glück) dann doch nicht immer was ausrichten.
Ja, die Pinks sind die streuendste Lachsart im Pazifik. Generell sind die Lachse heimattreu und suchen immer wieder den Geburtsort und sogar die Geburtsstelle im Fluss. Das ist teils genetisch und teils durch Wahrnehmung (Geruch/Geschmack) programmiert. Allerdings koennten so neue Fluesse (denke an zurueckweichende Gletscher der Eiszeit) oder neue Flussstellen (zB Durchbruch eines Flusshindernisses) nie mit Lachsen natuerlich besiedelt werden. Passiert aber weil ein kleiner Teil jeder Generation bereit ist mal was Neues auszuprobieren. Und Pinks haben da von allen pazifischen Arten die hoechste Bereitschaft und sind meist die erste Lachsart die Fuss in einem neuen Gewaesser fasst.

Wenn man die Quelle der Pinks im Atlantik (Lachsfarmen) entfernt, koennte man mit viel Aufwand die Zeit zurueckdrehen. Aber das wuerde viel Anstrengung und Geld kosten. Und muesste mittlerweile zwischen etlichen Nationen koordiniert werden (inkl. Russland). Kannste vergessen!
 
Vielen Dank für die abermals tollen Berichte.
Es wird tatsächlich interessant, wie der atlantische Lachs auf die Buckellachsinvasion reagiert. Vielleicht gibt es ja eine Coexistenz. In den ungeraden Jahren dominiert der Pink und in den Geraden der Salmo. Im Endeffekt konkurrieren die beiden ja „nur“ um die Laichgründe. Nahrungskonkurrenten sind sie ja sicher nicht.
Mein one day fishing trip rückt immer näher und ich hätte da noch eine Frage an @ cohosalmon: brauche ich wie in Norwegen einen Trockenanzug? Wenn nein was würdest du um die Jahreszeit für Klamotten empfehlen?
Ja, so eine Anpassung ist gut moeglich. Kommt darauf an wie schwer der atl. Lachs schon angeschlagen ist und ob er noch einen Schlag vor's Kinn vertragen kann. Eine Spezie kann am Ende nur so und so viele negative Einfluesse verkraften.

Ach Quatsch, Du brauchst keinen Raumfahreranzug! Hier ist Hochsommer. Bring Schichten die Du ablegen kannst. Ne Wind/Regenjacke waere nuetzlich.
 
23.8. 2025; East Sooke

Wahnsinn! Wirklich Wahnsinn, wieviele Lachse hier die letzten 2 Wochen an der Suedinsel vorbeiziehen! Sowas habe ich in den 23 Jahren hier noch nicht erlebt. Das gibt einem mal eine Idee wie das noch for 40 oder 50 Jahren hier normalerweise gewesen sein muss. Und selbst da war es schon nur noch ein Schatten im Vergleich zu den Vor-Kontakt Zeiten (so nennt man hier die Zeit vor der Ankuft der Weissen). Mein aelterer Angelfreund Gary erzaehlt mir manchmal Geschichten wie er in den 60ger Jahren als junger Spund mit seinem Vater hier Lachsangeln war. Das klang fuer mich immer wie Maerchen aus einer anderen Welt. Bis zu diesem Sommer. 27 Millionen Pinks, 15 Millionen Sockeye plus mehrere hundert tausend Chinooks und nochmal soviele Cohos. Spaeter kommen noch mehrere Millionen Chum. Irre.

Und der Wind spielte die letzen zwei Wochen hier auch mit – letztes Wochenende war Kaiserwetter. Und daher musste ich Samstag auf’s Wasser. Leider sagte erst mein eingeplanter Freund ab und dann auch noch kurzfristig mein Arbeitskollege Shawn. Und so machte ich mal wieder eine Solotour. Mir war nur vor dem Slippen bange. Kein Wind, Lachs-Bonanza, Ferien und Wochenende – es wuerde Grosskampftag an den Bootsrampen sein. Um alleine dort kein Stress zu haben, beschloss ich ganz frueh zeitig schon auf dem Wasser zu sein. Notfalls wuerde ich am Dock noch etwas auf genuegend Tageslicht warten.

Ich fuhr 4:30 zur Sooke Rampe am Prestige Hotel und muss sagen, dass ich keine Viertelstunde spaeter haette kommen sollen denn als ich den Anhaenger einparkte, kam ein Boot nach dem anderen zur Einfahrt herein. Es war um 5:20 Uhr gerade hell genug um langsam aus dem Hafen herauszutuckern. Als ich um dem schmalen Eingang zum Sooke Inlet kam und gerade Gas geben wollte, sah ich in der orangen Daemmerung ploetzlich Flossen auftauchen. Orcas! Ein Pod der Transient Orcas, der Robbenfresser, kam ganz dicht vorbei und schwamm dann dicht am Ufer entlang ostwaerts. Ich wartete mit abgeschaltetem Motor bis die 6 oder 7 Tiere vorbei waren und gab dann Gas. Ich wollte heute frueh an der Trap Shack fischen denn diese Bucht hielt bei Ebbe immer wartende Lachse, die dann bei Flut weiter Richtung Fraser River oder Puget Sound zogen.

Die Bucht empfing mich mit einer magischen Lichtstimmung, mit der wilden, felsigen und bewaldeten Kueste am East Sooke Park auf der einen Seite und dem gewaltigen Olympic Gebirge auf der anderen Seite der Juan de Fuca Strait. Ich wollte gerade die Ruten einsetzen, da hoerte ich ein Haffen und Schnaufen. Hier kamen die Orcas wieder und diesmal direkt auf mich zu. Ich liess die Ruten ersteinmal liegen und schaut mir das Schauspiel an. Die Wale zogen gemaechlich direkt neben dem Boot vorbei. Ein grosser Bulle mit dem senkrechten Schwert war dabei und der kam so dicht ans Boot, dass ich ihn mit meiner Angelrute haette anstubsen koennen. Im Gegensatz zu den Buckel- oder Grauwalen sind die Orcas aber ganz umsichtig und verursachen eigentlich nie Zusammenstoesse oder Unfaelle mit Booten. Und so konnte ich diese nahe Begegnung ohne irgendwelche Sorgen geniessen. Toll!

Man wuerde meinen, dass nachdem die Orcas durch eine Stelle durchgezogen waren, die Angelei fuer eine Weile futsch waere. Ist auch so wenn es die lachsfressenden Resident Orcas sind. Aber trotz des identischen Aussehens, koennen Lachse irgendwie unterscheiden was die Robbenfresser oder die Lachsfresser sind. Und so sprangen die Lachse heute froehlich weiter waehrend die Orcas durchzogen. Da ich viel Oberflaechenaktivitaet um mein Boot herum sah, holte ich mir ersteinmal die Spinnrute vom Dach und montierte einen pinken Pilker. Schon beim ersten Runterlassen sprang ein untermassiger Chinook dran. Beim dritten Wurf ein Pink. Machte Spass diese Lachspilkerei. Aber ich wollte heute nochmal ein oder zwei Grosschinooks drillen – zum Spass, und hoffte hauptsaechlich auf ein paar fette mittelgrosse Lachse fuer die Raeuchertonne. Grosse Pinks, Sockeye, Cohos oder mittlere Chinooks waeren perfekt.

Was dann losging, als ich die Schleppruten im Wasser hatte, spottet jeder Beschreibung. Ich war non-stop auf den Beinen, von einer Rute zur anderen, Lachse drillen, abhaken oder einpacken. Manchmal biss es an beiden Ruten gleichzeitig und ich schaetzte ab, an welcher der groessere Fisch war und liess die andere Rute wuppen und Schnur nehmen. Es war herrlich und anstrengend zugleich. Zuerst waren wir nur 3 oder 4 Boote in der Bucht und man hatte Platz beim Drillen und Schleppen. Aber schnell kamen mehr Boote und eine Stunde spaeter waren schon vielleicht 40 Boote in der Gegend. Als Soloangler musste man nun nicht nur auf die Ruten und Fische achten, sondern auch immer das Steuerrad in Greifweite haben wenn man an den Ruten beschaeftigt war. Hier waren meine zweite Steuerstation am Heck und die Fernsteuerung des Schleppmotors Gold wert!

Ein anderer Angler, der solo auf seinem Boot fischte, angelte nur noch mit einer Rute um den Stress zu lindern. Es war Wahnsinn, alle Boot fingen, ueberall High Fives, Kescher im Wasser, Ruten krumm oder Angler die vom Sitz aufsprangen. Ich behielt zuerst einen fetten Pink. Etliche weitere Pinks und kleine Chinooks liess ich wieder frei. Ich fischte mittlerweile eine Rute mit einem Riesenwobbler um die Pinks und kleineren Lachse auszusortieren und die Bissrate etwas zu reduzieren. Gelang auch, aber es kamen trotzdem hin und wieder Bisse am Wobbler, aber dann war es was Groesseres. Der erste Fisch an diesem Wobbler riss schon etwas Schnur von der Rolle und schraubte sich dann voll aus dem Wasser. Das musste ein Coho sein, die bekannt fuer ihre Akrobatik waren. War es auch und ein richtig Fetter mit Ansatz eines Laichhakens. Ich konnte gar nicht glauben, dass er sogar markiert war und so konnte ich ihn sogar behalten. Der naechste Biss war subtiler aber als ich den Haken setzte, ging die Post ab. Aha, Chinook!

Der Fisch raste los und ich war etwas besorgt wegen der vielen Boote um mich herum. Ich war gerade voll im Zentrum der Bucht und hatte Boote in allen Richtungen um mich herum. Gluecklicherweise waren heute wohl groesstenteils kompetente Bootsfuehrer am Start denn alle machten freundlich einen Bogen um mein Boot. Ich drillte eine Weile und brachte dann einen feinen 17-18 Pfuender neben das Boot. Ich wollte den wieder freilassen – der war heute zu gross fuer mich. Als ich mich nach der Zange bueckte, schlug er sich auch schon vom Haken frei. Gut so. Dann hatte ich einen Biss an der Blinkerrute und drillte einen feisten Fisch. Als der neben dem Boot war, sah ich die blaeuliche Faerbung und die grossen Augen. Das war doch nicht etwa ein Sockeye? Ein kurzer Griff in das Maul – jupp, glatte Zunge. Schnell griff ich nach dem Kescher um ihn nicht noch jetzt zu verlieren und schaufelte ihn hinein. Der Haken kam im selben Moment frei. Brrr, Schwein gehabt! Ein wunderschoenes Tier, lang aber schlank. Schnell auf das Eis.

Es ging weiter Schlag auf Schlag. Immer wieder Pinks, dann wieder einen schoenen Coho am Wobbler der auch wieder markiert war aber den ich diesmal wieder freiliess weil ich auf mehr Sockeyes hoffte. Aber von denen kam nichts mehr. Dann hatte ich mal wieder einen Chinook kurz dran der aber wieder austieg bevor ich ihn sehen konnte. Dann biss noch ein feister Chinook und ich drillte ihn aus. War ein Superspass. Der war so 13 Pfund und ich ueberlegte schon ihn mitzunehmen aber der Haken sass so perfekt im Maulwinkel so dass ich ihn unbeschadet freilassen konnte. Vielleicht kam doch noch ein Sockeye auf meine letzte freie Lizenzstelle. Nach 2,5h liess die Beisrate nun nach. Ich sah meinen Boss mit seinem Boot und er holte sich Tipps fuer heute ein. Ich machte noch eine Runde in der nun rappelvollen Bucht. Ich fing noch 2 Pinks und einen Shaker. Dann beschloss ich etwas weiter draussen vielleicht noch eine Sockeye Schule aufzutreiben. Dafuer machte ich nun Dummy Flasher an beide Downrigger und montierte ein kleines pinkes Shrimpimitat an einer der Ruten. Dann zog ich in 150 m tiefes Wasser. Fing hier und da noch einen Pink aber Sockeyes sollte ich keine mehr finden. Eine Stunde spaeter war ich hinter Secretary Island an einer Stelle an der ich normalerweise bei Flut immer gut fing. Es war jetzt erst das Ende der Ebbstroemung aber Lachse waren da. Leider auch viel Kraut und Treibgut was einen Solotroller das Leben richtig schwer machen kann. Aber hier kamen wieder viele Bisse und auf dem Echo konnte man ganze Trupps durchziehen sehen. Einige Pinks und ich vermute noch einen Chinook ganz kurz der aber den Haken ganz schnell wieder abschuettelte. Dann hatte ich ploetzlich einen richtigen Kaempfer am Band. Er konnte nicht sehr gross sein aber wollte partout nicht zum Boot. Als ich ihn endlich bezwungen hatte – schon wieder ein schoener, markierter Coho. Im Anbetracht, das es schon Richtung Mittag ging und ich ja schon fast 6h auf dem Wasser war und die Rampe bestimmt bald wieder voll wurde, nahm ich diesen Coho mit und machte dann auch Schluss. Es war auch etwas windig geworden. Ein guter Zeitpunkt zum Abbrechen.

Und tatsaechlich war die Rampe schon rappelvoll und ich hatte etwa 10 Boote vor mir. Auch die Schlachttische waren voll belegt. Ich nahm die Fische gleich ganz mit nach Hause und filetierte sie dort in aller Ruhe. Eine feine Rutsche Lachs heute. Und auch wenn ich keinen Chinook behalten hatte, gefangen hatte ich sie und dadurch wieder einen Salmon Grand Slam! Mal sehen wer hier gut aufgepasst hat und die Lachse unten im Foto unterscheiden kann! Von oben nach unten. Die Filetstuecke sind in der gleichen Ordnung ausgelegt. Mal sehen ob das einer hinkriegt! 😊

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Ich kenn nur den buckligen. Die andren sind mir fremd aber schön. :biglaugh:
 
Liebe Forumsgemeinde,

mit ein paar Tagen Verspätung komme ich jetzt dazu, meinen Reisebericht zu meinem one-day-fishing-trip nach Vancouver zu posten.

Während ich einen Teil dieser Zeilen schreibe, sitze ich gerade im Flugzeug zurück nach München und bin immer noch ziemlich geflasht, was das denn für ein geiler Trip war, aber schön der Reihe nach… Wir schreiben einen Tag irgendwann im Dezember 2024, ich sitze mit nem Kumpel im Rahmen einer Vereinsweihnachtsfeier bei ein paar Bier zusammen. Auf der Speisekarte des Restaurants steht „Tagliatelle al salmone“ und in der Beschreibung zu dem Gericht steht: echter Silberlachs aus Wildfang in Kanada. Mein Kumpel – seines Zeichens Pilot – erzählte mir daraufhin, dass er kürzlich beruflich in Vancouver gewesen sei und dass er im Hafen jemanden Wildlachs filetieren sah und er so begeistert von der tollen Farbe des Filets gewesen sei. Ich habe ihm dann erzählt, dass es im Norwegen Angelforum einen User gibt, der sehr tolle Fangberichte mit reichlich Fotos aus der Vancouver area postet und dass ich schon sehr lange vorhabe, mal dorthin zu fahren. Drei Bier später wars ausgemacht: wir fahren im Sommer 2025 für nen Kurztrip nach Vancouver. Länger als einen Tag Fischen – das war uns schnell klar – wird nicht drin sein. Wir haben jeweils zwei kleine Kinder und ich habe für 2025 schon eine Woche Norwegenangeln und eineinhalb Wochen GT Angeln in Madagaskar geplant.

Tag 1 (Anreisetag): wir fuhren mittags zum Flughafen München, das Einchecken funktionierte problemlos. Ich habe meine Coleman Box, welche ich sonst in Norwegen dabei habe, problemlos einchecken können. Der Flug war mega entspannt, ich habe fürstlich geschlemmt, mir ein paar Gläschen Wein gegönnt und ein paar schöne Filme geschaut. Irgendwann kam dann die Bettschwere und ich habe mich dann ein bisschen aufs Ohr gelegt, allerdings nicht wirklich geschlafen, sondern nur gedöst. Mein Kumpel konnte mir glücklicherweise ein business class Ticket zum Preis eines economy class Tickets besorgen, weil er mit mir mitgeflogen ist bzw eigentlich den Flieger geflogen ist. Das macht das Reisen wirklich entspannter, zum regulären Preis würde ich mir das allerdings niemals leisten wollen. Die 10 Stunden in der Maschine vergingen sprichwörtlich wie im Flug und nach Ankunft in Vancouver konnte ich sehr schnell die Einreisemodalitäten erledigen und dann gleich das Gepäck holen. Mein Kumpel hatte schon im Vorfeld unseren Mietwagen reserviert und so ging es gleich los in die Stadt. Da wir aufgrund der Zeitverschiebung in etwa zur selben Tageszeit ankamen, wie wir losgeflogen sind, sind wir direkt zum Hafen nach Vancouver gefahren und konnten noch einen schönen Spaziergang machen, bevor die Sonne unter ging. Dann haben wir noch ein gemütliches Bier getrunken und sind dann Essen gegangen. Wir haben uns das Carderos Restaurant ausgesucht, ein sehr schönes, stilvolles seafood Restaurant direkt am bzw im Wasser auf Stelzen gebaut. Die Bedienungen - das muss ich aber generell über alle Servicekräfte in Vancouver sagen - waren super freundlich und zuvorkommend. Kein Vergleich zu den oft griesgrämigen Bedienungen in Deutschland. Vielleicht liegt es daran, dass der Stundenlohn in Nordamerika in dieser Brache sehr niedrig ist und es üblich ist, zwischen 15 und 20 Prozent Trinkgeld zu geben. Wie sich später herausgestellt hat, erwarten auch die Guides 20 Prozent Trinkgeld (in unserem Fall 400 Dollar (!)), weil sie auch kaum Gehalt bekommen. Das haben wir aber gerne gezahlt, des es war – Achtung Spoiler – ein richtig geiler Tag. Ein zufriedener Gast gibt dann natürlich eher die 20 Prozent, als ein unzufriedener. Wie dem auch sei, das Essen war exorbitant gut. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich noch nie (!) so geiles seafood gegessen habe, wie dort. Das Essen ist eine canadian-asian-crossover Küche und so gabs dann als Vorspeise frittierte frische Kalamari mit eine Soße aus Ingwer und frischem Koriander, sowie Miesmuscheln in einem Kokosmilch-Thaicurry Sud. Das Gericht muss ich unbedingt zu Hause nachbauen, Mann warum bin ich da bisher nicht drauf gekommen… Die Hauptspeise war dann - bitte verzeiht mir die ausschweifenden Erzählungen, aber das Essen war wirklich sooo geil – gebratener frischer Wildlachs (Sockeye) beziehungsweise frischer gebratener sablefish. Halleluja, war der sablefish geil. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so leckeren Fisch gegessen zu haben, Wahnsinn! Wer mal die Gelegenheit bekommen sollte, einen frischen sablefish zu essen, dem würde ich das dringend ans Herz legen. Nach kurzem Spaziergang zum Auto sind wir gegen 22:00 Uhr todmüde noch ne halbe Stunde zum Hotel gefahren, haben schnell eingecheckt und sind einfach nur erschlagen ins Bett gefallen. Was für ein cooler erster Abend.
 

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Tag 2 (Fisch- und Fangtag):

Da wir beide wegen der Zeitverschiebung schon um 05:00 Uhr hellwach waren, sind wir gleich zum Auto, nur um festzustellen, dass wir wohl falsch geparkt und uns ein 90 Dollar fine wegen Falschparkens eingehandelt hatten. Verdammte Axt! Sind die Parkwächter in Vancouver echt zwischen 23:00 Uhr und 05:00 Uhr früh unterwegs? Aber egal, wir wollten uns den Tag nicht vermiesen lassen und sind noch kurz auf dem Weg zu dem Hafen, wo wir mit unserem Guide verabredet waren, Frühstücken im Starbucks gegangen. Schnell noch irgendwo Brotzeit gekauft fürs Boot und dann voller Vorfreude und in Erwartung eines geilen Angeltags zu Bon Chovy Fishing Charters gefahren. Hier kann man übrigens direkt den ganzen Tag vor dem Büro parken, Kostenpunkt: 50 Dollar… Mann, die Kanadier nehmen es echt von den Lebendingen. Unser Guide David, ein Junger Typ Anfang/Mitte 20 nahm uns freundlich in Shorts und Sneakers in Empfang. Das Wetter war ein Traum und so fuhren wir gleich mit Vollgas mit dem super ausgestatteten und komfortablen Boot aufs Meer. Laut Guide laufe es aktuell sehr gut, er habe gestern mit seinen Gästen zwei Chinooks gefangen, dazu noch nen Coho und Pinks. Zuerst wollte er Pinks mit uns fangen, weil wir uns erst mit dem Handling und dem Tackle vertraut machen sollten und da verzeihen die Pinks im Drill mehr, als die Chinooks. Die Ruten sind in der Tat gewöhnungsbedürftig. Es handelt sich um sogenannte mooching rods, vollparabolische Ruten, ähnlich zu Fliegenruten mit einer Centerpinrolle oder Fliegenrolle mit Bremse. Das Fischen an sich ist ähnlich, wie auf Rügen. Downrigger, Monoschnur, Flasher, Kunst- oder Naturköder. Zuerst schleppten wir auf Pinks ein Oktopusimitat, ganz ähnlich wie die Beifänger in Norwegen, aber es soll wohl eine Garnele imitieren in der Farbe – wie kann es anders sein – Pink. Eine Stunde lang ging gar nichts. Die Boote um uns herum fingen sehr vereinzelt. Noch am Vortag sei es hier laut unserem Guide voll von Pinks gewesen und man habe sich vor lauter Bissen kaum retten können, but every day ist different… Ja klar, wie überall halt. Plötzlich kam der erste Biss. Ich sprang sofort zur Rute, hatte ich die beiden Ruten doch keine Sekunde aus den Augen gelassen. Sofort wie der Guide gesagt hatte die Rute aus dem Scotty Downrigger rausgenommen, mit ein paar Kurbelumdrehungen Spannung aufgenommen und kräftig den Anhieb gesetzt und die Schnur aus dem Clip geschlagen. Der hängt: geil! Im ersten Moment dachte ich: Mensch, die Pinks hier verkaufen sich aber gut, stehen gut unter dem Boot. Aber dann setzte der vermeintiche Pink zu ner Flucht an, die sich gewaschen hatte. Der Guide hat sofort die Bremse fester gestellt, nachdem ich die relativ leicht eingestellte Bremse mit der Hand etwas gebremst hatte um nicht zu viel Schnur zu verlieren. In dem Moment, als der Guide den Satz „It´s a Chinook!“ beendet hatte, schlug die nächste Rute los. Der Guide drückte meinem Kumpel die Rute in die Hand, weil er als Gelegenheitswurmangler diese Art der Fischerei noch nicht gemacht hatte und daher die Handgriffe nicht so verinnerlicht hatte. Schnell stellte sich raus als der zweite Fisch auch richtig Schnur nahm, dass wir einen Chinook double hook hatten. Leider verabschiedete sich der Chinook von meinem Kumpel nach ungefähr einer Minute Drill wieder, sodass ich in Ruhe drillen konnte. Der Guide landete den Fisch und ich war mega happy. Mein erster King! Die Freude wurde nur etwas getrübt, weil wir den Fisch nach kurzem Foto wieder zurücksetzen mussten. Er meinte nur: „wrong area and oversized“. Daher habe ich keine Ahnung, wie groß oder wie schwer der Fisch war, aber sicherlich so ca 90 cm plus. Wie sich kurze Zeit später herausstellte, hätte ich den Fisch einen Tag (!) später mitnehmen dürfen. Bis einschließlich 31.8.25 galt ein Entnahmefenster von 60-80 cm und eine Sperrung von vielen areas. Am 01.9.25 wurde das Entnahmefenster und die Sperrung aufgehoben. Nach zwei weiteren Fehlbissen, wohl Pinks, habe ich den Guide gefragt, ob es ok, ist, wenn wir in eine area fahren, wo wir Chinooks mitnehmen dürfen. Schließlich hatte ich Blut geleckt und meine Frau hat mich unter der Prämisse fahren lassen, dass ich ihr eine Lachsseite mitbringe und zu Weihnachten räuchere. Also sind wir zu nem Leuchtturm gefahren und haben wieder geschleppt, leider zunächst ohne Kontakt. Das Schauspiel, was sich um uns herum geboten hat, war exorbitant. Es sind Dutzende Lachse, wahrscheinlich Pinks, die ganze Zeit aus dem Wasser gesprungen. Der Guide meinte, die wollen die Lachsläuse loswerden auf diese Art und Weise. Zu gern hätte ich eine Spinnrute dabei gehabt und nen Snap durch die Fluten gekurbelt. Jetzt griff der Guide zu einer Packung eingesalzener ganzer Anchovis und wechselte von Kunst- auf Naturköder. Ich meinte zu meinem Kumpel: Das ist jetzt der „gamechanger“. Ich sollte Recht behalten. Kurze Zeit später kam ein weiterer guter Biss und da ich wieder an der Reihe war, nahm ich die Rute und schlug wie vorher an. Schnell war auch diesmal klar, dass es kein Pink war, sondern ein Chinook, wenngleich auch weniger kampfstark wie der erste. Mir schoss durch den Kopf: bitte, bitte bleib am (Schon)haken, das könnte der ersehnte keeper sein. Nach bangen Drillminuten und einigen kurzen aber heftigen Fluchten konnte der Guide den Fisch landen. Er meinte nur: „this is a keeper“! Das Maßband zeigte 76 cm und so durfte ich den Lachs abschlagen und in die Box mit Eis legen. Ich schätze den Fisch auf ca 15 Pfund. Ein Prachtkerl. Der Fisch war noch nicht verarztet, als die noch im Wasser verbliebende zweite Rute losruckte. Mein Kumpel war an der Reihe und auch er konnte den Fisch nach schönem Drill landen. Wieder Chinook, wieder ein keeper. Diesmal 75 cm und auch ca 15 Pfund. Wahnsinn, was für ein Tag. Jetzt hatten wir unser Limit für Chinooks voll, aber ich wollte nach den Erlebnissen noch weiter auf Chinook fischen und so setzten wir weiter auf die Anchovys. In den nächsten 2 Stunden konnten wir noch drei weitere Chinooks landen, alle 70 cm plus. Einen 73er Chinook nahm sich der Guide für seine Freundin zum Abendessen mit, die anderen zwei gingen schonend zurück. Jetzt wollten wir noch andere Lachse fangen und so rüsteten wir wieder auf einen pinken und einen weißen Kunstköder um. Und tatsächlich konnte mein Kumpel einen Coho ohne Fettflosse – alle Cohos mit Fettflosse müssen wieder zurückgesetzt werden – bis ans Boot bringen. Dann sprang leider der Fisch voll aus dem Wasser und schüttelte sich den Schonhaken raus. Verdammt! Es kamen noch zwei oder drei Fehlbisse und Drillaussteiger, aber auch noch zwei Pinks, welche wir landen und entnehmen konnten. Dann ging leider die letzten drei Stunden nichts mehr und wir fuhren zurück zum Hafen. Zu Buche standen am Schluss 6 Chinooks und 2 Pinks. Mega! Besser hätte es gar nicht laufen können, dazu noch Kaiserwetter. Ich filetierte dann noch die Fische und als ich den Guide gefragt habe, wo ich denn vakuumieren und einfrieren kann, hat er mich nur mit großen Augen angeschaut. Anscheinend ist es dort nicht häufig, dass Touris kommen und den Fisch mit nach Hause nehmen wollen. Das ist übrigens der einzige Kritikpunkt an dem Guidinganbieter. Für so viel Geld sollte das processing schon drin sein. Wir mussten also improvisieren. Der „lobster man“ schräg gegenüber des Büros hat uns leider nicht erlaubt, unseren Fisch bei ihm einzufrieren und zu vakuumieren, obwohl er die facilities dafür gehabt hätte. Mein Kumpel und ich haben dann die Filets und auch die Karkassen in Müllsäcke gepackt und mit ins Hotel genommen. Es hat uns schon eine Menge Überzeugungsarbeit gekostet, dass wir unsere Filets in der hoteleigenen Küche in den Gefrierschrank packen durften. Nach einem wilden Marsch durch die große Küche des Hilton war es dem supernetten Küchenchef zu verdanken, dass wir die Fische noch irgendwie in der proppenvollen Kühlkammer unterbringen konnten. Die Karkassen dienten dann sozusagen als Kühlakkus. Geschafft von dem schönen, aber sehr anstrengenden Tag gingen wir nochmal in das tolle Fischrestaurant vom Vorabend. Bei einem kühlen Lager ließen wir – noch immer ziemlich geflasht von den Erlebnissen des Tages – den Abend ausklingen, nicht jedoch ohne nochmals die geilen gegrillten Kalamaris, sowie frische prawns in Knoblauchbutter, gebratene scallops und die geilen Muscheln in Kokoscurrysoße zu probieren. Auf der Heimfahrt ins Hotel bin ich als Beifahrer im Auto eingepennt, so fertig war ich. Nachdem ich mich ins Bett gelegt hatte, fielen sofort die Augendeckel zu und ich träumte von großen Chinooks.
 

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noch ein paar Fotos
 

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Tag 3 (Abreisetag):

Am nächsten Tag waren wir wieder sehr früh wach. Wir hatte beschlossen, in Richtung Wistler zu fahren, um noch etwas von der tollen Landschaft von BC mitzubekommen. Unser Guide hat uns ein Lokal in der Nähe von Squamish empfohlen, wo man sehr gut essen kann und so landeten wir im Fergies, ein wirklicher insider Tipp. Malerisch im Wald gelegen habe ich dort das erste Mal in meinem Leben Asado gegessen, welches eigentlich aus Argentinien stammt. Ein Hochgenuss. Nach dem Mittagessen sind wir zurückgefahren und noch kurz nach Vancouver rein, um noch etwas von der Stadt zu sehen. Ich muss sagen, dass Vancouver wirklich sehr schön ist. Dennoch ist auch hier ohne Moos nix los und so sieht man neben tollen Geschäften und Hochhäusern downtown auch die in nordamerikanischen Großstädten häufig anzutreffenden Fentanylwracks. Nun ging es aber schnell noch zum Hotel, auschecken, die Fische einladen und ab zum Flughafen. Mietauto abgeben und einchecken war unkompliziert und so hatte ich noch Zeit, für meine Jungs ein Mitbringsel zu kaufen. Der Rückflug war fast noch entspannter, ich konnte wirklich 5 Stunden tief und fest schlafen und so kam ich relativ fit in München an. Das Gepäck war auch schnell da und da der Zoll mich auch nicht rausgezogen hat, konnte ich die Fische wohlbehalten und tiefgefroren zu Hause in den Tiefkühler packen. Und da ruhen sie nun und warten auf Weihnachten.

Fazit: ich muss sagen, dass der Trip einer der tollsten Urlaube war, die ich je gemacht habe. Vancouver ist so eine geile Stadt, die Kanadier sind mega freundlich und entspannt und die Landschaft ist atemberaubend. Ich habe vor, in den nächsten Jahren so einen Kurztrip unbedingt wieder zu machen, vielleicht mit einem Tag länger angeln. Abschließend möchte ich mich noch bei @cohosalmon bedanken. Ohne deine tollen Berichte hätte ich niemals den Input für diese unglaublich tolle Reise gehabt, die so definitiv sonst nicht zustande gekommen wäre.

Funfact am Rande: ich habe den Guide gefragt, ob er sich für Fußball interessiert, weil ein Fußballspieler aus meinem Gäu kürzlich nach Vancouver gegangen ist – Thomas Müller. Er meinte: “ah, I know this guy, he was on my boat last week”. Dann zückte er sein Handy und zeigte mir ein Foto von Thomas Müller in kurzer Hose, Flipflops, Baseball Cap und Lachs in der Hand. Der Guide meinte, dass er sich nicht für Fußball interessiert, sondern nur für Eishockey. Daher kannte er den Müller auch nicht, und da er schlecht mit Namen merken ist, hat er den Müller drei Mal gefragt, wie er denn mit Vornamen heißt. Als er gefragt hat, wie lange er in Vancouver bleibt, hat Müller gesagt, dass er hier arbeitet und länger hier ist. Der Guide hat dann gefragt, was er genau arbeitet und dann war die Sache klar. Ich habe dann noch kurz mit dem Guide über Sport geredet und er konnte sich gar nicht vorstellen, dass der deutsche NHL Superstar Leon Draisaitl in seiner Heimat Deutschland wohl nicht auf der Straßer erkannt wird. Verkehrte (Sport)welt irgendwie.
 

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Eins ist klar - da würde ich alleine schon zum fressen hinfahren :lacher:
 
Danke für die tollen Berichte!

Ich war ja einmal beruflich auf Vancouver Island (Konferenz in Victoria) und fand es rundum super. Damals hatten wir nur einen einzigen Angeltrip von Port Renfrew aus unternommen, war auch ganz erfolgreich mit King, Coho und Heilbutt (Heilbutt damals viel einfacher, aufs "Soll" zu kommen als bei den Lachsen, mit Blinker/Einzelhaken am Seitenarm). Einfrieren war auch recht einfach zu organisieren.

Was natürlich eine Schwierigkeit ist - aber die teilt sich BC mit vielen anderen Destinations wie Brasilien, Malediven undundund - man kann kaum auf eigene Faust losziehen; Uferangeln ist durch die Topographie der Küste erschwert und auf die Häfen beschränkt, und die Boote samt Skipper logischerweise gesalzen teuer.
 
Absolut geiler Bericht! Vielen Dank dafuer! Finde ich unglaublich das Du diesen Hauruckurlaub wirklich so gemacht hast und ich bin sehr froh das das Angeln auch so erfolgreich war. Wie ja alle hier wissen, angeln ist angeln und da kann man auch mal einen mauen Tag haben wenn man alles auf einen Tag setzt! Aber ich wusste, dass Ihr bei Bon Jovy in guten Haenden seid. Dafuer sind die bekannt. Seltsam nur, dass das Fischverpacken so ein Umstand war. Haettest Du vielleicht im Voraus mal erwaehnen sollen, da waeren die sicher besser vorbereitet gewesen. Also Filetieren ist aber immer mit im Preis, oder hast Du auf's Selbermachen bestanden?

Schade das Ihr nur so kurz da wart. Naechste Mal laesst Du Dir mehr Zeit und kommst auch mal auf die Insel! Und ja, in der Business Class laesst es sich reisen aber wie Du schon sagst, fuer Normalverdiener unmoeglich.
 
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