16.8. 2025; Sooke
Letzten Samstag ging es wieder raus auf’s Wasser! Leider konnte keiner meiner Soehne und auch zwei andere Freunde mit denen ich unbedingt mal wieder angeln gehen wollte, waren verhindert. So rief ich Dave an und nach dem mauen Barkley Sound Trip Resultat brauchte Dave noch Nachschub fuer seinen Wintervorrat. Es sollte windstill werden. Allerdings wuerde alles was halbwegs schwimmen kann auf dem Meer treiben – einmal war sowieso absolute Lachshauptsaison, Ferien, windstilles Wetter, dann ein 2-taegiges Fishing Derby in East Sooke und ausserdem hatte das Fischereiministerium das erste Mal in 10 Jahren eine 9-taegige Saison fuer Rotlachse eroeffnet. Ich hatte ja schon kuerzlich von der absolut ueberraschenden Rotlachs (Sockeye) Menge im Meer berichtet. Die Schaetzungen beziffern den Run jetzt auf 16 Millionen. Kaum ein noch Lebender kann sich an solch eine Sockeyemenge in einem Nebenjahr erinnern. Und das Erstaunliche ist, keiner weiss wie das moeglich ist! Die Elterngeneration war uebel dran, geringzahlig und konnte kaum ein neues Hindernis im Fraser River ueberwinden – einen neuen 5m hohen Wasserfall durch einen Erdrutsch im Fraser Canyon. Alle rechneten mit einem kompletten Aussterben der Rotlachse. Aber irgendwie sind aus so wenig Eiern und geschluepften Junglachsen so viele Nachkommen entstanden. Statt einer 2% Ueberlebensrate muessen diese Rotlachse sowas wie 40% Ueberlebensrate erfahren haben. Warum weiss keiner. Da sieht man mal wieder wie wenig der Mensch eigentlich von den Vorgaengen im Meer und auf unserem Planeten allgemein weiss und versteht. Vielleicht sollte man mal solche Vorhaben wie zum Mond oder Mars fliegen ueberdenken und lieber in das Verstaendnis des eigenen Heimatplaneten investieren. Aber das ist nur meine Meinung….
Die grosse Frage fuer Dave und mich war, wo koennten wir denn noch unser Boot zu Wasser lassen ohne um Parkplatz und Schlachtischplatz kaempfen zu muessen. East Sooke Stellen kamen wegen des Derbies ueberhaupt nicht in Frage. Wenn wir frueh genug da waeren, koennte die Rampe am Prestige Hotel in Sooke gehen. Also waren wir schon kurz nach 6 Uhr in Sooke und trotzdem musste ich den Haenger schon weit weg am Strassengraben des Highways parken. Aber dann flogen wir schnell ueber das glatte Meer gen Westen. Ich wollte beim Otter Point anfangen und wenn da nicht sofort was ging bis zur Muir Creek Scharkante weiterfahren. Am Otter Point war schon eine imposante Flotte am Werke. Dave fischte mit Koederfisch am System – Uebrigbleibsel von unserem Bamfieldtrip. Ich ging mit Hardware auf Jagd. Dicht am Strand entlang kamen bald die ersten Bisse. Pinks. Ein paar liessen wir wieder frei. Einen besonders Fetten packte ich fuer mich ein. Von den erhofften Grosschinooks oder Sockeye war nichts zu sehen. Auch auf anderen Booten schienen ausschliesslich Pinks oder Shaker zu beissen. Und so fuhren wir bald weiter Richtung Muir Creek.
Dort fanden wir schon einige bekannte Charter Guides und auch private Freunde vor. Unser gemeinsamer Freund Graham war mit seinem Teenage Sohn und einem Freund als Derbyteilnehmer unterwegs und schon seit der Daemmerung beim Angeln. Und sie hatten schon 3 Chinook in der Kiste, inklusive was sich spaeter als 3. Platz fuer $3000 herausstellte! Auch der alte Englaender Roland schleppte mit seiner Frau durch die Stelle. Und bald sah ich auch Glenn, ein Ex-Guide, mit einer Truppe auf seinem 32 Fuss Schlachtschiff. Da unsere Ruten vorerst still blieben, fragte ich bei einer Gelegenheit Glenn ob er schon Glueck hatte. Er hielt zwei Finger hoch. Als ich fragend die Schulter zuckte, zeigte er mit dem Zeigefinger nach unten. Also zogen die Burschen heute tiefer unten.
Dave angelte mit seinem Koederfisch in etwa 20m Tiefe. Ich ging etwa 7 m tiefer. Da rappelte ploetzlich Dave’s Rute los und er vermeldete ordentlichen Widerstand wenn auch sicher kein Grosslachs. Daher liess ich meine Rute erst einmal noch drin und das war auch gut so denn bald ruckte auch die los. Auch kein Winzling. Dave hatte seinen Fisch bald neben dem Boot und meinte erst Coho, aber unmarkiert, und war bereit ihn wieder abzuhaken. Da hatte ich meinen Fisch am Boot und rief erstaunt und erfreut “Sockeye!” und schnappte mir den Kescher und schaufelte meinen seltenen Fang ins Boot. Da bekam Dave auch bei seinem Fisch Zweifel und er bat mich mal bei der Bestimmung zu helfen. Ich warf einen Blick darauf – na klar, auch Sockeye! Und was fuer ein feiner Brocken. Und so kescherte ich den auch gleich noch. Ein Doppelschlag Rotlachse! Und was fuer feine Kollegen! Daves hatte mit Sicherheit 8 Pfund auf den Rippen. Meiner war etwas kleiner. Aber was fuer herrliche Fische – blitzeblank silber, schlank, grosse Augen… und das Beste konnte man noch gar nicht sehen: tief orange-rotes Fleisch. Das Teuerste aller Lachsarten.
Nach der schoenen Ueberraschung ging es weiter und nicht lange danach erwischte Dave noch einen schoenen Sockeye. Wer haette das gedacht, hier nahe am Ufer. Normalerweise fischte man Sockeye weit draussen ueber tiefem Wasser in den Gezeitenlinien mit speziellen Koedern. Das wollten wir eigentlich erst spaeter probieren wenn wir unsere 2 angepeilten Chinooks hatten. Die wollten aber noch nicht so richtig obwohl wir das eine oder andere Boot mit einem Chinook kaempfen sahen. Dann hatte Dave einen guten Biss und die Rute bog sich voll durch. Ich klatschte auf und wollte gerade meine Rute einholen als Dave nur “weg” meinte. Wie denn das? Vorfach durchgebissen. Das war aergerlich! Aber die Chinooks bekamen so spaet in der Saison nun richtig heftige und auch scharfe Zaehne und viele Angler banden ihre Koeder an staerkere Vorfachschnur. Sonst passiert eben manchmal das.
Dave verlor tatsaechlich noch zwei weitere Chinooks im Drill, diesmal allerding ohne Schnurbruch. Aber irgendwie hingen die Kerle nicht richtig, trotz Drilling plus Angsthaken. Ich bekam aber keine Chinookbisse – allerdings hatten wir regelmaessig mal einen Pink am Band. Aber die Chinooks standen wohl heute vornehmlich auf Koederfisch. Und dann zog wieder Daves Rute ab und er meinte “Richtiger Fisch diesmal!”. Ok, hoffentlich mit guten Ende dieses Mal, dachte ich und machte das Deck klar. Der Fisch zog paar Mal ab, aber nicht allzuweit, was wuenschenswert war, bei der Flotilla um uns herum. Ich schipperte uns langsam raus aus der Flotte und bald hatte Dave Platz zum Drillen. Und er nahm sich diesmal Zeit um den Burschen auch wirklich zu landen. Nach einigen Minuten hatten er ihn am Boot und wir sahen einen guten Teenager. Noch ein paar Finessen um das Boot herum aber dann konnte ich ihn keschern. Jawoll! Ein fetter Kerl! 78 cm und sicherlich 15-16 Pfund. Dave freute sich und ich mich mit ihm.
Aber wenn wir dachten, dass jetzt eine Chinookbeiszeit einsetzen wuerde, nope. Wir fingen wieder ein paar Pinks und Shakers die alle wieder freigelassen wurden. Als wir die Muir Strecke bis oben hin abgeschleppt hatten, drehten wir um und angelten die gleiche Strecke wieder zurueck, allerdings diesmal ueber tieferem Wasser. An Glenns Rat denkend liess ich meine Flashfly bis auf 35 m runter und nicht lange danach loeste meine Rute sofort vom Clip aus und wippte stark los. Aha, auch ich kann noch Chinooks haken! Mal sehen ob ich die auch noch landen kann!? Der Fisch machte ordentlich Betrieb; wenn auch nicht in langen Fluchten sondern eher in kurzen aber heftigen Sprints. War nicht einfach dieses staendige Hin und Her zu managen ohne jemals die Spannung zu verlieren. Aber ich war einfach mal wieder dran und alles ging gut und Dave netzte den Burschen ein. Zwei Zentimeter kleiner als Daves und nicht ganz so fett; vielleicht so 13-14 Pfund. Damit war ich aber auch zufrieden.
Auf der selben Tiefenlinie sprangen weitere Pinks und kleinere Chinooks an unsere Koeder. Ich blieb tiefer als Dave weil das scheinbar die Mehrheit der Pinkschwaerme vermied. Schon verrueckt wenn man Tiefen auswaehlt um an bestimmten Lachsarten bewusst vorbeizuangeln! Und dann schnappte ploetzlich wieder ein Chinook zu und der hatte Dampf! Der riss gleich mal 50 m oder so Schnur ab. Als er endlich stoppte, machte ich Druck und gewann ein paar Meter zurueck aber dann ein Ruck und weg. Brrrrr. Irgendwie spielten die Grossen heute nur mit dem Koeder und inhalierten ihn nicht wie manchmal. Naja. Dave kannte das Gefuehl und sagte besser nichts. Als wir die Strecke dann abgefahren hatten, mussten wir uns entscheiden: wieder umdrehen und an der Scharkante wieder hoch oder was Anderes. Wir waren beide scharf auf weitere Sockeye. Und so beschlossen wir einfach senkrecht raus ins Tiefe zu schleppen und hoffentlich einen Rotlachsschwarm auftreiben. Wir montierten Dummyflasher an den Downriggergewichten um noch mehr Funkeln im Wasser zu erzeugen; Sockeyes waren Schwarmlachse und neugierig und wenn man mit vielen Flashern im Wasser den Eindruck eines Schwarms erzeugt, kommen sie oft und untersuchen was da los ist und finden dann hoffentlich den Koeder. Soviel zur Theorie.
Ich montierte eine kleine Flashfly die im Wasser wie ein Shrimp oder grosses Krill aussah – die Hauptbeute von Rotlachsen. Dave fischte einen kleinen Blinker. Und es dauerte nicht lange und meine Flashfly fand Gefallen. Wild riss es an meiner Rute und ich kaempfte mit einem athletischen und ausdauernden Fisch. War es ein Sockeye? Keine Punkte auf der Schwanzflosse – schon mal richtig aber dafuer einen silbernen Schein auf dem Schwanz: Coho! Und der war sogar markiert und eine gute Groesse! Klasse, der ging mit! Und damit war mein Tageslimit voll; ein Salmon Grand Slam! 4 verschiedene Lachsarten an einem Tag – und konnte sogar einen von jedem behalten, das war mir glaube ich noch nie gelungen; Chinook, Coho, Sockeye und Pink. Super cool! Ich konnte nun Dave sogar anschaulich mal die Unterschiedsmerkmale zwischen Coho und Sockeye zeigen – im Meer oft verwechselt. Beide ungefaehr die gleiche Groesse, blitzeblank silber, keine Punkte auf der Schwanzflosse (Coho manchmal ein paar wenige ganz oben am Schwanzrand), beide Arten zogen zur gleichen Zeit in gleichen Gebieten und fangbar an gleichem Geraet. Das beste Merkmal ist die Bezahnung und die Faerbung im Maul; Cohos haben eine schwarze Zunge und auch sonst ein ziemlich dunklen Rachen und scharfe Zaehne auf der Zunge. Sockeyes haben ein weisses oder leicht graues Maulinnere, helle Zunge und keine Zaehne auf der Zunge. Ich stecke dem Lachs dann kurz den Zeigefinger ins Maul und streife ueber die Zunge – wenn es sich glatt anfuehlt – Sockeye, bleibt man haengen: Coho. Wenn man sie so nebeneinander liegen sieht, merkt man, dass die Augen der Sockeyes viel groesser als die der Cohos sind aber wenn man nur ein Exemplar alleine neben dem Boot im Wasser sieht, ist das kein brauchbares Merkmal.
Nach diesem Fang blieb meine Rute nicht mehr still. Es musste ein hungriger Cohoschwarm unserem Boot folgen denn sobald ich den Koeder wieder auf 17m Tiefe hatte, riss es die Schnur schon wieder aus dem Clip. Alle folgende Cohos unmarkiert und gingen natuerlich wieder zurueck. Dave fischte seinen Blinker etwas tiefer und hatte keine Cohobisse. Aber dafuer schnappte sich tatsaechlich noch ein Sockeye seinen Koeder. Damit hatte er auch sein Tageslimit; einen Chinook und 3 Sockeye. Neben uns spielten oder frassen ein paar Buckewale um das Schauspiel noch komplett zu machen. Nach einer halben Stunde non-stop Action – vorallem an meiner Rute –machten wir Schluss damit und schleppten weiter zum Otter Point. Wir wollten einfach noch einen oder zwei Chinookdrills erleben. Es waren nicht mehr ganz so viele Boote an dieser Stelle. Wahrscheinlich war bald Einwiegefrist beim Derby und die Teilnehmer machten sich auf den Weg zur Cheanuh Marina, dem Austrageort.
Am Otter Point hatte Dave wieder mehr Leben an seiner Rute und er fing erst noch einen herrlichen Rotlachs. Der war viel groesser als der Kleinste den er schon mitgenommen hatte. Schade fuer Dave aber Glueck fuer den Fisch. Und dann stieg tatsaechlich nochmal ein guter Chinook an Daves Koederfischsystem ein und er genoss den Drill einen vielleicht wieder 15 pfuendigen Fisches den er eh wieder freilassen wuerde. Der blieb natuerlich bis zum Ende haengen – bis Dave ihn mit der Zange erloeste. Klasse. Mehr kann man nicht verlangen oder wollen von einem Angeltag! Wir klatschten uns ab und nannten es Revenge fuer das magere Bamfieldfischen. Am Schlachttisch hatten wir beide ordentlich zu tun. Ich war wieder begeistert von der Fleischfarbe der Rotlachse. So ein herrlicher Fisch. Hoffentlich bekam ich nochmal eine Gelegenheit auf diese Kerle – naechstes Wochenende!













