Ist der Hering Mitschuld????

Matze-o1

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Ist der Hering Mitschuld für den Rückgang des Dorsches????

Ich habe mich am Wochenende mit ein paar Leuten über den Rückgang des Dorsches in der Ostsee unterhalten.
Es kam ein für mich wichtiger Punkt auf, der mich Nachdenklich stimmt und ich mir bis jetzt immer noch nicht richtig klar bin was ich davon halten soll.----- der Hering. :? :?
Es ist bekannt das der Dorschbestand in den letzten 10 Jahren in der Ostsee erheblich abgenommen hat und der Herbsthering hat zugenommen. Die Heringsschwärme im Herbst sind in den letzten Jahren erstaunlich angestiegen. Dies war vor zehn Jahren oder länger nicht so da gab es im Herbst relativ wenig Hering in der Ostsee und die Hauptzeit für Heringe war im Frühjahr. Der Hering ist ja auch ein kleiner Räuber und greift in die Bestände ein ich möchte bald behaupten das der Hering sich zu bestimmten Jahreszeiten auf bestimmte Sachen spezialisiert. Da der Dorsch nunmal im Winter anfängt zu Laichen und dies bis ins Frühjahr ausdehnt hat der Hering genug zu fressen und kann sich dadurch stark vermehren.
Nun meine Fragen 1. was haltet ihr davon????
2. sollte man die Fänge von Hering für die Berufsfischerei erhöhen
oder was haltet ihr von diesen Thema…???...

Gruß Matze 8)
 
Da ist sicherlich was dran aber wahrscheinlich nur eine Möglichkeit.

Die Zusammenhänge sind aber wesentlich komplexer.

Bekanntermaßen ist der Dorsch ein Salzwasserfisch der es gar nicht mag wenn der Salzgehalt des Wassers zu gering wird.

Nun ist die Ostsee ja mehr oder weniger ein Brackwassermeer, im Osten und Nordosten mehr, im Westen weniger. Der hohe Eintrag von Süßwasser aus den Anliegerstaaten sorgt für eine immer dünner werdende Salzkonzentration im Meerwasser.

Hinzu kommt ein relativ geringer Zustrom frischen Meerwasser aus der Nordsee. Dieses Phänomen ist z.T. Atmosphärisch bedingt, das heißt es fehlten in den letzten Jahren langanhaltende und starke Westwinde, die das Nordseewasser in die Ostsee drücken würden.
Letztmalig war dies vor ungefähr 10 Jahren der Fall.

Die immer stärkere Aussüßung und eine einhergehende Sauerstoffverknappung auch im Tiefenwasser scheint mir der eigentliche Grund für das Zurückgehen der Dorschbestände zu sein.
2002 z.B. wurden eklatante Sauerstoffwerte von z.T. nur 0,3mg/Liter Wasser gemessen. Dies führte u.a. zu Fischsterben und großen Algenblüten.
Die Algenblüten, bzw. das Absterben der übermäßigen Algen führte zu weiterem Sauerstoffmangel. Ein Teufelskreis.

Allerdings haben Wissenschaftler in der kürzeren Vergangenheit wieder einen stärkeren Zustrom von Nordseewasser registriert welcher auf den relativ niedrigen Wasserstand der Ostsee zurückzuführen sei.
Der wiederum sei auf besondere Hochdrucklage über Skandinavien zurückzuführen. Siehe Info HIER

Ein stärker Zustrom von frischen Nordseewasser würde und wird die Gesamtsituation des Wasserchemismus der Ostsee sicherlich verbessern und auch der Dorsch wird wieder davon profitieren, solange bis dieser Zyklus wieder von vorne anfängt.
 
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Matze-o1 schrieb:
Ist der Hering Mitschuld für den Rückgang des Dorsches????

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Nun meine Fragen 1. was haltet ihr davon????
2. sollte man die Fänge von Hering für die Berufsfischerei erhöhen
oder was haltet ihr von diesen Thema…???...

Gruß Matze 8)


Auf keinem Fall sollte die Heringsfischerei erhöht werden, denn unter den Heringsschwärmen stehen doch die Dorsche. Ich habe mich mit Bernhard von der Forelle am Sonntag ausgiebig darüber unterhalten, dem Graust bereits vor der fertigstellung der neuen Heringsfabrik auf Rügen, denn damit wird der Hering in der Ostsee Gnadenlos gejagd und ausgerottet werden. Das hierbei auch die Dorschbestände weiter schrumpfen werden, sollte jedem klar sein. Also nein zu 2.
 
Moin moin,

ich habe in den Achzigern selbst den Fischen in der Ostsee mit dem Schleppnetz nachgestellt. Beim Schleppen auf Hering hatten wir immer nur einen sehr geringen Anteil an Dorschen mit im „Beutel“ obwohl der damalige Bestand an Dorschen bestimmt um einiges besser war als heute.
Meiner Meinung nach würde es den Dorschen besser bekommen, wenn die Fischer mit dem Heringsfang endlich wieder kostendeckend arbeiten könnten (Heringssaison um Rügen mal ausgenommen) und nicht die letzten Dorsche zusammenkratzen müssten, um noch ein paar Euronen übrig zu behalten.

Torsten
 
@Mucki
Da hast du schon recht mit dem Wasseraustausch aber es ist nur eine der Ursachen

@Torsten
Genau deine Worte habe ich am Wochenende öfters gehört und dies nicht nur von Anglern und Fischern

Vielleicht ist das eine Möglichkeit aber wir werden mal sehen und ich denke nicht das man den Hering so leicht ausrotten kann.

Matze
 
Wie ich schon sagte: Die Sache ist zu komplex als das man sagen könnte, DAS IST ES.

Aber mit einer stärkeren Befischung des Herings verlagert man das Problem nur, bzw. schafft sich m.E. sogar ein Neues.

Die geschilderten Phänomene gibt es ja nicht erst seit gestern. Die gibt es schon seit Urzeiten.
Nur durch die menschliche Tätigkeit passieren sie jetzt in vermutlich kürzeren Abständen und alle Nutzer der Resourcen können es sich praktisch nicht leisten wenn so etwas passiert und jammern dementsprechend.

Meiner Meinung nach würde es den Dorschen besser bekommen, wenn die Fischer mit dem Heringsfang endlich wieder kostendeckend arbeiten könnten (Heringssaison um Rügen mal ausgenommen) und nicht die letzten Dorsche zusammenkratzen müssten, um noch ein paar Euronen übrig zu behalten.
Das ist zu kurzsichtig betrachtet. Was ist, wenn nach ein paar Jahren die Heringe zurückgehen? Dann werden wieder Stimmen laut jetzt doch bitte wieder die Dorsche schärfer zu befischen.
Man darf ja nicht vergessen, der Junghering dient auch dem Dorsch als wichtige Nahrung. Geht die zurück, hat der auch nichts zu futtern.

Wenn alle, Herings- wie Dorschfischer, Resourcenschonend fischen würden, hätten doch alle was davon und zwar langfristig.
Aber kaum erholt sich ein Bestand wird auf Teufel komm raus gefischt bis nix mehr geht. Dann ist die Verwunderung groß.
 
Wenn dem Hering der Garaus gemacht wird hat es der Dorsch auch nicht leichter. In den 60 ger Jahren hat der Heringsbestand schon einmal sehr gelitten. Danach ist der gesammte Fischbestand bis hinauf in die Barentsee betroffen worden. Ein Meeresinstitut hat festgestellt das die Raubfische alle auf den Hering angewiesen sind. Ja sogar der Krill und das Plankton was der Hering frist, hat sich danach stark verbreitet und hat Schaden angerichtet. Es ist festgestellt worden das die Verknüpfung dermaßen groß ist das niemand vorhersagen kann, wie sich das wegfallen einer Art auf die Umwelt auswirken kann.
Gruß Leuchtturm
 
und was lernen wir daraus? dass der mensch besser nicht in die natur eingreift. und wenn er sich schon an beständen vergreift, dann sollte er es gleichmässig und mit bedacht tun.

schade nur, dass es immer an der dem menschen ureigenen gier nach immer mehr scheitern wird :(
 
Es wurde ja auch nicht gesagt das der Hering ausgerottet werden soll er sollte in einen gesunden Maß befischt werden.
Aber es ist doch komisch das der Dorsch in den Jahren wo der Hering nicht ganz so vermehrt aufgetreten ist ein relativ gesundes Auftreten hatte oder.
Ich will auf keinen Fall sagen das der Hering die größte bedrohung für den Bestand des Dorsches darstellt aber ich behaupte er trägt in zu großen Mengen mit bei..


Matze
 
wieso ist das denn komisch, dass es eine wechselwirkung zwischen den beständen von dorsch und hering gibt? der dorsch ist in der ostsee zumindest der grösste fressfeind des herings.

für mich ist das ziemlich normal, dass es da schwankungen gibt. und logisch, dass, wenn der dorsch überfischt ist, der heringsbestand ansteigt.

und noch etwas: die "hauptzeit" der heringe war nie das frühjahr. es gibt nämlich zwei gattungen. den frühjahrshering, der im frühjahr zum laichen in die uferregionen kommt, und den etwas kleinwüchsigeren herbstherig, der im herbst im offenen meer ablaicht.
 
Mit schwankungen hast du sicherlich recht aber da ist wohl mehr der Mensch schuld als die Natur.
Und ich finde der Herbst Hering in der Ostsee ist teils größer als der im Frühjar so sagen die Fänge es bei Mir es jedenfals.
Die Hauptzeit der Heringsfischerei liegt aber absolut im Frühjahr und da der Herbst Hering in den letzten 10 Jahren (so habe ich es mitbekommen) nicht so stark vertreten war ist die "hauptzeit" aufs Frühjahr gefallen.
In anderen Gegenden mag dies wieder anders sein.

Matze
 
der unterschied ist vor allem der,dass der herbsthering nicht vom land aus beangelt werden kann. wenn man im herbst einen hering vom boot aus fängt, so kann es auch ein frühjahrshering sein. das kann man nur als fachmann unterscheiden,ich kann's jedenfallsnicht (naja, ich bin ja auch immerhin kein fachmann,der das so richtig kann, zitat helge schneider :D ).

wie gesagt, der hauptunterschied zwischen den beiden heringen ist die unterschiedliche laichzeit und das unterschiedliche laichgebiet.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Keinesfalls hat der Hering was mit dem Dorschrückgang zu tun.
Hierbei hat wieder mal nur einer Schuld, der Mensch. :(
Ein ausgewogenes Verhältnis würde wenn der Mensch nicht eingreifen würde, die Natur schon selber machen.
Ein großes Nahrungsangebot wird in der Natur immer mit ausreichend Fressfeinden beantwortet.
Sagen wir mal, der Heringsbestand ist ausreichend groß, dann wird die Natur gemäss den Regeln dafür sorgen ausreichend Dorsche zu produzieren, die Jungdorsche werden sich dann vom Laich der Heringe ernähren schnell groß werden um dann den ausgewachsenen Heringen nachzustellen. :} Andere Fischarten lasse ich jetzt mal aussen vor die jedoch auch eine nicht unerhebliche Rolle spielen im sensiblen Gefüge Natur. 8)
 
Genau so ist das.

Geht der Bestand einer Art zurück, egal aus welchen Gründen, werden andere, davon abhängige Arten, entweder weniger oder auch mehr, je nachdem ob es Futterkonkurrenten oder Jäger sind.
Das geht eine Weile so weiter, bis sich das Ganze zwangsläufig umkehrt um irgendwann sich wieder zu drehen, usw. usw.

Beispiel:
Gibt es z.B. sehr viele Mäuse in einem Jahr, wird es auch sehr viele, davon abhängige, Tiere wie Raubvögel oder Füchse geben. So lange bis die ihr Futter soweit dezimiert haben bis sie selbst nicht mehr genug zu fressen haben. Um dies auszugleichen, werden weniger Raubvögel/Füchse überleben und dadurch sich aber wieder die Mäuse vermehren.

Ein ewiges Hin und Her das sich mehr oder weniger im Gleichgewicht hält.

Der Mensch greift in solches Gefüge ein, ob nun mechanisch, weil er in unserem Fall Fische über die Maßen fängt, oder auch indirekt weil er z.B. die Gewässer versaut.
 
@ Lenga u. Mucki
Ich kann mich eurer Meinung da nur anschließen.
Vielleicht habe ich mich in meinem ersten Posting falsch ausgedrückt. Ich bin nicht der Meinung, dass eine Reduzierung der Heringe eine Erholung des Dorschbestandes zur Folge hat. Was ich sagen wollte: Wenn die Fischer den Hering wieder gewinnbringend fangen und verkaufen könnten, würden sie bestimmt nicht mehr jedem noch so kleinem Dorsch nach dem Leben trachten. Betrachtet man aber die momentane Situation auf See (ich kann hier nur für die Wismarer Umgebung sprechen) so sieht es doch so aus: Es werden kilometerlange Stellnetze pro Fischer ausgebracht mit der Hoffnung, am nächsten Morgen wenigstens ein oder zwei Kisten Dorsch anladen zu können. Auf der anderen Seite tummeln sich die fetten Heringe in dichten Schwärmen und werden höchsten mal von ein paar Anglern belästigt. Diese wären auch nicht mit viel mehr Aufwand zu fangen wie die Dorsche, bloß "Kohle" gibt es für sie so gut wie keine.
Also wird weiter der Fisch gefangen, für den es noch ein paar Euronen gibt.

Torsten
 
Ja Torsten, so ist es nunmal. Leider.

Bei den Berufsfischern zählen halt die monitären Interessen. Kann man ja auch verstehen, schließlich hängt deren Existenz daran.

Im Endeffekt sind es aber die Interessen, besser die Vorlieben des Verbrauchers.

Wer will schon Hering wo doch der bessere? Dorsch zu haben ist?

Wer will schon Rotaugen wenn er Forellen haben kann?

Wie gesagt: ein äußerst komplexes Zusammenspiel, das in der heutigen Zeit wohl kaum in den Griff zu bekommen ist.
 
Habt Ihr bei euren Berechnungen auch schon mal dran gedacht das der Preis für den Hering eh total im Keller ist?? Wird auch bestimmt nicht besser werden wenn auf Rügen die Ostseelehrmach Fabrik aufgemacht hat, dann geht die Jagd auf die Silberlinge doch erst richtig los, und der Preis wird total im Ar.... sein. X(
 
das mag ja sein,dass auf rügen eine fischfabrik mit bis dahin unbekannten kapazitäten eröffnet werden soll. soll denn extra für diese fabrik die fangquote für den hering ins unermessliche gesteigert werden? :? das kann ich mir nicht vorstellen...

wer soll eigentlich dann den ganzen fisch kaufen?
 
@ Alexander Perte

Bis jetzt wurde ein großer Teil des auf Rügen angelandeten Herings in Dänemark verarbeitet. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Teil dann von dem Werk auf Rügen übernommen wird

Nochmal zu den zwei Heringsgattungen. Ich habe bis jetzt von den im Herbst in der Ostsee laichenden Fischen nichts gewußt, ist aber sehr interessant. Weißt du da näheres oder kennst du Quellen, wo ich mich mal schlau machen kann?

Torsten
 
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