Dorsch Fleisch normal?

Bekalupa

Stammnaffe
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17 Juli 2022
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Straubing
Hab heute meinen ersten Dorsch erwischt.
103cm, null Gegenwehr, am Plattfischsystem.

Beim Filetieren ist das für mich etwas komisch gewesen.
Das Fleisch ist ganz weich und auf der Knochenseite war etwas das aussieht wie durchsichtiges Gelee.
Bilde mir auch ein das beim Aufschneiden an der Rückenflosseseite Wasser aus dem Fleisch augetreten ist.

Direkt nach dem Fang Pinkelte der Dorsch auch relativ lang aus dem After, hab ich auch noch nie bei nem Fisch erlebt.
Fangtiefe war 10-12m.

Ist das normal oder war/ist der Fisch krank?

Vielen Dank schon mal für Eure Hilfe.

Gruß
Bernhard
 
Typischer wabbliger Sommerdorsch/Kloaktorsk.Entsorg das Ding...eventuell als Tierfutter brauchbar.
Konstitution schlecht- sehr schlanke Gestalt-Lage der Gräten kann man von aussen gut sehen,meist viele schwarze Punkte/Pocken auf der Haut.Wabbliges Fleisch.Kommt oft bei flach gefangenen Fischen im Hochsommer vor.Schätze der war auch viel zu leicht für seine Körperlänge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jup, das ist im Sommer recht häufig, vor allem bei größeren Dorschen im Fjord.
Wie Mephisto schon schreibt, kannst du das mit ein wenig Übung schon am lebenden Tier erkennen und ihn besser zurück setzen.
 
@mephisto
Deine Beschreibung trifft den Fisch perfekt.
Die Rippen sah man und vom Gewicht her, würde sagen das der so um die 8-10Kg gewogen hat.
 
Musst nicht jeden zurücksetzen,meist sieht man das.Ab und an landet solch ein Fisch bei uns auch mal auf dem Tisch zum filetieren,meist werden sie aber vorher versucht zu releasen.
Es heißt nicht ohne Grund in der " Bauern-/Fischerregel" das man Dorsch nur in den Monaten mit einem "R" verwendet.Im Mai,Juni,Juli,August ist die Chance solch einen Fisch zu fangen halt am grössten.
 
@mephisto
Ist das bei allen Dorschen so oder sind die Kleinen davon nooch nicht betroffen.

Für uns ist es der erste Norge Trip und von den Fischen hier haben wir keine Ahnung.
Kenn nur Köhler und Scholle aus der Kühltheke.
 
Es ist nicht bei allen Dorschen so,bei guten Grössen ist dieses häufiger,je kleiner die Dorsche sind um so schlechter kann man das halt erkennen.Im Zweifel halt zurücksetzen.Kleinere Fische (bis 60 cm)waren seltener betroffen.
Oft hilft ein Wechsel des Angelplatzes und ein Angeln in grösseren Tiefen.
Hatten schon oft in 10 bis ca. 40 m im Sommer solche Fische.Haben wir auf 80m und tiefer gefischt trat dieses Sommerdorschphänomen nie auf.

Die besten Dorsche von der Fleischqualität,gabs mal bei uns im Urlaub um den Jahreswechsel.Haben da mal beim Netten einholen und Dorschreusen leeren dem Vermieter geholfen.Waren alles keine riesen Fische,aber die standen fett im Futter,hatten einen breiten Rücken und waren ein Gaumenschmaus.
 
Die Erfahrung mit den Wabbeldorschen hab ich auch schon öfter in Norwegen gemacht. Und - genau wie bei dir - fängt man diese meist im ganz flachen Wasser beim Plattfischangen. Sind weitgehend ungenießbar.

Unser norwegischer Vermieter, der sich bisschen mit sowas auskennt, sagte uns mal, daß das altersschwache Tiere sind (auch Fische müssen ja mal irgendwann das Zeitliche segnen), die die letzten Monate, wenn die Kraft zuende geht, noch ein Weilchen in flachen und meist strömungsarmen Buchten dahinvegetieren und ab und zu nochmal paar Würmchen oder Garnelen einschlürfen, bevor Sie sterben. Klingt irgendwie plausiebel für mich. Ist halt wie bei uralten Menschen, die werden auch dürr und faltig (wabblig).

Dazu passt auch, daß dies meist ziemlich große (lange) Fische sind (für Küstendorsche), i.d.R. mit einem riesen Kopf. In besseren Zeiten waren die bestimmt mal mindestens doppelt so schwer. Andere (meist kleinere) Dorsche, die wir in diesen Urlauben gefangen haben, waren dagegen gut im Fleisch.
 
Ist das bei allen Dorschen so oder sind die Kleinen davon nooch nicht betroffen.
Auf keinen Fall bei allen!
Tangdorsche, also Dorsche, die man vor allem im Küstenbereich fängt (rötlich bis Kupfer gefärbt) sind meines Wissens nicht oder kaum davon betroffen. Jedenfalls hatten wir von denen noch keinen Wabbel-Dorsch.
Die Aussagen von oben kann ich nur bestätigen. Diese Dorsche sind auch meist sehr blass und das Filet am Rücken fällt meist nach innen ein. Das sieht man ganz gut, wenn man längs über den Fisch schaut.
Da es meist bei großen Dorschen auftritt und man als Angler den kapitalen Fang doch gerne mitnehmen würde, ist das leider schon etwas blöd. Aber es nutzt nix, wenn er schon nicht so dolle aussieht, dann vorsichtig abhaken und wieder rein damit. Wir hatten vor ein paar Jahren einen Dorsch von 1,30. Da musste sich der Fänger auch überwinden, ihn wieder schwimmen zu lassen. Aber da kommt auch meist nur extrem wenige Filet raus. DAs steht in keinem Verhältnis zur Größe des Fisches.
 
In einem anderen Trööt wurde auch gesagt, dass das Filet der Wabbeldorsche ok ist, man müsste es nur einmal einfrieren und wieder auftauen. Das hab ich dann im Urlaub auch direkt mal getestet, hat aber nicht wirklich funktioniert. Es war immer noch wabbelig. Und wenn ich dabei z.B. an aufgetaute Köderfische denke, wird das Fleisch ja durch Einfrieren und Auftauen nicht fester sondern nur noch weicher. Für mich also nicht nachvollziehbar, warum der Tipp mit dem Einfrieren funktionieren sollte.
 
Ich habe bei solchen Fischen beobachtet, dass die eigentlich auch immer knallrote Parasiten in den Kiemen haben. Das deutet für mich auf jeden Fall darauf hin, dass der Fisch - so oder so - im wahrsten Sinne des Wortes ausgelaugt ist.
 
Danke, für die ganzen Infos.
Wir werden uns dann an die Pollack und Köhler halten, falls wir noch was fangen.
Leng haben wir einen probiert, ist geschmacklich auch super.
Aber erst mal müssen sie gefangen werden, ist hier garnicht so einfach.

Makrelen gibt es dagegen immer, die sind überall.
 
Ich habe bei solchen Fischen beobachtet, dass die eigentlich auch immer knallrote Parasiten in den Kiemen haben. Das deutet für mich auf jeden Fall darauf hin, dass der Fisch - so oder so - im wahrsten Sinne des Wortes ausgelaugt ist.
… das beobachte ich auch seit vielen Jahren speziell in 1-2 Fjorden, in denen einige km entfernt Lachszuchten sind. Das könnte auch das,
bzw. ein zusätzliches Phänomen sein. Fast alle dünnrückigen Dorsche haben auch eine extrem rauhe Haut, fast wie ein Schmirgelpapier,
was scheinbar ein mehrfacher Parasitenbefall ist. Fast alle bis 30 Meter Tiefe. In einem Fjord würde ich sagen, dass es 90% aller Dorsche
betrifft, auch die Größen schon ab 3 kg. Mit leichtem Gerät geangelt, schwimmen sie nach dem releasen an der Oberfläche und werden nicht
mehr. Seit dem schlage ich sie ab, kehle und versenke sie… sie würden sicher sterben. Seit diesem Jahr fängt man in dem Fjord kaum
noch Pollack am Ufer (sonst immer top beim Schleppen). Vor ein paar Wochen hatte ich 3, einer mit 80 und einer mit 90 cm, alle extrem
dünne Rücken und nicht der Kampf wie sonst in der Größe. Das Fleisch war auch schon wabbelig. Fährst du aus dem Fjord raus, alles
ganz normale Pollack und Dorsche, alle genau so flach. Auch in 2 anderen Fjorden fange ich flach keinerlei Wabbeldorsche und Pollack.
In meinem Fall gehe ich wirklich von einer umfangreichen Verseuchung durch die Lachzucht aus. Dort sind moderne Käfige, bei denen
sie die Wände 15-20 Meter anheben können und die Anlage nicht verlegt wird. Scheinbar haben sie vorher schon alles verseucht…
Habe den Leuten außen herum schon mehrfach berichtet, weil ich dort schon ca. 30 Jahre angel und die Entwicklung kenne, aber es
kümmert sich scheinbar keiner darum…
Was man noch fängt, sind sehr viele, größere Seelachse im 3-8 kg Bereich. Die meisten sind sauber, man fängt aber auch mehr und mehr
Fische, die wie eine Kreuzung von Seelachs und Karpfen aussehen und sich sicher an Käfigen gemästet haben. Ich habe mal 2 gekillt
und geöffnet. Einer hatte eine lindgrüne Leber, der andere eine Leber, die 4-5 mal größer war wie bei anderen Fischen. Das Fleisch
konntest du mit den Fingern zerquetschen, null Konzistenz… eklig…
 
Zuletzt bearbeitet:
Hatte auch Mal so einen, ebenfalls nahe einer Lachszucht. Haben den dann entsorgt und ich/wir hatten es dann auf die Zucht mit Pellets und Antibiotika geschoben.
 
....könnte ihr mal bitte etwas genauer erklären inwieweit die Lachszucht die Dorsche verseucht?

Viele Grüsse
Smolt
 
… na ja, wie schon oben beschrieben, Parasiten in den Kiemen und Parasiten und Lachsläuse oder ähnliches
auf der Haut. Ob die die Primärursache oder die Folge eines geschwächten Fisches sind, keine Ahnung. Man
müßte solche Fische halt mal untersuchen. Außerhalb der Fjorde mit den Zuchten ist das dann nicht zu
beobachten… meine Erfahrung ohne wissenschaftliche Erklärung. Ergänzend noch vielleicht, dass man
diese Fische dann auch in den Monaten mit „r“ noch fängt, also April, September, Oktober,… also kein
Sommerdorsch Phänomen.
Ich habe das Gefühl, dass sich lokal in nördlichenRegionen die Leute nicht rantrauen, weil die meisten Arbeitsplätze
da dran hängen. Junglachsaufzucht, Käfige im Meer, Schlachtereien, Speditionen, Bootsbauer, …
 
...also erstmal, bevor du es selber rausbekommts, ich arbeite in der Aquakultur, Bin deshalb wahrscheinlich in deinen Augen auch "befangen", da ich ja auch meine Brötchen damit verdiene.

Ich bin aber trotzdem der Meinung, man sollte egal warum es geht, vielleicht einfach mal versuchen sich an Fakten zu halten, anstelle von zu vermuten, zu glauben, zu verurteilen.

Viele machen sich nicht mal die Mühe sich etwas damit zu beschäftigen. Sieht man auch an deinem Posting:

Nimm' s mir nicht übel, aber schon alleine der Name "Lachslaus" (Lepeophtheirus salmonis) deutet doch daraufhin, das es sich bei diesem Parasiten um einen handelt, der parasitich auf Lachsen bzw. auf Lachsartigen Fischen lebt. Er kommt also nicht auf Dorschen vor.

Bei den schwarzen Punkten, die man auf den abgemagerten Fischen sieht, handelt es sich um Cryptocotyle lingua, einem Saugwurm, der Fische befällt die sich vorwiegend im Flachen aufhalten.

Das wablige weiche Fleisch sieht man nach der Laichzeit mehr oder weniger bei fast jedem Dorsch. Das resultiert einfach daraus das der Fisch seine Energie fast nur in seine Geschlechtsprodukte gibt und sich im Muskelgewebe immer mehr Wasser einlagert.
Die meisten Fische sind ein paar Wochen nach dem Laichen wieder ganz gut in Form das Filet wird besser der Wassergehalt sinkt, der Fett- und Proteinanteil steigt.
Bei einigen wenigen Fischen ist das dann aber nicht der Fall, die sind geschwächt, liegen am Grund rum, bekommen den Parasitenbefall, wandern nicht wie die meisten anderen Dorsche im Sommer auf Tiefen um die 60-80 m, sondern bleiben im Flachen. Sie sind aufgrund ihres Zustandes auch bedeutend leichter zu fangen.


...zum Thema Lachszucht, unterhalte ich mich immer gern. Leider kann man aber auch nicht immer alle Behauptungen unkommentiert stehen lassen wenn sie einfach nicht der Wahrheit entsprechen, oder nicht weiter begründet werden. Dies verwässert natürlich regelmässig andere interessanten Themen. Am besten mal einen extra Threat aufmachen, wo jeder dann seine wilden Thesen dazu raus hauhen kann.
(Soll ja z.B. im Jahre 2022 immernoch Leute geben, die glauben das norwegische Lachse regelmässig mit Antibiotika gefüttert werden. ^^)

Gruss
Smolt
 
Guten Morgen Smolt

Ich denke schon auch, dass Lachszuchten die Parasitenverbreitung unter Wildfischen eher fördern. Das Lachsfutter, welches auf den Boden sinkt, ist die für Biodiversität am Meeresboden (dort wo die zum Teil riesigen Lachszuchten verankert sind) bestimmt nicht unkritisch. Dass diese Lachzuchten ständig weiter verlegt werden müssen, wird schon seine Gründe haben. Ob sich dank diesen Verlegungen der erstickte Meeresboden an solchen Orten wieder in nützlicher Zeit erholen kann, weiss ich nicht. Ich bezweifle es eher, masse mir aber sicher nicht an dies abschliessend beurteilen zu können.

Ich möchte Dich keinesfalls provozieren, ich weiss ja, dass Du davon lebst und sicher das Beste für diese Sache gibst. Die Leute wollen halt eher Lachs statt Wildfisch essen, der Markt will das so. Es steht mir darum nicht wirklich an, dies grundsätzlich zu hinterfragen. Also bitte meine Worte nicht falsch verstehen.

Grüss Dich Fredi

@All
Es ist normal (so wie von Mephisto erwähnt), dass Dorsche im Sommer tendenziell eine mindere Qualtität aufweisen, auch unabhängig von Lachszuchten. Es besteht oft die Meinung, Wildfische hätten immer eine gute Qualität - dies ist aber schlicht nicht so. Auch andere Fischarten in den Nordmeeren können in der Qualität massiv variieren. Auch bei Seelachsen, Butts, oder sogar Schellfisch ist dies immer wieder besonders deutlich zu sehen.

Was kann man tun? Die Qualität der Fische lernen zu beurteilen: Z.B. anhand ihres äusseren Aussehens, ihrer Wehrhaftigkeit, ihrer Vollfleischigkeit, oder Befall von Parasiten. Aber auch die Plätze wechseln, wenn nur Fische mit schlechter Qualität hoch kommen, kann helfen.

Bei Dorschen merkt man es meiner Meinung nach sehr leicht, ob es passt, oder halt auch mal nicht. Es gibt aber auch Tendenzen: Je tiefer man Dorsche im Sommer beangelt, je eher sind sie von guter Qualität.

Ich tendiere seit Jahren auch immer mehr zu Einzelhaken mit abgedrückten Widerhaken, so dass ich Fische von schlechter Qualität (mit besserem Gewissen) releasen kann. Im BG-Bereich wird dies immer mehr Standard, dies könnte bei uns auch so sein. Ich konnte jedenfalls nicht feststellen, dass die Bissausbeute & Aussteiger wegen 'Einzelhaken ohne Widerhaken' gravieren höher wurde/n. Die Fischkisten sind trotzdem immer voll geworden, mit Fischen von möglichst guter Qualität, welche in der Küche wirklich Freude machen.
 
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