Was meint ihr... Wo wohnt der Kormoran? Da wo es genug Nahrung gibt, oder dort, wo er tagtäglich ums Überleben kämpft? Und wo vermehren sich Robben? Da wo es genug Fisch gibt, oder in fischleeren Bereichen? Die Möglichkeit zum Abwandern besteht, aber die Tiere bleiben vor Ort...
Keine Frage - ich habe lange in Stralsund gewohnt und besuche meine damalige Wahlheimat jährlich und finde es erschreckend, was die Boddengewässer und die Ostsee an Fischreichtum in den letzten 20 Jahren eingebüßt hat, vor allem Dorsch, Aal und auch Hering, aber auch Hecht, Zander und Barsch in den Bodden... Wie es um Plötze, Brassen, Grundel und so weiter geht interessiert uns Angler und auch den Fischer nicht, aber es ist wohl für Vogel und Robbe mehr als genug Nahrung da.
Ich bin der Meinung, die Ursache dafür ist menschengemacht - und wir alle tragen dazu bei, da klammere ich weder Angler, Fischer noch Nichtangler aus... Klimawandel, "Natur- und Artenschutz" (absichtlich in Anführungszeichen - prinzipiell bin ich großer Freund davon Tier und Umwelt zu schützen), Einstellen von Förderprogrammen (Bewässerungsanlagen rund um die Bodden), Eingriffe in Gewässer (Tunnelbau, obwohl es Fährverbindungen gibt --> Fehmarn, Ausbaggern von Fahrrinnen --> Kubitzer Bodden und damit die Wegnahme der natürlichen Barriere für Salzwassereinfluss, um nur zwei Beispiele zu nennen), Profitgier (Verarbeitung von Fisch zu Fischmehl, dass wir Lachse, Eier und Schweinefleisch im Discounter kaufen können...), Umweltverschmutzungen (die normale Plastiktüte oder die Kippe die (auch durch uns Angler) aus Versehen oder aus Nachlässigkeit ins Wasser fliegt bis hin zu den immensen Waffenentsorgungen aus vergangener Zeit in die Ostsee...), Geisternetze,...
Ich glaube nicht, dass ein Fangverbot die Lösung ist - aber vielleicht verhilft es dem Gewässer sich neu aufzubauen und zu Ordnen. Vielleicht ohne Dorsch, dafür mit Seelachs, Makrele, Scholle, Meerforelle - vielleicht auch Wolfsbarsch oder anderen Arten...
Eine Schuldzuweisung sollte immer bei einem selbst beginnen - und damit meine ich nicht, dass jeder entnommene Fisch, solange er als Nahrung für einen selbst, seine Familie, Freunde und Gäste dient, eine Katastrophe darstellt. Aber jeder "entsorgte" oder zum Fischmehl oder billigem Tierfutter verarbeitete Fisch bringt keine Nachkommen mehr hervor... Jeder Massenfang einer Spezies schädigt das Gewässer, den Tourismus und damit die gesamte Umgebung dieses Gewässers... Und dabei feiern wir Angler genau die Tage, an denen wir 20 Fische einer Spezies fangen - das macht unser Hobby ja aus und wir lieben das.
Ich komme irgendwie damit klar, dass ich ein paar Jahre auf Dorsch verzichte - vielleicht können aber meine Kinder in einigen Jahren an der Ostsee wieder Dorsche in Massen fangen - und haben tierisch Spaß daran. Wer weiß - vielleicht tragen wir dann eine Mitschuld, dass die Kids nach Herzenslust Dorsch fangen, weil wir drauf verzichtet haben..? Für mich ne schöne Vorstellung, auch wenn ich den Ostseedorsch vermisse.