Uferangeln Färöer - Eindrücke Oktober 2024

blaumeise

blaumeise
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Moin allerseits,

hier nun also ein paar Eindrücke von meinem kurzentschlossenen Uferangeln-Herbstausflug auf die Färöer. Gereizt hatten mich diese Felsen mitten im Golfstrom ja schon lange…und die Information zur Angelei ist insgesamt spärlich (einiges zu Meerforelle und zum Fischen vom Kutter, hier mit einem leichten Fokus auf der Scholle, was mich natürlich hatte aufhorchen lassen).
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Der Plan war, von meiner Unterkunft in Klaksvík aus mit dem Leihauto Stellen auszukundschaften und sich dann auf die vielversprechendsten Methoden einzuschießen. Erfahrungsgemäß erfordert beides in einem neuen Revier Zeit, und zwar nicht zu knapp.
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Das Wetter war (wie fast zu erwarten) extrem „herausfordernd“, insbesondere sank die Windgeschwindigkeit kaum je unter 9 m/s und blieb an einigen Tagen zweistellig. Zwischen z.B. 9 und 15 m/s liegt schon ein gewaltiger Unterschied, und im Wesentlichen muss man sich Stellen mit (einigermaßen) Rückenwind suchen. Ungünstigerweise sind viele Stellen speziell nach Westen offen, so dass ziemliche Fahrerei angesagt war.
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Die Spots sind überwiegend „man-made“, denn die Ufer fallen meistens steil ab, und die übliche Schafweide endet über ein paar Metern unbegehbarem Fels. Glücklicherweise hat jedes Örtchen seine Anlegestelle, Molen, Wellenbrecher etc., so dass hier kein Mangel besteht. Das Kraxeln auf den Steinschüttungen der Wellenbrecher mag ich allerdings überhaupt nicht, und schon gar nicht bei Wind und Regen.
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(Hier muss ich anmerken, dass ich z.B. den Südwesten der Färöer nicht erkundet habe; da mag sich die Uferbeschaffenheit also anders darstellen).

- Fortsetzung folgt -
 
Zur Angelei - zuerst dazu, was ich eindeutig nicht ausprobiert habe: Für ernsthafte Versuche auf Meerforelle war’s mir zu stürmisch. Normalerweise „spotte“ ich (vor allem in einem fremden Revier) die MeFos erstmal, und zwischen Schaumkronen haut das einfach nicht hin.
Auch die typische Pollackangelei fiel dem Wetter zum Opfer; sonst wäre ich an Steilkanten etc rumgekraxelt und hätte sie mit leichteren Gufis angeklopft… no chance, wenn einem der Wind ständig die Rute aus der Hand reißen will. Handlange Pollacks bissen allerdings zwischen den Seelachsen, es gibt sie also.
Was auch nicht besonders gut funktionierte, war die typische Dorsch-Gufi-Angelei. Mit ca. 30 g kam man zwar (in Sturmpausen) bei den ortstypischen ca 20 m gut auf den Grund, es gab auch erfreulich wenige Hänger… aber die Dorsche waren praktisch nicht da, zumindest nicht in Wurfweite. Ab und zu mal einer, um die 70 cm der Größte… also kein wirklich guter Zielfisch unter diesen Umständen. Ich bin mir nicht sicher, ob man sie an exponierten Stellen besser erreicht hätte (im Sportgeschäft in Klaksvik war man skeptisch; es hieß dazu mehr oder weniger „Dorsche nur vom Boot“).
Seelachse gab es bis ca. 2 kg, da hätte man z.B. am oben gezeigten Minihafen (Kunoy) beliebig viele fangen können.
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Ziemlich sturmtauglich ist das Inchiku-Jig; die Fängigkeit steigert man z.B. mit Makrelenstückchen. Obwohl ich sie eingesalzen und dadurch „gehärtet“ hatte, wurden sie in Nullkommanichts von den extrem zahlreichen Klieschen runtergerupft.
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Ganz unerwartet war für mich das Vorkommen mittelgroßer Lengs (bis etwa 80 cm) in diesen Tiefen (auf ganze oder halbe Köhler). Kannte ich aus Norwegen so fast überhaupt nicht (Screenprint von Drillclip, daher die maue Qualität - Videos kann man offenbar nicht direkt einbinden?)
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IMG_6886.jpegEbenso unerwartet kamen ein paar Rotbarsche zum Vorschein. Seeskorpione sind auch nicht direkt häufig beim Uferangeln in Nordnorwegen.
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- Fortsetzung folgt -
 
Mein kompaktes Fazit:

Sehr sympathisches Fleckchen Erde. Begeistert hat mich das entspannte, freundliche, aber pragmatische und arbeitsame Klima der Ortschaften. Alles im Zeichen der Fischerei und Fischverabeitung.
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Was die Angelei betrifft - unbedingt auf das Wetter, und dabei vor allem auf die Prognose der Windgeschwindigkeit achten. Diese abgerundeten Schafweiden-Berge bieten sonst zu wenig Windschatten. Angeblich ist Mai der beste Reisemonat, nur dürften dann auch die Preise noch mal anziehen. Also wohl am besten kurzfristig buchen…

Natürlich ist es gewöhnungsbedürftig, dass man praktisch nie „in der Natur“ unterwegs ist. Kaum irgendwo kommt man z.B. so weit ans Wasser ran, dass man sich die Hände waschen oder einen Fisch vor Ort ausnehmen könnte.

Inwiefern das mit den typischen „Brotfischen“ Dorsch und Pollack im Sommer besser klappt… k. A. Die wenigen Hinweise im Internet lassen darauf schließen, dass es da auch nicht wirklich üppig aussieht.

Wittlinge konnte ich übrigens überhaupt nicht fangen - darauf hatte ich ja ernsthaft spekuliert.

Dafür muss das Meerforellenangeln wirklich phänomenal sein (ein paar spannende Stellen habe ich natürlich schon ausgemacht). Und das mit den berühmten Färöer Schollen bleibt auch noch zu bearbeiten (eventuell doch mal mit dem Kutter raus und davon dann eine sinnvolle Uferangelei ableiten).

So, das waren erstmal meine Eindrücke und Beobachtungen - wäre schön, wenn wir die hier vielleicht mit anderen abgleichen könnten…
 
Danke für Deinen Bericht. Wir waren hauptsächlich vom Ufer in Vestmanna angeln.
Klaksvik, hab ich mir 2021 nur angeschaut. Nicht geangelt. Aber 2019 im Oktober hatten wir gut Dorsch, viele Fische 75 bis 95 cm vom Ufer, in Vestmanna Nähe der Fischfabrik. 2021 dagegen vom Ufer Ende August, auch an der Fischfabrik in Vestmanna nur Kindergarten. Andere Stellen in Vestmanna, 90 % Klieschen, wenige Schollen.
Vom Kutter 2021 hauptsächlich Schellfische. Aber 2 xHeilbutt. wurden vom Kutter gefangen.
 
Aber 2019 im Oktober hatten wir gut Dorsch, viele Fische 75 bis 95 cm vom Ufer, in Vestmanna Nähe der Fischfabrik
Danke für deine Rückmeldung!
Einmal bin ich (natürlich - das spektakuläre Video!) auch nach Vestmanna gedüst. Aber das lag an dem Tag derartig ungünstig im SSW-Regensturm, dass da vom Kai nix zu machen war.
 
Moin allerseits,

hier nun also ein paar Eindrücke von meinem kurzentschlossenen Uferangeln-Herbstausflug auf die Färöer. Gereizt hatten mich diese Felsen mitten im Golfstrom ja schon lange…und die Information zur Angelei ist insgesamt spärlich (einiges zu Meerforelle und zum Fischen vom Kutter, hier mit einem leichten Fokus auf der Scholle, was mich natürlich hatte aufhorchen lassen).
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Hallo, was ein geiler Angelhaken :a055::a055::a055: Ich habe schon länger nach einem etwas größeren Einzelhaken geschaut :D
Danke für deinen Bericht, ist sehr interessant :a010:
 
Danke dir für den Bericht. Ähnliche Erfahrungen habe ich mit dem Wind auch auf Island gemacht. Auf was achtest du denn beim Meerforellen angeln bei fremden stellen? Ich kenne mich da leider nicht so aus, da ich auch erst 1 mal auf Meerforelle geangelt habe. Jedoch würde ich mich über Tipps freuen wo ich auf den Färöer Inseln ggf auf Meerforellen angeln könnte.
 
Moin,

danke fürs berichten, sehr interessant. Und da ich mich jetzt nicht eingehend mit den Färöer beschäftigt habe, noch eine Frage. Gibt es denn Laichbäche der Meerforellen auf den Inseln? Oder kommen die nur zum fressen dahin?
 
Hallo, was ein geiler Angelhaken :a055::a055::a055: Ich habe schon länger nach einem etwas größeren Einzelhaken geschaut :D
Danke für deinen Bericht, ist sehr interessant :a010:

… wenn man genauer hinsieht erkennt man auch, dass er eine eigene Beleuchtung im Hakenbogen hat. Wenn auf den was beißt,
ist das mindestens Mobby Dick oder Godzilla …😊

Ja vielen Dank für den Bericht! Ich wollte 2020 auch schon mal hin, primär wegen MeFo, dann kam Corona dazwischen.
Schade, für MeFo war das bei Dir leider die falsche Zeit…
 
Hier noch ein Film über die Farör, Schwerpunkt Salmoniden. Die 2 Typen können zwar wirklich nicht angeln, auch
bei der geschminkten Fliegenfischer Trulla rollt sich mir alles hoch, aber man sieht einige Gewässer auf Lachs, MeFo
und Bachforelle. Die 2 gefangenen Lachse waren allerdings frisch ausgebüchste Zuchtlachse, aber Wildlachse
und MeFos gibt es scheinbar wirklich einige…

Highlight des Films ist für mich die Anleitung zur Fischroulade, die ich immer schon „nachkochen“ wollte…

 
Auf was achtest du denn beim Meerforellen angeln bei fremden stellen?
Och, ganz primitiv: Ringe, Sprünge.
Glücklicherweise sind diese Tiere ja ziemlich kooperativ.
Und generell flache Buchten, „Leopardengrund“, Süßwassereinlauf nicht zu weit entfernt (was allerdings simpel ist: in jedem Geländeeinschnitt kommt irgendein Bächlein ins Meer geflossen). Also nicht direkt die Steilküste (wobei sie sich ja auch weiträumig herumtreiben). Dämmerung, Nieselregen.
 
. uuups, falscher Tröt,… auf den Punkt gebracht…
 
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