Zurück von Bugdoy am Spindfjord

ossipeter

Stammnaffe
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Lehrberg/Mittelfranken/Bayern
Reisebericht zum Spindfjord 09.04.05 bis 16.04.05.

Der Beginn war leider schon etwas ärgerlich. Mein Mercedes V220 CDI (5 J.) war extra am Montag vorher in der Werkstatt. Meister ST. Nimmt den Auftrag entgegen. Kl. Kundendienst, linker Blinker- Kurzschluss, Pedale quietschen und das wichtigste: Der neue Kompressor für die Luftfederung (7 Monate alt) Reparaturpreis damals inkl. Einbau 1200,-- EUR. war seit zwei Tagen defekt. Mittags Anruf von der Werkstatt, Kabelbäume linkes Klappfenster hinten, linker Außenspiegel, Fensterheber links und Schließanlage müssen erneuert werden. Was noch??? Am Abend Auto abgeholt. Raus aus der Werkstatt: Bremspedal quietscht rein- und rauswärts. Kehrtwende in die Werkstatt. Neuer Meister E. schaut auf Auftrag. Sein Kommentar: Kompressor, falls da wieder mal Probleme sind, dann sollte ich eine starre Federung wie beim Vito einbauen lassen. Pedale quietschen. Er setzt sich rein, tatsächlich! Geselle muss nacharbeiten. Ich fahre raus aus der Werkstatt in die Stadt, blinke links: Tagertaggertagger! Kurzschluss im Blinker! Handyanruf bei der Werkstatt und zurück! Meister E. prüft Blinker, baut aus, Kontaktstecker erneuert - geht außen – Einbau- geht nicht – geht außen – Einbau- geht nicht. Kommt ein 70 jähriger Milchlasterfahrer und meint: Da muss die Birne erneuert werden! Birne erneuert, Blinker geht, beim Einbau rutscht der Meister einmal mit dem Schraubenszieher aus. Kann Passieren denke ich mir. Am nächsten Tag fahre ich zu meinen Weihern und da es staubt, schalte ich die Scheibenwasserpumpe ein. –Nichts!-
Nachprüfung ergab: Stecker war abgeschlagen – der Ausrutscher mit dem Schraubenzieher! Am Mittwoch dann die Rechnung: Reparaturkosten für 7 – Monate alten Kompressor auf der Rechnung. Anruf bei Meister ST. Das ist ein Versehen, neue Rechung kommt. Ich erkundige mich, ob der Kompressor jetzt in Ordnung ist, da ich am Freitag mit 5 Mann nach Norwegen fahren werde. Ja alles ok. Freitag abends das Auto wird beladen und ich bemerke, dass der Kompressor nicht nachreguliert. (Elektronische Niveauregulierung), vertraue jedoch auf die Aussage des Meisters und wir fahren um 23 Uhr los. Unterwegs merke ich, dass die Federung des Autos durchschlägt!!!
Was nun? Fähre gebucht, Haus gebucht, Abholdienst durch Gunnar mit Kutter geregelt. Wir sind dann raufwärts zweimal mit der Reserveradabdeckung aufgesessen. Heimwärts das Gleiche. Montag 18.04. früh war ich in der Werkstatt!!!!! Soweit zu Mercedes!
So jetzt zu meinem Bericht:
Fährüberfahrt von Hirtshals nach Kristiansand mit der Christian IV verlief bei schönem Wetter sehr angenehm. Am Zoll die 12 l Bier verzollt die wir zuviel dabei hatten (252 NOK). Von dort nach Ersakker waren es 95 km in der bekannten und doch immer wieder schönen und landschaftlich abwechslungsreichen Gegend. Auf der Küstenstraße zwei neue Großbaustellen wegen Erdrutsch. Dann am Anlegesteg angekommen und das Auto ausgeladen. Was man alles so braucht im gelobten Land?? Da kam auch schon Gunnar mit dem Kutter. Überfahrt zur Westhütte, ausladen, das neue Boot besichtigen ( 19 Ft Crescent mit 40 PS – 4takter Yahama mit E-Start, ich als Kapitän!), Haus einräumen und dann noch ein Willkommensbier.

Sonntag: Ausfahrt mit 2 Booten (17 FT Askelatten mit 15 PS als 2. Boot) Temperatur 5 Grad und Wind 3-4, kein Lustspiel! Draußen sehen wir Gunnar mit einer Gruppe von Booten in ca. 7 –9 km Entfernung. Also machen wir uns nach Absprache mit der Besatzung des kleineren Bootes mit dem großen Boot auf den Weg . Bis dorthin sind wir über eine Std. unterwegs. Immer gegen den Wind und die Wellen. Roland und ich schauen noch mal an was wir denn zum Frühstück gegessen haben. Aber das Boot ist ok. Endlich bei Wegpunkt 9! Aber wo ist der Schwarm? Auch die anderen Boote suchen oder fahren einfach Gunnar hinterher. Dann endlich Fisch am Echo und los gehts. Von wegen, die wollen nicht so recht. Köderwechsel, Standplatzwechsel und so betteln wir uns langsam die Kiste voll. 90 % Seelachs und ab und zu ein Pollack oder Dorsch bis 8 Pfd. Für den erste Tag am Ende dann doch noch was zum Filetieren. Das kleinere Boot versuchte es ohne Echolot in den Schären - Ergebnis: 0 Fisch!
Montag: Sturm Windstärke 8! Hat sich über Nacht schon angekündigt als beim Pinkeln außen plötzlich so komische Böen kamen. Den Rest des Tages dann mit lesen und Vorfachknüpfen verbracht. (Wie viel Vorfächer passen noch in meine Tasche????) Grundangeln von der Anlegestelle aus war auch nicht möglich. Trotz 175 Gr. Blei - Köder stieg auf wie ein Drachen oder fiel nicht weit entfernt ins Wasser.
Dienstag: Früh war eigentlich eine Ausfahrt mit Gunnar geplant gewesen, aber Regen und starker Wind ließen uns das auf den Nachmittag verschieben. Dann war es soweit. 14 Uhr wir fahren zu Fünft mit Gunnar raus. Ich stehe im linken hinteren Teil des Kutters.

Bullriding war angesagt. Aber wir kennen das und von daher weiß eigentlich jeder was er zu tun hat. Gunnar gab sich wie immer alle Mühe. Erster Stopp, wir in Gedanken und mit Material beim „Seitreiben“, da sagt Gunnar: etwas Dorsch am Grund. Also lassen wir unsere Montagen runter. Erster Hub und schon ist bei Hans die 30-Pfd-Rute im Halbkreis. Zweiter Hub bei mir und meine 30 – 50 Pfd. Daiwainliner ist bis zur Wasseroberfläche gekrümmt. Bremse der 113 HS Penn gibt mit jedem Kopfstoss Schnur frei. Ganz vorsichtig Druck aufbauen und schauen was der da unten tut. Gunnar hat sofort erkannt, dass da zwei Dickdorsche dran sind. Hans bringt seinen langsam hoch, meiner geht immer noch nach unten. Hans hat seinen oben: Wow! 20 Pfd. Ich bekomme meinen aus 70m ca. 20 m nach oben.
Dann plötzlich eine hohe Welle gegen den Bug. Ich mache einen ungewollten Ausfallschritt nach vorne. Meine Leine wird schlagartig schlaff und dann passiert das wovor jeder Norgefischer Angst hat: Der 700gr. Pilker hebelt den Haken aus. Weg ist der Dickdorsch! Schei..! Wir fischen weiter, aber die Dorsche mögen nicht mehr. Später stellen wir fest, dass es eventl. an den Beifängern gelegen hat. Ohne wäre wahrscheinlich besser gewesen. Neue Stelle anfahren, Schwarm suchen und rein mit der Montage! Im Mittelwasser bleibt sie stehen. Seialarm! Alle Ruten krumm und am Pumpen. Seelachse zwischen 3 und 5 Pfd. kommen nach oben. Je nach Beifängermenge 2-3 pro Angel. Wir haben mit den Fischen und dem Schlingern des Kutters zu kämpfen.
Hans stolpert, nachdem er einen ausgehängten Seelachs einfangen will, über seine Angel, eine Welle hebt ihn aus und er landet unsanft auf seiner linken Schulter. Mit schmerzverzerrtem Gesicht angelt er weiter. Langsam füllen sich die großen schwarzen Mörtelwannen. Dann hebt es Roland aus und er landet mit dem Gesäß in einem leeren Bottich. Als er wieder rauskrabbelt hängt mit einem Flunken an seinem rechtem A....backen ein 700 gr. Stabpilker mit 15.0er Drilling. Gottseidank haben wir die Überlebensanzüge an und der Haken hat sich nur in der Außenhaut und im Schaumgummi verfangen. Der Anblick war schon im ersten Moment etwas erschreckend. Nachdem wir noch vier Stellen angefahren haben und die Beißlust der Fische spürbar nachließ fuhren wir noch eine Pollackstelle an. Hier gab es zwar drei gute Fische aber dann war es auch vorbei. Mittlerweilen war es 21 Uhr und wir brachen die Ausfahrt ab. Um 22.20 waren wir am Steg und luden die Fische ins Filetierhaus um.
Dorsche, Pollack, Schellfische und 2 Leng wurden sofort filetiert. Die Seelachse im sauberen 5 Grad kaltem Wasser bis zum nächsten Morgen gelagert. Abendessen um 23.30 noch schnell ein Bier und ein Verdauer und ab in Koje. Schnarch! Um 7.30 austehen, frühstücken und filetieren. Mittagessen frischer Seelachs- Dorschspieß mit Speck und Zwiebeln, lecker.

Um 14 Uhr fahren wir zu viert (Hans hatte zu starke Schmerzen in der Schulter), mit unserem großen Boot Richtung Wegpunkt letzter Seischwarm vom Montag. Entfernung 10.5 km. Nach der Hälfte des Weges sehen wir auch schon eine ganze Gruppe kleiner Boote und mittendrin Gunnar mit seinem Kutter. Also Echolot noch intensiver begucken und bei Schwarmkontakt eine Runde drehen und dann in die Drift stellen. Bald schon sind die Ruten krumm. Seelachse, dazwischen ab und zu ein Dorsch. Die Drift ist sehr stark und die Schwärme klein. Zwei mal Angeln, Schon wieder Boot versetzen. Überblick über die anderen Boote und Gunnars Kutter behalten ist angesagt.
Es ist nicht die wilde Beisserei wie wir es schon öfters hatten. Überbisse von Dorschen gab es gar keine.
Am Abend haben wir 2 Kisten voll Fisch. Was will man mehr? Frische Luft und Wind und Wellen, der Geruch des Meeres, Freiheit im eigenem Boot. Kameradschaft unter Gleichgesinnten . Zufrieden fahren wir nach Hause und versorgen unseren Fang.
Nachts dann wieder auffrischender Wind, diesmal aus Ost und der Donnerstag bot sich wieder an Schafkopf zu üben. Spätnachmittags dann zu zweit noch eine kurze Spritztour im Fjord Richtung Farsund, die mit 2 Dorschen und 2 Seelachsen belohnt wurde. Abends habe ich Gunnars Penn GTI 345 auseinander genommen. Die Schnurführung war kaputt. Am Freitag früh dann wieder Wind der heftig war, aber Michael und ich wollten es probieren. Wir fahren aus dem Fjord und fahren an den linksseitigen Schären entlang. An der letzten Schäre entscheiden wir uns aufgrund des Wetterberichtes und der Windstärke, sowie der Wellenhöhe eine Tour zu den Seischwärmen zu machen. Mit Rückenwind gings dann ziemlich flott zu den angepeilten Wegpunkten. Schwarm überfahren – zurück gegen 2m Wellen und dann runter mit der Montage. Nach 30m Stillstand über 86m Grund. Seelachse schütteln an der Rute. Plötzlich ist an Michaels Penn Millenium Senso Pilk 150-420 gr. Wurfgewicht kein Spitzenring mehr dran!? Also hochgedrillt mit den Fischen und ab in die Kiste. Ich geb ihm meine Balzer Magna Matrix Boot 20-25 lbs. als Ersatzrute. Aber da ist eine Okuma Magda Pro Rechtshand drauf! Also schnell noch Rollen umgebaut und seine Penn 112 LH draufgeschraubt. Schwarm war zwischenzeitlich weg. Neue Suche und Weiterfischen. Aber die Drift war zwischenzeitlich so stark, dass mehr als 2 x Ablassen nicht drin war. Wind nimmt zu! Abbruch und zurück hinter die Schären. Nach 1 Std. Fischen auf einem 40m Höhenrücken, der durch den Ostwind längseits abgedriftet werden kann, liegen 6 Dorsche in der Kiste bis zu 8 Pfd. sachwer. Einen schweren Dorsch hab ich nach ca. 15m Hochpumpen leider verloren. Dann wird’s wieder ruhiger mit dem Wind. Wir schauen uns an. Bis Nachmittag 14 Uhr hätten wir Zeit, jetzt ist es 12.30 Uhr, also probieren wir es noch mal. Wir fahren raus und kommen direkt am Wegpunkt über einen großen Seelachschwarm. Ablassen und nach 30m wieder das gleiche Spielchen mit den Seelachsen. Rein ins Boot, Abhaken, Abschlagen und Kehlen der Fische. Dann fängt der Wind wieder an Aufzubrisen. Wir entscheiden uns nach Hause zu fahren und sind dann um 14.30 wieder an der Westhütte. Fische filetieren und einfrieren, Ruten auseinander bauen und säubern. Sachen packen und Hütte aufräumen. Schon war es Abend und wie es sein soll, herrlicher Sonnenuntergang und Ententeich auf den Fjord. Gunnar kommt und wir bezahlen unsere Schulden, Haus, Boote, Benzin, Ausfahrt mit dem Kutter etc. Mit einem Abschiedsbier sagen wir Gunnar Dank und um ½ 9 Uhr am Samstag früh kommt Gunnar mit dem Kutter und holt uns und unser Gepäck wieder ab. Die Heimreise mit der Schnellfähre Sylvia-Anna verlief problemlos, ebenso wie die Fahrt mit dem Auto (bis auf die Federung). Um 1:00 Uhr am 17.04.2005 sind wir zu Hause angekommen und haben ausgepackt und schnell noch die Filets verteilt . Es war wieder eine schöne, zwar kurze, aber ereignissreiche Woche in Südnorwegen.
 
Hallo Ossipeter,

dein Urlaub ging ja richtig gut los mit dem Stern auf allen Straßen.:O
Aber Ihr habt das Beste daraus gemacht. Fisch ist ja auch rumgekommen.
Gab es eine Doppelschußanlage? :}
Bin schon gespannt auf die Fotos.

Gruß Blaubär
 
Moin Ossipeter,

Klasse Bericht!
laola.gif

Kurz und bündig ohne viel Schnörkel.:baby:

(Einen Kommentar zu Mercedes verkneife ich mir jetzt mal)

Schön dass ihr wohlbehalten zurück seid, bei den Wind- und Seeverhältnissen!
Was macht die Schulter von Hans? Hoffe es ist nur eine leichte Prellung!:(

Fisch habt ihr ja gut gefangen, mußte aber Deinem Bericht zufolge auch erkämpft werden.
Ich hoffe, dass wir in 2 Wochen mit etwas weniger Wind zu kämpfen haben.
Man bin ich schon aufgeregt!
hot.gif
 
supi Bericht
 
Moin Ossipeter!!!
Endlich der lang erwartete Bericht! Immerhin geht es in etwas mehr als 2 Wochen auch zu Gunnar! Also *absolute Neugier* was gibt das Revier östlich von Farsund her?!?!?
Ihr hatte ja auch das große Boot, 19ft mit 40PS-Motor, das nehmen wir auch. Kann man da vernünftig mit 4 Leuten drin angeln?
Das Gebiet schein ja das einiges zu versprechen, aber so habe ich Gunnar bei unserem letzten Gespräch auch verstanden.
Schöner Bericht (Bilder?!?!), vernünftige Fänge, da lacht das Anglerherz und die Vorfreude steigt!!!!
Gut das ihr was Auto und Gesundheit angeht wieder (einigermaßen) heil zurück seid. Gute Besserung für Hans!
Wenn ich mir das so durchlese (700g Pilker und 30-50lbs Rute) weiß ich gar nicht, ob ich nicht unterdiemsoniert bin mit bis 400gPilker und 20lbs Rute?!?!?
Grüße von einem Norge-Neuling!!!
 
Super Bericht. War spannend zu lesen. :baby:
Wie gehts Gunnar dem alten Haudegen? ;)

Ic hoffe Du lässt uns nicht zu lange auf Bilder warten... :]
 
Klasse und Top Bericht.
Zu den Mercedes sage ich lieber nichts hatte auch mal ein gefahren-bin froh ihn gut los geworden zu sein denn ein monat später kam der Motor. Glück für mich!! :rolleyes:
 
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