Wieder mal - Mein erstes Mal (Teil 2)

bayerwaldfischer

Stammnaffe
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18 Januar 2006
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bayerwald
Hallo Freunde - wenn ich´s heut nicht schaffe den 2. Teil zu schreiben wird´s nichts mehr!
Die schönen Tage am (und im) Romsdalfjord vergingen wie im Flug. In der 2. Woche hatten wir (wie schon im Teil 1 beschrieben) den Bogen raus und wir fingen gute Köhler zwischen 3 und 5 Kilo am laufenden Band. Es muss natürlich auch gesagt werden, daß diese Art der Fischerei absolut anstrengend ist. Den ganzen Tag werfen und kurbeln was das Zeug hält grenzt fast schon an Arbeit. So kam es vor, daß wir uns in den letzten Tagen unseres Auftenthalts öfters eine Auszeit nahmen, unsere Grundmontagen abließen und auf dem Ententeich dahindösten. Natürlich brachte diese Art der Fischerei nicht besonders viel (außer ein paar Rotbarsche und einem Minileng)
ein, aber das war ja auch teilweise gewollt. Bis zu dem Augenblick, wo sich meine Rute schlagartig zum Halbkreis bog!! Aus dem Halbschlaf gerissen, setzte ich geistesgegewärtig den Anhieb und fing an zu kurbeln. Es war schwierig, aber es ging. Meter um Meter gewann ich und es war ein Kampf auf "Biegen und Brechen". Hoi, unser Skipper warf den Motor an, um mich (so dachte ich) zu unterstützen, da der Wind auffrischte und die Drift einsetzte.
Wohl schon eine knappe halbe Stunde dauerte mein Kampf mit dem Ungheuer, bis ich merkte, daß sich die anderen drei einen ablachten,und fragten ob ich ihn nun endlich herausbringe - was herausbringe?
DEN STÖPSEL AUS DEM FJORD !!!, war die Antwort von Schore, der ziemlich bald gemerkt hat, daß ich einen kapitalen Hänger hatte und Freund Hoi heimlich anwies mit laufenden Motor etwas gegenzusteuern um länger Zeit zu haben, mich schweißtriefend und nach Luft schnappend auf Video zu bannen. Ich schwörte bei allem was mir heilig ist, es dieser S..-bande heimzuzahlen und hatte bei der Zubereitung des Abendessens auch gleich die Gelegenheit dazu. Da ich der einzige war, der es gerne scharf mit viiiiiel Knobi mag, habe ich den Nudelauflauf nach meinem Gusto gewürzt und die anderen mussten (wollten sie nicht hungrig bleiben) in die scharfe Nudel beissen. Das Durstlöschen musste auch wohlüberlegt sein, denn die Biervorräte gingen bedrohlich zur Neige ....! Da ich ein Einzelschlafzimmer bewohnte, konnte ich mir kein Urteil bilden, nur hörte ich, daß es am nächten Morgen im Zimmer von Schore und Robert stank wie in einem (O-TON: PUMAKÄFIG) - und schuld war nur mein Fraß vom Abend zuvor. Am vorletzten Tag beschlossen wir, noch einmal richtig ernsthaft rauszufahren und es auf die großen Seelachse im Mittelwasser des Langfjordes zu versuchen. Das Wetter war optimal - keinesfalls Ententeich, sondern eine leichte Brise, bedeckt und ganz leichter Nieselregen. An diesem Tag hätte sich beinahe mein Schicksal besiegelt! Nachdem wir beschlossen hatten die letzten paar Dosen Bier für den Abend aufzuheben und auf Wasser Tee mit Schuß mitzunehmen (auch wegen der kühlen Witterung) machte ich mich, während die anderen das Boot "aufmunitionierten" ans Teekochen. Der "Schuß" in den Tee sollte in einer
zu einem Drittel gefüllten Flasche Jack sein, die unser Hüttenvorgänger in einem Regal stehenließ. Übrigens zu diesem Zeitpunkt das einzige Hochprozentige, was über war. Viel hatten wir ohnehin nicht dabei, nur soviel, daß es für das allabendliche "Fischerkönigsritual" reichte. Ich goss also diesen Drittel-liter in den Teekessel und griff ins Regal um eine beiden Schalen mit weisser "Substanz" die ich ebenfalls in den Teekessel schüttete. Wie es der Teufel wollte, kam gerade Hoi zur Tür rein als ich den Salztee wieder ausspuckte und den Inhalt des Teekessels in den Abfluß goss. Der Rest war Schweigen! Natürlich war keiner ernsthaft böse auf mich, aber ne Drittel Flasche Jack schütt ich zu Hause nicht weg und schon gar nicht Norge und schon gar nicht, wenn es der allerallerletzte ist ....
Nun ja, gestorben ist keiner, weil den Tee ohne Schnaps trinken musste und ein prima letzter Fangtag entschädigte uns für diesen herben Verlust.
Am letzten Tag in der Doppelhütte wurden wir uns richtig bewußt, daß der Abschied nahte. Draußen schüttete es wie aus Kübeln und nachdem wir das Boot und die Unterkunft gereinigt sowie alle unsere Sachen auf dem Anhänger verstaut hatten, sassen wir voller Wehmut um den Tisch herum und wollten nicht glauben daß es das wieder mal war (bei mir war´s das erste Mal und dementsprechend schlimmer). Da unsere Rückreise nach Oslo um 23.00 Uhr beginnen sollte, hauten wir uns noch ein paar Stunden aufs Ohr. Während der ganzen Zeit, ergossen sich wolkenbruchartige Regenfälle und als wir um 23.00 aufbrachen, stand das Wasser schon kurz vor der Hüttentür. Wir waren ca. 1 Stunde gefahren, als kurz hinter Andalsness nichts mehr ging. Cirka 10 Fahrzeuge vor uns klaffte die Straße 2 Meter breit und 3 Meter tief und es ging nach hinten und vorne nichts mehr. Im Gedanken planten wir schon mit einer späteren Fähre, als uns ein Straßenarbeiter sagte, daß es in ca. 1 1/2 Stunden weitergehen würde. Da wir deutsche Verhältnisse gewohnt waren, glaubten wir das natürlich nicht. In Deutschland würde die Planung einer solchen Baustelle schon 2 Wochen verschlingen. Auf jeden Fall rauschte in stockfinserer Nacht plötzlich schweres Gerät und ca. 5 Baustellenkipper an, und das Loch war in sage und schreibe einer Stunde gestopft. Hut ab vor diesn Leuten kann man da nur sagen!! Der Rest der Rückreise verlief planmässig und dank genügend Zeitpuffer erreichten wir die Fähre problemlos.
Die Überfahrt nach Kiel verlief etwas stürmischer als die Anreise und so machte ich auf diesem letzten Abschnitt auch noch mit der Seekrankheit Bekanntschaft, von der ich die ganze Zeit vorher verschont blieb. Aber Dank Schore´s Reiseapotheke und einer halben Flasche Melissengeist habe ich auch das gut überstanden. Seit dieser Zeit verging kein Fischerstammtisch, an dem nicht über diese wunderbare Reise geredet wurde und wird. Zur Zeit sind wir in der Planung für die nächste Reise, da Robert mit seinen 70 Jahren und nach glücklich überstandenem schwerden Herzinfarkt unbedingt noch einmal dieses schöne Land mit den gleichen Leuten sehen möchte. Natürlich nicht als Fischer, sondern als Tourist und Leichtmatrose. Aber e i n e Angel nimmt er sich diesmal doch mit. Man kann ja nicht wissen.
Servus bis später - Euer Bayerwaldfischer!
 
bayerwaldfischer, sei versichert, Pannen gibt es nicht nur bei der ersten Norgetour, da meistens aber die schlimmsten!:D
Habe ein paar mal herzlich gelacht während des Lesens und so machen Berichte richtig Spaß. Verstärkt wurde das Ganze durch die Erinnerung an meine eigene erste Tour, die führte mich nämlich auch an den Romsdalfjord.:P
Euer Quartier hast Du als Doppelhütte bezeichnet, war es etwa die am Ende vom Rødvenfjord?
 
Hey Käptn, ich denk mal schon. Das war so ein kleiner Nebenfjord, und es war wirklich die letzte Hütte in der Reihe. Das zweite Gebäude neben der Haupthütte war ein weiterer Schlafraum mit angehängtem Sanitärbereich, daher der Name Doppelhütte. Rechts neben der Doppelhütte sind die 2 Luxushütten von Uwe Onken.
Servus, Bayerwaldfischer
 
"Wunnebaar"

würde der Dicke SlimFast-Trinker aus Holland rufen...

Schöne Geschichte, lachen war wirklich nicht schwer.

Falls Dir noch was einfällt:
ICH lese bestimmt wieder weiter !

Gruß
Heiko
 
danke für den 2.teil:baby:

hat wirklich spass gemacht beim lesen



kochi:]
 
Schön geschriebener Bericht vom Ersten Mal!
Wenn alle Deine Berichte so Interessant werden, wird uns die Zeit hier am Rechner sehr lang werden.
 
Super geschrieben, da geh ich jetzt doch hochmotiviert
zum Schaffen

Hilsen fra Dorschhetzer
 
KLASSE:baby::baby::baby:
 
Hallo NAFFEN - freut mich, dass es Euch gefallen hat!
Servus, Bayerwaldfischer
 
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