Schwertfishfang bei Tag

bluemarlin54

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Schwertfisch-Fang bei Tag
…oder: “der alte Mann und das Meer“
Bis vor kurzem glaubte man noch, die einzige Möglichkeit diesen "Gladiator der Meere" bezwingen zu könne, wäre das Angeln bei Nacht. Bi Ende 1990 glaubte man noch, die einzige Methode, mit der man Schwertfische fangen könnte, wäre das Driftangeln in dunklen Nächten mit frischen Tintenfischen als Köder. Es gab sogar Vertreter einer Glaubensrichtung, die propagierten, man müsse den blanken Stahl der Haken mit Wolle umwickeln um überhaupt den Hauch einer Chance zu haben! Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich in den 1970gern und 80gern viele Nächte beim Ansitz auf diesen Fisch ergebnislos verbrachte. Driftangeln bei Nacht auf einem rollenden Boot, ohne die Chance sich am stabilen Horizont orientieren zu können, hat schon hartgesottene Seebären mit der Seekrankheit in die Knie gezwungen. Der erste Schwertfisch der in Kenya erfolgreich gelandet wurde, war 1978 auf einem unserer Boote und es dauerte noch Jahre, bis das einigermaßen regelmäßige Fänge vermeldet wurden.
Dann, Ende 1990 wurde, mehr oder minder herausgefunden, dass man Schwertfische nachts auch beim Schleppfischen überlisten kann. Natürlich verhalten sich generell Schwertfische nicht anderes als die anderen tropischen Hochsee-Räuber: sie sind opportunistische Räuber. Sie können es sich nicht erlauben, so wählerisch zu sein, sich ausschließlich von Tintenfischen zu ernähren, die nachts zum Fressen an die Oberfläche kommen. Das nächtliche Schleppangeln ließ die Biss-Rate dramatisch ansteigen mit bis zu 17 dokumentierten Bissen für ein Boot im Pemba Channel in einer einzigen Nacht. Aber dies waren ausschließlich kleinere Fische mit nur einigen Wenigen Fischen die die 150 Pfund Marke überschritten. Würde dies bedeuten, das wir nur kleinere Schwertfische vor Kenyas Küsten fangen könnten, oder aber galt es einen weiteren Knoten in der Technik des Schwertfisch-Fangs zu lösen?
Wie, wenn man es mal tagsüber probieren würde?
Schwertfische sind schon tagsüber in Chile, Sesimbra / Portugal und vor Venezuela gefangen worden, aber erst ein Bericht im "Blue Water Magazine" brachte den Stein ins Rollen. Der bericht handelte von einer Gruppe von Sportanglern die vor Florida das Drift-Fischen in großen Tiefen tagsüber mit unwahrscheinlich großem Erfolg praktizierten. Nach ihrer Aussage fangen sie das ganze Jahr über auf jeder Ausfahrt und, das Wichtigste, sie gaben ihre Geheimnisse preis. Ihrer Meinung nach fängt man die größeren Fische über den Tag, während man nachts nur die Kleineren fängt, die an die Oberfläche kommen.
Von dieser These wurde Pat infiziert.
Er fing an die für diese Technik benötigten Materialien und Ausrüstung aus den USA zu importieren um es auszuprobieren. Wir versuchten es zwei Mal im Oktober 2010, blieben aber erfolglos. Vielleicht waren wir zur falschen Zeit am falschen Platz, angelten in der falschen Tiefe? Aber wir wussten: die Richtung stimmt! Mehrere Monate kamen wir nicht mehr dazu, einen weiteren Versuch zu wagen, aber am 8. März 2011 gaben uns Jonathan Goetsch und Christo Wentzel aus Süd-Afrika zu verstehen, dass sie es mal versuchen wollten. Unglücklicher Weise wurde der Versuch bereits eine Woche zuvor geschlagen, da Nick Michaelendes auf der WHITE MISCHIEF vor Watamu einen Fisch von beinahe identischer Größe fingen. Diesen März versuchten noch einige Boote ihr Glück und fingen zumindest zwei Fische und verloren mehrere nach langem Kampf. Die Technik funktionierte und wenn Sie auch einmal Ihr Glück probieren wollen sollten Sie erst einmal die Geschichte von Pat's erstem Schwertfisch lesen, den er auf seinem Boot BROADBILL (Schwertfisch) fing:
Es war mit Sicherheit nicht das beste Wetter. Die Wetterprognose sagte Winde zwischen 19 und 20 Knoten voraus, was das Angeln bei Drift nicht unbedingt angenehm erscheinen lässt. Als aber südlich bis in die Mitte des Pemba Channels kamen, glättete sich das Wasser und es war recht angenehm. Die Wassertiefe getrug 617 Meter und die Wind-Drift wurde beinahe durch die Strömung aufgehoben. Wir planten, es für etwa 3 Stunden zu probieren und wenn wir dann keinen Erfolg haben würden, es mit dem Schleppen auf Marlin zu probieren. Selbst mit 8 Pfund Blei konnte man schwerlich sagen, ob man den Grund erreicht hatte und wir experimentierten ein wenig herum, bis das wir sicher waren. Ich hatte die Schnur markiert und wir hatten gut über 2000 Fuß draußen, so dass wir auch irgendwie Unten sein mussten.
Nach 3 Stunden begannen wir Schnur einzuholen, nachdem wir das Grundgewicht losgebrochen hatten. Plötzlich begann Schnur von der TIAGRA 80 zu laufen und unser Deckhand Sulemani meinte :"Hey, iko kito"(suaheli : Hey, edler (großer) Fisch).
Christo Wentzel schwang sich in den Kampfstuhl und der Kampf war eingeläutet. Bereits von Anfang an war klar, dass sich irgendetwas Großes am anderen Ende der Leine bewegen musste. Die Rollenbremse war extrem angezogen und Christo's Kehrseite wurde aus dem Kampfstuhl gehoben. Über 2 Stunden konnte er keine größeren Erfolge verzeichnen, außer das er Stück für Stück Schnur gewann. Endlich beschloss der Fisch an die Oberfläche zu kommen und wir setzten rückwärts das Boot zurück und gewannen dadurch ziemlich viel Schnur auf die Rolle zurück. Nach 2 ½ Stunden tauchte das Mono- Top Shot auf und es war uns möglich, das kleine Zusatzgewicht von der Schnur zu entfernen. Wir waren noch ca. 30 Meter vom Fisch entfernt, der immer noch stetig vom Boot weg strebte.
Zu diesem Moment tauchte eine Herde von 15 enorm großen Killerwalen (Orcas) auf und begannen unseren Fisch anzugreifen. Sie zerfetzten unserem Fisch das Gesicht, die Augen und den Bauch und töteten ihn in kurzer Zeit. Einer von ihnen riss den Haken mit einem Batzen Fleisch heraus und rein technisch gesehen war der Fisch für uns verloren. Glücklicherweise wurde der haken in dem Getümmel nicht von einem der Wale erfasst, sonst wären wir noch jetzt da draußen. Zu unserem Glück trieb die Karkasse des Schwertfisches an der Oberfläche, wir setzten rückwärts bei und es gelang es, den Körper unter Einsatz eines Gaffs in Bootsnähe zu halten.
Jetzt hatten wir Schwierigkeiten und alle Hände voll zu tun, den Körper anzuheben und soweit wie möglich aus dem Wasser zu ziehen, während er weiterhin den heftigen Angriffen der unersättlichen Wale ausgesetzt war. Der einzige Weg sie davon abzuhalten, weitere Stücke aus dem Fisch zu reißen schien mir, ihnen im Rückwärtsgang entgegen zu fahren und die Heckwellen entgegen zu stoßen , während meine Crew und Kunden gemeinsam hektisch den Fisch über Heck an Bord ziehen konnten( wir versuchten ihn an Bord zu heben, ager da der Kopf verloren gegangen war, hatten wir keinen vernünftigen Griff und wir mussten es aufgeben).

Dies war für mich die Erfüllung eines gewesen und die Schilderung der Umstände hat mich immer verfolgt, aber jetzt, nachdem ich das Ganze verarbeitet habe, denke ich glücklich daran zurück und alles ergibt einen Sinn.
Mein Gast und Angler Christo war hervorragend und ich habe ihm alle Vorlagen geliefert, er hat sich und dem Fisch einen großartigen Kampf geliefert in den ich zu keinem Zeitpunkt eingreifen musste. Alles lief "wie ein Uhrwerk".
Mein einziger Traum der mir verbleibt ist jetzt, noch einen Grander (1000+lb Schwertfisch) zu fangen, bevor ich zu alt bin, mein Boot zu steuern. Mit 80 Jahren verbleibt mir dazu nur noch wenig Zeit, aber vielleicht ist er oder sie da draußen und wartet auf mich!
Pat Hemphill
www.bigame.com
 
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