Skrubbe
Sandøykenner
Frohe Weihnachten an alle Naffen!
Als kleines Weihnachtsgeschenk hier den lange angekündigten Bericht über unsere Urlaubsreise 2005 auf die Insel Sandøy.
Wir, dass sind meine Frau, meine beiden Töchter 11 und 14 Jahre und Usza unser PON, sind mit voll gepacktem Wagen am 27. Juli früh um 7.00 Uhr gestartet. Die Route führte uns über Hamburg, Fehmarn, über die Belt-Brücke hoch bis Göteborg und hier rechts ab Richtung Stockholm bis Vargada, wo ein Zwischenstopp mit Übernachtung bei unseren Bekanten eingeplant war. Das Ziel erreichten wir gegen 18.30 Uhr und nach einem leckeren Barbecue und ein paar Bierchen ging’s in die Falle denn wir wollten am nächsten Morgen um fünf wieder auf der Piste sein.
Über Trollhättan ging’s weiter zurück in Richtung E6, über die neue Swinesundbrücke (nix mit Zoll und so), Oslo, Hamar bis Dombås. Hier links ab auf die 136 bis Andalsnes und von da weiter auf der 64 in Richtung Molde. In Molde quer durch die Stadt bis nach Hollingsholm, übersetzten mit der Fähre nach Aukra und weiter über die Insel Gossen bis nach Småge. Hier wartete schon unsere Fähre die uns bei windigem- aber traumhaftem Sonnenwetter in ca. 45 Minuten auf unsere Insel Sandøy bringen sollte. Kurz nach 19.00 Uhr öffnete sich die Bugklappe und wir konnten nach fünf langen Jahren Abwesenheit endlich wieder unsere geliebte Trauminsel betreten, bzw. erst mal befahren.
Blick auf den Hafen von Sandøy
Es war so ein herrliches Gefühl, alles war an seinem Platz, so vertraut als wäre man erst vor ein paar Tagen hier gewesen, so als wenn man nach langer Reise nach Hause kommt.
Für uns ist dieses Fleckchen Erde das Schönste das wir kennen, wir sind dort einfach nur glücklich!
Die Sandøyhytter
Schnell das Auto ausgeräumt, die Betten klargemacht, etwas gegessen, noch ein zwei Bierchen und dann erstmal schlaaaafen! Doch halt, wir hatten ja aus Schweden unser neues Familienmitglied mitgebracht, so ein Welpe muss mal müssen. Gott sei Dank erst wieder am nächsten Morgen gegen 6.00 Uhr. Ich also raus mit dem Kleinen und ab in die Wiese vor dem Haus. Was soll ich sagen, die Müdigkeit war mit einem Schlag dahin und ich auch. Traumhaftes Wetter, kein Wind, das Meer spiegelglatt, also erst mal runter an den Strand. In Unterhose? Egal, war ja keiner sonst auf, tiiief Luft holen und das Panorama genießen, das Schreien der Möwen in der Ferne, das leise Plätschern der Wellen an den Strand, und dieser Duft nach Weite, nach Freiheit und nach Seetang und Möwenscheiße, man wie ich das liebe!
Also Frühstück gemacht und dann in aller Ruhe das Geschirr aufgetakelt, war ja Ebbe. Bei Ebbe liegen die 17 Fuß Boote auf dem Trocknen und wer jemals versucht hat so`n Ding über den Schlick ins Wasser zu bugsieren, tut das bestimmt kein zweites Mal. Wozu auch, es ist Urlaub und der Tagesablauf richtet sich nach einiger Zeit ganz wie von selbst nach den Gezeiten. Da kommt garantiert kein Stress auf.
Nach dem Geschirr und Boot klar waren warteten wir die Flut ab. So ca. 3 Stunden vor Hochwasser beginnen die Boote am Steg zu schwimmen und man kann raus fahren. Berücksichtigt man dieselbe Situation bei Ebbe, so bleiben genau 6 Stunden bei jeder Tide zum Fischen. Für den Familienurlaub nahezu ideal, kommt man doch nicht in Versuchung die Beste aller Ehefrauen den ganzen Tag allein zu lassen.
Wir, meine beiden Töchter und ich, also raus Richtung Leuchtturm, denn von Ingvar hatte ich erfahren das dort gute Dorsche stehen, und die Pilker ins Wasser. Zu meiner Verwunderung fing ich als erstes einen Leng, knapp 70cm nur aber bitte es ist der erste Fisch, den muss man würdigen also rein in die Kiste. Es folgten ein paar kleinere Schellfische bis meine Jüngste plötzlich sagte: „Papa, ich glaube bei mir hat was angebissen!“ „Ja, ja Kind, lass mich mal gerade noch Hochholen, dann gucke ich mal nach!“ Ist ja klar das man vor dem Hochholen erst noch fünf bis zehn Hübe macht, könnt ja gerade einer vorbeigeschwommen kommen und sich aus Versehen an dem eigenem Pilker vergreifen.
Nun muss man zu meiner Jüngsten wissen, dass sie eine Spastik in den Händen hat und somit keine Rute mit Rolle bedienen kann. Daher habe ich ihr ein Wickelbrett gekauft und meine Aufgabe ist es jedes Mal den Pilker und die Schnur ins Wasser zu befördern und anschließend das Ganze wieder aufzuwickeln. Wer`s kennt: Eine zeitaufwändige Angelegenheit. Während ich also mein Geschirr aufklare, wartet die Jüngste geduldig mit der Schnur in der Hand. Ich greife die 1mm Leine und bin vom Donner gerührt - dass Kind hat recht - da zappelt was und was für einer. Ein 3,5kg Schellfisch kommt ins Boot, das Kind freut sich den Ast ab und mir entgleisen die Gesichtszüge. Wie geht das an? Wegen ihrer Spastik hat sie nur einen eingeschränkten Bewegungsspielraum und kann die Leine höchsten 30cm weit bewegen. Bei 40 Meter Tiefe dürfte der Pilker da unten nur schlapp herumbaumeln. Zufall denke ich, und nachdem sich alle wieder beruhigt hatten beschließe ich noch etwas weiter ins Tiefe zu fahren - vielleicht gibt’s da Größere.
Gesagt getan. Das ganze Manöver noch mal. Pilker über Bord, Schnurr abwickeln, die Leine meiner Tochter in die Hand geben, meine Rute aufnehmen, Bügel auf, Pilker ausfieren, „Papa, ich glaube bei mir hat einer angebissen!“, Rute in die Ecke werfen, Pilker Pilker sein lassen und die Schnur meiner Tochter greifen. „Himmel die Berge!“ was für´n Untier hängt da dran? Ein Dorsch, 5,5 Kilogramm - ich fass es nicht. Das Kind grinst bis hinter die Ohren, meine Gesichtszüge sind mit Worten nicht zu beschreiben. Schluss für Heute; das reicht - ich will mich nicht noch mehr blamieren. Während wir zurück zum Steg tuckern sinniere ich über den Sinn von sündhaft teuerem Angelgeschirr nach.
So macht man Papa nass
Neuer Tag neues Glück, herrlicher Sonnenschein, etwas mehr Wind, Zeit um die Krabbenkörbe auszulegen. Krabben essen ist unser liebstes Hobby auf Sandøy, und es gibt sie reichlich. Fischköpfe als Köder sind genug da also ab ins Boot damit und los. Rückwärts vom Steg ablegen, eine halbe Kehre backbord, Vorwärtsgang einlegen und mit halber Kraft Voraus um den großen Felsen manövrieren der 20 Meter vor der Einfahrt zu Steg liegt. Dann volle Fahrt Voraus Richtung Krabbengründe. Nanü, hört sich der Motor plötzlich komisch an und was stinkt hier so? Als ich die Qualmwolke bemerke und langsam realisiere das die Maschine fest geht ist sie auch schon aus. Scheiße, also die Ruder heraus und zurück an den Steg gepaddelt. Morgengymnastik stand heute eigentlich nicht auf meinem Programm.
Kaum angekommen stand Ingvar auch schon parat. Mit schlechtem Gewissen die Vorkommnisse gebeichtet, aber alles kein Problem. Kurzerhand wird der Außenborder mit dem von seinem Boot gewechselt und 15 Minuten später sind die Krabbenkörbe im Wasser.
Bei der Arbeit
Unser nächster Familienangelausflug sollte uns quer über den Fjord führen um auf der anderen Seite zwischen den Seehundfelsen ein paar kleine Köhler als Köder für die Grundangeln zu fangen um anschließend links von den Felsen auf 90 Meter Lumben zu fischen. Angekommen staunte ich nicht schlecht, keine Köhler da. All die Jahre vorher waren hier immer Unmengen Kleinköhler gewesen, heute nicht ein Schwanz. Also Programm Änderung. Wieder zurück zu den Dorschgründen - Lumben fischen ohne Köder macht nicht viel Sinn. Auf halber Strecke geht der Motor aus. Hä? Kein Sprit mehr im Tank, wie geht das an, hab doch gestern Abend voll getankt. Na ja, nachtanken und weiter geht’s.
Tagesstrecke
Die erste Drift über die fängigen Stellen bringt Erfolg. Nun hat’s auch bei mir geschnackt und ein guter Fisch knapp über 5 Kilo kommt heraus. Auch die beiden Mädchen sind erfolgreich. Durch den leichten Wind ist die Drift etwas stärker und ich muss verholen. Also Motor an und los. Haste gedacht! Das Teil springt nicht an. Ich reiße bis zur Erschöpfung aber er gibt keinen Mucks von sich. Kerze herausdrehen, trocken. Sprit ist da, er tut’s aber nicht. Also mal wieder die Paddel auspacken, Sport ist angesagt. Nach 30 Minuten verzweifeltem Ruderns sind wir dem rettendem Ufer keinen Meter näher gekommen und meiner Großen packt langsam die Panik. Als sie dann auch noch in der Ferne die kleine Inselfähre erblickte war’s um sie geschehen. Sie griff meine leuchtend orange Öljacke und fing wie verrückt an zu wedeln. Und man glaubt es nicht, die Fähre ändert ihren Kurs und hält auf uns zu. Die freundliche Frage ob wir ein Problem hätten konnte ich nur wahrheitsgemäß beantworten und den Zuruf sie würden Hilfe schicken nahmen wir dankbar und erleichtert entgegen. 10 Minuten später schleppte uns ein Motorboot in den Hafen von Sandøy. Der freundliche Abschlepper erkundigte sich nach unserem Problemen und nach dem ich diese geschildert hatte, reißt er einmal am Seil des Motors und das Scheißding läuft! Er klopfte mir zum Abschied freundlich auf den Rücken. Meine rote Bombe war noch zu erkennen als wir schon zwei Kilometer weit entfernt waren.
Zurück an der Hütte tauschte Ingvar die Motoren wieder aus. Der mir vorher verreckt war lief wieder einwandfrei, Ingvar hatte kein Problem feststellen können.
Der nächste Tag war etwas windiger und so bestand meine erste Amtshandlung darin die mitgebrachte Funkanlage zu installieren. Man kann sich sicher vorstellen, dass ich mir auf Grund der Vorkommnisse vom Vortag den ganzen restlichen Tag in den Allerwertesten getreten habe, weil ich aus purer Faulheit den Funk nicht als erstes aufgebaut hatte. Aus Schaden wird man klug - ich bin jetzt klüger!
Da wir wegen des Windes nicht fischen wollten wurde der Ruf nach frischen Krabben immer lauter und so blieb mir nichts anderes übrig als die Krabbenernte einzufahren. Also ins Boot, rückwärts vom Steg ablegen, eine halbe Kehre backbord, Vorwärtsgang einlegen und mit halber Kraft Voraus um den großen Felsen manövrieren… ahnt Ihr’s schon? …Genau, plötzlich hört sich das Ding wieder komisch an, es stinkt, aber diesmal bin ich schneller. Motor aus bevor er ganz fest ist. Motor hoch und was sehe ich? Fadenalgen sind in den Kühlwassereinlass eingedrungen. Aha, das war’s also. Die Dinger heraus geprokelt und nach dem sich die Maschine abgekühlt hatte lief sie wieder einwandfrei. Von da ab bin ich um die Algen herumgefahren und hatte keine Probleme mehr.
Guter Lumb von 5,7kg
Später haben wir dann auch noch Lumben gefangen weil uns einige Makrelen an den Haken gingen die natürlich als Köder genau so fängig sind. Leider waren die großen Lumbs sehr stark verwurmt so dass wir auf den Fang größerer Mengen dieser Fische verzichteten, obwohl sie, richtig zubereitet, sehr delikat schmecken.
Wenn's mal nicht so gut lief
Ein Erlebnis der nachdenklichen Art hatten wir in der zweiten Woche. Unsere Nachbarhütte wurde von einem sehr netten alleinreisendem Angler Namens Bernd belegt. Wie sich schnell herausstellte war auch er hier Stammgast. Am Morgen nach seiner Ankunft war herrliches Wetter, völlig windstill und strahlender Sonnenschein, ein Tag an dem man einfach aufs Wasser muss!
Bernd hatte sich vorgenommen auf den Sandbänken vor der Insel ein paar Schollen zu fangen. Ideal bei der Windstille. Wir fuhren auf unsere bekannte Dorschwiese und hatten schon einige schöne Erfolge zu verzeichnen als meine Tochter plötzlich fragte: „Wo ist denn Sandøy geblieben?“ Tatsächlich, nix mehr zu sehen, nur noch Nebel ringsherum und von oben Sonnenschein. Nun versetzte mich dieser Umstand nicht in Panik, da ich immer mein GPS und selbstverständlich auch Kompass und Seekarte dabei habe. Wir fischten also noch ein wenig als plötzlich aus dem Nebel, keine 50 Meter von uns entfernt, ein riesiges Schiff auftauchte. Keiner von uns hatte es gehört, wohl wegen des laufenden Motors den ich aus Sicherheitsgründen während der Driften nicht ausgestellt hatte. Ich wusste, das wir uns am Rand der Fahrrinne aufhielten aber Schiffe dieser Größe waren immer viel weiter draußen im tieferem Wasser gefahren. Jedenfalls war dies Warnung genug um sofort den Heimweg anzutreten. Die Fischkiste war sehr gut gefüllt, so dass ich etliche Zeit zum Schlachten und Filetieren brauchte. Ich glaubte Bernd in der Nähe der Insel auf den Sandbänken, also machte ich mir keine Sorgen um ihn, denn von dort konnte er an Hand der Felsen im Wasser leicht zurückfinden, außerdem kannte er ja die Gewässer. Erst als die Boote schon auf dem Trocknem lagen machte ich mir Sorgen, denn auch Bernd hielt sich wegen der bekannten Umstände an die sechs Stunden Regel. Endlich, so gegen halb sieben am Abend hörte ich seinen Motor aus dem Nebel und die Geschichte die er uns dann erzählte ließen uns die Haare zu Berge stehen.
Bernd war, ohne das wir es bemerkt hatten, von seinen Buttbänken quer über den Fjord gefahren um zu einer ihm bekannten Angelstelle neben der Insel Orta zu gelangen. Als er den Nebel bemerkte setzte er sich sofort in Bewegung da er Sandøy noch schemenhaft erkennen konnte. Für die Überfahrt braucht man maximal 20 Minuten mit den kleinen Booten. Allerdings verdichtete sich der Nebel so schnell das er bereits nach wenigen Minuten nichts mehr sehen konnte. Er fuhr trotzdem immer weiter in dem Glauben die Richtung würde stimmen. Ein einhalb Stunden später hatte Petrus ein Einsehen mit ihm und schickte Hilfe in Form einer großen Segeljacht die unter Maschine lief. Das Teil muss also weniger als 50 Meter an ihm vorbei gefahren sein, sonst hätte er sie nicht gesehen. Der Skipper der Segeljacht lies sich überreden Bernd bis vor Sandøy zu schleppen, obwohl der gute Mann auch in Schwulitäten steckte, denn sein Tank war leer und er selbst auf dem kürzesten Weg zum nächsten Hafen. Ein Blick auf den Seekartenplotter verschlug Bernd glatt die Sprache. Er war in Richtung Nordnordost aufgebrochen und befand sich nun weit südlich seines Ausgangspunktes also noch weiter von seinem ursprünglichem Ziel entfernt als vorher. Als endlich der kleine Leuchtturm an der Südspitze Sandøys auftauchte, bedankte sich Bernd herzlich für die Rettung, setzte sich in sein Boot, startete den Motor und war allein. Kein Leuchtturm mehr zu sehen, keine Jacht mehr zu sehen, na egal, die paar Meter würde er schon finden. Denkste, der Mann hat an diesem Tag zweimal mit seinem Leben gespielt, zweimal hat er Glück gehabt. Nach dem er noch mal 30 Minuten gefahren war riss der Nebel ein wenig auf und er konnte die Gebäude am Hafen von Sandøy erkennen. Das heißt, er war anstatt in nordöstlicher Richtung in nordnordwestlicher Richtung an der Insel vorbei gefahren. Nun nahm er Kurs aufs Ufer und tastete sich dann immer in Sichtweite desselben bis zurück zum Steg. Gott sei Dank hatte er genug Sprit dabei, denn ich erinnere mich an eine ähnliche Situation bei der vor Jahren zwei Angler auf einer kleinen Felseninsel gestrandet waren und erst nach zwei Tagen gefunden wurden. Bernd hätte glatt vier Tage ausharren müssen, aber das wussten wir da ja noch nicht.
Ansonsten gab’s noch drei weitere Tage an denen wir wegen Wind nicht aufs Wasser konnten.
Strandleben
Mein gestecktes Ziel in diesem Jahr war die Seelachse zu finden. Alle Sandøyer Einwohner lieben den Köhler, er ist ihr Hauptspeisefisch und alle meine Nachforschungen um aussagekräftige Hinweise auf sichere Fangstellen verliefen im Leeren. Ja, Köhler sind knapp dieses Jahr, gestern hatten wir zwei, aber nur kleine, und so weiter. Ich erinnerte mich, dass ich vor Jahren in der Nähe von Flatflesa einen ordentlichen Fisch von 94cm gefangen hatte. Also setzte ich da an.
Da ganz hinten liegt Flatflesa
Flatflesa ist ca. 5 Kilometer von Sandøy in südöstlicher Richtung quer über den Fjord entfernt, also möglichst nur bei stabiler Wetterlage anzufahren, denn wenn man bei Wind zurück über den Fjord muss ist das schon fast wie offenen See mit erheblichen Wellenhöhen und mit zwei Kindern an Bord schon gar nicht machbar. Trotzdem ergab sich die Möglichkeit dazu. Am vorletzten Tag des Urlaubs, und ich hätte es mir nicht verziehen es nicht versucht zu haben. Wir fingen schöne Lumben, Lengs und Schellfische aber keine Köhler. Wegen der sechs Stunden Regel und langsam aufkommenden Windes brachen wir ab und was soll ich sagen? Der Motor der bis jetzt perfekt gelaufen war springt nicht an, Sprit war genug nur die Kerzen waren immer nass. Abtrocknen, ausblasen wieder reinschrauben, Startversuch, zwei drei Stotterer, aus. Nach 30 Minuten hatte ich die Schnauze voll und nun machte sich das Funkgerät bezahlt. Weitere 45 Minuten später war Ingvar da und schleppte uns mit seinem großen Boot zurück. Während wir auf ihn warteten bemerkte ich auf dem Echolot immer wieder vereinzelt auftauchende Punkte so zwischen 100 und 120 Metern Tiefe. Wir waren mittlerweile mitten auf den Fjord abgetrieben, da wo er mehr als 200 Meter tief ist. Ich dachte mir: Versuch macht kluch, und lass das Geschirr frei nach Gefühl herunter. Ich habe keinen Schnurzähler an der Multi und so hatte ich keine Ahnung wie tief ich wirklich war. Jedenfalls, nach drei Hüben plötzlich Biss! Hei da ging die Post ab! Erst mal 15 Meter von der Rolle genommen und dann kaum möglich einen Meter zurück zu gewinnen. Trotzdem gelang es mir die Überhand zu gewinnen und ein herrlicher Seelachs von über 80cm kam ins Boot. Bis Ingvar auftauchte konnte ich noch zwei weitere dieses Kalibers dazu legen. Herz was willst du mehr? Ziel erreicht, glücklich und zufrieden ließen wir uns zurück schleppen um am nächsten Tag ihn aller Ruhe und entspannt den letzten Urlaubstag anzugehen. Das taten wir dann auch, jedenfalls bis nach dem Frühstück als meine Frau sagte: „Du, mit dem Packen und Saubermachen warte ich bis nach dem Mittag. Es ist so schönes Wetter, da lege ich mich noch ein bisschen in die Sonne.“ „Ok!“ sage ich, „dann fahren wir noch mal raus und fangen ein paar Seelachse.“ Gesagt getan, rein ins Boot, Ingvar hatte mal wieder den Motor getauscht, und dank Spuraufzeichnung am GPS waren wir 30 Minuten später am Hotspot vom Vortag. Die erste Drift brachte gleich zwei schöne Fische nach oben, die zweite Drift aber war der Hammer. Ihr kennt das Prozedere mit meiner Tochter? Als alle Eisen im Wasser waren ruft meine Große aus dem Bug: „Scheiße, ich hab einen riesigen Fisch dran, das geht sau schwer!“ Ich versuche sie zu beruhigen und erkläre ihr: Nur keine Panik, ganz ruhig bleiben und den Fisch müde werden lassen. Während ich noch so auf sie einrede sagt meine jüngste: „Papa, ich glaube …..!“ Sakra was ist das? Mit einem gewaltigen Rums knallt meine eigene Rute ins Wasser und die Multi fängt beängstigend lang an zu singen. Ich hatte die Regeln ja gerade erklärt, also musste ich mich jetzt selbst dran halten. Das tat ich dann sicherheitshalber auch. Mittlerweile hatte meine Große ihre Beute nach oben gepumpt und war schwer in Panik, da sie gleich zwei große Fische erbeutet hatte, Gummimak als Beifänger sei Dank. Ich habe also in der einen Hand meine eigene Rute gehalten, mit dem rechten Fuß die Schnur meiner Jüngsten gesichert und mit der anderen Hand und Gaff die beiden Fische meiner Großen ins Boot befördert. Dann erst mal meinen eigenen Fang hoch gepumpt und an Bord befördert. Was soll man machen wenn man mit zwei Beifängern angelt, da muss man sich nicht wundern wenn man drei Fische fängt wobei der unterste ein Brocken von 5,5kg war. Zum Schluss den Fisch meiner Jüngsten hoch geholt. Er war tatsächlich noch dran und schon ganz müde, wobei ich mir allerdings nicht die Mühe machte die Schnur ordentlich aufzuwickeln, welches sich im Nachhinein als schwerer Fehler erwies, sonder sie einfach im Boot ablegte. Sechs Fische von dieser Güte, alle noch mit den Ködern im Maul und quick lebendig machen eine derartige Randale mit deinem Geschirr und den Schnüren das an eine weitere Drift kein Gedanke mehr verschwendet wurde. Nach dem Abschlagen und Kehlen der Fische brauchten wir die ganzen 30 Minuten Rückfahrt um das Getüdel wieder klar zu bekommen. Meine Frau wunderte sich als wir nach 1,5 Stunden schon wieder zurückkamen. „Hattet ihr wieder Probleme mit dem Motor?“ war ihre Frage, „Nee, der Motor war’s diesmal nicht, wir hatten Probleme mit den Fischen!“ war unsere Antwort.
Die Köhlerstrecke
Weil die Tour nur kurz war, war das Schlachten und Filettieren bis zum Mittag beendet und wir konnten ganz entspannt ans Packen und Saubermachen gehen. Am nächsten Morgen, unserem Rückreisetag, regnete es und so fiel es nicht sonderlich auf das wir alle mit Tränen in den Augen und einer ganz großen Wehmut im Herzen an der Heckklappe der Fähre standen um unserem geliebten Sandøy Lebewohl zu sagen.
Abendstimmung über der Insel
Letzte Woche habe ich wieder gebucht, zwar erst für 2007, aber die Vorfreude ist jetzt schon da und irgendwie sind wir alle ein bisschen zufriedener. Könnt ihr euch so etwas vorstellen? Verrückt oder?!!
Dorsch von 10,5kg
Als kleines Weihnachtsgeschenk hier den lange angekündigten Bericht über unsere Urlaubsreise 2005 auf die Insel Sandøy.
Wir, dass sind meine Frau, meine beiden Töchter 11 und 14 Jahre und Usza unser PON, sind mit voll gepacktem Wagen am 27. Juli früh um 7.00 Uhr gestartet. Die Route führte uns über Hamburg, Fehmarn, über die Belt-Brücke hoch bis Göteborg und hier rechts ab Richtung Stockholm bis Vargada, wo ein Zwischenstopp mit Übernachtung bei unseren Bekanten eingeplant war. Das Ziel erreichten wir gegen 18.30 Uhr und nach einem leckeren Barbecue und ein paar Bierchen ging’s in die Falle denn wir wollten am nächsten Morgen um fünf wieder auf der Piste sein.
Über Trollhättan ging’s weiter zurück in Richtung E6, über die neue Swinesundbrücke (nix mit Zoll und so), Oslo, Hamar bis Dombås. Hier links ab auf die 136 bis Andalsnes und von da weiter auf der 64 in Richtung Molde. In Molde quer durch die Stadt bis nach Hollingsholm, übersetzten mit der Fähre nach Aukra und weiter über die Insel Gossen bis nach Småge. Hier wartete schon unsere Fähre die uns bei windigem- aber traumhaftem Sonnenwetter in ca. 45 Minuten auf unsere Insel Sandøy bringen sollte. Kurz nach 19.00 Uhr öffnete sich die Bugklappe und wir konnten nach fünf langen Jahren Abwesenheit endlich wieder unsere geliebte Trauminsel betreten, bzw. erst mal befahren.
Blick auf den Hafen von Sandøy
Die 5 Minuten bis zum Ferienhaus sind wir im Schritttempo gerollt um ja alles mitzukriegen was sich in den letzten Jahren verändert hatte. An der Hütte angekommen warteten schon unsere Vermieter Gunnfrid und Ingvar auf uns und nach einer herzlichen Begrüßung betraten wir unsere Unterkunft für die nächsten drei Wochen. Es war so ein herrliches Gefühl, alles war an seinem Platz, so vertraut als wäre man erst vor ein paar Tagen hier gewesen, so als wenn man nach langer Reise nach Hause kommt.
Für uns ist dieses Fleckchen Erde das Schönste das wir kennen, wir sind dort einfach nur glücklich!
Die Sandøyhytter
Schnell das Auto ausgeräumt, die Betten klargemacht, etwas gegessen, noch ein zwei Bierchen und dann erstmal schlaaaafen! Doch halt, wir hatten ja aus Schweden unser neues Familienmitglied mitgebracht, so ein Welpe muss mal müssen. Gott sei Dank erst wieder am nächsten Morgen gegen 6.00 Uhr. Ich also raus mit dem Kleinen und ab in die Wiese vor dem Haus. Was soll ich sagen, die Müdigkeit war mit einem Schlag dahin und ich auch. Traumhaftes Wetter, kein Wind, das Meer spiegelglatt, also erst mal runter an den Strand. In Unterhose? Egal, war ja keiner sonst auf, tiiief Luft holen und das Panorama genießen, das Schreien der Möwen in der Ferne, das leise Plätschern der Wellen an den Strand, und dieser Duft nach Weite, nach Freiheit und nach Seetang und Möwenscheiße, man wie ich das liebe!
Also Frühstück gemacht und dann in aller Ruhe das Geschirr aufgetakelt, war ja Ebbe. Bei Ebbe liegen die 17 Fuß Boote auf dem Trocknen und wer jemals versucht hat so`n Ding über den Schlick ins Wasser zu bugsieren, tut das bestimmt kein zweites Mal. Wozu auch, es ist Urlaub und der Tagesablauf richtet sich nach einiger Zeit ganz wie von selbst nach den Gezeiten. Da kommt garantiert kein Stress auf.
Nach dem Geschirr und Boot klar waren warteten wir die Flut ab. So ca. 3 Stunden vor Hochwasser beginnen die Boote am Steg zu schwimmen und man kann raus fahren. Berücksichtigt man dieselbe Situation bei Ebbe, so bleiben genau 6 Stunden bei jeder Tide zum Fischen. Für den Familienurlaub nahezu ideal, kommt man doch nicht in Versuchung die Beste aller Ehefrauen den ganzen Tag allein zu lassen.
Wir, meine beiden Töchter und ich, also raus Richtung Leuchtturm, denn von Ingvar hatte ich erfahren das dort gute Dorsche stehen, und die Pilker ins Wasser. Zu meiner Verwunderung fing ich als erstes einen Leng, knapp 70cm nur aber bitte es ist der erste Fisch, den muss man würdigen also rein in die Kiste. Es folgten ein paar kleinere Schellfische bis meine Jüngste plötzlich sagte: „Papa, ich glaube bei mir hat was angebissen!“ „Ja, ja Kind, lass mich mal gerade noch Hochholen, dann gucke ich mal nach!“ Ist ja klar das man vor dem Hochholen erst noch fünf bis zehn Hübe macht, könnt ja gerade einer vorbeigeschwommen kommen und sich aus Versehen an dem eigenem Pilker vergreifen.
Nun muss man zu meiner Jüngsten wissen, dass sie eine Spastik in den Händen hat und somit keine Rute mit Rolle bedienen kann. Daher habe ich ihr ein Wickelbrett gekauft und meine Aufgabe ist es jedes Mal den Pilker und die Schnur ins Wasser zu befördern und anschließend das Ganze wieder aufzuwickeln. Wer`s kennt: Eine zeitaufwändige Angelegenheit. Während ich also mein Geschirr aufklare, wartet die Jüngste geduldig mit der Schnur in der Hand. Ich greife die 1mm Leine und bin vom Donner gerührt - dass Kind hat recht - da zappelt was und was für einer. Ein 3,5kg Schellfisch kommt ins Boot, das Kind freut sich den Ast ab und mir entgleisen die Gesichtszüge. Wie geht das an? Wegen ihrer Spastik hat sie nur einen eingeschränkten Bewegungsspielraum und kann die Leine höchsten 30cm weit bewegen. Bei 40 Meter Tiefe dürfte der Pilker da unten nur schlapp herumbaumeln. Zufall denke ich, und nachdem sich alle wieder beruhigt hatten beschließe ich noch etwas weiter ins Tiefe zu fahren - vielleicht gibt’s da Größere.
Gesagt getan. Das ganze Manöver noch mal. Pilker über Bord, Schnurr abwickeln, die Leine meiner Tochter in die Hand geben, meine Rute aufnehmen, Bügel auf, Pilker ausfieren, „Papa, ich glaube bei mir hat einer angebissen!“, Rute in die Ecke werfen, Pilker Pilker sein lassen und die Schnur meiner Tochter greifen. „Himmel die Berge!“ was für´n Untier hängt da dran? Ein Dorsch, 5,5 Kilogramm - ich fass es nicht. Das Kind grinst bis hinter die Ohren, meine Gesichtszüge sind mit Worten nicht zu beschreiben. Schluss für Heute; das reicht - ich will mich nicht noch mehr blamieren. Während wir zurück zum Steg tuckern sinniere ich über den Sinn von sündhaft teuerem Angelgeschirr nach.
So macht man Papa nass
Neuer Tag neues Glück, herrlicher Sonnenschein, etwas mehr Wind, Zeit um die Krabbenkörbe auszulegen. Krabben essen ist unser liebstes Hobby auf Sandøy, und es gibt sie reichlich. Fischköpfe als Köder sind genug da also ab ins Boot damit und los. Rückwärts vom Steg ablegen, eine halbe Kehre backbord, Vorwärtsgang einlegen und mit halber Kraft Voraus um den großen Felsen manövrieren der 20 Meter vor der Einfahrt zu Steg liegt. Dann volle Fahrt Voraus Richtung Krabbengründe. Nanü, hört sich der Motor plötzlich komisch an und was stinkt hier so? Als ich die Qualmwolke bemerke und langsam realisiere das die Maschine fest geht ist sie auch schon aus. Scheiße, also die Ruder heraus und zurück an den Steg gepaddelt. Morgengymnastik stand heute eigentlich nicht auf meinem Programm.
Kaum angekommen stand Ingvar auch schon parat. Mit schlechtem Gewissen die Vorkommnisse gebeichtet, aber alles kein Problem. Kurzerhand wird der Außenborder mit dem von seinem Boot gewechselt und 15 Minuten später sind die Krabbenkörbe im Wasser.
Bei der Arbeit
Unser nächster Familienangelausflug sollte uns quer über den Fjord führen um auf der anderen Seite zwischen den Seehundfelsen ein paar kleine Köhler als Köder für die Grundangeln zu fangen um anschließend links von den Felsen auf 90 Meter Lumben zu fischen. Angekommen staunte ich nicht schlecht, keine Köhler da. All die Jahre vorher waren hier immer Unmengen Kleinköhler gewesen, heute nicht ein Schwanz. Also Programm Änderung. Wieder zurück zu den Dorschgründen - Lumben fischen ohne Köder macht nicht viel Sinn. Auf halber Strecke geht der Motor aus. Hä? Kein Sprit mehr im Tank, wie geht das an, hab doch gestern Abend voll getankt. Na ja, nachtanken und weiter geht’s.
Tagesstrecke
Die erste Drift über die fängigen Stellen bringt Erfolg. Nun hat’s auch bei mir geschnackt und ein guter Fisch knapp über 5 Kilo kommt heraus. Auch die beiden Mädchen sind erfolgreich. Durch den leichten Wind ist die Drift etwas stärker und ich muss verholen. Also Motor an und los. Haste gedacht! Das Teil springt nicht an. Ich reiße bis zur Erschöpfung aber er gibt keinen Mucks von sich. Kerze herausdrehen, trocken. Sprit ist da, er tut’s aber nicht. Also mal wieder die Paddel auspacken, Sport ist angesagt. Nach 30 Minuten verzweifeltem Ruderns sind wir dem rettendem Ufer keinen Meter näher gekommen und meiner Großen packt langsam die Panik. Als sie dann auch noch in der Ferne die kleine Inselfähre erblickte war’s um sie geschehen. Sie griff meine leuchtend orange Öljacke und fing wie verrückt an zu wedeln. Und man glaubt es nicht, die Fähre ändert ihren Kurs und hält auf uns zu. Die freundliche Frage ob wir ein Problem hätten konnte ich nur wahrheitsgemäß beantworten und den Zuruf sie würden Hilfe schicken nahmen wir dankbar und erleichtert entgegen. 10 Minuten später schleppte uns ein Motorboot in den Hafen von Sandøy. Der freundliche Abschlepper erkundigte sich nach unserem Problemen und nach dem ich diese geschildert hatte, reißt er einmal am Seil des Motors und das Scheißding läuft! Er klopfte mir zum Abschied freundlich auf den Rücken. Meine rote Bombe war noch zu erkennen als wir schon zwei Kilometer weit entfernt waren.
Zurück an der Hütte tauschte Ingvar die Motoren wieder aus. Der mir vorher verreckt war lief wieder einwandfrei, Ingvar hatte kein Problem feststellen können.
Der nächste Tag war etwas windiger und so bestand meine erste Amtshandlung darin die mitgebrachte Funkanlage zu installieren. Man kann sich sicher vorstellen, dass ich mir auf Grund der Vorkommnisse vom Vortag den ganzen restlichen Tag in den Allerwertesten getreten habe, weil ich aus purer Faulheit den Funk nicht als erstes aufgebaut hatte. Aus Schaden wird man klug - ich bin jetzt klüger!
Da wir wegen des Windes nicht fischen wollten wurde der Ruf nach frischen Krabben immer lauter und so blieb mir nichts anderes übrig als die Krabbenernte einzufahren. Also ins Boot, rückwärts vom Steg ablegen, eine halbe Kehre backbord, Vorwärtsgang einlegen und mit halber Kraft Voraus um den großen Felsen manövrieren… ahnt Ihr’s schon? …Genau, plötzlich hört sich das Ding wieder komisch an, es stinkt, aber diesmal bin ich schneller. Motor aus bevor er ganz fest ist. Motor hoch und was sehe ich? Fadenalgen sind in den Kühlwassereinlass eingedrungen. Aha, das war’s also. Die Dinger heraus geprokelt und nach dem sich die Maschine abgekühlt hatte lief sie wieder einwandfrei. Von da ab bin ich um die Algen herumgefahren und hatte keine Probleme mehr.
Guter Lumb von 5,7kg
Später haben wir dann auch noch Lumben gefangen weil uns einige Makrelen an den Haken gingen die natürlich als Köder genau so fängig sind. Leider waren die großen Lumbs sehr stark verwurmt so dass wir auf den Fang größerer Mengen dieser Fische verzichteten, obwohl sie, richtig zubereitet, sehr delikat schmecken.
Wenn's mal nicht so gut lief
Ein Erlebnis der nachdenklichen Art hatten wir in der zweiten Woche. Unsere Nachbarhütte wurde von einem sehr netten alleinreisendem Angler Namens Bernd belegt. Wie sich schnell herausstellte war auch er hier Stammgast. Am Morgen nach seiner Ankunft war herrliches Wetter, völlig windstill und strahlender Sonnenschein, ein Tag an dem man einfach aufs Wasser muss!
Bernd hatte sich vorgenommen auf den Sandbänken vor der Insel ein paar Schollen zu fangen. Ideal bei der Windstille. Wir fuhren auf unsere bekannte Dorschwiese und hatten schon einige schöne Erfolge zu verzeichnen als meine Tochter plötzlich fragte: „Wo ist denn Sandøy geblieben?“ Tatsächlich, nix mehr zu sehen, nur noch Nebel ringsherum und von oben Sonnenschein. Nun versetzte mich dieser Umstand nicht in Panik, da ich immer mein GPS und selbstverständlich auch Kompass und Seekarte dabei habe. Wir fischten also noch ein wenig als plötzlich aus dem Nebel, keine 50 Meter von uns entfernt, ein riesiges Schiff auftauchte. Keiner von uns hatte es gehört, wohl wegen des laufenden Motors den ich aus Sicherheitsgründen während der Driften nicht ausgestellt hatte. Ich wusste, das wir uns am Rand der Fahrrinne aufhielten aber Schiffe dieser Größe waren immer viel weiter draußen im tieferem Wasser gefahren. Jedenfalls war dies Warnung genug um sofort den Heimweg anzutreten. Die Fischkiste war sehr gut gefüllt, so dass ich etliche Zeit zum Schlachten und Filetieren brauchte. Ich glaubte Bernd in der Nähe der Insel auf den Sandbänken, also machte ich mir keine Sorgen um ihn, denn von dort konnte er an Hand der Felsen im Wasser leicht zurückfinden, außerdem kannte er ja die Gewässer. Erst als die Boote schon auf dem Trocknem lagen machte ich mir Sorgen, denn auch Bernd hielt sich wegen der bekannten Umstände an die sechs Stunden Regel. Endlich, so gegen halb sieben am Abend hörte ich seinen Motor aus dem Nebel und die Geschichte die er uns dann erzählte ließen uns die Haare zu Berge stehen.
Bernd war, ohne das wir es bemerkt hatten, von seinen Buttbänken quer über den Fjord gefahren um zu einer ihm bekannten Angelstelle neben der Insel Orta zu gelangen. Als er den Nebel bemerkte setzte er sich sofort in Bewegung da er Sandøy noch schemenhaft erkennen konnte. Für die Überfahrt braucht man maximal 20 Minuten mit den kleinen Booten. Allerdings verdichtete sich der Nebel so schnell das er bereits nach wenigen Minuten nichts mehr sehen konnte. Er fuhr trotzdem immer weiter in dem Glauben die Richtung würde stimmen. Ein einhalb Stunden später hatte Petrus ein Einsehen mit ihm und schickte Hilfe in Form einer großen Segeljacht die unter Maschine lief. Das Teil muss also weniger als 50 Meter an ihm vorbei gefahren sein, sonst hätte er sie nicht gesehen. Der Skipper der Segeljacht lies sich überreden Bernd bis vor Sandøy zu schleppen, obwohl der gute Mann auch in Schwulitäten steckte, denn sein Tank war leer und er selbst auf dem kürzesten Weg zum nächsten Hafen. Ein Blick auf den Seekartenplotter verschlug Bernd glatt die Sprache. Er war in Richtung Nordnordost aufgebrochen und befand sich nun weit südlich seines Ausgangspunktes also noch weiter von seinem ursprünglichem Ziel entfernt als vorher. Als endlich der kleine Leuchtturm an der Südspitze Sandøys auftauchte, bedankte sich Bernd herzlich für die Rettung, setzte sich in sein Boot, startete den Motor und war allein. Kein Leuchtturm mehr zu sehen, keine Jacht mehr zu sehen, na egal, die paar Meter würde er schon finden. Denkste, der Mann hat an diesem Tag zweimal mit seinem Leben gespielt, zweimal hat er Glück gehabt. Nach dem er noch mal 30 Minuten gefahren war riss der Nebel ein wenig auf und er konnte die Gebäude am Hafen von Sandøy erkennen. Das heißt, er war anstatt in nordöstlicher Richtung in nordnordwestlicher Richtung an der Insel vorbei gefahren. Nun nahm er Kurs aufs Ufer und tastete sich dann immer in Sichtweite desselben bis zurück zum Steg. Gott sei Dank hatte er genug Sprit dabei, denn ich erinnere mich an eine ähnliche Situation bei der vor Jahren zwei Angler auf einer kleinen Felseninsel gestrandet waren und erst nach zwei Tagen gefunden wurden. Bernd hätte glatt vier Tage ausharren müssen, aber das wussten wir da ja noch nicht.
Ansonsten gab’s noch drei weitere Tage an denen wir wegen Wind nicht aufs Wasser konnten.
Strandleben
Mein gestecktes Ziel in diesem Jahr war die Seelachse zu finden. Alle Sandøyer Einwohner lieben den Köhler, er ist ihr Hauptspeisefisch und alle meine Nachforschungen um aussagekräftige Hinweise auf sichere Fangstellen verliefen im Leeren. Ja, Köhler sind knapp dieses Jahr, gestern hatten wir zwei, aber nur kleine, und so weiter. Ich erinnerte mich, dass ich vor Jahren in der Nähe von Flatflesa einen ordentlichen Fisch von 94cm gefangen hatte. Also setzte ich da an.
Da ganz hinten liegt Flatflesa
Flatflesa ist ca. 5 Kilometer von Sandøy in südöstlicher Richtung quer über den Fjord entfernt, also möglichst nur bei stabiler Wetterlage anzufahren, denn wenn man bei Wind zurück über den Fjord muss ist das schon fast wie offenen See mit erheblichen Wellenhöhen und mit zwei Kindern an Bord schon gar nicht machbar. Trotzdem ergab sich die Möglichkeit dazu. Am vorletzten Tag des Urlaubs, und ich hätte es mir nicht verziehen es nicht versucht zu haben. Wir fingen schöne Lumben, Lengs und Schellfische aber keine Köhler. Wegen der sechs Stunden Regel und langsam aufkommenden Windes brachen wir ab und was soll ich sagen? Der Motor der bis jetzt perfekt gelaufen war springt nicht an, Sprit war genug nur die Kerzen waren immer nass. Abtrocknen, ausblasen wieder reinschrauben, Startversuch, zwei drei Stotterer, aus. Nach 30 Minuten hatte ich die Schnauze voll und nun machte sich das Funkgerät bezahlt. Weitere 45 Minuten später war Ingvar da und schleppte uns mit seinem großen Boot zurück. Während wir auf ihn warteten bemerkte ich auf dem Echolot immer wieder vereinzelt auftauchende Punkte so zwischen 100 und 120 Metern Tiefe. Wir waren mittlerweile mitten auf den Fjord abgetrieben, da wo er mehr als 200 Meter tief ist. Ich dachte mir: Versuch macht kluch, und lass das Geschirr frei nach Gefühl herunter. Ich habe keinen Schnurzähler an der Multi und so hatte ich keine Ahnung wie tief ich wirklich war. Jedenfalls, nach drei Hüben plötzlich Biss! Hei da ging die Post ab! Erst mal 15 Meter von der Rolle genommen und dann kaum möglich einen Meter zurück zu gewinnen. Trotzdem gelang es mir die Überhand zu gewinnen und ein herrlicher Seelachs von über 80cm kam ins Boot. Bis Ingvar auftauchte konnte ich noch zwei weitere dieses Kalibers dazu legen. Herz was willst du mehr? Ziel erreicht, glücklich und zufrieden ließen wir uns zurück schleppen um am nächsten Tag ihn aller Ruhe und entspannt den letzten Urlaubstag anzugehen. Das taten wir dann auch, jedenfalls bis nach dem Frühstück als meine Frau sagte: „Du, mit dem Packen und Saubermachen warte ich bis nach dem Mittag. Es ist so schönes Wetter, da lege ich mich noch ein bisschen in die Sonne.“ „Ok!“ sage ich, „dann fahren wir noch mal raus und fangen ein paar Seelachse.“ Gesagt getan, rein ins Boot, Ingvar hatte mal wieder den Motor getauscht, und dank Spuraufzeichnung am GPS waren wir 30 Minuten später am Hotspot vom Vortag. Die erste Drift brachte gleich zwei schöne Fische nach oben, die zweite Drift aber war der Hammer. Ihr kennt das Prozedere mit meiner Tochter? Als alle Eisen im Wasser waren ruft meine Große aus dem Bug: „Scheiße, ich hab einen riesigen Fisch dran, das geht sau schwer!“ Ich versuche sie zu beruhigen und erkläre ihr: Nur keine Panik, ganz ruhig bleiben und den Fisch müde werden lassen. Während ich noch so auf sie einrede sagt meine jüngste: „Papa, ich glaube …..!“ Sakra was ist das? Mit einem gewaltigen Rums knallt meine eigene Rute ins Wasser und die Multi fängt beängstigend lang an zu singen. Ich hatte die Regeln ja gerade erklärt, also musste ich mich jetzt selbst dran halten. Das tat ich dann sicherheitshalber auch. Mittlerweile hatte meine Große ihre Beute nach oben gepumpt und war schwer in Panik, da sie gleich zwei große Fische erbeutet hatte, Gummimak als Beifänger sei Dank. Ich habe also in der einen Hand meine eigene Rute gehalten, mit dem rechten Fuß die Schnur meiner Jüngsten gesichert und mit der anderen Hand und Gaff die beiden Fische meiner Großen ins Boot befördert. Dann erst mal meinen eigenen Fang hoch gepumpt und an Bord befördert. Was soll man machen wenn man mit zwei Beifängern angelt, da muss man sich nicht wundern wenn man drei Fische fängt wobei der unterste ein Brocken von 5,5kg war. Zum Schluss den Fisch meiner Jüngsten hoch geholt. Er war tatsächlich noch dran und schon ganz müde, wobei ich mir allerdings nicht die Mühe machte die Schnur ordentlich aufzuwickeln, welches sich im Nachhinein als schwerer Fehler erwies, sonder sie einfach im Boot ablegte. Sechs Fische von dieser Güte, alle noch mit den Ködern im Maul und quick lebendig machen eine derartige Randale mit deinem Geschirr und den Schnüren das an eine weitere Drift kein Gedanke mehr verschwendet wurde. Nach dem Abschlagen und Kehlen der Fische brauchten wir die ganzen 30 Minuten Rückfahrt um das Getüdel wieder klar zu bekommen. Meine Frau wunderte sich als wir nach 1,5 Stunden schon wieder zurückkamen. „Hattet ihr wieder Probleme mit dem Motor?“ war ihre Frage, „Nee, der Motor war’s diesmal nicht, wir hatten Probleme mit den Fischen!“ war unsere Antwort.
Die Köhlerstrecke
Weil die Tour nur kurz war, war das Schlachten und Filettieren bis zum Mittag beendet und wir konnten ganz entspannt ans Packen und Saubermachen gehen. Am nächsten Morgen, unserem Rückreisetag, regnete es und so fiel es nicht sonderlich auf das wir alle mit Tränen in den Augen und einer ganz großen Wehmut im Herzen an der Heckklappe der Fähre standen um unserem geliebten Sandøy Lebewohl zu sagen.
Abendstimmung über der Insel
Letzte Woche habe ich wieder gebucht, zwar erst für 2007, aber die Vorfreude ist jetzt schon da und irgendwie sind wir alle ein bisschen zufriedener. Könnt ihr euch so etwas vorstellen? Verrückt oder?!!
Dorsch von 10,5kg