Teil 6
Freitag, 18. Januar
Protest unserer beiden Damen: der "Womens Wish Day" wäre ja wohl eher ein "Women's Wisch & Mop Day" gewesen und jetzt wären mal sie wieder an der Reihe! Ihr Wunsch, sie sind mal wieder "reif für die Insel": Chillen, Schnorcheln….. Es ist kann, zwar Freitag (der islamische "Sonn- & Gebetstag"), an dem die Lodge der Bootscrew zwar, wenn reguläre Gäste vor Ort sind, nicht frei geben kann, aber, wir sind ja keine regulären Gäste. So lassen wir uns auf der Insel aussetzen und gegen Nachmittag wieder abholen. In der zwischenzeit haben die Jungs dann genug Muße, um die Moschee aufzusuchen. Es ist Ebbe, der Himmel durchgehend bewölkt und langgestreckte Landzungen aus Korallenschutt reichen bis zum dunkelblauen Tiefwasserbereich. Die Gegebenheiten scheinen ideal zum Spinfischen, da die Hängergefahr minimiert ist. Also machen sich Volker und ich, bewaffnet mit unseren 30# Spinruten auf, unser Glück zu probieren. Der flache Tidenbereich wimmelt vor Leben". Teppich-große Schwärme von Kleinfischen (zuerst denke ich, es sind Seegras-Felder), in deren Randbereich kleine Schwarzspitzen Riffhaie patrouillieren,
kleine weiße Muränen, die im handtiefen Wasser vor uns flüchten, vor dem Riff eine große Schildkröte, die ihren Hals und Kopf, wie ein U-Boot Periskop aus dem Wasser streckt. Wir werfen Casting Jiggs (80 -100gr) und lassen diese auch absinken, kleine Stickbaits und Popper, Wobbler, aber: ohne Erfolg! Nicht einmal ein Nachläufer! Nach intensiver Befischung und Umrundung der Insel greift sich Volker eine Tauchermaske und erkundet das Gebiet vor mir, das ich mit meinen Ködern "beackere". " He, unter mir wimmelt es in Grundnähe von Jacks zwischen einem und fünf Pfund! Probiere es doch mal mit tief laufenden Ködern!" Doch auch dann bleibe ich erfolglos. Während ich noch einmal werfend die Insel umrunde, sammele ich angeschwemmte weiße Korallenstöcke, diverse schöne Muscheln (es gibt sogar massenweise Kauri-Muscheln in jeder Größe) Schneckenhäuser und bizarr geformtes, von Wasser Und Sand poliertes Treibholz. Die Korallenstöcke müssen leider in der Lodge bleiben aber Muscheln kann ich problemlos mit nach Hause nehmen. Aber selbst mit tief geführten Ködern kann ich keinen Kandidaten zum Biss verführen. Ob das was mit der Ebbe zu tun hat, oder meint Petrus, wir sollten es mit dem Fangen mal was langsamer angehen?! Gegen 15 Uhr holen uns unsere Jungs wieder mit dem Dhoni ab und beim Einladen fragt mich Ivonne: "Haben wir alles mitgenommen?" Ich bejahe erst, meine aber dann schalkhaft: "Ne, ich muss zurück. Habe vorhin meinen Reisepass im Gebüsch entsorgt!". Voller Wehmut wird mir bewusst: heute ist mein letzter Tag im Paradies, aber eines ist sicher: ich werde wiederkommen!
Zurück im Hafen meint Laobi, sie müssten noch mal raus. Sie brauchen Bonitos! Der Himmel ist durchgehend bedeckt, der Wind hat stark zugelegt und heftige, stoßartige Böen fegen durch die Palmen. Im Innenatoll zeigen sich keine Vögel (also keine Bonitos), also raus vor das Außenriff! Je weiter wir uns von der Insel entfernen, desto höher werden die Wellen. Nach einer Stunde erreichen wir ein Gebiet, in dem große Vogelschwärme jagen, die Wellen aber mit der Strömung sich zwischen 3 bis 5 Meter auftürmen. Und hier beißen Sie! Es geht Schlag auf Schlag: Bonitos , Skipjacks und Bigeyes (YFT ?) bis zu 37 kg. Das Dhoni fährt, volle Kraft, längs der Wellen und in manchen Situationen lehnt sich Volker beinahe im rechten Winkel zum Deck aus dem Boot. Die Aktion ist so heiß dass wir in kürzestet Zeit fast 40 Fische an Handleinen booten können und wir uns fast wie zur Fangzeit auf einem Fishing-Dhoni fühlen (
http://youtu.be/HP6rYThJWUg ).
Nach 2 Stunden "Höllenritt" ist das Dhoni wieder zurück im Hafen. Nach dem frugalen Abendessen ist für mich Kofferpacken angesagt. Beiläufig frage ich Ivonne ob es im Duty Free Bereich des Flughafen Malé noch Souvenirs zu kaufen gäbe. "Natürlich", aber die Frau von Laobi betreibt hier einen Souvenirshop den man uns gerne aufmachen würde. Außerdem wären die Preise um die Hälfte, gegenüber dem Flughafen günstiger! Wir brechen alle, die Crew und Kubbe im Schlepptau zum Laden, zwei "Straßen" weiter auf. Der Laden ist hell und freundlich, Schmuck, auf der Insel aus Holz oder Muscheln hergestellt, Schnitzereien (Volker erwirbt für 80$ eine 50 cm große Sailfish-Skulptur), Keramik- und Töpferwaren , Gemälde, T-Shirts und Kleidung. Ich suche mir zwei T-Shirts für meinen Sohn heraus und einen bemalten Kühlschrankmagneten (Dhoni mit Anglern & Haien). Beim Bezahlen "hagelt" es seitens Laobi, Kubbe, Mooki und Nacombe Geschenke in meine Richtung: ein traditionell besticktes Hemd, mehrere Armreifen und Ketten, ein Schlüsselanhänger mit der maledivischen Flagge! Ich bin gerührt und umarme und bedanke mich bei jedem persönlich (Vorsicht, maledivische Frauen sollte man nicht umarmen, das könnte zu Missverständnissen führen!). Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit!
Samstag, 19. Januar
Mein Wecker reißt mich frühzeitig aus dem Schlaf und ich mache mich reisefertig. Vorher wird mir noch ein reichhaltiges Frühstück serviert, das ich gemeinsam im Kreis von Almuth, Ivonne, Johannes und Volker einnehme. Kubbe hat mir, ohne Aufforderung ein großes Lunchpaket, Sandwichs & Getränke, für die Zeit auf der Fähre und die Wartezeit bis zum Flug gepackt. Gegen 8.15 Uhr hören wir das tiefe Grollen der Maschine der einlaufenden Fähre, das Gepäck ist bereits auf der Schubkarre verstaut und gemeinsam von Allen begleitet begebe ich mich in den Hafen auf die Fähre. Almuth, Ivonne, Johannes und Volker können und dürfen noch weitere 5 Tage bleiben; für mich geht es jedoch leider heimwärts. Ein kurzer, aber intensiv inniger Abschied von den Freunden, die Fähre legt ab und mir bleibt nur winkend der Blick zurück, bis die Silhouette der Insel immer kleiner wird und entschwindet. Drei Inselstationen weiter weist mich der "Schaffner" an, dass ich jetzt auf das größere Dhoni wechseln müsse und nach mehreren Stopps, vorbei an Inseln, Sandbänken und Untiefen erreiche ich Malé. Hier werde ich bereits von einem Guide erwartet, der ein Taxi ruft , was ihn, mich und mein Gepäck quer durch die quirlige Hauptstadt zur Fähre der Flughafeninsel Hulhulé kutschiert. Er bezahlt und wir setzen über. Er bringt mich noch bis zum Eingang des Flughafens. Die 4 Stunden bis zu meinem Abflug nach Muscat verbringe ich im Duty Free Bereich. Ein riesiger Souvenir-Shop, dessen Angebot von kitschig bunten Plastikteilen, bis hin zum hochwertigem Kunstgewerbe reicht. Ständer voller diverser T-Shirts in einem Umfang, der jeder mittleren Fachabteilung bei C&A den Rang ablaufen könnte. Aber die Preise!!! Die Besucher von 123 Ressorts mit ihrem aufgesetzten Südsee-Flair und Stelzenhäusern, bei dem das einzig authentische noch das Meer mit seiner Unterwasserwelt ist, wollen zufrieden gestellt werden. Urlaub im Südsee-Disneyland mit Sternequalität mit Tagesausflug zu den Inseln der einheimischen, wo man stundenweise die "wahre Malediven" gegen Gebühr bestaunen kann.Kunstwelten, die zwar über Wellness-Bereich und Strandbar verfügen, First Class, aber optisch austauschbar, normierter internationaler Standart, der dem Tourist suggeriert: das ist dein Malediven, zu einem Komfort, der Dir gebührt! Aber authentisch?!
Der Flug nach Muscat verläuft wie bereits gehabt und als ich gegen 23 Uhr auf dem Rollfeld in den Flughafenbus steige, fröstele ich bei "kühlen" 18 Grad. Auch der Transitbereich ist airconditioned und ich streife schon mal Hemd, Pulli und Jacke über. Im Duty Free decke ich mich noch mit Zigaretten und Rasierwasser ein (die Preise sind zwar alle (außer Zigarette & Spirituosen) nur in Omanischen Rial ausgezeichnet, was ich mir in US$ umrechnen lassen muss, aber trotzdem günstig!) Dann verziehe ich mich mit Handgepäck und Laptop in den Raucherraum.
Sonntag, gegen 1,14 Uhr geht mein Anschlussflug (6 Std) nach Frankfurt. In der Maschine läuft die Aircondition auf Hochtouren; ich mümmele mich fröstelnd in die Decke (Service der Gesellschaft) ein und verschlafe und döse den größten Teil des reichhaltigen Bordprogramms. Morgens gibt es dann Frühstück: arabische Pfannkuchen, Früchte, Yogurt, ein warmes Brötchen , Marmelade und Kaffee. Landeanflug in Frankfurt: die Außenkameras zeigen dichtes Schneegestöber, der Pilot verkündet: minus 4 Grad! Deutschland versinkt in Schnee und Eis! Über 35 Grad Temperaturunterschied. Auf der Autobahn benötigen wir für die Heimfahrt, teilweise im Schneckentempo hinter dem Schneepflug herfahrend über 1,5 Stunden länger. Das Paradies Malediven erscheint, gegenüber diesem Empfang, wie eine traumhafte Fata Morgana!