Bessaker 19. - 27.08.07 / Teil 1

Kracho2000

Stammnaffe
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Hallo liebe Norge-Freaks, hier mein Bericht zu meinem diesjährigen Sommerurlaub.

Angefangen hat alles ganz unerwartet. Nachdem Sohnemann Andreas (13) seit seinem letztjährigen ersten Törn nach Knarrlagsund komplett vom Norgevirus befallen ist, bin ich nun bei meinen künftigen Angeltouren bezüglich Reisezeit an die Ferien gebunden. Da Pfingsten dieses Jahr ganz im Zeichen der Familie stand (Badeurlaub Türkei) war Norwegen für dieses Jahr eigentlich kein Thema. Als dann Anfang Juli die Frage im Raum stand, wo’s denn familienmäßig im Sommer so hingehen soll und die Sprache, wie üblich, auf Büsum kam, war zwar Sohnemann Lukas (4) Feuer und Flamme, Andy jedoch zeigte wenig Begeisterung. Meine Frau schlug daher vor, dass sie mit Lukas 2 Wochen an die Nordsee fährt und ich sollte halt mal zuhause mit Andy richtig ausspannen. Tja, was macht also ein treusorgender Vater? Unter Selbstaufopferung beschließt er sodann, dem Wunsch seines Filius nachzugeben….und nach Norwegen zu fahren!! Oder hatte etwa gar ich selbst diesen Vorschlag eingebracht? ;)

Gesagt, getan. 1 Woche war mir zu kurz, 8 Tage sollten es mindestens sein, am liebsten nach Fröya. Dort war jedoch nichts mehr zu haben, zumal bei anderer Buchung als vollen Wochen nicht allzu viele Veranstalter übrig bleiben. Nachdem ich mit Andy alleine unterwegs war, bevorzugte ich, entgegen meiner sonstigen Vorliebe für allein stehende Hütten, diesmal ein Camp. Gelandet sind wir dann schließlich über DinTur in Bessaker und um es vorwegzunehmen, meine Ressentiments gegenüber solchen Anlagen wurden zumindest bei diesem Trip nicht bestätigt. Wir hatten eine 30 qm-Wohnung über dem Schlachthaus und ich hatte schon ziemliche Bedenken wegen Platzmangel und Lärm, ich muss aber sagen, dass wir auch in diesem Punkt angenehm überrascht wurden. Zum einen war die Wohnung für uns Zwei wie geschaffen, sehr zweckmäßig und sehr gut eingerichtet und zum anderen waren wohl in dieser Zeit nicht die absoluten Hardcore-Angler vor Ort welche rund um die Uhr fischen, bzw. filetieren. Ich möchte aber in dieser Wohnung nicht im Juni/Juli sein, wenn es die Helligkeit zulässt, 24 Stunden am Tag zu angeln. Da dürfte es mit ruhigem Schlaf nicht weither sein.

Die Hinfahrt verlief unspektakulär über Kiel/Oslo mit der Fantasy (schade, wäre gerne noch mal mit dem guten alten Harald gefahren) und dann weiter über E6, RV3, E6, Fähre von Flakk nach Rörvik und noch mal knapp 2 Stunden durch herrliche Landschaft bis Bessaker. Alles in allem 8 ¾ h ab Oslo, insofern nimmt sich das tatsächlich gegenüber Hitra/Fröya fast nichts. Zudem kann man bei der knapp 30-minütigen Überfahrt über den Trondheimfjord gleich ein bisschen relaxen und mit Pölser und Waffler Norwegen willkommen heißen.

Wir also kurz vor 19.oo h angekommen, Wohnung bezogen und dann kam auch schon Andree, der sehr nette sächsische Angelguide der Anlage, um uns willkommen zu heißen und das Boot zu übergeben. Ich bin ja eigentlich kein Freund von Hektik, aber es kam, wie es kommen musste: Andy wollte unverzüglich rausfahren. Okay, verschieben wir also das gemütliche Abendbierchen, für’s Echolot montieren blieb auch keine Zeit mehr, also einfach nur schnell raus. Immerhin, das Boot machte schon mal Mut, ein 17 ft. Kaasboll Aluboot mit 40 PS Honda Viertakter, lief wie am Schnürchen (was auch bis zum Ende unseres Urlaubs so blieb). Ohne Echolot haben wir dann nur ein paar nahe gelegene Inseln angesteuert und dort an den Kanten ein bisschen gepilkt, aber außer einem untermäßigen Dörschlein und einem Baby-Wittling war nichts zu holen. Na gut, wird schon noch werden…

Am Montag wurde dann erstmal das Echolot montiert und die Ausrüstung zusammengestellt und es war Pilken im Schärengebiet angesagt, wie man das halt so macht am ersten Tag in einem unbekannten Gebiet. Aber, oh Schreck, was war denn das, bis auf 2 kleine Wittlinge nur Makrelen. Hatte uns der gute Matthias von DinTur nicht versprochen, dass es zwischen den Schären genug Dorsch und Co zu holen gibt? Schließlich habe ich ein Gebiet gesucht, wo es ohne weite Ausfahrten unternehmen zu müssen im geschützten Schärenbereich möglich ist, geruhsam den Küchendorschen nachzustellen. Ehrlich gesagt, legte ich keinen großen Wert darauf, mit meinem Junior alleine 20 km weit aufs offene Meer zu den Unterwasserplateaus rauszubrettern. Sicher ist da draußen mehr zu holen, aber ich zähle mich nicht zur Schar der Groß-, bzw. Massenfischfänger, mir ist der Respekt vor der offenen See noch nicht abhanden gekommen und ich möchte mich schließlich auch noch wohl fühlen können bei der Ausübung meines Hobbys. Na ja, insgeheim hatte ich es ja schon befürchtet, dass August wohl nicht gerade die beste Dorschzeit ist, aber selbst Köhler waren Fehlanzeige. Blieb also zunächst mal nur, es am nächsten Tag auf Leng und Lumb mit Naturköder eine Etage tiefer zu versuchen.

Davor stand aber noch eine denkwürdige Abendausfahrt an. Es sollte aber nur in die nahe gelegenen Buchten gehen und nachdem auf Pilker tagsüber nichts ging und ich mir schon seit Jahren vornehme, es mal etwas mehr mit Gummifisch zu probieren, dieser Angelei bis dato aber nie eine echte Chance gegeben habe, wollte ich es an diesem Abend mal ausschließlich damit versuchen. Irgendwie hatte ich immer Bedenken, ob denn der Einzelhaken auch richtig fasst. Meine einzigen Gummifisch-Erfahrungen rühren von einem Forellen-Flüsschen wo wir damals mit Wobbler Fisch auf Fisch fingen und es schon langsam langweilig wurde. Das Gummifischchen wurde dann zwar auch attackiert, aber ich hatte doch viele Aussteiger.

Also gut, gleich um’s Eck in Richtung Brandsfjord fand ich eine Bucht auf der Seekarte, an der Außenkante an einer Felsnase hatte es so um die 20 mtr. Hier sollte es eigentlich klappen auf Dorsch oder Pollack. Die Drift ging in die Bucht rein, mittlerweile konnten wir schon den Grund erkennen, bis dahin noch kein Biß. Aber dann, plötzlich in 3 mtr. Tiefe (!) ein Ruck an meiner Spinnrute und schon ging der Tanz los. Ich staunte nicht schlecht, mein erster Dorsch auf GuFi, kein Riese, aber so um die 2 kg hatte er schon. Jeder der mit dieser Angelei schon mal Erfolg gehabt hat, weiß wovon ich rede. Es ist der absolute Hammer, in diesem riesigen Gewässer mit einer leichten Spinnrute einen solchen Fisch zu drillen. Kein noch so großer bisher gefangener Fisch an der Pilke konnte mir diesen Drill aufwiegen. Um mich ist es seither geschehen…Ach so, der Dorsch hatte den GuFi förmlich inhaliert, ich musste ihn aus den Kiemen herausschneiden, so bombenfest saß er. Andy hatte zwischenzeitlich mit einem 40 gr. Sölvkroken sein Glück versucht, ohne Erfolg. Von meinem Fang inspiriert, wechselte auch er auf Gufi und zu seinem eigenen Erstaunen fing auch er auf Sicht in ca. 3 Metern einen brauchbaren Dorsch. Wir fingen dann jeder noch einen Untermäßigen, dann wurde es langsam düster und wir zogen uns zurück.

Dienstag, 21.08. sollte es also den Lengs und Lumbs an den Kragen gehen, mal sehen, wie Andy das verkraftet, hatte er doch letztes Jahr in Knarrlagsund noch kräftig gemeutert so tief und mit schwereren Gewichten zu angeln. Davor war aber erst mal Köderfisch fangen angesagt, Andy erwischte dann endlich eine fette Makrele und die musste erst mal herhalten. Nachdem doch eine ordentliche Brise aus Nord herwehte, suchten wir uns eine Insel, an deren Südküste es langsam aber beständig auf 100 Meter und tiefer abfiel. Die Drift war ideal, wir trieben gemächlich von 40 Meter ins Tiefe und was soll ich sagen, wir machten eine Drift nach der anderen. 1. Drift, Andy Leng – riesen Begeisterung bei ihm und Vater ist stolz, sein 1. Leng! 2. Drift, Andy Leng, Begeisterung wächst und Vater ist noch stolzer, 3. Drift, Andy Leng, Begeisterung steigt ins Unermessliche bei ihm, Vater wird aber langsam nervös, 4. Drift, Andy Leng, Begeisterung bei ihm unbeschreiblich, Vater, der alte „Profi“, wird langsam zerknirscht. Aber dann, die 5. Drift, Papa schlägt zurück, mit einem Monsterfisch wie mir scheint. Auch dieser stellte sich nach hartem Drill als Leng heraus, mit knapp einem Meter noch kein Riese, aber quer gehakt, Leute ich sag’s Euch, der hat ordentlich Musik gemacht.

Die Leng’s haben sich dann erstmal verabschiedet und es wurde merklich ruhiger. Wir hielten aber noch den ganzen Tag an dieser Stelle durch, belohnt wurden wir dann noch jeder mit einem Schellfisch und einem Dorsch, Andy’s Dorsch hatte dabei eine respektable Größe. Äußerst zufrieden und mit einer gut gefüllten Kiste kehrten wir an diesem Nachmittag ins Camp zurück. Na also, es geht doch, man muss sich halt den Gegebenheiten anpassen. Beachtlich auch, dass wir alle Fische mit der einzigen Makrele des Tages gefangen haben, dass nennt man wohl höchst effektiv.

Abends ging’s dann noch mal zur Dorschbucht, wo wir noch 5, allerdings kleinere Dorsche verhaften konnten.

Mittwochmorgen, Blick aus dem Fenster, und: Ententeich. Okay, einmal wollten wir’s probieren rauszufahren, Andree hat uns auch bestätigt, dass das Wetter stabil bleibt, zum Boot hatten wir zwischenzeitlich auch ein „gutes Verhältnis“, will heißen, der Motor lief wirklich reibungslos. Dank GPS war’s dann auch kein Problem sicher durch die Schären zu kommen und nach 15 km waren wir auch schon draußen auf Littletaren. Ich kann mir nicht helfen, aber eine gewisse Beklommenheit schwingt da immer in mir mit, wenn ich so weit draußen bin. An diesem Tag war’s aber wirklich fast windstill, allerdings herrschte doch eine recht ordentliche Dünung. So, also 30 Meter-Berg gefunden, Pilker runter und zack, der erste Dorsch, kein Riese, aber immerhin. Das war’s dann aber auch schon und nach rund einer Stunde machte sich Frust breit. Dafür sind wir soweit rausgefahren? Wir haben dann mal hier gehalten, mal da, aber nennenswert ging nichts mehr. Also Umstellung, leichtes Gerät war gefragt, bei mir wieder Gufi, bei Andy 60 gr Pilker. Hätten noch ein paar Prozent bei mir gefehlt zu meiner GuFi-Begeisterung, so waren sie jetzt komplett. Auf einmal reißt es mich aus meiner Lethargie beim Einholen und meine Rute nach unten. Der absolute Hammer, endlich mal ein Fisch der richtig Schnur nimmt. Kurze Zeit später war er dann doch besiegt, mein erster Pollack auf die weiche Tour, so ca. 3 kg, kein Gigant, aber einfach nur geil! Andy konnte dann auch prompt nachlegen, er hatte auf seinen 60 gr. Sölvkroken ebenfalls einen Pollack der gleichen Klasse und dann waren wir plötzlich mitten in einem Köhler-Schwarm, leider der kleineren Sorte. Andy fing mit jedem Wurf, während sich die Seelachse auf GuFi merklich zurück hielten. Ehrlich gesagt, war ich auch nicht besonders scharf drauf, Fische dieser Größenklasse zu fangen und so überließ ich es meinem Junior, ein paar verwertbare Exemplare aus dem Schwarm zu pflücken. Irgendwann ebbte dann auch bei ihm die Euphorie langsam ab und so beschlossen wir, es halt hier draußen auch mal mit Naturköder an den Kanten zu probieren. Gesagt, getan und ruck, zuck konnte ich den ersten Lumb verhaften. Das ging munter so weiter wie’s Brezelbacken, Andy fing sogar Einen auf seinen kleinen Sölvkroken-Pilker, ohne Fleischgarnierung. Da die Drift gegen 0 tendierte, wollte er es mal ultraleicht im Tiefen probieren. Irgendwann, bei rund 10 Lumben, stellten wir die Fischerei dann ein. Die Kiste war nun mittlerweile doch recht anständig gefüllt, der ein oder andere Dorsch und Wittling hatte sich im Laufe des Tages auch noch dazugesellt. Alles in allem aber blieben die Fänge an diesem Tag doch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Nicht das wir zu wenig gefangen hätten, aber wenn man 14 km weit raus fährt, ist die Erwartungshaltung natürlich eine andere, als wenn man im Küstenbereich bleibt. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Lumben fast erwartungsgemäß übel wurmverseucht waren und somit sind von den ganzen Fischen gerade mal 4 oder 5 Päckchen als Filet mit in die fränkische Heimat gefahren.

Da dieser Tag mein Geburtstag war, blieb die Küche an diesem Abend kalt und wir gingen im benachbarten Kro zum Essen. Na ja, jeder der Norwegen kennt, kann sich ungefähr vorstellen wie die kulinarischen Genüsse zu überteuerten Preise dort aussehen. Das Schnitzel aus Pressfleisch kommt halt direkt aus der Gefriertruhe in die Friteuse. Hat aber irgendwie auch schon wieder was kultiges  und insofern ist das auch völlig okay. An diesem Abend ließen wir es dann mal gemütlich ohne Angeln ausklingen.

So, ich lass den 1. Teil damit auch mal ausklingen – Teil 2 folgt demnächst!

Kracho
 
Super Bericht, :baby: :baby: :baby: lass dir bloss nicht soviel Zeit mit Teil 2. Ein paar Bilder zwischendurch wären auch nicht schlecht.
Danke für Teil 1 war sehr lebhaft geschildert, als wenn man dabei gewesen wäre.

Gruss aus dem Schwarzwald
 
der anfang ist gemacht nun her mit dem nächsten teil :}
 
Ein schöner, kurzweiliger Bericht. Und gefangen habt Ihr ja wie die Weltmeister;ooo; Ich freue mich schon auf den 2.Teil:}
 
Sehr schön geschrieben, bin schon gespannt wie's weitergeht ;ooo;

Leg doch wenn vorhanden ein paar Bilder nach.

Viele Grüsse

Thomas :]
 
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