Auf nach Telavag, Insel Sotra Teil III

vitaminesinddoof

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Weiter gehts nun mit dem III. und zugleich letztem Teil:

Natürlich sind die „Hardcoreangler“ auch nachts um 22:00 Uhr noch raus gefahren.
Jeden Tag.
Und das ist eine Woche vor der Sonnenwende nämlich der absolute Knaller.
Dieses Licht! Diese Wolken!

Aber selbst auf unserem erfolgreichen Platteau war gar nichts zu machen.
Und der Nordwind wurde immer heftiger.
Viel Welle und Materialverlust auf allen Ebenen, selbst eine komplette Bootsrute nebst neuer Multirolle ist über Bord gegangen: Ein totaler Hänger, bei 2 bis 3 Meter Welle – dann die Bremse zu hart eingestellt. Kollege H. hatte die Rute zu dem Zeitpunkt mit beiden Händen unterhalb der Rolle gefasst, und genau unterhalb der Rolle ist die Rute mit riesigem Getöse durchgebrochen und innerhalb von 3 Sekunden im Meer verschwunden. Zum Glück gab es keine Verletzungen.

Apropos Material:
Ich hatte meine ältere Multi an einen Kollegen verkauft.
Unter den „Naffen“ typischen Suchtsymtomen, machte ich mich im Frühjahr daran, mir eine neue Multirolle zu besorgen.
Und nach langem Hin und Her hatte ich mich entschieden.
Der Händler meines Vertrauens hat mich aber doch überredet –entgegen meiner Auswahl- eine Penn Rolle zu nehmen (Senator irgendwas).
Jetzt muss man wissen, dass ich mit Penn Rollen schon gaaanz schlechte Erfahrungen gemacht hatte, aber wie das im Laden und unter Einfluss der bekannten Suchtfaktoren so ist:
Ich habe dann doch die Penn genommen.
Zwei Tage nachdem wir wieder zurück waren, lag sie wieder beim Händler – habe sie auch nur zwei Tage benutzt.
Ich dachte, das Getriebe würde mir gleich zuplatzen, Geräusche und seltsame Effekte mit der Rolle:
Nein, die hat meine Ansprüche nicht erfüllt.
Immerhin: Es war meine erste Rolle ohne Schnurführung, und das war eine gute Erfahrung.
Und die Schnur (war nagelneu!):
Ich habe noch von Norwegen aus meinen Händler angerufen, er soll die aus dem Sortiment rausnehmen. War wohl eine Fehlproduktion.
Hersteller und Bezeichnung habe ich verdrängt, also fragt gar nicht erst nach. Jedenfalls hatte ich nach der Erstwässerung bereits grüne Hände, da die Schnur wohl mit Wasserfarbe angemalt war.
Bereits nach der zweiten Wässerung taten sich an vielen Stellen Beulen an der Schnur auf.
Das sah aus wie eine grob gesponnene Schafswollschnur.
Dann passierte es: Zweimal am gleich Tag riss die Schur knapp unterhalb der Wasserlinie.
Natürlich: Totalverlust. Ich hatte einen ganz schön dicken Hals! Aber Gott sei dank auch zwei geliehene, vollgespulte Ersatzrollen dabei.
Das zum Thema Material.

Und bei dem Wetter packt ja auch niemand seine Digikamera aus, deshalb davon auch keine Bilder. Zum Trost vielleicht das:

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Der fünfter Tag

Nordwind immer noch da
Früh morgens raus und viel Material versenkt.
Selbst in den Schären nichts nennenswertes gefangen, habe aber einen irren Überbiss gehabt- leider nicht die passende Montage dazu.
Draußen war nach gut zwei Stunden die Kraft am Ende.
Wir mussten uns mit Schlaufen in den Händen am Boot festhalten, damit unser Arsch nicht grün und blau wurde. Natürlich nur bei Fahrt. Die Drift war eigentlich nicht zu stark. Die größeren Wellen waren übrigens mit der Dieselschnecke wunderbar zu befahren, das andere Boot ist immer vorher in die Schären beigedreht.

Also sind wir mittags wieder Zuhause gewesen und haben Kultur gemacht:

Jetzt kommt ein –wichtiger- Beitrag zur Geschichte:

Der Ort Telavag ist aufgrund seiner Geschichte im 2. Weltkrieg im ganzen Skandinavischen Raum bekannt. Der Grund dafür sind unsere (deutschen) Vorfahren, die hier in typischer Manier die deutsche Gründlichkeit zelebriert haben.
Das erkläre ich gleich genauer.
Zuerst folgendes:
Die Halbinsel Sotra liegt lang gezogen an der Westseite Norwegens. Wenn man den Ort bzw. die gut geschützte Bucht von Telavag mit dem Boot verlässt, kann man nach lediglich 2 km entweder nach links oder rechts in die Schären einbiegen, oder man ist nach lediglich 1 bis 2 weiteren km im tiefen Ozean.

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Diese relativ sichere und schnelle Anbindung wurde im 2. Weltkrieg von den Einheimischen sowie den Schottischen Nachbarn gerne benutzt (trotz des Verbotes der Deutschen Besatzer) um Material und auch Menschen zu transportieren. Auch Geheimdienste sollen diese Tour benutzt haben, weshalb zwei sehr hochrangige, deutsche Militärs dem Dorf eine Visite abstatteten. Dabei wurden aber beide von einem jungen Dorfbewohner erschossen. Was dann kam, war eine zu der Zeit typische Antwort: Es wurde an dem Dorf ein Exempel statuiert:
Die unmittelbar beteiligten Dorfbewohner wurden exekutiert,
(hey, das schreiben des Wortes ist schon schäbig), alle männlichen Bewohner –egal welchen Alters- wurden in deutsche KZ verbracht, und die weiblichen Bewohner in Lager –ich glaube nach Oslo oder sogar nach Schweden deportiert.
Anschließend wurde das Dorf komplett dem Erdboden gleichgemacht. Auf Deutsche Art, also gründlich…Ein für Skandinavien eher einmaliger Fall. Ein Exempel.
Gott sei Dank haben die allermeisten der Dorfbewohner die Kriegswirren überstanden.
Und das mit allerlei Leid, aber auch mit Ideen und starkem Willen.
Das gesamte Land hat nach dem Krieg das Dorf bewusst wieder aufgebaut.
In Telavag, in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Haus gibt ein sehr gutes Museum, was an diese Zeit erinnert.

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Das Museum

Wir haben uns das angesehen, und das hat uns nachhaltig wirklich sehr betroffen gemacht. Ganz ehrlich, das hätte ich nie in diesem Maße so erwartet.
Ich kann verstehen, wieso man manchmal als Deutscher noch seltsam angeschaut wird.
Ist halt so –unser Generation kann ja nichts dafür, aber verdrängen tun wir das auch nicht.
Ich wünsche mir, dass alle anderen auf der Welt das so begreifen.

Der sechste Tag
Ihr wisst ja selbst was abgeht -wenn man weiß, dass am nächsten Tag die Abfahrt ist.
Was man jetzt fängt, kann nicht mehr mit eingefroren werden. Das Wetter hatte sich nicht verändert, und auch das Angeln war längst in den Hintergrund geraten. Diese wunderschöne Landschaft von der Seeseite aus zu besichtigen, mit schneebedeckten Bergmassiven im Hintergrund:
WOW
Aber wem erzähle ich das. Ihr kennt das ja.
Am siebten Tag fuhr gegen Abend die Fähre zurück nach Dänemark.

Wir hatten uns auf einen Tipp berufen und die Bude schon vormittags verlassen.
Übergabe der Boote und Reinigung: Alles Problemlos.

Beim Einpacken der Lachse in unsere Tranportbox der Schock:
Irgendein Vollidiot (ich weiß echt nicht wer das war, eigentlich kann das keiner von uns gewesen sein, war aber doch so) hat alle 8 Lachse schön aufeinander gestapelt. Natürlich waren die inneren noch etwas weich.
Ich glaube ich habe da irgendwas lautes von mir gegeben, was sonst gar nicht meine Art ist. Haben trotzdem alles mitgenommen, und ist auch nichts schlecht geworden –Glück gehabt.

Dann haben wir uns Bergen angeschaut. Das hat sich wirklich geloht.
Sehr interessant, wenn dort schöne Segler im Hafen liegen.
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Und die Altstadt muss man auch gesehen haben.

Der Fischmarkt:
Ich habe zu ersten mal im Leben Walfleisch gegessen. Genial. Auch wenn das viele Leute auf die Palme bringt: Das war mein kulinarische Erlebnis 2005. Habe mir noch eine Ecke milde geräuchertes (ziemlich teuer) davon mit nach Hause genommen. Der Verkäufer hat mir das auf dem Markt gleich vakuumiert eingepackt. Schmeckte fantastisch!

Die Rückfahrt war dann wie geplant, ohne Zwischenfälle verlaufen.
Eine Nacht auf Deck der Fähre, und es wird und wird nicht dunkel…
Mit guten Kumpels und einer guten Flasche zu trinken.
Eine gute Zigarre geraucht -und viel Quatsch gelabert, das tut gut.

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Norwegen tut gut.

Ach so, wen`s interessiert:
Wir haben pro Person all inkl. d.h. mit PKW Spritt Kosten, unseren „Spritt“ Kosten, sehr guter Leibspeisungen, Booten, Unterkunft, Fähren usw. , also wirklich alles zusammen knappe 500 Euronen bezahlt. Das ist echt ok. Hat Schwager R gut geplant. Danke dafür!
Stefan
Links:
Unsere Unterkunft: http://www.aarvika.no/
Das Museum: http://www.nordsjofartmuseet.no/
 
Schöner Bericht, danke Stefan äähhh Vitaminesinddoof :P :P :P

Das Wetter kann man sich nicht aussuchen, aber ihr habt ja das beste draus gemacht :<- , auch schöne Hintergründe / Infos zur Geschichte, wenn´s auch nicht erfreulich war ...

Guten Rutsch und ein erfolg- und fischreiches Jahr 2006
 
Stefan,

Danke für Bericht und Geschichtsunterricht.
Höre zum ersten Mal von solchen Untaten.

Schade, daß das Wetter so schaurig war. Ende Juni hatten wir ebenfalls ins Wetterfettnäpfchen gegriffen.

Aber nach dem Angeln ist vor dem Angeln ! 2006 wird alles besser !

In diesem Sinne

Gruß :]
Heiko
 
Absoluter Spitzenbericht-Danke das wir teilhaben durften:baby:
 
Hallo Stefan,

toller Bericht, klasse Bilder. Mit dem Wetter wird es das nächste mal bestimmt besser.

MFG Basti
 
Hallo Stefan,

wirklich gut geschrieben und schöne Bilder zur veranschaulichung!

Gruß
Jörgi:<- :<- :<-
 
Stefan, herzlichen Dank! :baby:
Ein echter Genuß, zum Lesen und Bilderbetrachten gleichermaßen.
Gruß Roland
 
Hallo Stefan,

vielen Dank für deinen Bericht.
Tolle Story, tolle Bilder.
Die Hütte ist ja voll der HIT.

Grüße aus dem verschneiten Niederbayern

Olli
 
hai alle,

Neste mal soll man mal "hallo" sagen wan euch bei mir auf insel seit.
Ich kenne noch welchen gute pleche..!
ich bin angel-guide auf Sotra und hab da auch welchen hauser.
Aber ein 200m weiter von euch, ist besser geschutz gegen wind.
meine gaste kunnen immer angeln.

Aber ein sehr shones nachricht.

grusse von Sotra !
Raffie
sorry fur die schreibfehler
 
Hallo Stefan,

schöner Bericht tolle Bilder, besten Dank dafür.

Gruß Celler
 
Toller Bericht Stefan,
Danke dafür.
Wetter kann man leider ( oder Gott sei Dank ?) nicht ändern.
Nächstes Mal ists besser.
Gruß
kirsche:<-
 
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