16.-17.9. 2023; Port Alberni / Stamp River
Mitte September ist immer die Zeit wenn eine Anglerdelegation aus Norddeutschland in Port Alberni am Stamp River aufschlaegt. Dieses Mal waren Markus, Uwe, Alex und Peter dabei. Peter macht diesen Trip schon seit 30 Jahren und ist ein absoluter Experte wenn es um’s Lachsangeln am Stamp aber auch am Campbell River geht. Ich hatte einige der Jungs schon mal vor 2 Jahren kennengelernt und hatte sie mal einen Tag bei mir auf dem Boot zum Trolling. Seitdem wir waren in Kontakt geblieben. Da es in Victoria/Sooke an dem Wochenende windig werden sollte, fuhr ich dieses Mal zu ihnen nach Port Alberni um mir mal deren magische Angelkunst am Fluss anzuschauen. Ich brachte auch gleich mein Boot mit was uns die Moeglichkeit gab am Sonntag vielleicht mal auf dem Port Alberni Fjord vor der Stampmuendung zu fischen. Und so fuhr ich Freitag nach der Arbeit direkt vom Buero aus mit dem Boot im Schlepptau die 3h nach Port Alberni. Die Jungs empfingen mich schon mit Abendbrot und Fluessigbrot und hatten schon alles fuer mich vorbereitet in ihrem Resort. Das von einem hollaendischen Ehepaar gefuehrte Resort (
Stamp Falls B&B | Comfortable, Natural and Friendly) war bestens gelegen und ausgeruestet fuer die Anforderungen der Anglerschaft. Jeglichen Fang kann man dort versorgen lassen; ob geraeuchert oder filetiert und tiefgefroren. Toller Service.
Am naechsten Morgen ging es zum nahen Stamp River. Die Jungs hatten sich schon vor Jahren mit einem Grundstuecksnachbarn angefreundet der es ihnen fuer eine kleine Gebuehr erlaubte am Flussufer auf seinem Grundstueck zu fischen. Die angepeilte Stelle war wirklich eine erstklassige Angelstelle die die Jungs so fuer sich alleine hatten waehrend sich am anderen Flussufer die Angler draengten um an schlechtere Stellen heranzukommen. Und ich staunte auch ueber die ausgefeilte Methode die hier angewandt wurde; da wurde ueber Bleigroessen in Grammabstufungen nachgedacht, die Monoschnur wurde alle paar Tage ausgetauscht, die Ruten waren praezise auf die Multirollen abgestimmt, hunderte Vorfaecher vorgebunden und sauber verstaut. Und auch eine Kuehltruhe mit Bier auf Eis war dabei. Es dauerte nicht lange und alle 4 waren in Drills verwickelt. Grosse dunkle Fische schossen regelmaessig meterhoch aus dem Wasser. Einige Fische hakten sich selber wieder ab aber einige dicke Chinooks konnten bald gelandet werden. Da die Jungs schon ordentlich vor meiner Ankunft gefangen hatten, wollten wir hoechstens den einen oder anderen noch silbernen Coho behalten.
Ich schaute mir das Schauspiel erstmal an. Dann drueckte mir Alex eine Rute in die Hand und erklaerte mir genau die Strategie. Dabei war super wichtig genau zu wissen wo die Lachse im Pool standen und wie der Stroemungsverlauf war. Warf man ein paar Fuss zu weit oder zu kurz oder zu weit seitlich, kam der Koeder nicht in den Aktionsradius der Fische. Peter war ein absoluter Experte dieser Angelei und fast jeder seiner Wuerfe brachte einen Fisch. Ich fuehlte wie mein Blei ueber den steinigen Grund holperte und ploetzlich zog es an und ich zurueck und ich war am Fisch. Na also! Der Fisch zog erst tief Richtung im Wasser liegenden Baumstaemmen und so musste ich fest dagegen halten. Dann sprang er und ueberschlug sich in der Luft und raste dann flussab um die Felsnase auf der wir alle standen herum, in eine ruhig Bucht unterhalb. Hier konnte man die Fische gut ausdrillen und dann auch landen. Alex und Markus kamen mit mir und feuerten mich an. Der Lachs gab nicht so schnell auf aber es war auch eine Freude einen schoenen Lachs an dem tollen Geraet zu drillen. Irgendwann schnappte Alex dann mit dem Kescher zu und ich hatte meinen ersten Stamp River Chinook; vielleicht 15 Pfund. Er war schon braun und sicher schon eine Weile im Fluss. Die anhaltende Trockenheit und niedrige Wasserstaende liess die Chinooks nicht weit den Fluss hoch und so hielten sie sich in den tiefen, sauerstoffreichen Pools im unteren Flussgebiet auf, bis die grossen Regenfaelle kamen.
Die Jungs fingen noch etliche Chinooks – die meisten davon schon sehr dunkel. Aber ich war erstaunt wieviel Energie die trotzdem noch hatten im Drill. Hin und wieder kam mal ein etwas frischerer Chinook zu Tage. Dann kamen ploetzlich ein paar silberne Cohos in den Pool. Wahrscheinlich war es jetzt Flut und die brachte frische Lachse in den Fluss. Diese Cohos waren zwar etwas kleiner als die fetten Chinooks aber die Drills trotzdem spektakulaer. Ich hatte nach einer laengeren Durststrecke (anglerisch, kulinarisch brauchten wir keinesfalls dursten!) auch einen richtig schoenen Coho am Band – und landete bald einen bestimmt 8-9 Pfuender, pures Silber. Ich liess ihn aber auch wieder frei – es schien, dass die Jungs genug Fisch hatten. Andere Angler auf der anderen Flussseite fingen auch aber nicht so regelmaessig wie wir. Besonders Peter war unglaublich effizient and hatte kaum einen Wurf der nicht mindestens mit Fischkontakt endete. Ich konnte hier eine einmalige Fischerei erleben; man konnte sich wirklich mal so richtig ausdrillen, bis die Arme wehtaten. Und das Wetter war auch fantastisch an dem Tag; frueh hing noch ein zauberhafter Nebel ueber dem Fluss aber dann brannte sich bald die Herbstsonne durch und es wurde warm – fast noch heiss. Zwei Schwarzbaeren besuchten uns am anderen Ufer als sich gegen Mittag die Anglerschar dort aufloeste. Ein Mink schlich um unsere Ruecksaecke herum um vielleicht eine Leckerei zu stehlen. Und eine Art Blindschleiche erwischte und vertilgte vor unseren Augen einen Frosch; tolle Tierbeobachtungen am Lachsfluss beim Angeln, was will man mehr?
Am spaeten Nachmittag machten wir Schluss und fuhren zurueck. Die gefangenen Fische wurden vom Resortbesitzer sofort bearbeitet waehrend wir uns auf der Terasse von dem Stress erholten!
Fuer den naechsten Tag hatten wir was anderes vor; wir wollten mein Boot in Port Alberni reinlassen und mal im Fjord auf Lachse schleppen. Ich selber bin zwar schon einige Male mit meinem Boot ueber den Fjord gefahren um nach Bamfield am Barkley Sound zu kommen, habe aber im Fjord noch nie gefischt. Bis vor 30 Jahren war der Port Alberni Canal jedes Jahr eine Stelle fuer Monsterlachse. Einige Fjordnebenfluesse und Baeche hatten Chinookbestaende die immer wieder mal 50-60 Pfund Riesen hervorbrachten. Steelhead Forellen von 20+ Pfund waren noch in den 60ger Jahren keine Seltenheit. Und die Robertson Creek Hatchery am oberen Stamp River sah zu, dass auch die Lachsmengen stimmten. Aber die Lachsbestaende nahmen staendig ab und die Lachsriesen verschwanden wie auch die Steelheads. Auch wenn heute noch eine Menge Lachse in den Somass und Stamp River zogen, die Quantitaet und die Qualitaet sind in keinem Vergleich zu frueher. Man muss sich nur die Ergebnisse des jaehrlichen Angelderbies von Port Alberni ueber die Jahre ansehen: noch in den 80gern und 90gern musste man bei ueber 50 Pfund liegen um als Gewinner hervorzugehen (Chinooks natuerlich). Selbst 60 und paar 70 Pfuender wurden erlegt. In den 2000ern waren es noch ein paar 40 Pfuender oder hohe 30 Pfuender. 2022 gewann ein 27 Pfuender und dieses Jahr ein 23 Pfuender.
Was sind die Gruende? Nicht einfach zu erklaeren, die volle Antwort hat keiner. Aber den Trend zu kleineren Lachsen sehen wir an der gesamten Pazifikkueste – Wissenschaftler vermuten, dass durch den Klimawandel Futterengpaesse im Nordpazifik entstehen, die das Wachsum der Lachse hemmen. Das so wichtige Krill weicht den immer oefter auftretenden warmen Stroemungen aus. Natuerlich spielt auch eine jahrzehnte, fast schon jahrhundertelange Ueberfischung eine Rolle. Die Brutstationen sollten das ausgleichen, sollten angeblich sogar besser als die Natur selber sein, was sie letztendlich aber nicht schafften und durch schlechte Zuchtpraktiken sogar noch zu einer Verarmung des Genpools beitrugen. Gewaesserverschmutzung und immer mehr menschlicher Einfluss in den Flussgebieten sind sicher auch erhebliche Faktoren.
Nichtsdestotrotz gibt es immer noch Lachse im Fjord und den Zufluessen und man kann immer noch eine verhaeltnismaessig gute Fischerei erleben. An dem Sonntag liessen wir also mein Boot in Port Alberni zu Wasser und fuhren den unteren Somass River runter zum Fjord. Dabei konnten wir mehrere Schwarzbaeren am Ufer beobachten; regelrecht gegenueber der Port Alberni Downtown-Uferpromenade. Im Fjord angekommen, erwarteten uns etwas kabbelige Bedingungen. Das war so nicht angesagt gewesen. Gut das Alex nicht mit war, der war aus Angst vor Seekrankheit zurueckgeblieben. Wir fuhren bis vor den China Creek wie unser Resortgastgeber uns empfohlen hatte. Aber nach einer Stunde ohne jegliche Action brachen wir ab. Ich rechnete kurz die Entfernung zum Barkley Sound mit meiner Benzinkapazitaet durch und schlug vor die einstuendige Fahrt dorthin zu machen. Wind sollte ok sein. Die 3 Jungs waren einverstanden. Und so donnerten wir den gesamten Fjord entlang. Das Wasser war die meiste Zeit glatt und ruhig. Als wir den Sound erreichten, merkte man schon wie eine Duenung hereindrueckte. Aber die vielen Inseln brachen die Wellen und wir hatten viele Stellen im Schutz zur Auswahl. Wir sahen Seeloewen und einen Buckelwal. Dann kamen wir am Pill Point an. Dort sollte was gehen, wenigstens ein paar Cohos erwartete ich. Wir zogen einige Runden und sahen einige vielversprechende Sicheln am Echolot aber bekamen keinen Biss.
Sollte die ganze Tour umsonst gewesen sein? Peter maulte schon, das waere ja typisch fuer’s Trolling – super langweilig! So beschloss ich alles zu wagen und fuhr uns nochmal 20 Minuten weiter westlich bis vor Bamfield. Hier waren durch Duenung und Wind und Regen vollsportliche Bedingungen. Hoffentlich wurde das auch mit Fisch belohnt. Wir sahen ein paar andere Boote beim Schleppen oder Pilken unterwegs. Ploetzlich loeste die eine Schlepprute aus. Die Jungs wollten sich alle den Vortritt lassen und bis dann endlich einer die Rute in der Hand hatte, war der Fisch weg. Sch…! Ich drehte noch ein paar Schleifen am Whittlestone – kurz vor der offenen Kueste aber ausser ein paar Mini-Cohos blieb nichts haengen. Als wir dann noch einen ordentlichen Biss hatten und Markus trotzdem keinen Fisch haken konnte, packten wir durchnaesst und ein bisschen enttaeuscht ein und fuhren den langen Weg zurueck. Das war die laengste Tagestour die ich je mit meinem Boot gemacht hatte: 110 km hin und zurueck. Schoen das der Motor keine Mucken gemacht hat.
Dann verabschiedeten wir uns und die Jungs fuhren zurueck zum Resort und ich machte mich auf den Weg zurueck nach Victoria. Trotz der enttaeuschenden Meeresangelei waren es zwei herrliche Tage, mit richtigen Anglern zusammen, die mir ein paar neue Tricks gezeigt haben und ihr kleines Paradies am Stamp River mit mir geteilt haben. Markus ist auch ein Forumsmitglied und ich bedanke mich hier nochmal dafuer und hoffentlich bis naechstes Jahr!