AW: Drei Deutsche sterben bei Angelausflug vor Norwegen
Merkur
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Unglück in Norwegen: Tote Angler stammen aus Bayern
Oslo/Eichstätt - Drei Angler sind bei einem Bootsunglück vor der Nordküste Norwegens ums Leben gekommen. Wie sich jetzt herausgestellt hat, stammen die Toten aus Bayern.
Der Dienstag nach Pfingsten ist im Eichstätter Rathaus kein Tag wie sonst. Kaum einer der Mitarbeiter kann sich auf seine Arbeit konzentrieren, alle sind in Gedanken heute woanders. Bei Max P. und seiner Familie. Eichstätts dritter Bürgermeister ist bei einem Angelurlaub in Norwegen tödlich verunglückt. Er und zwei seiner Freunde, darunter auch der BRK-Kreisgeschäftsführer Erwin R. aus Donauwörth.
„Wir arbeiten heute wie in Schockstarre“, sagt Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger. Eine Woche ist es her, dass er Max P. einen schönen Urlaub in Norwegen gewünscht hatte. „Die Angelurlaube dort waren seine große Leidenschaft“, erzählt er. Fast jedes Jahr ist der 59-jährige Familienvater mit rund 20 Kameraden vom Anglerverein Eichstätt ans Nordkap gefahren. „Kommt gut wieder heim“ – diesen Satz hat Matthias Polzer vor jeder Reise gesagt. Polzer war P.s Stellvertreter im Angler-Vorstand. Samstagnacht kam der Anruf von einer Bekannten. Das gemietete Fischerboot der Bayern sei vor dem Nordkap gekentert. Es habe schwere See geherrscht. Die Rettungskräfte konnten die drei Männer nur noch tot aus dem Wasser bergen. Matthias Polzer konnte es nicht glauben – er kann sich noch immer nicht vorstellen, dass Max P. nicht zurückkommen wird. „Es sollte einer der letzten großen Törns am Nordkap werden“, sagt er.
Unter den 600 Mitgliedern im Anglerverein hat sich die Nachricht von dem tragischen Unglück rasend schnell verbreitet. Seit Tagen beantwortet Polzer Emails und Anrufe. Er ist nicht der Einzige, der einfach nicht glauben kann, was passiert ist.
In Eichstätt gab es gestern nur das eine Thema. Max P. war bekannt und beliebt. Seit seinem Jahr war er dritter Bürgermeister, seit 1996 saß er für die Sozialdemokraten im Stadtrat. Er war Vater, Großvater – und noch lange nicht fertig mit dem Leben. „Im Rathaus hat ihn jeder gekannt“, sagt Inge Vogt-Rieder. Sie arbeitet im Vorzimmer des Oberbürgermeisters – und auch sie hatte gestern viele Anrufer in der Leitung, die einfach nicht wahrhaben wollten, dass die Gerüchte stimmen. Inge Vogt-Rieder konnte es selbst nicht glauben. „Erst letzten Dienstag ist er mir im Rathaus noch begegnet.“
Auch beim Bayerischen Roten Kreuz ist die Betroffenheit groß. Erwin R. war mit auf dem gekenterten Boot. Er war Rettungssanitäter, Ausbilder und Geschäftsführer beim BRK-Kreisverband Nordschwaben. Seit 20 Jahren lebte der 55-Jährige in Donauwörth, den Kontakt zu seiner Heimatstadt hat er aber immer intensiv gepflegt.
Wie es zu dem tragischen Bootsunfall kam, ist noch völlig unklar. Die Kameraden der drei Männer hatten die Polizei verständigt, als ihre Freunde abends noch nicht zurückgekehrt waren. Daraufhin startete eine große Suchaktion mit Hubschraubern und Rettungsbooten.
Der Eichstätter Stadtrat wird in seiner nächsten Sitzung eine Gedenkminute für Max P. einlegen, kündigt der Oberbürgermeister an. „Wir haben einen Mann verloren, den wir sehr geschätzt haben. Er konnte anpacken, er war geraderaus. Er hat gut getan.“ Er ist dort gestorben, wo jedes Jahr aufs neue das Glück gefunden hatte. Noch vor einer Woche hatte er Steppberger gesagt, dass er wieder auf eine Traumreise starte.
Katrin Woitsch