Schöne, tote Ostsee: Das Dorschsterben und die Folgen (Montag, 20. Juni 2022, 22:00)

Ich würde mich hier mal als junger/Nachwuchs-Angler einschalten. Ich selbst war bisher immer nur auf Dorsch in der Ostsee und das jetzt auch schon seit 7 oder 8 Jahren und sogar mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass es einfach immer schlechter wurde. War es schlau, dann selbst rauszufahren und trotzdem Fische zu angeln und mitzunehmen? Mit Sicherheit nicht. Aber Ich habe es trotzdem gemacht. Ich habe mir gedacht, bin ja eh nur ein einziger Angler. Das Problem ist, dass das viele denken. Ich habe mich nach dem letzten Jahr auch schon vor dieser Doku mal mit dem Thema beschäftigt und kam zu dem Entschluss, man kann zwar niemandem die ganze Schuld zuschieben, aber viele haben Ihren Teil dazu beigetragen. Verhältnismäßig hat die Landwirtschaft und die Schlepp/Stellnetzfischerei zwar etwas mehr Schuld daran, aber wenn die Berufsfischer nichts fangen/ nichts fangen dürfen haben sie auch das Problem, dass Ihnen der Lebensunterhalt wegfällt. Es ist schwer Regelungen einzuführen ohne, dass bestimmte Menschen/Berufsgruppen darunter Leiden und das ist auch das Problem, was die Politik hat. Unsere Politik ist vielleicht nicht die beste und ich finde es auch nicht so toll, dass Menschen an Stellen eingesetzt werden, wo sie perse nicht viel Ahnung haben, aber es gibt auch in der Politik noch einige die Ihr bestes geben. Wenn man aber als Politiker im Kreuzfeuer steht ist es egal, wie man sich entscheidet, es ist immer jemand benachteiligt. So gerne ich auch Angeln gehe, wäre es schon vor 5 Jahren das beste gewesen den Dorschfang auf der Ostsee komplett einzustellen und der Landwirtschaft zu verbieten so viel Gülle zu nutzen, aber dann würden sich alle Gruppen beschweren und hauptsächlich nur Menschen, denen die Umwelt wirklich wichtig ist, hätten sich hinter diese Entscheidung gestellt. Ich werde dieses Jahr zum ersten mal nach Norwegen fahren und werde auch von dort Fisch mitnehmen, aber nach letztem Jahr werde ich da jetzt viel "bewusster" Angeln und ich hoffe, dass auch viele andere an dem Beispiel der Ostsee lernen und nicht mehr 45 cm Dorsche mitnehmen. Wir haben nur eine Umwelt und die müssen wir irgendwie schützen und nicht einen Ort kaputt machen und dann zum nächsten gehen und den kaputt machen.
Ich finde es echt interessant, wie viele darüber schreiben und letzten Endes treffen die größten Probleme dann doch meist die nächsten Generationen. Deshalb finde ich es besonders bewundernswert, wenn sich auch ältere dafür einsetzen, dass auch wir Jüngeren noch Spaß am Angeln und der Natur haben können.
Danke an alle die Mithelfen!
Klingt ja alles sinnig was du schreibst. Und mir/uns ging es vor 30-40 Jahren auch so wie du denkst.. Nur war es alle so weit weg. Nach mir die Sintflut. Und dann waren es nicht nur die Gülle die in der Ostsee verschwunden ist. Nein, es sind da noch ganz andere Sachen versenkt von denen wir noch gar nicht ahnen was da auf uns zukommt z.B. Phosphor. Ich habe es 1980 auch bei Greenpeace als Gründungsmitglied versucht und wir sind gegen Gorleben sturm gelaufen. Aber mit den Jahren stumpft man ab. Da geht es dann nicht mehr um die Umwelt. Da geht es um Machtpositionen und Positionsgerangel. Da bin ich ausgestiegen. Und so war es auch mit der Ostsee und vor der Wende mit der Elbe, die es einigermaßen wieder geschafft hat, hat der Mensch alleine die Schuld. Ich auch. Ich esse gerne Fleisch, fahre unnötig Motorrad und Auto und ich mache sonst noch Sachen die der Umwelt nicht gut tun. Aber eins kannst du glauben. Ich töte keinen Fisch den ich nicht esse. Sowohl in Deutschland als auch in Norwegen. Fabio, du bist Jung. Geh in die Politik und hör die den Scheiss an den die dir erzählen und mach es besser. Ich habe dazu keine Lust mehr.
 
Fabio, du bist Jung. Geh in die Politik und hör die den Scheiss an den die dir erzählen und mach es besser. Ich habe dazu keine Lust mehr.
Ich habe das tatsächlich mal überlegt, aber es gibt keine Partei, die mich so gut anspricht, dass ich sie mit meinem Herzen komplett unterstützen könnte. Ich werde ja sehen, wie es in der Zukunft weiter geht.
 
Lies Dir das hier mal durch!
Freizeitfischerei
Danach betrug der Anteil der Freizeitfischerei in der Ostsee 2017 2573 Tonnen ( noch bevor es richtig schlimm wurde) also anteilig am Gesamtfang doch immerhin mehr als ein Drittel der Gesamtmenge!
Für die Geamtmenge damals sehr erklecklich und so können wir uns Angler nicht "rausreden", daß unser Anteil doch so verschwindend gering sei , Viel Hunde sind eben des Hasen Tod!

Deine Aussage "wenn ich mit einer Angel mich selbst und meine Familie mit Fisch versorge, schade ich nicht der Umwelt und gefährde schon gar nicht irgend ein Ökosystem. "ist somit nachweislich FALSCH.
Wie gesagt, viele Hunde sind des Hasen Tod und speziell wenn der Bestand der Hasen sowieso schon geschwächt/"angeschlagen" ist, dann ist man auch als Angler in der Pflicht

Auch hier erleben wir mal wieder den Versuch ( nicht wahr @nogard) , die Verantwortung für sich selbst abzulehnen und Andere als Schuldigen an zuprangern , damit man selber so weitermachen kann wie bisher--armselig :a045:
Jetzt müssen ALLE anpacken, die Hin und Herschieberei der vermeintlichen Schuld ist jetzt echt kontraproduktiv, da bin ich voll bei @KarstenK :a020:
Sehr gut, danke! Dafür mag ich dieses Forum ja so gerne.

Da ich nicht im Besitz von Fischereischein bin und nie an der Ostsee geangelt habe, ist die hier diskutiere Problematik an mir völlig vorbei gegangen. Erst durch diesen und noch etwas eher durch Gespräche mit bekannten Rostockern bin ich mir deren bewusst geworden. Der oben verlienkte Video-Vortrag wirkte etwas zu melancholisch auf mich und so möge mir einer verzeihen dass ich hin und wieder vorgespult habe.

Mit dem Hobby Angeln habe ich schon länger geliebäugelt. Allerdings ist es mir erst 2016 zum 1. Mal gelungen eine Angel in der Hand zu halten und meinen 1. Fisch, einen untermaßigen Leng, am Sognefjord zu fangen. Seit dem war ich insgesamt noch 3 Mal in Norwegen, wobei nur der letzte Ausflug auf Senja als anglerischer Erfolg zu bezeichnen wäre. Alles Andere waren ähnlich dem ersten allesamt Familienausflüge mit ein bisschen Fisch für den Grillabend.

Man sieht also dass mich das Thema Einfluss der Hobby-Fischerei auf die Ökosysteme zwar allmählich zu interessieren beginnt, jedoch bisher nicht tangiert hat.

Un noch: C&R ist für mich keine Lösung. Für Trophähen gehe ich woanders hin. Entweder fange ich den Fisch und verwerte ihn soweit es geht oder ich lasse es ganz. Das ist der Grund warum ich z. B. nie scharf auf Heilbutt war.

Grüße
Michi
 
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Moin Moin Nafler,

ich habe den Film nun auch gesehen, gruselig.

Ich hatte in in den 80-90ern im Frühjahr gerne mit Käpt'n Toni vonne Christa Dickdorsch Touren vor Langeland gemacht.
Laichdorsche klatschen, heute schäme ich mich.

Laich-Heringe hatte ich damals eimerweise von der Trave mit nach Hause geschleppt, ich schäme mich.

Der Lachs ist auch platt...... für mich ist die Ostsee nur noch zum Baden da.

Ich wohne 7 Kilometer von der Ostsee weg.

Langleinenfischerei, Robben, Kormorane, Angler Umwelteinflüsse haben für den jetzigen Zustand der Ostsee gesorgt.
Das ist zumindest meine persönliche Meinung als Anwohner!
 
Moin Moin Nafler,

ich habe den Film nun auch gesehen, gruselig.

Ich hatte in in den 80-90ern im Frühjahr gerne mit Käpt'n Toni vonne Christa Dickdorsch Touren vor Langeland gemacht.
Laichdorsche klatschen, heute schäme ich mich.

Laich-Heringe hatte ich damals eimerweise von der Trave mit nach Hause geschleppt, ich schäme mich.

Der Lachs ist auch platt...... für mich ist die Ostsee nur noch zum Baden da.

Ich wohne 7 Kilometer von der Ostsee weg.

Langleinenfischerei, Robben, Kormorane, Angler Umwelteinflüsse haben für den jetzigen Zustand der Ostsee gesorgt.
Das ist zumindest meine persönliche Meinung als Anwohner!
Platte geht doch noch ganz gut, wenn du es vom Belly machst, kannst baden mit angeln verbinden 😁
 
War gerade eine Woche in Warnemünde,
der Fischmarkt am Alten Strom ist nicht meer wieder zu erkennen ...
Die Fischer werden immer weniger, Hering grün gab es nur am Sonnabend, Dorsch, bis auf zwei Fische nicht.
Ich habe meinen Wintervorrat an Steinbutt, Seezunge, Scholle und Flunder beim Fischer gebunkert.
Ob ich jetzt noch ein "lieber" bin, oder nicht ist mir egal, die Plattfische waren alle schon tot.
Achso, die bösen Angelkutter fahren nicht meer ...
 
Na ja und dann hat sich die Oder-Katastrophe noch in die Ostsee entleert, was sicher auch nicht so förderlich war. Ich für meinen Teil bin nicht so erpicht auf Fische, die mit dieser Geschichte in Verbindung standen oder stehen. Wenn Fische ausschließlich als direkte menschliche Nahrungsquelle gefangen würden, hätten wir diese Verknappungs-Probleme wahrscheinlich nicht.

Wenn man realistisch ist, ist die Ostsee kein Einzelfall, in Norwegen wird auch rumgejammert, dass es früher viel besser war.

Was den Alten Strom anbetrifft, fällt mir auf, dass die Möwen sich immer gieriger auf Fischbrötchen stürzen, vllt auch ein Ausdruck der Nahrungsknappheit.:wink:
 
@ climber - Vielleicht fressen die Möwen auch in Warnemünde Pommes, das sind vermutlich die vegetarischen Mutanten :wink: dieser Spezies. Erfahrungsgemäß können die so ziemlich alles ab.
 
Ich frage mich bei den Angaben zu den Fangmengen der Angler von 2017, wo die herstammen könnten. Ich bin seit 1977 an der Ostsee in MV angeln (seit der Wende auch mit eigenem Boot, keine Kutterfahrten), aber ich habe noch nie erlebt, dass irgendwann Fänge erfasst wurden. Das der Anglerverband schon vor Jahren durchaus konstruktive Vorschläge zur Erhöhung des Mindestmaßes beim Dorsch gemacht hat und auch fürs Fanglimit geworben hat, ist leider am Widerstand der Fischereiindustrie gescheitert. Es wurden also schon von der privaten Seite Versuche unternommen, die katastrophale Situation zu verbessern. Das die kleinen Küstenfischer auch gewaltig unter der Situation zu leiden haben, kann ich aus Sicht meines Schwagers bestätigen. Immer geringere Quoten und somit Erträge, aber die Kosten für Boot (TÜV usw. ), Lizenzen, Fanggeräte sowie diverse staatliche Geldeintreiber bleiben hoch oder steigen noch.
Für mich persönlich ist der Aufwand, mein Boot für 1 oder 3 (vor 3 Jahren) eventuell zu fangende Dorsche, über die Düne zu ziehen, nicht mehr lohnend. Das scheint auch vielen anderen so zu gehen, denn selbst bei bestem Wetter ist kaum mal ein Boot draußen.
 
Bin ich absolut bei dir.
Unsere Boot liegt von April bis September in Kiel an der Ostsee und es ist ein trauriges Bild.
Ich habe nicht verstanden, warum man nicht schon viel zeitiger die Fangmengen begrenzt hat und dem Ganzen Einhalt geboten hat.
Wir haben unser Boot immer noch und hoffen auch auf die Zukunft.
 
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