Hallo liebe NAF-Mitglieder!
Unsere Reise ist zu Ende. Ich wollte allen noch einmal für die netten Kommentare und Tipps danken.
Hier noch ein kleiner kurzer Bericht über unseren Urlaub:
Unsere Tour begann am 04.09. in der nähe von Hanau bei Frankfurt. Wir sind mit unserem selbst ausgebauten Camper (Citroen Jumper L4H2) gefahren. Am 06.09. startete unsere Fähre von Hirtshals nach Kristiansand. Wir machten vor der dänischen Grenze eine Pause, sodass unser kleiner Junior (mittlerweile 7 Wochen alt) nochmal ordentlich im Bett schlafen kann. Am 05.09. kamen wir Abends in Hirtshals an und übernachteten auf einem Stellplatz. Die Aufregung war riesig, die Vorfreude noch größer.
Angekommen in Kristiansand wollte ich unbedingt mit dem angeln beginnen. Das Motto: Alles was vom Ufer aus geht.
Ich habe mir gedacht, dass alles voll mit Fisch sein muss. Egal welcher Fjord, egal welche Stelle, man wird immer genug Fisch fangen können. Also versuchten wir unser Glück circa 30 Minuten westlich von Kristiansand. Aber ich merkte schnell, dass es sich schwierig gestaltet, einen schönen Uferplatz zu finden, bei dem ich press mit dem Camper ans Wasser fahren kann. Hinzu kam die Angst, sich "unerlaubt auf Privatgrundstücken" zu bewegen. Grund für das press ans Wasser fahren war, dass ich immer die Möglichkeit haben wollte, meinen Sohn ins Auto zu packen und dort ggf. in seine Federwiege zu legen. Oder einfach einen riesen Windschutz immer bei mir zu haben. Außerdem konnte sich die Frau schnell mit ihm zurück ziehen und den kleinen im ruhigen stillen. Natürlich wollte die Frau auch angeln und musste somit auf nichts verzichten.
An diesem Tag habe ich leider nichts gefangen. Schnell kam Panik auf, dass wir Norwegen ohne Fisch verlassen werden. Was ja natürlich nach den ersten 1-2 Stunden völliger Quatsch ist so zu denken :)
Unser nächstes Ziel war Stavanger. Hier machte ich aufgrund unseres Stellplatzes und dem Wetter nur wenige Würfe. Eigentlich kann man sagen, dass ich dort fast gar nicht angelte. Auf dem Weg nach Bergen hielten wir für einen halben Tag + Nacht bei Valevag. Ein wunderschöner ruhiger Stellplatz direkt am Wasser. Ein Traum!
Ich versuchte direkt mit einem Gummiköder und Blinkern / kleinen Pilkern mein Glück. Ich konnte leider nichts fangen. Ich hatte einen wundervollen Biss und einen Pollack als Nachläufer. Der Frust wurde kleiner und die Hoffnung war wieder da!
Ich muss dazu sagen, dass ich absoluter Neuling am Salzwasser bin. Ich habe eigentlich schon immer Forellenangeln geliebt. Egal ob am Fluss, Bach oder Forellensee. Natürlich war ich auch auf andere Fische wie Hecht, Barsch und Zander aus. Aber tatsächlich nie wirklich erfolgreich. Ich habe mich beim Forellenangeln einfach zu wohl gefühlt.
Aber eins kann ich sagen. Die Forellen können einpacken. Das Meer hat es mir zu sehr angetan... oh sorry, zurück zum Thema...
Am nächsten morgen bin ich früh raus, ich glaube 05:30. Meine Frau und der kleine haben noch geschlafen. Ich wollte mir meinen ersten Fisch endlich verdienen. Ich ging los mit den selben Ködern und machte Würfe ohne Ende. Ich sah am Abend zuvor am anderen Ende des Fjordes riesen große Schwärme an klein Fischen und hoffte, dass es raubende Makrelen waren. Also war die Motivation riesig. Da ich aber leider nichts fangen konnte, versuchte ich Naturköder. Da an diesem Sonntag alles in der Nähe zu hatte und die beiden im Camper noch geschlafen hatten, schnappte ich mir eine Muschel. Ich wurde mit meinem ersten Lippfisch belohnt. Ein wunderschönes Exemplar im schönen Flachwasser schnappte sich ein Stück Muschelfleisch auf einem Jigkopf. Währenddessen lag eine weitere Rute auf Grund. Ebenfalls mit einem Stück Muschelfleisch. Leider keinen Biss.
Nachdem meine Frau mit dem Kleinen wach war, machte sie ebenfalls nochmal ein paar Würfe. Erfolglos. Aber das war an so einer schönen Aussicht mit einem so schönen Morgen egal.
Die Fahrt ging weiter Richtung Bergen. Währenddessen konnte ich ein "Guiding" buchen. Ich dachte mir, dass ich noch Unterstützung in Sachen Köderführung und Spotwahl nötig hatte. Ich hatte recht. Ich lernte einiges dazu und wendete gleich vieles davon an. Belohnt wurde ich in der nähe von Førde. Ich fing vom Ufer einen knappen 70 cm Seelachs. Der Drill war der Hammer. Genau in diesem Moment habe ich mich in diese Angelei verliebt. Ich warf meinen kleinen 50 Gamm Pilker aus und merkte beim Absinken, dass mir die Schnur förmlich aus den Fingern gerissen wurde und wusste, dieser Köder "fällt" zu schnell. Schnur festgehalten und angeschlagen. Und auf einmal ging die Bremse. Das Adrenalin, die Aufregung und die Freude. Einfach toll. Als ich den Fisch noch landen konnte, war es einfach perfekt. Vielen Dank für das Guiding vom "Raubfischer" auf Youtube.
An diesem Tag konnte ich noch 5 Makrelen fangen. Meine Frau ebenfalls eine wunderschöne Makrele. Ein absolut traumhafter Tag.
Am Abend ging die Reise weiter, denn wir wollten zur Atlanitkstraße. Während der Fahrt machten wir immer wieder Stopps an schönen Spots und versuchten auch immer wieder an geeigneten Stellen zu angeln. Ich weiß leider nicht mehr genau wo aber wir hatten eine schöne Mole an einem Hafen gefunden. Ich konnte eine wunderschöne Meerforelle sehen aber sie hatte sich leider nicht für einen Köder interessiert. Unser Sohn war bei traumhaften Wetter direkt bei uns an der Mole und schlief schön. Meine Frau angelte mit einem 25 Gramm Jigkopf und einem von ihr ausgesuchten Lieblingsköder in 10 cm. Nach etwa 20 Minuten hörte ich die nur nach mir rufen. Ich sah nur eine krumme Rute und hörte eine kreischende Rolle. Leider viel zu kurz denn nach etwa 6 Sekunden war die Rute wieder Kerzen gerade. Ihr Blick leider sehr enttäuscht, denn die Schnur war gerissen. Ich vermute, dass ein scharfer Stein die Schnur kappte. Trotz vorgeschaltetem Fluo. Sie war sehr traurig. Nicht nur, dass sie den Fisch verlor, sondern auch, dass der Fisch sehr wahrscheinlich noch den Köder im Maul hingen hatte. Ich überprüfte gleich die Bremseinstellung. Aber sie war gut eingestellt. Sehr weit zu. Es muss also ein größerer Fisch gewesen sein. Sie hatte den Tag noch damit zu kämpfen. Traurig, dass sie den Fisch ihres Lebens verlor und dieser auch noch so gehandicapt ist.
Ich konnte leider keinen Fisch aktiv fangen. Auf eine Rute mit einem Stück Reker biss aber ein großer Lippfisch. Dieser schluckte den Köder so tief, dass ich ihn entnommen habe.
Nächstes Ziel: Atlanikstraße. Einfach nur WOW! Eindrücke die man auf sich einwirken lassen muss und auch verarbeiten muss. Unbeschreiblich schön. An diesem Abend wurde nur kurz geangelt. Das Highlight war ein wunderschönes Dinner zu zweit bei Sonnenuntergang direkt am Wasser. Es gab Seelachs, Bratkartoffeln und einen schönen Salat. Ein perfekter Abend. Unser Junior schlief währenddessen im Camper. Alles mit Babyphone überwacht.
Am nächsten Tag ging die Reise nach Kristiansund. Dort verbrachten wir den Tag in der Stadt und schauten uns ein wenig um. Während ich die Nähe des Wassers suchte und nur einen Fokus hatte (Fischaktivität) versuchte ich mich für diesen Tag zusammen zu reißen und die Stadt zu genießen :).
Wir kauften noch schön ein und liefen zurück zum Auto. Auf dem Weg gab es noch eine Pizza. Am Auto angekommen, stellte ich fest, dass neben uns ein anderer Camper stand. Das Kennzeichen war vom selben Kreis. Der WoMo Händler (Kennzeichenhalter) aus dem selben Ort. Was ein Zufall. Da ist man so weit weg von Zuhause und plötzlich steht da ein Auto mit dem selben Kennzeichen. Verrückt!
Die Reise ging weiter Richtung Trondheim. Kurz vor Trondheim fanden wir einen Spot mit Parkplatz und betoniertem Plateau. Es waren noch andere Angler dort. Alle angelten mit Naturködern am Grund. Wir versuchten mit Gummiködern unser Glück. Nach circa einer halben Stunde wechselte ich auf einen kleinen Pilker und versuchte mein Glück weiter draußen. Erster Wurf, erster Fisch. Ein Dorsch. Zweiter Wurf, zweiter Dorsch. Im Drill merkte ich ein gewaltiges Rucken in der Rute. Aber nur sehr kurz. Als der Fisch an Land war konnte ich es kaum glauben. Dem Dorsch fehlte ein Stück aus der Seite. Ganz frisch, blutete die Wunde noch. Diesen Fisch hatte ich entnommen und einem kleinen Jungen geschenkt, welcher mich auf englisch gefragt hatte ob ich Profiangler sei. Was eine Ehre für einen so blutigen Anfänger. :)
Nach diesem zweiten Fisch, sah ich dass alle ihre Ruten umbauten und ihre Pilker in die Ferne schmissen. Leider ging danach nichts mehr. Wir beendeten die Session und fuhren weiter.
Auf unserer Wunschliste stand noch Elche sehen und Polarlichter. Eine Internetrecherche ergab, dass in der Nähe von Trondheim (östlich) die Elch Dichte hoch sein soll. Also machten wir uns auf den Weg. Zum Übernachten suchten wir uns einen Stellplatz in der Nähe eines Hafens. Meine Frau wollte endlich auch einen größeren Fisch als die Makrele fangen. Ihr war egal was, Hauptsache keine Makrele, das sie diese letztes Jahr schon in Dänemark bei einer Makrelen Tour mit dem Kutter gefangen hatte.
Am nächsten Tag versuchten wir unser Glück an einem Hafen im Breitstadtfjord. Leider nichts. Wir machten eine Pause und warteten bis zur nächsten "Beißzeit". Wir angelten und angelten. Der Wind war stark und direkt auf uns gerichtet. Ich sagte ihr, komm lass uns weiter. Es gibt in der Nähe einen Hafen der sieht geschützter aus und wir hätten den Wind im Rücken. Ihre Aussage: " Okay aber nur noch einen Wurf."
Das war er. Der besagte letzte Wurf. Auf ihren Gummiköder, welchen sie seit dem verloren Fisch nicht mehr wechseln wollte, biss ein wunderschöner Pollack. Circa 50-55 cm. Sie war einfach happy! Nicht hätte diesen Abend noch schöner machen können. Dachten wir zumindest.
Wir fuhren weiter. Und dann hörte ich plötzlich ein: "Du musst sofort umdrehen!". Ich suchte die nächste Seitenstraße und wendete. Gar nicht so leicht mit 6,40m!
Aber es hat sich gelohnt. Ein Elchbulle. Wow! Wunderschönes Tier. Wir blieben in der Seitenstraße stehen und beobachteten das circa 100-150 Meter entfernte Tier. Einfach majestätisch. Nach etwa 2 Minuten lief es langsam in den Wald und wir fuhren weiter. Nach 5 Minuten schaute ich nach links aus dem Fenster. 3 Kühe dachte ich mir. Aber wieso sollten einfach aus dem nichts drei Kühe am Waldrand stehen? Erneut gedreht und es waren keine Kühe. Wieder Elche. Zwei kleine und wahrscheinlich ihre Mutter. Circa 50 Meter neben dem Feldweg. Wir könnten unser Glück nicht fassen. 5 Minuten lang konnten wir diese wunderschönen Tiere aus dem Auto heraus beobachten. Danach ging die Fahrt weiter. Wir wollten nicht aussteigen und diese Tiere stören. Oder uns selbst in Gefahr bringen. Das war uns am wichtigsten. Nach etwa erneuten 5 Minuten Fahrt konnten wir erneut 6 Elche sehen. Einen Elchbullen, eine Elchkuh mit ganzen 4 Kälbern. Wow, wow, wow! Was ein bezaubernder Tag. Meine Frau fängt ihren lang ersehnten und hart erarbeiteten Fisch und wir sehen ganze 10 Elche an einem Tag!
Nächstes Ziel: Weiter Fische fangen!
Wir waren am Hafen bei Steinkjer. Und so langsam habe ich die ganze Spotwahl etc. an den Nagel gehängt. Ich habe mich Abends und Nachts verrückt gemacht, Gewässerkarten / Tiefenkarten angeschaut und versucht im Internet Spots zu finden, Erfahrungsberichte zu Fjorden durchgelesen usw. Es war ein wenig wie als würde ich mich unter Druck setzen und zu versuchen den perfekten Spot zu finden. Dabei wollten wir doch eigentlich Spaß haben, die Natur genießen und einfach angeln. Ich habe mir also nur kurz angeschaut, dass der nächste Spot einfach "tief" genug ist. Nächste Frage, was ist tief genug?. Ach egal einfach angeln. Also gehen wir auf die Mole. Erster Wurf mit dem Gummi, boom. Pollack 66cm. Zweiter Wurf, Fehlbiss. Erster Wurf der Frau, 67,5 cm Pollack.
5 Minuten später fing meine Frau einen kleineren Pollack circa 50 cm. Ihr Grinsen, unbezahlbar. Ihre Worte: 2-1 ;).
Meine Antwort: Ach ja schau mal zu da hinten hole ich mir jetzt noch einen. Ausgeworfen und tok! Drill, drill, drill. ca. 75cm Pollack. :-)
Das Abendessen für die nächsten 3 Abende war gesichert. die 60er Pollacks haben wir mitgenommen. Den Rest im Wasser abgehakt und schwimmen gelassen. Danach haben wir auch schon aufgehört. Insgesamt waren wir nur circa 45 Minuten am Wasser.
Das war unsere Sternstunde.
Im Anschluss ging es nach Oslo und danach wieder nach Kristiansand. Kurz davor habe ich nochmal das Thema Platte versucht. Leider ohne Erfolg. Ich habe keine sandigen Stellen gefunden. Von einem Hafen aus probiert. 3 Stunden, 3 Ruten auf Grund. Leider keinen einzigen Biss. Köder waren Reker und Pollack Filet. Schade!
Bei Kristiansand wollte ich noch einmal Makrelen Jagen. Ich hatte mal gelesen, dass Makrelen in der Dämmerung und auch in der Nacht Ufernah stehen sollen. Ich probierte also Nachts (23 Uhr) angekommen in Kristiansand mein Glück und wollte nur kurz 10 Minuten angeln. Blinker in 28 Gramm und raus damit. Ich hatte 2 Bisse, keiner hängen geblieben. Dritter Wurf, Fisch hängt. Ich dachte es wäre eine Makrele. Aber der Drill fühlte sich nicht so an. Dann sah ich sie. Eine Meerforelle. Ich traute meinen Augen kaum. Ein wunderschöner Fisch. Was ein Glück ich hatte. Überglücklich beendete ich diesen Tag. Wir fuhren zum nächsten Stellplatz an einem Hafen. Am nächsten Tag versuchten wir es von einem Steg aus auf Makrelen. Fehlanzeige. Der Steg war gut besucht. Circa 10 norwegische Angler. Die Methode: Naturköder direkt am Steg senkrecht auf Grund abgelegt. Leider fast alle ohne erfolgt. Die fingen Grundeln und Mini Pollacks in maximal 10 cm. Meine "Nachbarin" fing mit einem Stück Filet auf Grund eine Makrele. Ich glaubte es kaum. Das Wasser war circa 25 Meter tief und dann fängt sie auf Grund eine Makrele. Cool :)
Es gab leider keinen Fisch mehr. Aber das war egal. Der Urlaub war wunderschön. Besser gesagt das Abenteuer war wunderschön und wir wissen. Es wird nicht das letzte mal gewesen sein.
Wir fuhren mit der Fähre zurück und innerhalb von 9,5 Stunden waren wir wieder Zuhause.
Nach 4500 km und 70 Stunden Fahrtzeit weiß ich: Es ist nicht überall alles voll mit Fisch und nicht jeder Tag ist Fangtag. Aber Angeln soll man genießen und man kann fast überall was fangen. Man muss nur weiter probieren und einfach Spaß daran haben. Den Moment leben und sich nicht verrückt machen. Klappt es heute nicht an dieser Stelle, probiere ich es heute woanders und morgen nochmal hier.
Ich habe viel dazu gelernt und freue mich aufs nächstes Mal! Nur möchte ich das nächste mal weniger Zeit auf der Straße verbringen :) Also die Fähre weiter nördlich oder über die Ostküste in den Norden. Die Westküste war wunderschön und ich würde es jedem Raten es einmal erlebt zu haben. Aber ein zweites Mal ist die Fahrt einfach zu lange :)
Vielen Dank für alles Norwegen und NAF.
Bis bald (und dann bitte mit Polarlichtern) :)