norge mit spassbremsen V

die Steinis

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hallo allerseits,

bevor ich mit der geschichte fortfahre, möchte ich kurz auf ein, zwei dinge eingehen.
an dem ganzen hergang trägt der sohn von frl. grottenmeier natürlich die geringste schuld. im gegenteil, er ist da eher ein leidtragender. man bedenke - norwegen...! welche abenteuer tun sich da für einen jungen seines alters auf! aber statt dessen musste er immer hübsch in reichweite von mamas rockzipfel bleiben, nichts mit entdeckungstouren, zum angeln durfte er auch nicht mit und schon gar nicht mit im boot hinaus, worüber er bitterlich weinte.
mama kleidete ihn an, putzte ihm die nase, nahm ihn mit zum gemeinsamen duschen etc. wir haben auch versucht ihr diese übereifrige fürsorge und deren folgen mal bewusst zu machen, aber ohne rechten erfolg (ich fragte einmal, was er denn machen sollte wenn sie plötzlich mal nicht mehr führ ihn da sein konnte; selbständigkeit gleich null).
wenn ich hier also meistens "die drei" schreibe, dann weil diese bezeichnung in meiner erinnerung ihren platz gefunden hat, ebenso wie wir anderen eben "wir vier" waren.

zu meiner "geduld" muss ich sagen, dass ich bis zu meiner kleinen "ansprache" an oma fieselschweif am trondheimfjord wirklich versucht habe es den beiden damen recht zu machen wo nur möglich. man bedenke, es handelte sich hier um die beste freundin meiner freundin. meistens geht der schuss nach hinten los wenn man sich mit einer person in dieser sozialen stellung anlegt.
alles wurde immer angesprochen - wie es denn weiter gehen sollte, gefragt, ob es ihnen so recht ist etc. es gab dann weder fragen noch eigene vorschläge seitens der spassbremsen, aber das ergebnis unseres tuns und handelns wurde jedesmal, wenn es ihnen nicht passte, mit destruktiver kritik belohnt - also eigentlich immer.
seit erwähnter ansprache bin ich aber wenigstens nicht mer oder zumindest kaum noch zugenölt worden. das wurde jetzt bei ulrike bzw. bei klaus und jessica erledigt.
mir waren zumindest die beiden damen seit trondheim ungefähr so wichtig wie das wetter am südpol, und das herrliche land mit seiner fülle an eindrücken half mir auch in nicht geringem masse den beiden soviel bedeutung beizumessen wie ein zoobesucher den affen im käfig. womit ich natürlich keinen affen beleidigen möchte!
sicher wäre es aber anders gelaufen, wenn ihre bemühungen, mich bei ulrike zu misskreditieren, von mehr erfolg gekrönt gewesen wären, doch erfreulicherweise rückten wir beide nur noch mehr zusammen.
anderenfalls hätten die beiden damen vieleicht doch noch eine sinnvolle verwertung als mageninhalt eines wolfsrudels angetreten. aber auch wölfe haben ihren stolz, und so ist dies doch zumindest zweifelhaft. :D

ich werde versuchen am ende meiner geschichte noch ein paar bilder einzustellen, wobei ich mir noch nicht im klaren bin ob ich die gesichter der drei unkenntlich mache oder nicht. einerseits möchte ich sie nicht blosstellen (daher auch die geänderten namen). andererseits- ist es nicht meine pflicht, jeden braven erdenbürger vor dieser plage zu warnen....?


nun denn...
am abend nach unserem bergen- besuch setzte nieselregen ein, der auch am folgenden tag nicht aufhörte. uns blieben noch vier tage bis zu unserer fährpassage von göteborg nach frederikshaven (wie ihr seht ist in oslo noch lange nicht schluss ;) ) und wir beschlossen beim abendbrot, uns am nächsten tag schon mal in diese richtung zu orientieren. zumal niemand genau wusste was der weg bis oslo mit sich bringt (von oslo aus hatte ich zumindest noch die vage erinnerung an unkomplizierte strassenverhältnisse). nicht zuletzt hatten wir noch recht deutlich unsere zweieinhalb tage vom trondheimfjord bis bergen vor augen.
allgemeines wecken war auf acht uhr angesetzt. es wurde sich aber darauf geeinigt zum abbau der zelte unbedingt eine regenpause abzuwarten. werden diese nämlich nass ab- und wieder aufgebaut,so kann man in neun von zehn fällen damit rechnen nach einer regennacht in einer badewanne aufzuwachen.
des morgens weckte uns frl. grottenmeier. ulrikes laune war nicht die beste. wir schälten uns aus dem iglu und gingen zum wohnzelt. dort erwartete uns ein halbwegs drolliger anblick. die spassbremsen hatten ihren gesamten krempel bereits eingesackt und sassen auf ihren koffern wie in der abflughalle eines flughafens.
dummerweise war auch das ganze equipment für ein frühstück schon eingetütet. das ging so nun gar nicht! also erst mal wieder heraus damit und kaffee gekocht. obendrein regnete es noch immer .
wärend des kaffeetrinkens viel ulrikes blick auf die uhr. es war viertel vor sieben!!!
"oh, da habe ich mich wohl verguckt..." kam ein halbherziger kommentar von frl. grottenmeier.
echt die höhe! den ganzen urlaub haben die uns ausgebremst und nun konnte es ihnen nicht schnell genug gehen....!
8o
nun war es mit ulrikes beherrschung vorbei. sie begann hemmungslos zu schluchzen. ich warf den beiden altvögeln noch einen scharfen blick zu, nahm ulrike bei der hand und wir verschwanden wieder in unserem zelt.

gegen mittag setzte der regen aus. wir gingen zum wohnzelt zurück; die drei sassen immer noch in der abflughalle. klaus und jessica waren mittlerweile auch aufgestanden.
die leichte briese trocknete unsere zelte recht schnell. es wurde abgebaut und alles im anhänger verstaut. wir zahlten die rechnung fürs campen, bedankten uns herzlich und drückten dem netten mann zum abschied noch eine flasche cognac in die hand. als wir um halb drei vom platz rollten setzte der regen wieder ein.
den ganzen weg bis nach oslo hörte es nicht auf zu regnen. pausen machten wir nur um uns kurz bewegung zu verschaffen und den norwegischen toilettenhäuschen einen besuch abzustatten. ich erklärte nochmals, dass es klüger wäre bis oslo durchzufahren. dort kannte ich ja den deutschen aussiedler. wenn der regen nicht aufhören würde, könnten wir da für die letzten tage unsere zelte aufschlagen und von dort in einem rutsch bis göteborg fahren, um keine experimente betreff der wasserdichtigkeit unserer mobilen behausungen wagen zu müssen. das leuchtete allen ein, und niemand hatte eine bessere idee.
nur tanken lag langsam mal an. es war schon später abend; jede tankstelle am wegesrand hatte geschlossen, bis auf den tankomat für plastikgeld. so etwas führten wir natürlich nicht im sortiment.
bei der dritten tanke trafen wir auf eine gruppe aus acht, neun rockers in dickem leder und mit schweren bikes. ich hatte eine idee.
ich schnappte mir eine buddel mit gutem pott, schlenderte zu ihnen hinüber, grüsste und fragte:"wanna buy some rum?"
ein mann in kleiderschrankbreite, der mich noch um einen halben kopf überragte (und ich bin mit 198 cm standhöhe eigentlich nicht klein), kam auf mich zu und fragte mit einer tiefen, angenehm klingenden stimme:
"how much ?"
ich: "what about 160 crowns?"
er: "let's have a look...."
ich gab ihm die flasche, er las 54 schrauben, griff in die tasche mit dem wort: "okay!"
welch knapper und doch alles sagender dialog!
ich erklärte ihm aber noch dass für uns nicht bares wirklich wares ist, sondern plastik. er liess uns tanken und wir fuhren weiter.

in den frühen morgenstunden erreichten wir oslo.
mein deutscher bekannter am oslofjord wohnte am östlichen ufer des selbigen, etwa eine dreiviertel autostunde vom stadtgebiet richtung göteborg. wir mussten also noch eine weile um oslo herumfahren.
plötzlich maulte mich frl. grottenmeier an: "sag mal, andreas! hast du ne ahnung wie spät es ist! weisst du wie lange wir unterwegs sind! hast du mal daran gedacht dass der kleene mal schlafen muss!? und erst meine mutter! das ist echt rücksichtslos! "
ich antwortete nicht, nahm die nächste abfahrt von der e6 (auf der wir mittlerweile schon fuhren), bog in den nächsten kleineren weg ein und hielt an einer wiese.
"da bitte ", sagte ich mit kalter stimme, "bau' euer zelt auf!"
"bei dem regen hat das wohl keinen sinn!", maulte sie. ich drehte mich ganz langsam zu ihr um....
....und sprach mit ganz leiser, aber zornerfüllter stimme: " war es irgendwo bis jetzt trockener? hat es irgendwann seit bergen mal nicht geregnet? nein? dann schalt das nächste mal dein hirn ein bevor du deine kauleiste aufreisst!"
ihr mund klappte bis dahin, wo bei einer anderen frau der busen gewesen wäre...sie sah mir ins gesicht, sagte nichts und starrte aus ihrem fenster. das war, glaube ich, ihre klügste entscheidung dieses jahr!
ich startete den motor und wir fuhren weiter.
ich möchte noch erwähnen, und zwar nicht ohne einen anflug von stolz, dass ich den weiteren weg zu christof (so heisst der besagte ex- deutsche) ohne schwierigkeiten wiedergefunden habe, und dass nach sechs jahren und nur einem vorherigen besuch! :baby:

dort angekommen, warteten wir im auto sitzend, bis sich endlich leben im haus regte; da ging ich hin und wir wurden fröhlich empfangen. unsere schlafzelte durften wir im garten aufgestellen. für das wohnzelt war nicht genug platz. so zwischen neun und zehn konnten wir uns endlich lang machen.

am frühen nachmittag trieb uns der hunger aus dem zelt. wir gingen zum auto, wo klaus und jessica auf der rücksitzbank sassen und kekse futterten.
die kühlbox mit dem essen ist nicht da, sagten sie. uns schwante schlimmes. ulrike ging zum zelt der spassbremsen und fand die kühlbox im vorzelt.
der inhalt hätte eigentlich für uns alle und ein frühstück lang reichen müssen.
aber die drei hatten voll zugeschlagen...
ein kleiner zipfel wurst statt dem geschätzten dreiviertel pfund, eine scheibe käse von anderthalb paketen, ein knust brot....das war's.
wärend wir so im auto sassen und fassungslos in die leere kühlbox starrten regte sich etwas am zelt der drei allesfresser, und mit ihren üblichen langen gesichtern krabbelten sie ins freie. der anblick gab uns den rest. ich drehte den zündschlüssel und wir fuhren davon ohne sie eines weiteren blickes zu würdigen.
im nächsten dorf haben wir uns dann alles für ein zünftiges frühstück besorgt. aus der für tanken und einkaufen bestimmten gemeinschaftskasse, versteht sich. das wahr wohl auch unser recht!
mittlerweile hatte der regen aufgehört und es kam die sonne zum vorschein. wir frühstückten an einem schönen rastplatz mit blick auf den fjord, danach versuchten wir unser glück mit der angel. erst am abend kehrten wir zu unseren grazien zurück; teils aus sorge um unsere ausrüstung (wir hatten natürlich den anhänger nicht mitgeschleppt), teils aus sorge um unsere netten gastgeber. :D

am nächsten morgen ging es weiter richtung göteborg. ich versprach christof noch ihm ein rezept für bratwurst zu schicken, wir verabschiedeten uns und fuhren der fähre entgegen.

warum wir fast noch ein paar tage in schweden festgesessen hätten und wie die ganze geschichte ihr ende fand berichte ich im mutmasslich letzten teil.
bis dahin verbleibe ich mit

best wishes :]

angeldreas
 
...schade das der nun bald der letzte Teil kommen wird. Eigentlich könnte ich mich an diese Geschichten gewöhnen ;)
 
Echt genial die Story... Ich freu mich auf den nächsten (und hoffentlich nicht letzten) Teil :D
 
FÜR DIESEN MANN DIE TAPFERKEITSMEDAILLE, UND ZWAR SOFORT!!!!
Servus, Bayerwaldfischer
 
Die Bayern sind bekannt für ihre sprichwörtliche Bierruhe. Aber Angeldreas stellt uns scheinbar alle in den Schatten!
Teeren, Federn, Vierteilen, Skalpieren und dann Aussetzen - sehr wahrscheinlich, dass ich das gesamte Programm schon am dritten Tag durchgezogen hätte....
 
Donnerwetter! 8o
Das du diese Sitzpinkler nicht kielgeholt hast ist echt anerkennenswert!
:>>
 
Mein Beileid zum Urlaub!
Aber klasse Reaktionen, hast dich wacker geschlagen.:baby:
 
Moin:]
Eine geniale Story hast du hier auf die Festplatte getackert. Lustig geschrieben, obwohl der Anlass häufig weniger lustig war. Ich weiß nicht, ob ich das Drachenrudel so lange ertragen hätte. Am allerbesten gefallen mir die Stellen, wo du den Pötergesichtern den Marsch geigst:baby: .
Ich weiß schon warum ich nur mit Leuten in den Urlaub fahre, bei denen ich 100%ig weiß woran ich bin.





...ich pisse übrigens auch im sitzen.:]
 
echt schöne Story :baby: los schnell den 6 teil bitte :rolleyes:
 
andererseits- ist es nicht meine pflicht, jeden braven erdenbürger vor dieser plage zu warnen....?

JAAAAAA ZEIG UNS DIE MEUTE!!!!

Also echt, bin absolut begeistert!!
Schade das die Storry zu ende geht.
Willst Du die Reise nicht uns zu liebe in der selben Besetzung wiederholen???
:D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D

Unser Spassfaktor jedenfalls ist enorm!
 
Bei jedem Beitrag von dir bewundere ich deine Ruhe,... bei mir wären die schon am Trondheimsfjord entweder zu Fischfutter oder zu Bahnfahrern geworden,..
 
Schriftstellerpreis 2006 für "angeldreas"....wer ist dafür?
Ich hätt sie erschlagen, mit Bleigewichten behängt (wie nen geschmückten Weihnachtsbaum) und auf den Grund zu den Eishaien geschickt......
Da hätten die wenigstens was zum spielen gehabt. :-)
:--
 
HeJueMeHH schrieb:
Bei jedem Beitrag von dir bewundere ich deine Ruhe,... bei mir wären die schon am Trondheimsfjord entweder zu Fischfutter oder zu Bahnfahrern geworden,..

und zwar ohne Rücksicht auf Verluste,jawohl!!!

Aber dein Schreibstill ist einfach genial:--
 
Der arme Junge!

Das meine ich weder ironisch noch zynisch. Es scheint ja, als hätte er gar nichts von dem Urlaub gehabt. Und auch sonst nicht viel Freude im Leben ...

Ich war im Jahre 2001 mit meiner damaligen Freundin und deren zwei Kindern im Alter von 11 und 13 in Norwegen. Was hat den beiden das Angeln und Bootfahren Spaß gemacht! Ich bin selber kaum noch an die Pinne gekommen. Wie schade und traurig wenn einem Kind so etwas zum Greifen Nahe dann nicht erlaubt wird.

Beste Grüße

torsk-king
 
Ein echt geiler Beitrag. Bin ja eigendlich lesefaul, aber wenn du die Story als Buch rausbringst kauf ich das nicht nur, sondern les das auch:baby:
Freuh mich schon auf die Fortsetzung:)
 
danke für den 5.teil deiner wirklich tollen story:baby: :baby: :baby:

dein schreibstil ist wirklich spitze

schade das alles bald zu ende ist:(



kochi:]
 
moin,

komm mach weiter!! ich habe jetzt alle teile des berichtes in rasender reihenfolge verschlungen...
herrlich geschrieben!!
du musst wirklich ein sehr sanftes gemüt haben, dass du das ertragen konntest! aber die norwegische landschaft scheint ja ein sehr gutes pflaster für jede wunde zu sein!

bernd
 
Wieder super Klasse der Teil. Freue mich schon auf den nächsten. Das ist genau das richtige um die Laune zu steigern.
 
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